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-eines Betrügers ausgesetzt, welcher sie durch schwere Urkundenfälschung um ca. 60 000 Mk. Hescyädigt hat. Der Verfolgte ist der 28 bis 30 Jahre alte Droguist Hermann Naumann; die Urkundenfälschung hat derselbe dadurch be­gangen, daß er unter Depotscheine der Reichs­bank falsche Quittungsvermerke gesetzt hat

Essen, 1. Febr. DieRheinisch-West­fälische Ztg." meldet: Heute früh fand auf der ZecheGeneral Blumenthal" bei Reckling­hausen eine Entzündung schlagender Wetter statt. 17 Bergleute wurden sofort getötet, 18 verwundet einer der letzteren ist bereits im Krankenhaus gestorben.

Braunschweig, 30. Jan. Der Lotterie- Hauptkollekreur Kohlstock ist hier mit Hinter­lassung seiner Familie spurlos verschwunden. Die in Angriff genommene Prüfung seiner Geschäftsbücher soll ganz erhebliche Fehlbeträge ergeben haben,

Bunzlau, 1. Febr. Ober-Rabbiner Dr. Ru bi »sie in verunglückte bei einer mit seiner Frau unternommenen Schlittenpartie dadurch, daß die Pferde plötzlich scheu wurden -und mit dem Gefährt durchgingen. Der -Schlitten stürzte um und begrub das Ehe­paar unter seiner Last. Die Frau war so­fort todt und mit schweren inneren Verletz­ungen mußte der nichts ahnende Ober-Ra- biner in bewußtlosem Zustande nach seiner Wohnung befördert werden. Man fürchtet auch an seinem Auskommen das Schlimmste.

Paris, 30. Jan. Heute Nachmittag schlugen sich Pichon und Deroulsde auf Degen. Pichon erhielt einen Stich in die Brust, worauf der Zweikampf ein Ende hatte. Deroulsde wurde leicht am Kopf Perletzt.

Paris, 31. Jan. Die republikanische Presse verlangt strenge Bestrafung derjenigen, «eiche eine Panik betreffs der Sparkassen organisieren wollen. Marquis Mores, Cas- sagnac und andere Vertreter der Presse der Rechten fordern nämlich täglich die Bevölker­ung auf, ihre Einlagen zurückzuziehen, da bei irgend welcher Kombination die in Renten an­gelegten Sparkassenfonds nicht zurückgezahlt wer­den könnten.

Antwerpen, 1. Febr. Auf dem gan­zen mittelländischen Meere wütet ein furchtba­rer Sturm. 10 Schiffs sind vollständig ver­loren gemeldet.

London, 1. Febr. Die gestrige Kon­ferenz der vereinigten Grubenbesitzer von Süd- Wales und der Bergleute ist gescheitert. Die Grubenbesitzer stellten heute sämtlichen 65,000 Arbeitern einmonatliche Kündigung zu.

Christiania, 30. Jan. Heute fand in Holmenkollen der große norwegische Schnee- fprung-Sportstag statt, der von über 10000 Personen besucht war. Da die Schnee­bahn nicht günstig war, so stürzten viele der Teilnehmer; doch wurden auch großartige Sprünge geleistet, so bis zu 26*/r M. Die Weite der gewöhnlichen Sprünge betrug 16 bis 18 M. Der Student der Medizin Jngemann Sverre aus Christiania erhielt als Preis so­wohl den Silberpokal des Königs als den Silberpokal der Damen.

Moskau. Am 23. Januar morgens fand der Aufseher der Kathedrale des heiligen Klimenty in Moskau beim Säubern der zur Kirche führenden Stufen ein großes mit Bind­faden verschnürtes Packet und machte den bei der Kirche stehenden Polizisten auf den Fund aufmerksam. Bei dem Versuche des Polizisten, das Packet zu öffnen, erblickten beide Männer zu ihrem Schrecken in demselben den Kopf eines Menschen. In Gegenwart des sofort herbeigeeilten Polizei-Vorstehers wurde das

