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Amts- im- Anzeige-DIlitt für Wildbad und Umgebung.

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Uro. 20.

Samstag, 18. Asbruarr 1893.

29. tatingang. z

Wochen-Rundschau.

Der Fasching ist nun vorüber. Wie überall im deutschen Reiche, sind auch in Württemberg seit einer Reihe von Wochen Bälle, Tanzkränzchen und andere Lustbar­keiten ohne Zahl veranstaltet worden. Es überschleichen einen ganz eigentümliche Ge­fühle, wenn man diese ebenso zahlreiche» als kostspieligen Vergnügungen mit den ewigen Lamentationen über einen angeblichen Not­stand vergleicht. Man sollte meinen, das deutsche Volk habe auch etwas Geld übrig für die Sicherstellung des Vaterlandes, wenn man wahrnimmt, wie keiner der beinahe zahllosen Vereine die Faschingszeit vorüber­gehen lassen konnte, ohne seinen Mitgliedern eine Festivität zu veranstalten. Mit dem wie es scheint, recht frühzeitig kommenden Frühling ist aller Orten die Bauthätigkeit energisch wieder ausgenommen worden. Auch die Post- und Telegrafenverwaltung ist eifrig an der Arbeit, neue Telefonlinien zu er­richten. So ist eine solche geplant für die Städte Heidenheim, Aalen, Ellwangen und Crailsheim; von letzterer Stadt aus soll später eine Telefon linie nach Ansbach und Nürnberg gebaut werden. Die Stadt Biberach wird an den nach Friedrichshafen führenden Telefondraht angeschlossen, die Stadt Neuenbürg an denjenigen nach Wildbad; ebenso soll die Stadt Kirchheim in nächster Zeit an das württembergische Telefonnetz angeschlossen werden. Die besten und ein­träglichsten Telefonteilnehmer sind für die Postverwaltung unstreitig die verschiedenen Zeitungen, weil sie einen immer ausgedehn­teren und dabei täglich sich wiederholenden Telefondienst für die Uebermittlung neuer telegraphischer und lokaler Nachrichten sich einrichten. Leider verweigert die Postver­waltung chen Zeitungey jegliche Gebühren­ermäßigung. NächsterTagewirddie Fin anz- kommtssion des württembergischen Abge­ordnetenhauses zusammentreten, um über die Referate der einzelnen Berichterstatter Be­schluß zu fassen. Ebenso ist der Bericht über den Gesetzentwurf betr. die Steuer­befreiung neubestockter Weinberge bereis fertig. Der erste Artikel des genannten Entwurfs hat dadurch eine wesentliche Ver­besserung erfahren, daß je 100 neue Wein­stöcke der Fläche eines Ars gleichgehalten werden sollen. Durch diese Verbesserung sind die Weingartner, um eine Steuerbefreiung zu erzielen nicht genötigt, in einzelnen Wein­bergsparzellen nicht auch einzelne gesunde Stöcke auszuhauen. Ueber den Fort­gang der Angelegenheit mit dem suspendirten Oberbürgermeister von Heilbronn ver­

lautet so viel, daß das Kgl. Medizinalkollegium nach wiederholter Prüfung des geistigen Gesundheitszustandes Hegelmaiers sein erstes Gutachten, wonach Hegelmaier an Querulantenwahnsinn leide, vollständig auf­recht erhalten hat. Bekannlich haben sich, zunächst die Gerichte mit Herrn Hegelmaier zu befassen und die Heilbronner Strafkammer scheint es in dieser Beziehung nicht eilig zu haben. Solange aber das Gericht nicht ge­sprochen hat, kann weder die Kgl. Staats­regierung, noch der Disziplinarhof für Ge­meinde-und Körperschaftsbsamte irgend etwas in der Sache thun. Die Etatsberatung im deutschen Reichstag zieht sich endlos in die Länge; der Reichstag kommt, wie es scheint, über den Etat des Reichsamts des Innern gar nicht hinaus. Der Reichstags- Präsident Levetzow hat deshalb erklärt, wenn die Etatsberatung so weiter gehe, so könne der Reichshaushalt bis zum 1. April, wo er in Kraft treten sollte, unmöglich fertig gestellt werden. Ebenso langsam arbeitet die Militärkommission des Reichstags. Der Reichskanzler gab in der letzteren am Diens­tag die Erklärung ab, die verbündeten Re. gierungen können sich über den Kompromiß- Vorschlag des Abgeordneten Bennigsen erst dann schlüssig machen, wenn der Reichstag einen günstigeren Beschluß gefaßt habe. Infolge dieser Aeußerungen des Reichskanzlers hegt man die Vermutung, daß die Reichs­regierung schließlich mit einem Krompromiß doch sich einverstanden erklären werde. Im Reichstag wie im preußischen Landtag werden gegen die preußische Regierung schwere Vor­würfe darüber erhoben, daß sie namentlich beim Abschluß von Handelsverträgen die Interessen der Landwirtschaft völlig preisgebe und auch sonst nicht geneigt sei, der Land­wirtschaft irgendwie entgegen zu kommen. Seit 1889 sei eine Revision des Unter­stützungswohnsitzgesetzes wiederholt verspro­chen aber bis heute noch nicht cingebracht worden. Im preußischen Landtag hat die Regierung eine Art Mißtrauensvotum seitens der Vertreter der Landwirtschaft erhalten.

