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Samstag, 22. Aktoberr 1892.

28 . tatingang.

Wocherr-Rrmdscharr.

I. M. die Königin Witwe ist zwar noch immer schwer krank, doch ist erfreulicher Weise keine unmittelbare Todesgefahr mehr vorhanden, weshalb auch I. M. die Königin Charlotte von Friedrichshafen nach Ludwigsburg zurück­gekehrt ist. Mehr und mehr giebt man sich der Hoffnung hm, daß Königin Olga ihre gegenwärtige Krankheit glücklich überstehen werde. Schon im Interesse der Armen und Hilfsbedürftigen aber auch aus Gründen treuer Anhänglichkeit wünscht jeder Württemberger der hohen Frau ein noch recht langes Leben. Unser Ministerpräsident ist mit seiner Familie von Friedrichshafen nach Stuttgart zurückgekehrt um daselbst den Winter über zu verbleiben. Eine Reise nach Berlin zur Teil­nahme an den Sitzungen des Bundesrates ist jedoch nicht ausgeschlossen, wenn auch Finanz- minister Or. v. Riecke zum Mitglied des Bundes­rates ernannt worden ist und dem Herrn Mi­nisterpräsidenten wohl manche Reise nach Berlin ersparen kann. Vcn regierungs­freundlicher Seite wurde der Staatsrechtslehrer Professor Laband in Straßburg zu einem Rechtsgutachten über den Fall Hegelmaier ver­anlaßt. Oberbürgermeister Hegelmaier hat nicht nur Klage auf volle Zahlung seines Gr- Haltes erhoben, sondern auch eine Beschwerde gegen die Einstellung des gegen ihn einge­leiteten Disziplinarverfahrens an zuständiger Stelle eingereicht. Hiedurch wird die Hegel- maier'sche Angelegenheit begreiflicherweise immer weiter hinausgezögert.

Der deutsche Kaiser weilt gegenwärtig bei seiner Familie im neuen Palais bei Pots­dam uud hat. letzter Tage der Grundsteinle­gung zu esner Kaiser Friedrich-Gedächtniskirche im Berliner Tiergarten sowie einer Denkmals­enthüllung (Kaiser Friedrich Denkmal) in Spandau beigewvhnt. Von der kommenden Militärvorlage ist weiterhin bekannt geworden, daß die Mehrkosten des ersten Jahres 57^/s Millionen Mark betragen werden. Die Be­hauptungen einiger Blätter, daß zwischen dem preußischen Staatsmmisttrium oder wenigstens dem Finanzminister Miguel und dem Reichs­kanzler Caprivi eine Spannung wegen der Militärvorlage eingetreten sei, hat sich als un­begründet heraus gestellt. Auch die Meldung, daß Graf Caprivi von dem Kaiser schon jetzt zur Auflösung des Reichstags ermächtigt worden sei, falls dieser die Vorlage ablehne, ist mit großer Vorsicht aufzunehmen. Die Deutschfreisinnigen, welche dem ihnen jetzt feindlichen Centrum so viele Mandate ver­danken, werden es sich zweimal überlegen, ob sie Neuwahlen riskieren können und überdies wissen die einzelnen Parteien selbst noch nicht.

wie sie sich zu der Militärvorlage stellen sollen, da diese größtenteils, namentlich auch bezüglich der Begründung, auf die das meiste ankommt, noch unbekannt ist Sollte eine Auflösung des Reichstags später als notwendig erachtet werden, so kann die kaiserliche Genehmigung hiezu ja jeden Tag eingsholt werden. Die Cholera in Hamburg ist nun im raschen Erlöschen begriffen. In Frankfurt am Main ist die Seuche auch aufgetreten, die Kranken wurven aber rasch isoliert, so daß wohl keine wertere Ansteckung erfolgen kann. Eine Hiobspost ist wieder einmal aus Deutsch- Ost a f r i k a eingetroffen. Die Wahehes, welche bekanntlich vor längerer Zeit die Expedition des Lieutenants Zelewski aufgerieben haben, griffen neuerdings eine deutsche Truppe an und töteten den Lieutenant Brüning und mehrere weiße Soldaten. Die Station Kilwa wagten sie aber nicht anzugreifen. Man wird nun wohl die Wahrhcs energisch züchtigen müssen, sonst werden sie immer frecher.

