Amts- und Anzeige-Patt ftr »it-bad nnd Umgebung.

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Nro. 4.

Donnerstag, !2. Zanuar 1893.

29. tak^gang.

Württemberg.

Stuttgart, 9. Jan. Heute mittag 12 Uhr fand die Einführung des neuen Stadt­schultheißen Rümelin und dessen Beeidigung auf dem Nathause statt. Stadtdirektor Re- gierungsrat Klaiber hielt nach Eröffnung des feierlichen Aktes eine Ansprache an den neuen Stadtvorstand über die Pflichten und Aufgaben seines ebenso schwierigen als dankbaren Amtes und nahm demselben den Eid ab, woraus Rümelin eine Ansprache an die bürgerlichen Kollegien hielt, welche mit warmem Beifall sowohl der Kollegien, als der zahlreich an­wesenden Zuhörerschaft ausgenommen wurde. Hierauf begrüßte Gemeinderat Payer namens des Gemeinderats und Bürgcrausschußobmann Schott Namens des BürgcrauSschusses den neuen Stadtvorstand, beide mit dem Wunsche schließend, daß er der Stadt zum Heile wirken möge.

Stuttgart, 10. Jan. Dem KriegSmi- nister Gen. Lieut. Schott v. Schottenstein geht «S nach einer guten Nacht heute entschieden besser. Ueber das Befinden des Reichs- tagsabg. Härle erfahren wir daß die verflossene Nacht gut gewesen sei; auch der allgemeine Zustand des Patienten scheint befriedigend. Die schwere Operation, die Härle gestern Vorm, durchzumachen hatte, bestand darin, daß das Bein oberhalb des Knies abgenommen werden mußte.

Baiersbronn, 8. Jan. Auf eine sehr bedauerliche Weise verlor gestern der hiesige Forstschutzwächter Rapp sein Leben. Er ging gestern nachmittag auf die Jagd, schickte auch bald einen erbeuteten Fuchs nach Hause, wollte aber noch einen Hasen erlegen. An einer mit Glatteis bedeckten Stelle am Waldsaume aber glitt er aus und kam zu Fall, wobei er wahrscheinlich in der Absicht sein Gewehr als Stütze zu benützen, dem Hahnen desselben zu nahe kam, das Gewehr entlud sich und die Ladung ging dem Unglücklichen in den Bauch. So wurde er heute früh an genannter Stelle tot aufgefunden. Der allgemein beliebte dienst­eifrige Mann war 73 Jahre alt und bereits 46 Jahre im Dienste der Gemeinde Baiers­bronn angestellt.

Ulm, 9. Jan. Der König von Rumä­nien traf gegen Vs 11 Uhr mittels Sonderzug mit großem Gefolge hier ein und wurde auf dem hiesigen Bahnhofe von dem rumänischen Generalkonsul Bengcr aus Stuttgart begrüßt, worauf er nach zehn Minuten die Reise nach Sigmaringen fortsetzte. Bald nachher traf mittels Sonderzugs S. M. der König von Württemberg hier ein und wurde von dem zahlreich versammelten P' .ckum mit brausen­den Hochrufen begrüßt. Eine Viertelstunde später traf auch S. M. der Kaiser ein. Der Kaiser

verließ seinen Wagen und wurde auf dem Perron von dem König begrüßt, mit welchem er etwa eine Viertelstunde in herzlicher Unter­haltung zubrachte. Der Kaiser setzte hierauf die Reise nach Sigmaringen fort, und der König fuhr nach Stuttgart zurück.

Ulm, 7. Jan. Gestern abend ließ sich rin Soldat bei Jllertifsen vom Bahnzug über­fahren. Es ist der bayerische Kanonier Titus Unzer aus Weilhcim, der beim ersten ^baye­rischen Fußartilleriebataillon in Neu-Ulm stand. Furcht vor Strafe wegen einer Veruntreuung in der Küche hat ihn in den Tod getrieben.

Leutkirch 9. Jan. Gestern wurden die Bewohner des 4 Kilom. von hier entfernten Kirchenweilers Untcrzeil in eine eigenartige Aufregung versetzt. Der Totengräber war im Begriff, ein Grab zu graben, als er nicht tief unter der Erde auf einen Kindersarg stieß, der von bis jetzt Unbekannten dorthin verbracht worden war. Derselbe enthielt die Leiche eines älteren Kindleins, das mit einem Kränzlein geschmückt war, und ein Kerzchen in der Hand hatte. Man glaubte, daß die Leiche vor mehreren Monaten dort begraben worden Vin möge. Ob ein Verbrechen vorliege, wie man annehmen könnte, wird die eingeleitete Untersuchung zu ermitteln haben. Andere glauhen, eS hätten herumziehende Leute, etwa Zigeuner oder Gcschirrkrämer, um die Beerdigungskosten zu ersparen, das Kind selbst in der Stille der Nacht beerdigt, was bei der Lage des Gottes­ackers wohl hätte der Fall sein können, ohne daß dieses von jemand bemerkt worden wäre.