Der österreichische Ministerpräjsident Graf Taaffe scheint immer noch nicht schlüssig darüber geworden zu sein, ob er den Reichs­rat auflöse» soll oder nicht. Das ungarische Ministerium scheint nun in der That auf die Einbringung einer Gesetzvorlage betreffend die Einführung der Zivilehe in Ungarn ver­zichtet zu haben. In der französischen Deputiertenkammer spitzt sich alles zu einer neuen Ministerkrisis zu. Als künftigen Ministerpräsidenten bezeichnet man jetzt schon den Abgeordneten und früheren Marine­minister Cavaignac. Das Urteil des französi­

schen Polizeigerichts in Parts gegen die Direktoren der Panamagcsellschaft ist streng ausgefallen. Der greise Ferdinand Lesseps, der an Altersschlafsucht leidet und gläubig die vorjährigen Zeitungen liest, die man ihm giebt, hat noch gar keine Ahnung davon, daß er angeklagt war und jetzt verurteilt ist. Das Urteil selbst ist ihm auch noch nicht zugestellt worden. Zahlreiche französi­sche Blätter befürworten dessen Begnadigung und letztere soll auch in der Deputierten­kammer beantragt werden. Der Prozeß gegen die bestochenen Deputierten und Se­natoren soll erst in einigen Tagen zur Ver- handluung kommen. Inzwischen suchen fran­zösische Geheimpolizisten den in Deutschland umherreisenden Alton, den sie schon zweimal aufgespürt haben, um ihn jedesmal in täp­pischer Weise wieder entwischen zu lasten.

Der Fürst von Bulgarien, Prinz. Ferdinand von Coburg hat sich mit einer Tochter des Herzogs von Parma, welche ebenso reich als - schön sein soll, ver­lobt. Bei den Bulgaren herrscht darüber große Freude, weil sie hierdurch eine Festig­ung der Dynastie und zugleich eine Kräftig­ung der Unabhängigkeit des Landes erwarten. Die russische Presse giebt ihrem Aerger offenen Ausdruck. Die russische Diplomatie schweigt aber noch, denn sie ist kürzlich durch ein Buch, welches der frühere Sekretär der russischen Gesandtschaft in Bukarest ver­öffentlichte, arg blosgestellt worden.

Württemberg.

Stuttgart, 14. Febr. Der heutigen Beerdigung des Präsidenten v. Bätzner haben im Namen seiner Maj. dcs Königs der dienst- thuende Kammerher Frhr. v. Herman und Namens I. Maj. der Königin Kammerherr Frhr. v. Raßler angewohnt. Außerdem haben Se. Kgl. .Majestät einen Lorbeerkranz am Sarge niederlegen lassen.

Mit dem morgigen Tag tritt die Ministerialverfügung über die ausnahmsweise Verlegung des Schulanfangs auf ^/r9 Uhr außer Kraft und es wird a so vom 15. d. Mts. an der Unterricht in den verschiedenen Schul­anstalten wieder um 8 Uhr beginnen.

Hcrrenberg, 16. Febr. Bei der heute stattgehabten Siadtschultheißenwahl wurde Ge­richtsschreiber Hauser in Biberach mit 155 St. gewählt. Von den beiden Mitbewerben erhielten Stimmen Revisionsassistent Stotz hier 147, Gerichtsschreiber Fischer in Geislingen 32. In den letzten Tagen kam noch viel Leben in de Wahl; die Kandidaten und ihre Freunde suchten durch Besuche von Haus zu Haus und am letzten Morgen noch durch Flugblätter sich