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L^ro. 3.
29. lakn-gang.
Wochen-Run-schau.
Da im vergangenen Jahr weder am Geburtstag des Königs noch an dem der Königin eine größere Liste von Ordcnsaus- zeichnungen im Staatsanznger erschien, wie das unter dem letzten König üblich war, so vermutete man allgemein, daß am Silvesterabend eine um so größere Anzahl von Ordensverleihungen rc. publiziert werde,' die Enttäuschung war aber allgemein und zwar nicht blos bei denjenigen, die auf einen Orden oder Titel gehofft hatten, sondern bei den Zeitungslesern überhaupt. Man wartet jetzt wieder auf den nächsten Geburtstag Sr. M. des Königs. — Tie Bestätigung des Oer- fleuerrats Rümelin als Stadtschultheiß von Stuttgart hat bereits ein Nachspiel gehabt. Wie verlautet, hat ein Stuttgarter Gemeinderar bereits seinen Rücktritt angezeigt und ebenso der Obmann des Bürgerausschusses. Wie es heißt, sollen noch einige weitere Gemeinderäte sich mit der Absicht tragen, gleichfalls vom Amte zurückzutreten. Am Montag findet die Einführung und Beeidigung des Stadtschultheißen Rümelin statt. — Das Reichsgericht in Leipzig hat vor einigen Tagen das freisprechende Urteil der Heilbronner Strafkammer gegen den suspendierten Oberbürgermeister Hegel maier und den Stadt- pfleger Füger von Hnlbronn wegen falscher Beurkundung im Amte aufgehoben und die Sache zur nochmaligen Verhandlung an die Heilbronner Strafkammer zurückverwiesen. Letztere wird nun wohl zu einer Verurteilung Hegelmaiers gelangen und damit ist nun auch dem Dlszipkinarhof für Körperschaftsbeamte ein schwerwiegender Grund für die Absetzung Hegelmaiers gegeben. Ohne das erste frei- sprechende Erkenntnis des Heilbronner Landgerichts wäre der Fall Hegelmaier ohne Zweifel schon lange erledigt. — Die Influenza, welche nun schon den 4. Winter in Europa auftritt, hat sich auch in Württemberg wieder eingestellt und schon mehrere Opfer gefordert. — Unangenehmes Aufsehen machen auch in Württemberg die Enthüllungen des Berliner Vorwärts, wonach württembergische Landtagsabgeordnete nicht unbeträchtliche Summen aus dem Welfen- oder Neptilienfond erhalten haben sollen. Der Vorwärts verspricht weitere Enthüllungen; hoffentlich rückt er jetzt mit dem Namen heraus, was er das erstemal nicht gethan hat. Bei den bisherigen Andeutungen des sozialistischen Blattes ist der bösartigsten Verläumdungssucht Thür und Thor geöffnet. — Der bisherige scharfe Frost hat schon vielfach an Obstbäumen Schaden angerichtet und allem Anschein nach w'll die Kälte wiederzunehmen und längereZeitandauern.
> Uebereinstimmenden Blattermeldungen zufolge hat unser Kaiser am Neujahrsfeste beim Empfang der fremden Diplomaten jeder politischen Aeußerung sich enthalten, um so nachdrücklicher dagegen beim Empfang der deutschen Generalität sich über die Notwendigkeit der Durchführung der neuen Militärvorlage ausgesprochen und die Offiziere gewarnt, gegen diese Vorlage Stellung zu nehmen und so der Opposition ihre Unterstützung zu leihen. Mehr und mehr gewinnt es den Anschein, daß die Neichsregierung entschlossen ist, den Reichstag .szulöscn, falls letzterer die Mili- täroorlage ablehnen sollte. Die oppositionelle Presse verschanzt sich gegenüber den immer eindringlicher geltend gemachten Gründen für die Militärvorlage hinter ihren Unglauben an eine bevorstehende Gefahr für das deutsche Reich. Wenn nur mit solchen Ungläubigen Erklärungen auch die Feinde.Deutschlands von unseren Grenzen ferngehalten werden könnten; dann könnte man sogar ans Abrichten denken. — Die Fortdauer der Cholera in Hamburg und Umgebung trotz der strengen Winterkälte hat die Reichsregierung zur schleunigen Ausarbeitung eines Reichsseuchengcsetzes veranlaßt, welches noch im Monat Januar dem Reichstag vorgelegt werden soll. Es handelt sich hiebei um einheitliche und umfassende Vorkehrungen gegen die Weiterverschleppung der Cholera und dies ist um so notwendiger, als mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, daß jene schlimme Seuche im nächsten Sommers mit erneuter Heftigkeit au "echen werde. —! Im Kohlenrevier an der e. aar ist ein großer Bergarbeiterstrik ausgebrochen. Obgleich die Leute in den größtenteils staatlichen Kohlengruben besser bezahlt sind als die Bergarbeiter in allen andern Kohlengruben der ganzen Welt, verlangendieAusständigen höhere Löhnung und eine kürzere Arbeitsschicht. Sie bedrohen ihre Genoffen, welche Weiterarbeiten, mit Revolvern und hoffen thörichterweise auf die Unterstützung von ausländischen Bergarbeitern. Von über 29 000 Bergleuten an der Saar feierten anfänglich gegen 24 000. Die Zahl der Sinkenden ist aber bereits auf 21 000 heruntergegangen, und es steht außer aller Frage, daß dieser Strik ein klägliches Ende nehinen muß.