Packet vollends geöffnet, und es stellte sich heraus, daß sich in demselben der in 40 Teile zerstückelte Leichnam einer jungen Frau befand. Der Kopf war vom Rumpf getrennt, die Beine waren kunstgerecht in mehrere Teile zerschnitten, die Hände und Arme vom Kör­per abgelöst. Das Gesicht war durch Schläge mit einem Hammer entstellt worden. Wie die St. Petersb. Ztg. schreibt, ist das Ver­brechen augenscheinlich an einem andern Orte vollbracht worden und die Mörder haben, um die Spur der That zu verwischen, die Leiche in dem Ballen nach der Kirche geschafft. Der Verbrecher ist noch nicht entdeckt, dagegen konnte das Opfer trotz der entstellten Gesichts­züge erkannt werden. Noch hatte sich die Aufregung über den Fund dieser gräßlich ver­stümmelten Frauenleichc nicht gelegt, als schon wieder von der Auffindung eines zerschnittenen Frauenkörpers berichtet wurde. In der Nacht auf den 16. Jan. wurde in der Nähe des Hauses Protassow auf der neuen Chaussee im Marienwäldchen die Leiche der 37 Jahre alten Fabrikarbeiterin Sanosina gefunven. Der Körper der Leiche, deren Kopf der Mörder gleichfalls vom Rumpfe getrennt hatte, war nur mit einem leichten Leibchen und einem zerfetzten Unterrock bekleivet. In der Nähe des Fundortes führten Schlittenspuren vorüber, die daraaf hindeuteten, daß die Leiche jeden­falls aus der Stadt Moskau in das Wäld­chen gebracht worden war.

Aus Barcelona, 30. Jan., wird ge­meldet: Die Frachtdampfcr Messager und Umborto überbrachten eine Ladung Stiere. Bei der Ausschiffung rissen sich 90 los und rannten in die Stadt, alles vor sich nieder­reißend; zwei Personen wurden getötet.

Chicago, 30. Jan. Ein großer Teil der Gebäulichkeiten der Ausstellung ist zusammen­gestürzt; der Schaden beträgt angeblich 150 000 Dollars.

Washington, 31. Jan. Das in hie­sigen politischen Kreisen verbreitete Gerücht, die englische Regierung habe gegen das Vor­gehen der Vereinigten Staaten in der Ha­waiischen Angelegenheit Verwahrung eingelegt, findet Bestätigung.

Das am Leopoldsplatz im Herzen Baden-Badens errichtete neue Postdienst­gebäude, ein schöner Monumentalbau im Stile der Renaissance, ist kürzlich feierlich eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben worden. Wirklicher Geheimrat Dr. Fischer hielt die Eröffnungsrede, wobei er zum Ausdruck brachte, daß in einer Bäderstadt, wo viele Tausende alljährlich Genesung suchen und finden, die Post nicht nur die Aufgabe habe, den geschäftlichen Verkehr zu vermitteln, sondern auch die, den Genießenden sowohl als auch den Kranken den Aufenthalt so angenehm als möglich zu machen.

Anm. d. Red. Sollte was für Baden- Baden recht ist, für Wil-bad nicht auch billig sein?

Vermischtes.

Ein Fabrikarbeiter, in Mühlheim a. Rh. wurde in 2 Jahren mit 6 Kindern beschenkt. Gestern stellten sich Zwillinge ein. Um dieselbe Zeit jm vorigen Jahre wurde er mit einem Kinde und genau vor 2 Jahren mit Drillingen beglückt.

In Havre ist man einem großen Betrüge auf die Spur gekommen, der die Handelswelt in lebhafte Aufregung versetzt. Ein gewisser Hubeau hat von ankommenden Schiffen die Frachtbriefe gefälscht und diese verwertet. So hat er von dem SchifferBangor"

das von Haiti mit einer Ladung im Werte von 80000 Fr. ankam, mehrere Frachtbriefe angefertigt, durch die er sich bei einigen Bank­häusern als Eigentümer der Ladung (wie dies üblich ist), legitimirte und große Summen erhob, im Ganzen 280 000 Fr. Huban soll den gleichen Schwindel auch in Paris, Bordeaux und Lyon ausgeübt haben. Er ist flüchtig.

