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mehrere Male zum Tanze geholt/ stotterte die Errötende. Ich hatte ja keine Ahnung davon, daß Breitschild im Stillen so schlechte Handlungen beging. Früher hat er sicher nicht gewilddiebt. Ich trau ihm das nicht zu; und wenn eres jetzt that, muß er dazu verführt sein."

Der letztern Ansicht bin ich nun gerade nicht. Der saubere Kunde besitzt Willens­kraft genug. Ich habe seinen Charakter die letzte Nachtkennen gelernt!" sagteder Förster.

Er ist doch hoffentlich nicht brutal gegen Sie geworden, Herr Förster?" fragte Marie mit finsterem Gesicht.

Handgreiflich sogar!" platzte der Wach­mann hervor.Wem, ich nicht durch einen glückliche» Zufall loskam, wäre es mir war- scheiulich schlimm ergangen, und läge am Ende todt und kalt im Walde-"

Schrecklich!" ereiferte sich die Küchen­regentin immer mehr.Wer hätte in dem

anscheinend simple» Menschen solchen Bösewicht

vermutet! Seine Strafe wird auch zweifellos keine geringe sein?"

Ein Jahr bekommt er zum mindesten!" erklärte Grashof mit Ruhe,wenn's nicht noch mehr giebt."

Ich zitiere bei bem Gedanken an die Gefahr, in welcher Sie geschwebt!" hauchte die Wirtschafterin, welche beim Hervorziehe» des Taschentuches nicht bemerkt hatte, daß ein kleines zusammengekniffenes Stück Papier auf die Dielen gefallen war.

Jetzt will ich Ihnen aber eine Taffe schönen Kaffee holen, Herr Förster!" nahm Marie die Rede wieder auf.Wer die ganze Nacht draußen war, empfindet sicher das Bedürfnis einer Stärkung."

Die Labung würde mir willkommen sein," meinte der Herr des Hauses.Bitte bringen Sie mir den Morgentruuk!"

Diensteifrig eilte das Mädchen davon. Schnell erhob jetzt Grashof das zu Boden gefallene Blatt auf und faltete es auseinander.

Halblaut las er:

Lieber Schatz! Ich danke Dir für die Mitteilung über das Unwohlsein Deines Hausbären I Es war recht schade, daß Du so schnell wiever zurück mußtest; sonst hätte ich Dir ein Schlafpulver für den heimtückischen Erzschnüffler und Baron von Habenichts verschafft. Ich will wünschen, daß der Herr Grashüpfer bald mit einem reckt ziehenden Podagra beglückt wird. Er trelbts ganz danach, und sind ihm erst die Beine steif, kann er uns Freischützen einstweilen nicht mehr stören. Wenn es umschlägt, wirds die Nacht noch ganz schönes Wetter. Dann sind mir ein paar Fasanen sicher. Liebe Marie! Sonntag ist Dein Ausgehtag. Ich freue mich schon darauf. Am Abend erwarten wir Dich zum Mahle. Meine Mutter soll Dir zu Ehren einen der Vögel braten. Auch eine Flasche Wein habe ich besorgt! Dein Fritz Breitschild." Das ist ja eine ganz allerliebste Ge­schichte I" dachte der Förster, das Schreiben zusammenfaltend,und meiner wurde dabei in respektabelster Weise gedacht. Sogar des KosenamensBär" hielt man, mich für würdig!"

Jetzt trat Marie wieder in das Zimmer und setzte ihrem Gebieter unter freundlichem Knixe eine Taffe dampfenden Kaffees vor. Es ist auch bereits frisches Backwerk da," sagte das Mädchen, gezwungen lächelnd. Wünschen der Herr Förster vielleicht etwas davon?"

Ich danke!" war die trockene Antwort.

(Fortsetzung folgt.)

Vermischtes.

(Ein Wohlthäter.) Bei einem Berliner Kaufmann, der die Verwaltung von Wohl- thätigkeitsanstalten übernommen hat, ließ sich dieser Tage ein alter Herr melden, als sich der Geschäftsmann gerade zu einem dringenden Ausgang anschickte. Der Kaufmann fragteden An­kömmling, dessen schlichterAnzugeinen Unterstütz­ungsbedürftigen zu verraten schien, ziemlich kurz nach seinem Begehr. Schüchtern bemerkte der alte Herr, er habe eine Wohlthätigkeitsspende vor.Wie viel wollen sie geben? klang es im Geschäftston zurückvielleicht 30 Mk."Nein, ich hatte mir mehr vorge­setzt!Nun fünfzig, hundert Mark, oder stiften Sie doch ein Bett, das kostet drei­hundert Mark." Ich hatte mir eine be­stimmte Summe vorgesetzt und habe sie auch zur Stelle. Es sind hunderttausend Mark. Der erstaunte Kaufman hatte plötzlich Zeit, bat den Wohlthäter, Platz zu nehmen, und setzte ihm auseinander, daß zur Annahme einer so bedeutenden Schenkung erst die Genehmigung nachgesucht werden müsse.Dann beeilen sie die Schritte nach Möglichkeit," bemerkte schlicht der Vertröstete,ich fühle, daß ich schwächer werde und möchte die Freude, die ich mir bereiten will, selbst genießen." Der Vorsteher versprach thunlichste Beschleunigung und in der That ist nun die Genehmigung zur Aufnahme der Stiftung bereits nachgesucht. Der Spender ist, so erzählt derB. B. K." ein Rentner, der sehr einfach lebt und keine kostspielige Neig­ungen kennt.

