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Amts- und Anzeige-Platt für Wildbad an- Umgebung.

Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Samstag.

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Rro. 11.

Scrrnstcrg, 28. Januav 1893.

29. jaksgang.

Lm Baisers Geburtstag.

(27. Januar.)

Glorreich auf dem Erd nrunds Steht das deutsche Vaterland,

Nord und Süd' zum ew'gen Bunde Sind vereint mit Herz und Hand.

Von den Alpen bis zum Meere Herrscht des Kaiserzepters Macht,

Für des Reiches Ruhm und Ehre Gut und Blut sei dargebracht!

Heil dem Kaiser, groß und hehr!

Heil dem Reich vom Fels zum Meer!

Stark in sich und fest gegründet Jst's der Freiheit sichrer Port,

Mit der Wahrheit treu verbündet Jst's des Rechtes heil'ger Hort.

Nicht den Lorbeer suchl's zu pflücken.

Der da sproßt auf blut'gem Feld ;

Mit des Friedens Rosen schmücken Möcht es sich und alle Welt.

Heil dem Kaiser groß und hehr!

Heil dem Reich vom Fels zum Meer!

Hört Jhr's rauschen in den Elchen, Brausen stolz von Strom zu Strom,

Auf den Bergen Flammenzeichen, Glockenklang von Dom zu Dom!

Zu der Sonne kühnlich schwinget Deutschlands Adler sich empor.

Und in alle Lande dringet Deutscher Herzen Jubelchor!

Heil dem Kaiser groß und hehr;

Heil dem Reich vom Fels zum Meer!

Sei o Gott, Du allerwegen Deutschlands Burg und Deutschlands Hort, Ströme nieder Deinen Segen Auf den Kaiser fort und fort,

Deutsche Sitte, deutsche Treue Wall' in uns durch alle Zeit,

Blühe immerdar auf's Neue.

Deutschlands Macht und Herrlichkeit.

Heil dem Kaiser, groß und hehr!.

Heil dem Reich vom Fels zum Meer!

Wochen-Run-schau.

Das wür t te mbe r g i s che »ig S- paar ist letzten Samstag Abend mittelst Sonderzugs nach Wien abgerein, um der am Dienstag stattgcfundencn Vermählung des Heizoas Albrecbt von Württemberg mit der Erzhe-zogin Mnigarcta Sofia, einer Nichte des Kaiieis Franz Joseph beiznwohnen. Die Hochzeitsfeierllchkeiten verliefen in groß­

artiger Weise und das württembergische Königspaar wurde ebensowohl von dem Kaiser und seinem Hause, wie von der Wiener Bevölkerung überaus herzlich ausgenommen und gefeiert. Das junge Paar ist noch am Tage der Vermählung nach. Salzburg abge­reist und erhielt noch vorher die Mitteilung, daß ihm der Papst seinen Segen auf den Lebensweg mttgebe. Das württembergische Königspaar ist abends nach der Hochzeit nach Nachod abgereist, wo die Königin bei ihren Eltern bleibt, während der König am folgenden Tage nach Berlin weiterreiste, um dem Kaiser zu seinem Geburtstage zu gratu­lieren. Der Etat der württembergischen Post- und Telcgrasenvcrwalt- u»g für 1893 bis 95 schließt für das erste Jahr mit einem Ueberschnß von rund 1,6 Millionen, für das zweite Jahr mit einem solchen von rund 1,9 Millionen ab; für das erste Jahr sind als Einnahmen aus dem Telefondienst 420000, für das zweite Jahr 480 000 Mk. vorgesehen. Bei diesen kolossalen Einnahmen dürfte es sich wohl empfehlen, wenigstens für diejenigen Tele- fonteilnehmer, welche täglich und regelmäßig mit auswärtigen Stationen verkehren, einen ermäßigte» Telefontarif einzuführen. Die glücklicherweise jetzt gebrochene enorme Kälte hat auch in Württemberg mehreren Menschen das Leben gekostet. Eine große Not hatten die Eisenbahnen. Bandachenbrüche an den Eisenrädern und Schienenbrüche brachten wiederholt einzelne Züge in große Gefahr, bei Giengen an der Brenz sogar zu einer Entgleisung, die aber noch recht glücklich ablief. Wie zu befürchten war, laufen von de» würt­tembergische,, Weingärtnern recht betrübende Berichte über die Wirkungen des scharfen Frostes auf die Reben ein. Soweit letztere nicht mit Erde bedeckt waren, was in hohen Lagen fast überall der Fall ist sind sie bis ins Mark hinein erfroren, da auch der Boden tief hmab arg gefroren ist, so befürchtet man auch für die in den Niederungen mit Erde bedeckten Reben das schlimmste. Diesbezügliche Un­tersuchungen können aber erst nach dem Weggange des Schnees angestellt werden.

