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Der NbonnementS-Preis beträgt incl. dem jeden Lawstag beigegebencn Altvftrirte« Sonutag-klatt rs,r Düdbod vierteljährlich 1 10 monatlich

>0 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 ^ 80 ^ auswärts I ^45 ^. Be­stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

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Der JnsertionspreiS beträgt für die kleinlpaltige Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 6 Pfg., bei auswärtigen 10 Pfg. Dieselben müssen spä­testens den Tag zuvor Morgens 8 Uhr aufgcgeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Ra­batt. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. Anonyme Einsendungen werden nicht berücksichtigt.

2CrO. 1.

Württemberg.

Stuttgart, 29. Dez. Wie sehr das Telephon einem allgemeinen Bedürfnis ent­gegen kommt, geht aus der raschen Zunahme der Telephon-Teilnehmer hervor. Am 31. Dezember vorigen Jahres gab es im Tcle- phonbeznk Stuttgart, zu welchem bekanntlich auch gehören Cannstatt, Unter- und Ober­türkheim, Feuerbach, Zuffenhausen und Böb­lingen, netto 1400 Telephon-Teilnehmer. Am Schluß dieses Jahres ist die Zahl derselben im genannten Telephonbezirk auf 1850 ge­stiegen, dieZunahmebeträgtdcmgemäß32,l40/o In Ulm stieg die Zahl der Telephon-Teil­nehmer von 200 auf 255, in Hellbraun von 150 auf 200, in Schwäbisch-Gmünd von 105 auf 125, in R-utlingen von 70 auf 90, in Eßlingen von 50 auf 60, in Ludwigs­burg von 40 auf 50, im Bezirk Nottweil, wozu auch Schwenningen, Schrambcrg, Tros- singen und Oberndorf gehören, von 30 auf 40. Neu eröffnet wurden in diesem Jahre u. A. die Telephonstellen in Schorndorf mit 15 Teilnehmern. Tübingen mit 45, Hall mit 33 und Ravensburg mit 10 Teilnehmern. Die Prozentzunahme beträgt in Ulm 27,50, in Heilbronn 33,33, in Gmünd 19,04, in Reutlingen 28,55, in Eßlingen 20, in Lud­wigsburg 25 und in Rottweil 33,33 Proz. In ganz Württemberg gab es Ende vorigen Jahres rund 2050, Ende dieses Jahres rund 8750 Telephon-Teilnehmer. Diese gewaltige Zunahme ist zu einem guten Teil auch dem Umstande zu verdanken, daß die kgl. Postver­waltung für ein Jahresabonnement in Stutt­gart und den meisten Städten des Landes nur 100 Mark berechnet.

Stuttgart, 31. Dez. Justizminister Dr. von Faber feierte am 30. Dez. seinen 70. Geburtstag. Zur Feier desselben wurde dem Jubilar am 29. Dez. ein Handschreiben Sr. Maj. des Königs mit den allerhöchsten Glückwünschen zu teil. Das K. Obcrlandes- gericht übersandte eine Glückwunsch-Adresse, ebenso die Beamten des K. Justizministerums.

Stuttgart, 31. Dez. Am Samstag Morgen kaufte ein junger Mann unter der erloschenen Firma eines hiesigen Engrosge­schäftes ein Postquittungsbuch. Am gleichen Tage abends präsentierte sich ein 14jähriger Junge mit 4 Posteinzahlungen für verschiedene, wahrscheinlich nicht bestehende Firmen in Mann­heim und Köln, im Betrage von ca. 1300 Mark und gab als Bezahlung ein« Geldrolle mit 2000 Mk. ab, so daß der betr. Postbe­amte ca. 700 Mk. hätte herausgeben müssen. Dem Postbeamten schien die Rolle unecht, er ließ sie deshalb durch den Jungen selbst öffnen; es fand sich als Inhalt ein Stück Blei vor. Der Junge wurde verhaftet und >

Dienstag, 3. Zanuar- 1893.

erklärte, daß ihm die Rolle von einem Un­bekannten mit dem Versprechen, für die Be­sorgung eine Belohnung von 2 Mk. zu er­halten, übergeben wurde. Die hiesige Polizei­behörde hat sofort Schritte eingeleitet, um den Betrüger ausfindig zu machen.

Heilbronn, 31. Dez. Der Neckar ist nun fast in seinem Lauf bis Heidelberg völlig zugefroren,

Neuenbürg, 29. Dez. Gestern abend hat sich im sogenannte» Vorstädtle ein sehr bedauerlicher Unglücksfall zugetragen. Eine Frau ließ zwei ihrer Kinder mit einem Ker­zenlicht auf kurze Zeit allein im Zimmer, um auf der Bühne etwas zu besorgen. Sie hatte den Kindern zuvor versprochen, ihnen nach ihrer Rückkunft den Christbaum anzünden zu wollen. Kaum war die Mutter fort, so nahm das ältere, 7jährige Mädchen, das Licht und -rindete den Baum selbst an. Als es dal» o-n untern Lichtern zu nahe kam, singen seine Kleider Feuer, was cs in seinem Eifer erst bemerkte, als dieselben lichterloh brannten. Durch das Davonlaufen des Kindes wurde die Flamme immer mehr angefacht, so daß es der Mutter und den Hausbewohnern erst nach längerer Zeit gelang, dieselben zu löschen. Die arme Kleine litt die Nacht hindurch die schrecklichsten Qualen, denen sie heute Vor­mittag 11 Uhr erlag.