Der österreichische Ministerpräsident Graf Taaffe hat ein Programm ausgearbcitet, dessen Grundzüge die Genehmigung des Kaisers Franz Joseph erhalten haben und mit welch.m er eine wenn auch kleine, so doch sichere Mehrheit in dem gegenwärtigen österreichischen Abgeordnetenhause zusammenzubringen hofsie. Von der Hoffnung zur Wirklichkeit ist aber manchmal eine unendliche Kluft und man, wird gut daran thun, hinter die neueste Hoff-!
nung des Grafen Taaffe ein großes Fragezeichen zu setzen. Der ungarische Ministerpräsident und Finanzminister Dr. Weckerle hat seine Verhandlungen mit den Wiener- und Pestcr Großbanken wegen Aufnahme einer Anleihe zur Durchführung der Valutaregulierung beendigt und dabei auch noch den deutschen Kapitalisten sehr erwünschten Erfolg erzielt, daß die Besitzer der österreichischen Staatsbahn-Prioritäten ihre Coupons ohne Abzug wieder voll ausbezahlt erhalten. Nur unter dieser Bedingung hat Weckerle d e österreichische Bodenkreditanstalt, welche seiner Zeit den Couponsabzug bei den genannten Prioritäten durchgesetzt, an dem ungarischen Finanzgeschäft mitthun lasten.
Der Präsident der französischen Republik hat am Neujahrstage an die ihm gratulierenden fremden Diplomaten eine Ansprache gehalten, worin er letztere als Zeugen dafür' aufrief, daß Frankreich der Sache des Friedens und des Fortschritts diene. Die Botschaft hört man wohl, allein angesichts der ewigen französischen Rüstungen fehlt eben jedermann der Glaube. Carnot machte in seiner Neujahrsrede auch eine Anspielung auf den Panamaskandal und meinte, die ungeheure Mehrheit des französischen Volks habe noch begeisterten Sinn für Recht und Wahrheit. Aber eben dieses französische Volk hat doch seine Parlamentarier gewählt und daß diese kein höheres Ziel kennen, als sich zu bereichern, weiß man in Frankreich seit vielen Jahren. Obgleich die französische Kammer bis zum 10. Januar vertagt ist, arbeitet der Panama-Ausschuß der Kammer unermüdlich weiter und glaubt genügendes Beweismaterial gefunden zu haben, um 4 weitere Parlamentarier vor Gericht zu stellen. Kammerpräsident Floquet ist nun auch in diesen Skandal verwickelt und will nun deshalb das Kammerpräsidium niederlegen.
Der oder die Urheber des Dublin er DtznamitatUntats vom 24. Dezember sind noch immer nicht entdeckt. Einstweilen suchen die englischen Unionisten die Parnelliten als die moralischen Urheber jenes Attentats hinzustellen, wobei sie nicht mit Unrecht darauf Hinweisen, daß die Iren auch unter dem letzten Ministerium Gladstone zum Dank für dessen Wohlwollen für die Iren die Phönixparkmorde veranstaltet hätten. Die Iren möchten ihrerseits den Unionisten das jüngste Attentat in die Schuhe schieben, was aber kein Mensch glaubt. Ebenso unwahrscheinlich ist die Annahme Glad- stones, daß man es hier mit der That eines einzigen Verrückten zu thun habe. Ueberdies sollen dem Minister für Jnand, Morley, neuerdings Drohbriefe zugegangen sein.
Bei der Eröffnung der Cortes in Portugal wurden republikanische Demonstrationen