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Januar) erschien indessen der Exkönig aus Paris in Biarritz und hatte eine zweistündige Unterredung mit der Köngin Natalie, wobei es zu erschütternden Szenen kam, nach denen die Versöhnung stattfand. (Eine weit reichende politische Bedeutung dürfte diesem Vorgänge nicht beizumessen sein, da der Ex'önig Milan bekanntlich auf all« seine Rechte in Serbien verzichtet hat und diejenigen Radikalen, welche aus dem Ehestreite politisches Kapital schlugen, nicht mehr viel zu jagen haben. Immerhin ist die durch die Versöhnung vielleicht möglich gewordene Rückkehr der russenfreundlichen Königin Natalie nach Serbien nicht ganz ohne Rückwirkung auf die politische Parteikonstellation daselbst.)
Madrid, 23. Jan. Der Dichter Z o- icilla ist gestorben.
Lokales.
Wildbad, 25. Jan. Mit großer Freude vernehmen wir, daß die Kgl. Bad-Verwaltung den langjährigen Leiter unseres Kgl. Kurtheaters Hin. Hofthcaterdirektor Peter Liebig, dessen Vertrag zwar noch nicht abgelaufen, bereits wieder auf mehrere Jahre (wie wir hören bis zum Jahre 1900) verpflichtet hat. 'Wir gratulieren beiden Teilen zu diesem Abschluß.
Tiitri-Haltkndkv.
Unschuldig!
Eine Waidmanns-Erzählung von H. Rvbvlsly.
(Fortsetzung)
Dort warf sie das Service unter heftigen Verwünschungen auf den Boden. Klirrend flogen die Scherben nach allen Seiten umher „Da liegt der Bettel!" heulte die Jähzornige und stampfte mit den Füßen. Ein krampfhaftes Schluchzen und Weinen unterbrach die weiteren Wutausbrüche. Als aber der Thränenquell endlich zu fließen aufgehört, ergieng sie sich in den roheste» Schmähungen gegen ihren Brotherr», der, wie sie behauptete, den armen Korbflechter unglückiich gemacht. „Es wird ja die Zeit nicht ansbleiben, in ver mein Bräutigam wieder loskommt I" grollte sie. „Daun soll er Abrechnung halten mit dem herzlosen Henkersknecht, und ich will dabei sein!"
„Reden Sie doch nicht so unvernünftig, Fräulctnl" warnte die gerade anwesende, von Marie aber nicht bemerkte Magd ihre rabiate Vorgesetzte. „Wenn der Herr Förster das hört, schickt er Sie sofort ans dem Hause, und solch' selbstständige Stellung wie diese hier, bekommen Sie in Ihrem Leben nicht wieder."
„Halt den Mund!" brauste die Erregte auf. »Was verstehst Du davon! Macht's Dir ein Vergnügen, Dein Lebenlang eine erbärmliche Sclavin zu sein, so thue es! Ich bedanke mich dafür."
„Aber Fräulein Marie!"
„Wir werden uns an dem hochfahrenden Herrn Förster rächen, der aus purem Ehrgeiz, und um bei seinen Vorgesetzten liebes Kind zu spielen, das Glück zweier Menschen geopfert hat!" erklärte die Wütende und eilte in ihre Kammer hinauf.
Breitschiid war vom Schwurgericht wegen Ueberfalls auf einen öffentlichen Beamten und wegen Lebensbedrohung zu einem Jahre Zuchthaus verurteilt worden. Die Anklage betreffs der Wilddieberei hatte der Staatsanwalt fallen lassen müssen. Abgesaßt wurde der Korbflechter ja beim Schießen nicht,
und seine frühere Aussage dem Förster gegenüber nahm er unverfroren wieder zurück. Das habe er nur aus Uebermut gethan, behauptete er, weil er zuerst der Sieger gewesen war.
„Und das Oorpua äslieti, die Fasanen?" fragte der Präsident ven Augeschuldigten. „Wie kamen Sie in deren Besitz?"
„Der Schütz, welcher die Vögel erlegte, warf sie, als er mich gewahrte, von sich," erklärte der Korbmacher; „ich nahm dieselben an mich. Wahrscheinlich hielt mich der Wilderer für einen Forstbeamten."
So klangen Frage und Antwort noch lange hin und her, der geriebene Kunde ritt sich jedoch nicht fest.
„Weßhalb vergriffen Sie sich denn aber, an dem hinzukommenden Beamten?" fragte der Vorsitzende des Gerichts plötzlich.
„Weil ich vorausjah, daß dieser mich bei Lage der Dinge als Wilddieb denunciren würde. Die äußeren Anzeichen sprachen gegen mich und daß ich richtig vermutete, scheu Sie aus der heutigen Anklage."
„Aber die Flinte?"
„Gehört mir ebenso wenig! Ich weiß nicht, wer sic in den Kaninchenbau gesteckt . . . jedenfalls auch irgend ein Nachtvogel."
Selbst der verräterische Zettel an die Wirtschafterin vermochte die Schuld des Angeklagten nicht festzustellen, denn zu Aller Erstaunen wußte der Jnculpat den unanfechtbaren Beweis zu liefern, daß er des Schreibens gar nicht in dem Maße kundig st', um ein Billet wie das in Frage stehende vom Stapel laufen zu lassen. „Unzweifelhaft handelt es sich hier um einen schlechten Witz," meinte der Vokativus, „oder es hat jemand eine Niedertracht gegen mich verübt!"
