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auf dem Forsthofe ein, dem die Regelung; des entstandenen Schadens oblag. Vorher hatte der in solchen Dingen erfahrene Mann hier und da im Dorfe Nachfrage gehalten, wie man wohl über die Entstehung des Brandes erzähle. So war ihm auch das böse Gerede zu Ohren gekommen.

Herr Firnburg schüttelte ungläubig den Kopf, als ihm der Dorfbarbier erzählte, Grasbof habe sich durch den Brand aus der Patsche ziehen wollen. Das unterläge gar keinem Zweifel.Er ist aber sonst ein netter Kerl!" fügle der klatschsüchtige Fig'ro hinzu.Von uns wird ihn Keiner denun- ciren."

Ei was Sie sagen?" lachte der For­schende gleichgültig.

Auf die Weise hat sich ja schon so Mancher herausgerissen," grinste der Bar­bier.Was ist auch dabei, wenn's nicht herauskommt? Der Förster that nur das, waS schon hundert Andere gethanl"

Können Sie vor Gericht beweisen, was Sie eben in unverantwortlicherRückstcktslosig- keit ausspracken?" fuhr der Agent den Windbeutel derbe an.

Ach, um Gottcswillen I" rief dieser Ich selber weiß ja eigentlich gar nichts. Ich spreche lediglich das nach, was im Dorfe erzählt wird. Bringen Sie mich blos nicht in die Tinte, lieber Herr!"

Verdient hätten Sie das eigentlich!" sprach Firnburg in schneidendem Ernst. Hüten Sie sich vor der Folge!"

Als der Barbier sein Geschäft beendet, lief er davon, als ob er von allen Polizisten des Landes verfolgt würde.

Der Versicherungsbeamte begab sich nun auch zum Ortsvorsteher und sprach mit diesem über das verdächtige Gerücht.Sie können doch gewiß den Förster näher!" fragte er schließlich.

Gewiß versetzte der Dorfchef.Gras­hof ist in jeder Beziehung ein ehrenwerter und achtbarer Mann."

Aber in böser Geldverlegenheit befindet er sich?"

Das ist allerdings Thatsache."

Wollen Sie mir den Gefallen thu», Herr Vorsteher," bat Firnburg, indem er seinen Hut ergriff,und mich auf den Forsthof begleiten? Meine Pflicht erheischt es, eine genaue, strenge Ocular-Jnspektion der Brandstätte vorzunehmen. Ich möchte dies eben gern in Ihrer Gegenwart thu»."

Warum nicht?" nickte der Ortsvorsteher zuvorkommend.Wenn Sie damit einver­standen sind können wir sofort gehen."

Mir angenehm!" sprach der Agent, sich höflich verbeugend.

Grashof schlief noch, als die beiden Männer in der Försterei anlangten. Auf dem Hofe sah es öde aus. Allerlei Gerät lag dorr bunt durcheinander, und aus dem mächtigen Trümmerhaufen zuckten gerade wie der Wind darüber fuhr ab und zu Flammengarben empor. Eure direkte Gefahr für die stehen gebliebenen Gebäude war nicht mehr vorhanden; doch stand die Dorf­spritze immer noch zu etwa notwendig wer­dendem Angriff bereit.

Na, Leute, weiß denn Niemand, wie Las Feuer entstanden ist?" fragte der Agent die müßig dastehenden Spritzenmannschaften.

Angelegt ist es!" erklärte der Schlauch­führer.Darüber waltet gar kein Zweifel mehr ob. Aber wer den Frevel ausgeübt Hat, das ist eine andere Frage."

Aber mutmaßen kann man doch?" er­kundigte sich Ftrnbnrg noch einmal.

Die Leute schüttelten die Köpfe und be gannen sich miteinander über solche Dinge zu unterhalten. Man merkte, daß sie nicht weiter über die Sache reden wollten. Wahr­scheinlich fürchteten Sie auch die Anwesenheit des Ortsvorstehers.

Auf der Feuerstätte selbst war nichts Verdächtiges zu erblicken.Ich glaube nicht, daß Sic etwas entdecke» werden, was Ihnen irgend welchen Anhalt über eine etwaige Thäterschafi giebt!" meinte der Dorfbeamte, als er mit stinem Begleiter um den Trümmer­haufen herum schritt.

Wenn das da drinnen reden könnte," entgegnete der Agent und wies mit seinem Stock in die Glut,würden wir vielleicht seltsame Ding? zu hören bekommen."

(Fortsetzung folgt.')

Vermischtes.