Nagold, 31. Dez. In der letzten Nacht sind in Haiterbach 2 Häuser abgebrannt. Lei­der kamen drei Kinder dabei ums Leben.

Die Wahl von Mitgliedern zur Handels­und Gewerbekammer in Calw findet am Montag den 23. Januar 1893 statt.

Ulm, 27. Dez. Die Generalagentur für den Verschleuß der beiden nächsten Serien der Ulmer Münsterbaulotterie im Betrage von 1800000 Mark, wurde den beiden Firmen Fritz Schuttes in Ulm und Eberhard Fetzer in Stuttgart übertragen. Die erste Serie kommt im Juni 1893 zur Ausgabe, die Ziehung eifolgt im Januar 1894.

Rundschau.

Heidelberg, 28. Dez. Der hiesige Stadtrat hat dem Bürgerausschuß eine Vor­lage wegen Aufhebung des Schulgeldes unter­breitet. Hiedurch wird der Stadt-Kaffe ein Einnahme-Ausfall in Höhe von 13 000 Mk. entstehen.

Konstanz, 30. Dez. Wie aus Radolf­zell mitgeteilt wird, ist gestern eine große spiegelglatte Eisfläche auf dem See bei Ra­dolfzell ausgesteckt worden. Nördlich der Mett­nau ist der See ebenfalls zugefrv'en und wird wohl nächster Tage zugänglich sein.

St. Johann, 29. Dez. Gegen 3 Uhr ist die Pulverfabrik zu St. Ingbert in die

29. jaki'gang.

Luft geflogen. Zwei Mann wurden getöter.

Bonn, 29. Dez. Das Opfer der Sammel­wut ist ein hiesiger Postsekretär geworden. Als leidenschaftlicher Liebhaber von Brief­marken hat er ausländische Korrespondenzen unterschlagen, um deren Freimarken zu be­kommen. Der pflichtvergessene Mann, welcher bereits auf eine 30jährige Thätigkeit im Post­sache blickt, ist seines Amtes enthoben worden.

Trier, 30. Dezember. Der Regierungs­präsident von Heppe ist in das Streikgebiet abgereist, um mit den dortigen Landräthen zu konferiren.

Trier, 30. Dezember. Bei der Frühschicht fehlten wieder 8600 Mann, so daß jetzt ins» gesammt 12,000 Bergleute streiken. Die Aus­ständigen verhielten sich bisher ruhig.

Wiesbaden, 31. Dez. Ueber das Vermögen der AktiengesellschaftWiesbadens Bade-Etablissement" wurde gestern Abend de Konkurs eröffnet.

Im Reichstage hatte neulich der Abg. von Stauffenberg behauptet, Oesterreich-Ungarn vernachlässige im Dreibunde seine militärischen Pflichten. Die Wiener Zeitungen bestreiten das entschieden und sagen, daß die österreichischen Rüstungen mit denen Dem schlands durchaus gleichwertig seien.

Saarlouis, 29. Dez. Es sind ins­gesamt von 30,000 Bergleuten etwa 4000 ausständig. Die Bergdirektion warnt vor dem Ausstand; wer die Arbeit niederlege, habe die Folgen sich selber zuzuschrciben.

Saarlouis, 30. Dez. Die Arbeiter sämtlicher fiskalischer Gruben des Saarreviers, ausgenommen die Grube Kronprinz und In­spektion I, sind heute ausständig. Die Stim­mung ist sehr erregt, Ausschreitungen sind bereits vorgekommen. Die Bergleute sollen vielfach Revolver besitzen. Gendarmiere ist aufgeboten. Heute sind zwei Versammlungen der Bergarbeiter der Grube Kronprinz in Schwalbach wegen Eintritts in den Streik.

Aus Gifhorn (Reg.-Bez. Lüneburg) wird berichtet: Gestern Nachmittag befand sich die Familie des Handarbeiters Lange auf der gefrorenen Aller, als plötzlich die Eisdecke brach. Das Ehepaar Lange, ein 16järiger Sohn und eine 5jährige Enkelin sind ertrunken, der 19jähiige Sohn Wilhelm Lange wurde gerettet.

Danzig, 30. Dez. Der hiesige Schrau- bendampfer Alma ist gestern bei Contcville an der Seite mit dem französischen Dampfer Emile zusammengestoßen und ist völlig ver­loren. Der zweite Maschinist der Anna ist ertrunken.

Altona, 29. Dez. Die Militärbehörde hat den Soldaten der Altonaer Garnison we­gen der Choleragefahr das Betreten des Ham­burger Gebiets verboten.