Betreff- der zweiten Anklage bot der Verteidiger seine ganze Rednergabe auf, für dcnKorbflechterwemgstens jene oft bedenklichen mildernden Umstände herauszuschlagen. Es gelang ihm dies auch in gewissem Sinne, und so kam Breitschild mit einem Jahr Zuchthaus davon.
Marie schien . . . wenigstens that sie so . . . sich ganz von dem verbrecherischen Geliebten losagen zu wollen. Die Nachricht von seiner Verurteilung nahm sie mit Gleichmut auf. Er hat ja selbst Schuld an seinem Mißgeschick," entgegneie sie ihrem Herrn, als dieser nochmals dringend auf sie einredete, den Unwürdige» zu vergessen. „Meinetwegen mag er zeitlebens sitzen!" meinte sie wegwerfend. „Solch ein Glück, wie das mit dem Korbmacher, kann unsereins noch alle Tage machen."
So sprach die Falsche. Wußte sie sich aber des Abends unbeobachtet, so schlich sie zur Mutter ihres Liebsten und beriet mit dieser, was geschehen sollte, wenn der „bedauernswerte Fritz" wieder seine Freiheit erlangt habe. Dann ergoß die Wirtschafterin die Schale des Zornes auf den „Haustyrannen," der den Armen „einer Lappalie wegen" ins Unglück gestürzt habe. „Ich bleibe nur deshalb in der verruchten Försterei, um an der Rache bester teilnehmen zu können!" gestand sie in voller Bosheit der alten Frau. . . . „Wissen Sie denn schon, Frau Breitschild, daß nächstens auch eine „„Madam"" bei uns einziehen wird?"
„Ich sah das Aufgebot im Standesamtskasten," antwortete die Gefragte. „Wenn der Herr Grashof sich seiner Gattin gegenüber auch so Herz« und gefühllos zeigt, wie gegen die Armut, so beneide ich die Frau wahrlich nicht."
„Ich bin mit zur Hochzeit geladen," fuhr Marie höhnisch fort. „Hoch wirds
wohl bei der Festlichkeit nicht hergehen, denn man sagt allgemein, Fräulein Perlitz' Vater sei gar nicht vermögend."
„Dann mache» sie in Compagnie Schulden I" fiel die Wittwe giftig ein. „Der saubere Ehemann versteht sich doch auf das Fach so gut wie Einer."
In solcher Weise lästerten die beiden edlen Seelen noch eine ganze Weile über Leute, deren Verhältnisse sie gar nicht kannten. Das Gerücht über die Vermögenslosigkeit der jungen Förstersbraut hatte sich freilich im ganzen Dorfe verbreitet; auch zu Gras- bofs Ohren war es gedrungen. Der ehrenhaft« Mann hielt cs indes für ungeziemend, wie ein Geschäftsmann mit seinem Schwiegervater über diesen delicaten Punkt zu unterhandeln. Angenommen hatte er freilich bei der Verlobung, daß seine Braut etwas Barmittel zur Deckung jener unvermeidlich gewesenen Schulden mitbringen werde.
Herr Perbtz betrieb in einem größer» Flecken einen nicht unbedeutenden Wollhandel. Der Mann hatte unbestreitbar schon tüchtig Geld verdient. In letzter Zeit sprach man aber auch viel von Verlusten, dre er an der Produktenbörse erlitten. Was Wahres an der Sache sein mochte, wußte Niemand, denn der gewiegte Händler, welcher die Wichtigkeit des Credits zu schätzen verstand, pflegte über dergleichen Dinge nicht einmal mit seiner Tochter zu reden. . . . (Fortsetzung folgt.)
Vermischte s.
— Ein junges Mädchen inWarschau, I. CH. litt an einem Augenübel, welches ein Auge ergriffen hatte und auf das zweite überzugehen drohte, wenn nicht schleunigst zu einer Operation d. h. zur Entfernung des erkrankten Augapfels geschritten wurde. Die Kranke wurde vom Augenärzte chloroformirt und operiert, und zwar mit gutem Erfolg, wie e» den Anschein hatte. Wer beschreibt aber den jähen Schrecken der Anwesenden, als sich beim Erwachen der Kranken herausstellte, daß das gesunde Auge entfernt war. Der Operateur war vernichtet und floh aus dem Hause, welchem er durch seinen Irrtum ein solche^ Unheil angerichtet hatte.
— Im Spielsaale zu Monte Carlo hat sich dieser Tage wieder eine Skandal- Scene ereignet. Ein junger Russe, der in weniger als einer halben Stunde beim Drsnts- öt-Huurunts fast 80000 Francs gewonnen hatte, wurde plötzlich vom Croupier beschuldigt, daß er fremdes Geld vom Tische genommen und in seine Tasche gesteckt habe. Natürlich ließ der Russe, für den fast alle anwesenden Spieler eintraten, den Schimpf nicht auf sich sitzen, sondern gab dem Croupier zwei schallende Ohrfeigen. Es entstand eine Prügelei, die fast eine Stunde dauerte und im Spielsaale eine unbeschreibliche Aufregung und Verwirrung hervorrief.
— Zwei Zeitungen gibt es, die von der ersten bis zur letzten Seite einschließlich der Inserate in Versen geschrieben sind. Die eine erscheint in Athen, ihr Redakteur heißt Georg Sauris. Die andere ist das „Williston Journal" und wird von Miß Elisabeth Wilson. die selbst die ganze Zeitung schreibt, zu Kansas herausgegeben.
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