Ein Berichterstatter der Pariser Temps bringt in diesem Blatte einen Artikel über die Werke des Frhrn. v. Stumm in Neun­kirchen, die der Verfasser eingehend besichtigt hat und deren gesamte Organisatwn ihm aufrichtige Bewunderung entlockt. Nach einer kurzen Schilderung der Oertlichkeit von Neun­kirchen und der großen, weit verzweigten Slumm'schen Etablissements, hebt der Artikel insonderheit die Einrichtungen hervor, die be­stimmt sind, das Los der dortigen Arbeiter so angenehm wie möglich zu gestalten. Zur Zeit verdiene der Arbeiter im Durchschnitt 3,80 Mk. für den Tag. Zwar sei die Arbeits­zeit etwas höher als bei den Kohlenbergarbeitcn ; dafür aber erfahre der Arbeiter von dem Arbeit­geber eine Behandlung, die bestrebt sei, ihm das Etablissement wie ein Familienhaus er­scheinen zu lasten. In jedem Hüttenwerke das je 3800 Arbeiter beschäftigte befinden sich äußerst zweckmäßige Wascheinrichtungen mit lauwarmen Douchen, wo die Arbeiter sich erfrischen können. Aus Küchen werden ihnen eine schmackhafte Kost zu mäßigen Preisen ge­liefert, wenn sie solche wünschen oder ihre Privatquartiere zu weit entfernt seien, um dort die Mahlzeiten ohne großen Zeitverlust einnehmen zu können. So koste eine Tasse Kaffee mit Zucker 3 Pfg., ein Mittagessen, bestehend aus Suppe, einem halben Pfund Fleisch oder Kartoffel oder Gemüse nach Wahl 25 Pfg., eine Suppe des Abend» 16 Pfg. Arbeiter, die außerhalb wohnen, haben Küchen zu ihrer Verfügung, wo sie das Esten, das sie mitbringen, zubcreiten können; überdies seien Schlafräume für sie vorhanden, wofür etwa 30 Pfg. für den Tag zu entrichten seien. Aber noch andere Einrichtungen als diese finden das Lob der Temps. So haben die Arbeiter und ihre Familien dreimal in der Woche das Recht, bestimmten Beamten der Werke etwaige Beschwerden vorzutragen und berechtigte Klagen bleiben nie ohne Abhilfe. Aerztliche Hilfe wurde unentgeltlich gewährt. Die Frauen der Arbeiter die beschäftigt sind, empfangen aus der Fabrikapotheke Medikamente mit 50 Proz. Ermäßigung Der Lohn erfahre, während sein Empfänger erkrankt sei nur eine Reduktion um l/r während der ganzen Dauer der Krank­heit Ueberdies erhalte der Arbeiter, der sich besonders auszeichne, mehr oder minder große Prämien, und nach 25jähriger Dienstzeit werde ihm eine Gratifikation zu Teil. Weiter seien mit den großen Etablissement des Frhrn. v. Stumm Schuleinrichtungen verbunden. Ein Kindergarten (öools Aarckisnnv), von Schwestern geleitet, nehme die Arbeiterkinder bis zu 6

Jahren auf. Dann folg« di« Zeit in der Gemeindeschule, und mit 14 Jahren kommen Knaben und Mädchen in die Schule der Fabrik zurück; die ersteren empfangen gewerblich-tech­nischen Unterricht und die Mädchen verbringen bis zu ihrem 18. Jahre eine bestimmte Zeit des Tages in Haushaltungsschulcn, wo die praktische Küche einen großen Teil des Lehr­plans bilde. Des Sonntags dürfen die An­gestellten und Arbeiter der Etablissements, mit ihren Familien ein Volk von 12 000 Köpfen, in den Erholungssälen zubringen oder im Sommer in weiten Gartenanlagen, wo sie allerhand Gelegenheit zur Unterhaltung hätten. Obgleich alle diese Einrichtungen der individuellen Freiheit gewisse Grenzen ziehen, so erklären sich doch die Arbeiter, Dank dem Bestreben der Chefs, sich um die Angelegenheiten jedes Einzelnen zu kümmern, für äußerst glücklich. Niemals sei unter ihnen der Gedanke an einen Streik aufgekommen, wie ihnen überhaupt sozialistische Ideen fern liegen. Der Sohn folge in den Werkstätten dem Vater. Invaliden, die nicht mehr arbeiten könnten, werden pensionirt, und, wenn nötig im Spital oder im Asyl für Altersschwache gepflegt. . . . Eine allge­meinere Betrachtung über die Stellung des Kaisers zur sozialen Frage schließt den Aufsatz, dessen Wahrheitsliebe, als bei einem französischen Blatte anzutreffen, um so angenehmer berühren muß.

In Conweiler fand gestern die Hochzeit der Brautleute statt, von denen schon vor einiger Zeit berichtet wurde. Der Bräu­tigam ist 80, die Braut 20 Jahre alt. Als das Paar zur Kirche zog, gab es einen großen Voltsauflauf und die vorlaute Schuljugend trommelte an die Scheunenthore.

(EinweiblicherRäuberhauptmann). In Bonorva (Sardinien) wurde die Baronin Maria de Zogo iy, eine der gefürchtetsten Führer­innen der sardinischen Räuberbanden, im Kampfe >.it Karabinieri erschossen. Die Baronin hatte nach dem Tode ihres Gatten, der selbst ein gefährlicher Brigantenhäuptling war, den Ober­befehl über eine Schaar jugendlicher Verbrecher übernommen, mit denen sie die Landstraßen von Sardinien unsicher machte. Sie war drei Mal festgenommen und zu lebenslänglicher Galeere verurteilt worden; es gelang ihr aber immer wieder, zu entkommen.

Di- neueste Mode sind, wie aus Paris gemeldet wird, Damenhüte aus Aluminium.

Man hat kürzlich ein neues Metall entdeckt, das dazu bestimmt sein wird, das immer treuer und seltener werdende Platinmetall zu ersetzen. Das neuendeckte Metall wird Glu- cinium genannt. Es ist noch leichter als Alu­minium. Dabei soll es dem Eisen an Härte nicht nachstehcn und wie Platin sehr schwer schmelzen. Glucinium ist freilich noch sehr teuer; dar Kilogramm kostet 160 Mark.

Natürliches Edelweiß bildet neuerdings einen beliebten Handelsartikel für die Berliner Hausierer, welche die hübschen Blumen auch als Glücksdlume auszubieten pflegen und meist guten Absatz finden. Das Geschäft ist ein recht einträgliches. Die Blumen werden aus d-n Tiroler Alpen bezogen und kosten im Zwischenhandel pro 1000 Stück 1 bis 3 Gulden. Sogenannter Ausschuß mit noch sehr wohl brauchbaren, aber unregelmäßigen Sternen ist pro 1000 Stück sogar schon für 50 Kreuzer zu haben. Die hiesigen Haustrer nehmen 10 Pfennig und mehr pro Stück erzielen für das Tausend somit mindestens 100 Mark.

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