4
hvowk
Amts- im- Anzeige-DIlitt für Wildbad und Umgebung.
Erscheint Dienstag, Donnerstag u Lamstag.
Der Abonnements-Preis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Allnstrirten Sonntag-Statt für Wildbad vierteljährlich 1 10 ^, monatlich
40 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 30 ^ ; auswärts 1 45 ^. Be
stellungen nehmen alle Postämter entgegen.
Der Jnlertionspreis beträgt für die kleinspaltige Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 8 Pfg., bei auswärtigen .10 Pfg. Dieselben müssen spätestens den Tag zuvor Morgens 3 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. — Anonyme Einsendungen werden nicht berücksichtigt.
Uro. 20.
Samstag, 18. Asbruarr 1893.
29. tatingang. z
Wochen-Rundschau.
Der Fasching ist nun vorüber. Wie überall im deutschen Reiche, sind auch in Württemberg seit einer Reihe von Wochen Bälle, Tanzkränzchen und andere Lustbarkeiten ohne Zahl veranstaltet worden. Es überschleichen einen ganz eigentümliche Gefühle, wenn man diese ebenso zahlreiche» als kostspieligen Vergnügungen mit den ewigen Lamentationen über einen angeblichen Notstand vergleicht. Man sollte meinen, das deutsche Volk habe auch etwas Geld übrig für die Sicherstellung des Vaterlandes, wenn man wahrnimmt, wie keiner der beinahe zahllosen Vereine die Faschingszeit vorübergehen lassen konnte, ohne seinen Mitgliedern eine Festivität zu veranstalten. — Mit dem wie es scheint, recht frühzeitig kommenden Frühling ist aller Orten die Bauthätigkeit energisch wieder ausgenommen worden. Auch die Post- und Telegrafenverwaltung ist eifrig an der Arbeit, neue Telefonlinien zu errichten. So ist eine solche geplant für die Städte Heidenheim, Aalen, Ellwangen und Crailsheim; von letzterer Stadt aus soll später eine Telefon linie nach Ansbach und Nürnberg gebaut werden. Die Stadt Biberach wird an den nach Friedrichshafen führenden Telefondraht angeschlossen, die Stadt Neuenbürg an denjenigen nach Wildbad; ebenso soll die Stadt Kirchheim in nächster Zeit an das württembergische Telefonnetz angeschlossen werden. Die besten und einträglichsten Telefonteilnehmer sind für die Postverwaltung unstreitig die verschiedenen Zeitungen, weil sie einen immer ausgedehnteren und dabei täglich sich wiederholenden Telefondienst für die Uebermittlung neuer telegraphischer und lokaler Nachrichten sich einrichten. Leider verweigert die Postverwaltung chen Zeitungey jegliche Gebührenermäßigung. NächsterTagewirddie Fin anz- kommtssion des württembergischen Abgeordnetenhauses zusammentreten, um über die Referate der einzelnen Berichterstatter Beschluß zu fassen. Ebenso ist der Bericht über den Gesetzentwurf betr. die Steuerbefreiung neubestockter Weinberge bereis fertig. Der erste Artikel des genannten Entwurfs hat dadurch eine wesentliche Verbesserung erfahren, daß je 100 neue Weinstöcke der Fläche eines Ars gleichgehalten werden sollen. Durch diese Verbesserung sind die Weingartner, um eine Steuerbefreiung zu erzielen nicht genötigt, in einzelnen Weinbergsparzellen nicht auch einzelne gesunde Stöcke auszuhauen. — Ueber den Fortgang der Angelegenheit mit dem suspendirten Oberbürgermeister von Heilbronn ver
lautet so viel, daß das Kgl. Medizinalkollegium nach wiederholter Prüfung des geistigen Gesundheitszustandes Hegelmaiers sein erstes Gutachten, wonach Hegelmaier an Querulantenwahnsinn leide, vollständig aufrecht erhalten hat. Bekannlich haben sich, zunächst die Gerichte mit Herrn Hegelmaier zu befassen und die Heilbronner Strafkammer scheint es in dieser Beziehung nicht eilig zu haben. Solange aber das Gericht nicht gesprochen hat, kann weder die Kgl. Staatsregierung, noch der Disziplinarhof für Gemeinde-und Körperschaftsbsamte irgend etwas in der Sache thun. — Die Etatsberatung im deutschen Reichstag zieht sich endlos in die Länge; der Reichstag kommt, wie es scheint, über den Etat des Reichsamts des Innern gar nicht hinaus. Der Reichstags- Präsident Levetzow hat deshalb erklärt, wenn die Etatsberatung so weiter gehe, so könne der Reichshaushalt bis zum 1. April, wo er in Kraft treten sollte, unmöglich fertig gestellt werden. Ebenso langsam arbeitet die Militärkommission des Reichstags. Der Reichskanzler gab in der letzteren am Dienstag die Erklärung ab, die verbündeten Re. gierungen können sich über den Kompromiß- Vorschlag des Abgeordneten Bennigsen erst dann schlüssig machen, wenn der Reichstag einen günstigeren Beschluß gefaßt habe. Infolge dieser Aeußerungen des Reichskanzlers hegt man die Vermutung, daß die Reichsregierung schließlich mit einem Krompromiß doch sich einverstanden erklären werde. Im Reichstag wie im preußischen Landtag werden gegen die preußische Regierung schwere Vorwürfe darüber erhoben, daß sie namentlich beim Abschluß von Handelsverträgen die Interessen der Landwirtschaft völlig preisgebe und auch sonst nicht geneigt sei, der Landwirtschaft irgendwie entgegen zu kommen. Seit 1889 sei eine Revision des Unterstützungswohnsitzgesetzes wiederholt versprochen aber bis heute noch nicht cingebracht worden. Im preußischen Landtag hat die Regierung eine Art Mißtrauensvotum seitens der Vertreter der Landwirtschaft erhalten.