(Hungertod in London.) Ein vom englischen Ministerium des Innern ver­öffentlichtes Biaubuch beziffert die Anzahl der Todesfälle durch Verhungern in London im Jahr 1891 auf dreißig. Fälle, bei denen oer Tod durch Nahrungsmangel beschleunigt, aber durch eine andere Ursache herbcigeführt worden ist, sind in dieser Zahl nicht mit in­begriffen. Trotz der ungeheuren Größe der staatlichen und privaten Wohlthätigkeit in London sind diese 30 Fälle den zahlreichen Armenpflegecn unbekannt geblieben, bis Hilfe zu spät war. Was aber noch trauriger ist, ist die Thatsache, daß diese Elenden eine so entsetzliche Abneigung gegen die staatlichen Armenasyle haben, daß sie lieber in der Stille verhungern, als dort um Aufnahme cinkommen. Die entsprechenden Ziffern für den Winter 189293 werden noch größer sein, da seit 1886, demschwarzen Jahr" für London, kein ähnlicher Notstand unter der armen Be­völkerung bestanden hat, wie jetzt.

Ein glückliches Ländchen ist Luxemburg. Schon seit Jahren brauchen die Einwohner des Großherzogtums gar keine Steuer zu be­zahlen, und das Budget genügt, ohne daß jemals neue Abgaben erforderlich wären, zur Bestreitung aller obligatorischen und faculta- tiven Verwaltungskosten. Auch im Jahr 1893 wird allem Anscheine nach in dieser Hinsicht keine Aenderung eintreten. Die Kammer hat kürzlich das Budget für dieses Jahr bewilligt, welches sich in den Einnahmen auf 9,536,400 Francs und den Ausgaben auf 8,498,138 Francs beläuft, also ein Ueberfluß von 1100 000 Francs vorhanden ist.

Einen langgehegten Wnnsch aller In­serenten erfüllt diesmal die Annoncen-Expeditwn Rudolf Masse, indem sie in ihrem prompt zum Jahreswechsel erschienenen Insertions-Kalender pro 1893 unter der BezeichnungRudolf Mofse's No rmal-Z eilenmesser" eme wertvolle Neu­erung in das Jnseratenwesen einführt. Neben dem Namen jeder Zeitung im Katalog ist außer den Angaben über Zeilenpreis und Zeilenbreite für Annoncen und Reklamen, über Erschein- ungsort rc. unter der neuen RubrikZeilen­messer" eine Ziffer zu finden, welche bezeichnet, nach welchem Maße der Annoncen-Raum in dem betreffenden Blatte zu berechnen ist. Die 27 verschiedenen Maßstäbe, welche durch sorg­same Messung normiert sind, liegen dem Katalog, auf einem Kartonbogen vereint, als Separat- Beilage bei. Ueber die praktische Nutzanwen­dung dieses Meßsystems heißt es im Katalog, der Normal-Zeilenmesser soll dazu dienen: 1. den Inserenten in den Stand zu setzen, vor Auf­gabe einer Anzeige schnell und sicher die erforderliche Zeilenzahl und hierdurch den Preis eines Inserats zu ermitteln; 2- dem Inserenten ein Mittel in die Hand zu geben, nach der Insertion die Annoncen-Rechnungen auf die Zeilenzahl hin selbst genau prüfen zu können. Es soll also durch die Einführung des Normal- Zeilenmessers jede Unsicherheit in der Zeilenbe­rechnung vermieden werden. Diese Neuerung wird daher zweifellos vom Publikum freudig begrüßt werden. Der Katalog hat auch sonst in Bezug auf Inhalt und Ausstattung manche Verbesserung erfahren. Insbesondere sind unter den übrigens sehr lesenswertenPraktischen Winken für Inserenten" in einer Anzahl von charakteristischen Illustrationen und Einfassungen dem Publikum Anregungen und Ideen für die wirkungsvolle Ausstattung von Annoncen ge­geben. Ein besonders geschmackvoller brauner Einband, der in lederartiger Reliefpressung aus­geführt ist, schmückt das Buch, dessen typogra­phische Ausführung gleichzeitig ein schönes Zeug­nis für die Leistungsfähigkeit der Buchdruckerei Rudolf Moste abglebt.