Ein schreckliches Drama auf dem Meer ist vor einigen Tagen ans Licht gekommen. Es handelt sich um das infame Benehmen der Offiziere des argen­tinischen PanzerschiffesRosales", zur Zeit als das Schiff auf der Fahrt nach Spanien, wo es sich anläßlich der Columbusfeste ander Flottendemonstration in Huelva betheiligen sollte, Schiffbruch litt. Ein furchtbares Unwetter war hereingebrochen. Der Schiffskapitän Funes rief die Offiziere und den Steuermann zu sich und befahl ihnen, die ganze 50 Mann starke Schiffsmannschaft betrunken zu mache», damit sie nicht im Stande sei, die Schaluppen zu be­steigen, mittels welcher sich das Offizierkorps in Sicherheit bringen wollte, mit andern Worten: die ganze Bemannung sollte dem sichern Tods preisgegeben werden. Der Befehl wurde pünktlich ausgeführt; aber als die unglücklichen Matrosen trotz ihrer Trunkenheit merkten, daß man sie auf dem dem Untergange geweihten Wrack, das schon nach kurzer Zeit von den Wellen ver­schlungen werden mußte; zurücklassen wollte, richteten sie herzzerreißende Bitten, Klagen und Proteste an den Kommandanten Funes. Ver­gebens; der Kapitän und alle Offiziere traten oen berauschten und cntwaffneten Matrosen mit dem Revolver in der Hand entgegen und zwangen sie, auf dem Deck zu bleiben; zwei Matrosen, die sich widersetzten, wurden nieder­geschossen, alle anderen wurden zu einem grau­samen Todeskampfe verdammt. Nachdem sie in eine Zwischendcckskajüte eingepfercht worden waren, wurde über ihnen die Schiffslucke ver­schlossen und zugenagelt. Die Rettungskähne mit denheldenmüthigen" Offizieren entfernten sich und dieRosales" mit ihrer Menschenfracht wurde von dem Orkan fortgerissen und zer­schellte an einer Klippe. Ein Italiener Namens Battaglia, der auf derRosales" Heizerdienstc verrichtete, konnte sich retten, weil er nicht be­trunken war und sich überdies des Schutzes eines der Offiziere erfreute. Er war es, der jetzt über die schreckliche Szene berichtet. Alle Offiziere derRosales" werden gegenwärtig auf einem argentinischen Kriegsschiff gefangen gehalten. Mit Ungeduld erwanet das Land

daß Licht über di« traurige Geschichte verbreitet werde und daß die elenden Offiziere das Todes- urtheil treffe, wenn es wahr ist, daß sie sich des unerhörten Verbrechens schuldig gemacht haben. DieRosales" ist trotz der von der argentinischen und uruguayischen Regierung angestellten Nachforschungen nicht wieder auf- gcfunden worden, und keinervonden 50 Matrosen, die ihre Bemannung bildeten, blieb am Leben.

(Di e Not in Rußland.) Mit dem Fortschritt des Winters macht sich in den von Mißwachs betroffenen Gebieten Rußlands die Not in immer drückenderer Weise fühlbar. So schreibt man demM. R. W." aus dem Kreise Ananjew, die Bauern verkauften da­selbst wegen Futtermangels ihre Pferde massen­haft zum Preise von 1'/- bis 2 Rubel. Auf­käufer sammeln ganze Heerden dieser Pferde an, die dann zur Verwertung der Haut ge­tötet werden. Das Fleisch fällt den Wölfen anheim, da der russische Bauer dasselbe nicht genießt.

(Mittel gegen das Rauchen der Lampen.) Das lästige Rauchen der Petro­leumlampen, sowie das damit verbundene Verkohlen der Dochte, kann dadurch ver­mieden werden, daß man letztere vor dem Gebrauch in möglichst starkem Essig einweicht, und nachdem sie wieder trocken geworden, in die Lampe einzieht. Durch dieses einfache Verfahren wird das Rauchen und Dunsten beseitigt.

Die Hefte 12 und 13 vonJllustkirte Welt" (Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt) führen uns die ganze reiche Freude der fröh­lichen, seligen Wechnachtszeit, wie die mit Weh und Lust gemischte Stimmung des Jahres­wechsels in anheimelndster Weise vor Augen. In Heft 12 duftet's von Tannenharz und Wachslichtern von der ersten bis zur letzten Seite; der ganze reiche Inhalt ist ein volltö­nender Akkord, ein warm empfindendes Auf- gehen in dem schönsten aller Feste. Die bei­gegebene große ErzählungChristrosen" ist eine der lieblichsten, herzerfreuendsten Weihnachts­erzählungen, die wir je gelesen. Heft 13 jubelt dem neuen Jahr ein frohesProfit!" zu, dasselbe mit weihevollem Gedicht begrüßend. Eine in diesem Hefte ihren Anfang nehmende BauerngeschichteTrutz-Marie" scheint sich äußerst bewegt und spannend zu gestalten, sehr interessant sind auch die beiden ArtikelAus Janmats Strafkodex" undDas Hamburger Rettungskorps," recht amüsant ist die Novelle Die verlorene Frau." Aus der wie immer reichen Anzahl von Illustrationen möchten wir besonders hervorhebenUmdie zwölfte Stunde." Prosit Neujahr!," das stimmungsvolleDurch die tiefste Seele geht,"Kaiser Friedrich-Denk­mal in Spandau." Das sind wieder zwei prächtige, gediegene Hefte, die aufs neue bekunden, daßJllustkirte Welt" stets gewissenhaft hält, was sie zu sein verspricht: ein deutsches Familienbuch. Wir empfehlen daher die hübschen, inhaltreichen Hefte (ü 30 Pfg.) unfern Lesern wiederholt aus innerster Überzeugung.

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