Zn den Hochzeitsfeierlichkeiten in Berlin und znm Geburtstage des deutschen Kaisers sind außer dem König von Sachsen und vielen andern deutschen Fürstlichkeiten auch der russische Thronfolger und andere russische Großfürsten in Berlin eingetroffen. Der Thronfolger wird vom Kaiser i» jeder Weise ausgezeichnet und erhielt von demselben die Kette znm Schwarzen Adlcrorden, den der Thronfolger bereits besitzt. Die Berat­ungen der Militärvorlage in der Militärkvmmission des Reichstages ziehen

sich in die Länge. Der Reichskanzler ver­teidigt mit großer Festigkeit die Vorlage und läßt sich auf keine anderen Vorschläge ein. Seit dem man im deutschen Volke weiß, daß die Miütärkosten für die Militär­vorlage, ohne daß der mittlere und kleinere Mann in Mitleidenschaft gezogen würde, unschwer aufgebracht werden können, nimmt die Neigung für deren Annahme in immer weiteren Volksschichten ersichtlich zu. Der Reichstag beriet in erster Lesung die Bör­sensteuervorlage, welche voraussichtlich mit großer Mehrheit angenommen wird, ebenso über mehrere kleinere Gesetzcsvorlageir und Anträge aus dem Hause selbst, z. B. die Einheitszeit, den Antrag Rintelen, durch welchen die Verjährung von Strafprozessen gegen Reichstagabgeordnete unmöglich ge­macht werden soll und den Antrag Ackermann betr. Die Einführung einer Strafbestimm­ung in das Genossenschaftsgesetz, wonach den Konsumvereinen mit Strafe gedroht wird, falls sie an Nichtmitglieder etwas verkaufen. Im preußischen Landtag kam eine eigentüm­liche Haltung mancher preußischen Gerichts- vorsitzeuden in Strafsachen zur Sprache. Der Justizminister selbst gab zu, daß hier nicht alles in Ordnung sei, weshalb er eine entsprechende Verfügung an die Gerichte hinausgegeben hat. Die Choleraepidemie in der Irrenanstalt bei Halle an der Saale und in dem benachbarten Dorfe Trotha nimmt nachgerade sehr bedenkliche Dimensionen an. Die Seuche gibt uns die erschreckliche Ge­wißheit, daß sie nächsten Sommer in Deutsch­land mit erneuter Heftigkeit auftreten wird.

Oesterreich-Ungarn steht gegen­wärtig vor einer riesigen Finanzoperation; Ungarn allein braucht zur Durchführung der Valutaregulierung und aller auf Papierwähr­ung lautender bisheriger Staatsschuldenver­schreibungen in mit Gold verzinsliche eine Anleihe von 1062 Millionen Kronen. Oester­reich wird eine noch größeren Summe be­dürfen. Ohne die Mitwirkung des deutschen Kapitals wäre eine derartige Riesenoperation undurchführbar.

InFrankreich dauert der Panama­skandal fort und jetzt schon hält man eine Beendigung der Panamaprozesse vor Ende März süc kaum wahrscheinlich. Ein Haupt­panamasünder, Cornelius Herz, der gegen­wärtig in England weilt, soll nach Frank­reich ausgeliefert werden, ist aber krank und deshalb nicht transportfähig. Um auch das Ausland nicht n,-gerupft zu lassen, beschul­digte ein Teil der Pariser Presse außer dem russischen Botschafter auch die Botschafter von Oesterreich, Italien und England Pana- magelder angenommen zu baben. Nur Graf