Der österreichische Ministerpräjsident Graf Taaffe scheint immer noch nicht schlüssig darüber geworden zu sein, ob er den Reichsrat auflöse» soll oder nicht. Das ungarische Ministerium scheint nun in der That auf die Einbringung einer Gesetzvorlage betreffend die Einführung der Zivilehe in Ungarn verzichtet zu haben. In der französischen Deputiertenkammer spitzt sich alles zu einer neuen Ministerkrisis zu. Als künftigen Ministerpräsidenten bezeichnet man jetzt schon den Abgeordneten und früheren Marineminister Cavaignac. Das Urteil des französi
schen Polizeigerichts in Parts gegen die Direktoren der Panamagcsellschaft ist streng ausgefallen. Der greise Ferdinand Lesseps, der an Altersschlafsucht leidet und gläubig die vorjährigen Zeitungen liest, die man ihm giebt, hat noch gar keine Ahnung davon, daß er angeklagt war und jetzt verurteilt ist. Das Urteil selbst ist ihm auch noch nicht zugestellt worden. Zahlreiche französische Blätter befürworten dessen Begnadigung und letztere soll auch in der Deputiertenkammer beantragt werden. Der Prozeß gegen die bestochenen Deputierten und Senatoren soll erst in einigen Tagen zur Ver- handluung kommen. Inzwischen suchen französische Geheimpolizisten den in Deutschland umherreisenden Alton, den sie schon zweimal aufgespürt haben, um ihn jedesmal in täppischer Weise wieder entwischen zu lasten.
Der Fürst von Bulgarien, Prinz. Ferdinand von Coburg hat sich mit einer Tochter des Herzogs von Parma, welche ebenso reich als - schön sein soll, verlobt. Bei den Bulgaren herrscht darüber große Freude, weil sie hierdurch eine Festigung der Dynastie und zugleich eine Kräftigung der Unabhängigkeit des Landes erwarten. Die russische Presse giebt ihrem Aerger offenen Ausdruck. Die russische Diplomatie schweigt aber noch, denn sie ist kürzlich durch ein Buch, welches der frühere Sekretär der russischen Gesandtschaft in Bukarest veröffentlichte, arg blosgestellt worden.
Württemberg.
Stuttgart, 14. Febr. Der heutigen Beerdigung des Präsidenten v. Bätzner haben im Namen seiner Maj. dcs Königs der dienst- thuende Kammerher Frhr. v. Herman und Namens I. Maj. der Königin Kammerherr Frhr. v. Raßler angewohnt. Außerdem haben Se. Kgl. .Majestät einen Lorbeerkranz am Sarge niederlegen lassen.
— Mit dem morgigen Tag tritt die Ministerialverfügung über die ausnahmsweise Verlegung des Schulanfangs auf ^/r9 Uhr außer Kraft und es wird a so vom 15. d. Mts. an der Unterricht in den verschiedenen Schulanstalten wieder um 8 Uhr beginnen.
Hcrrenberg, 16. Febr. Bei der heute stattgehabten Siadtschultheißenwahl wurde Gerichtsschreiber Hauser in Biberach mit 155 St. gewählt. Von den beiden Mitbewerben erhielten Stimmen Revisionsassistent Stotz hier 147, Gerichtsschreiber Fischer in Geislingen 32. In den letzten Tagen kam noch viel Leben in de Wahl; die Kandidaten und ihre Freunde suchten durch Besuche von Haus zu Haus und am letzten Morgen noch durch Flugblätter sich