Vom Fränkischen 9. Jan. S. M. der deutsche Kaiser passierte heute 8 Uhr 10 Min. vormittags mittels Sonderzugs die Station Crailsheim nahm daselbst 30 Min. Aufenthalt, da ein Wagen des Parks warm lief.

Rundschau.

Karlsruhe, 10. Jan. Die Stadt Kon­stanz beschloß die Aufhebung des Schulgeldes; nunmehr haben sich sämtliche größeren Städte Badens für die Aufhebung des Schulgeldes der Volksschule entschieden.

Pforzheim, 8. Jan. Gestern Abend hielt der Chemiker vr. Adolf Richter von hier im Kaufmännischen Verein einen Vortrag über Das Gas im Dienste der Haushaltung". Red­ner v°rbreitete sich eingehend über die ver­schiedene Verwendungen des Gases in Haus und Küche, sowie in der Industrie, wobei der­selbe auf die große Zahl ausgestellter Apparate für Koch-, industrielle und andere Zwecke, Bade- cinrichtungen rc. hinwieS, welche durch eine angebrachte Gasleitung in Thätigkeit gesetzt waren, und die vielfachen Verwendungen zeigte. Zum Schluffe hob der Vortragende noch die

keit, Ersparniß am Raum, gegenüber der Holz- und Steinkohlenfcuerung rc. und insbesondere auch.in der Ersparnis an Dienstpersonal be­stehen. Redner erntete reichen Beifall.

Durlach, 8. Jan. Ein bedauerliches Unglück wurhe lautB. Pr." heute Nach­mittag durch einen zwölfjährigen Knaben des Gärtners M. mit spielen des Gewehres herbcigeführt. Der Junge spielte mit dem Gewehr, ei» Schuß ging los und traf das zehnjährige Schwesterchen in den Kopf. Nach Verlauf einer Stunde war das arme Kind todt.

Werthei m, 8. Jan. Auf der Tauber sind mehrere Schiffe eingefroren. Die Ladung, in Zucker und Getreide bestehend, wurde von den Schiffen auf elf Eisenbahnwagen um­geladen.

Köln, 7. Jan. Ein großes Unglück wurde heule Abend durch den Frevelmut des Metzgers Keupmann in der Restauration Bolder an der Sandbahn angerichtet. Keupmann, der als Obergefreiter bei der Artillerie ge­dient hat, war Sammler von Artilleriege- schossen. Um seine Sammlung zu vervoll­ständigen, kaufte er sich heute Abend auf dem Griechenmarkt bei einem Althändler eine alte Granate. Das Geschoß, dessen Zünder fehlte, war ein sogen.Blindgänger", das, nachdem eS abgeschossen, nicht krepiert war. Unterwegs traf Keupmann den Metzger Kaufmann, mit dem er in die Wirtschaft von Bolder ging. In der Schankstube saßen außer dem Wirt noch 15 Gäste. Keupmann zeigte seinem Freunde die Granate und behauptete, sie sei nicht mehr geladen; andere Gäste mischten sich in die Unterhaltung und mahnten den Kcup, mann zur Vorsicht. Verschiedene Gäste ver­ließen geängstigt das Lokal. Als der Wirt sich jede Hantierung mit dem Geschoß verbat, steckw Keupmann die brennende Cigarre mit den Worten:Sieh, das ist nichts", in das Zündloch. Plötzlich sprang das Geschoß mit einem gewaltigen Krach auseinander und riß dem Tollkühnen die rechte Hand an der Wurzel ab; Granatsplitter trafen den ihm gegenübersitzenden Metzger Kaufmann, den Wirt Bolder, mehrere Gäste und den Zapfjungen. Dem Keupmann waren außerdem 2 Splitter in die Brust gedrungen; seinem Gegenüber hatte ein Splitter den linken Arm zerschmettert, ein anderes Stück hat ihm eine Schulter schwer verletzt; ein Granatsplitter drang dem Wirt Bolder in den Unterleib; ein entfernt sitzender Gast wurde durch Granatsplitter, die ihm in die Seite und in ein Knie gedrungen waren, schwer verletzt; dem Zapfenjungen wurde ein Finger abgerissen; 4 andere Gäste wurden mehr oder minder erheblich verletzt.

Vorzüge der Verwendung der Gasfeuerung > Die Feuerwehr war bald zur Stelle und schaffte hervor, welche in der Zeitersparnis, Reinlich-,die 5 Schwerverletzten nach dem Krankenhause;