Die österreichische Delegation, welche vor der Cholera in Pest nach Wien sich ge­flüchtet hatte, ist nach Pest zurückgekehrt, um die Budgetberatungen für Heer und Marine zu beendigen. Ein Jungczeche polterte wieder einmal gegen den Dreibund erzielte aber damit nur ein förmliches Vertrauensvotum für den Minister des Auswärtigen mit allen gegen seine (jungczechische) Stimme.

Das italienische Königspaar feiert in kurzer Zeit die silberne Hochzeit. Bei dieser Gelegenheit wird auch der deutsche Kaiser in Rom erwartet. Die Vorbereitungen für die Neuwahlen zum Parlament sind gegenwärtig in ganz Italien in vollem Gange. Das Cabinet Giolitti rechnet auf eine ansehnliche regierungsfreundliche Mehrheit. Eine solche hatte Crispi zwar auch und wurde doch bald nach den letzten Wahlen gestürzt.

In der letzten Dienstag wieder eröffneten französischen Deputiertenkammer kam es gleich am ersten Tage zu einem heftigen Scharmützel wegen der Vorgänge in Carmaux. Die Sozialdemokraten verlangten die Ver­staatlichung der Bergwerke und Forsten mit Anwendung von Gewaltmitteln (Dynamit) wenn die Negierung den ausständigen Berg­arbeitern in Carmaux nicht sofort zum Siege über die Bergwerksgesellschaft verhelfen. Schließ­lich geben sich aber alle Parteien mit dem Versprechen der Negierung zufrieden, sie wolle alsbalv ein Gesetz betreffend die Einrichtung von Schiedsgerichten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern einbringen.

Der russische Finanzminister, welcher eine neue Anleihe von 500 Millionen Franken bei einigen Pariser Großbanken sicher unterzu­bringen hoffte, hat eine endgiltige Abweisung

erfahren und wird nun zur Abwechslung woh bei deutschen Bankinstituten sein Glück ver suchen. Solange aber die Russen ihre unge­heure Heeresmacht nicht von ihrer Westgrenze wieder zurückziehen und auch sonst sichere Friedensgarantien geben, bekommen sie von deutschen Kapitalisten keinen Pfennig geliehen.

Die griechische Regierung hat die diplo­matischen Beziehungen mit Rumänien abge­brochen, weil die rumänische Regierung nach den bestehenden Landcsgesetzen sich weigerte, bas Vermögen eines in Rumänien reichge wordenen ohne Erben zu hinterlassen verstor bencu Griechen namens Zappa dessen Testa Nn.t gemäß an die griechische Regierung aus­zufolgen.

Aus Varna läßt sich der Londoner Stan­dard telegraphieren, Rußland könne mit seiner Schwarzen-Meer-Flotte an einem Tag 20 000 Mann in der Nähe von Konstantinopel landen, die türkische Hauptstadt umzingeln und den Sultan zu allem zwingen, was er haben wolle. Hoffentlich ist diese Meldung nur ein blinder Schreckschuß, der aber immerhin der englischen Regierung einen deutlichen Wink gibt, den diese nicht unbeachtet lasten kann.

Der noch im Knabenalter stehende König von Spanien hat sich erkältet und leidet an einem gastrischen Fieber. Doch scheint die Krankheit rasch wieder zu verschwinden.

In den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo demnächst die Präsidenten­wahl statlfindet, rüsten sich die Parteien zum Wahlkampf. Eine Hauptwaffe hiebei ist der Kauf Stimmen. Die hiezu ausge­

legten Summen bringt die siegende Partei leicht wieder herein; sie verteilt ja die Staats­ämter unter sich und beutet dann das Volk tüchtig aus.

Württemberg.

Stuttgart, 20. Okt. Der Leibarzt des Königs von Württemberg, Dr. v. Teuffel, mußte in irrcnärztliche Behandlung gegeben

werden.

Stuttgart, 20. Okt' Die leidige Un­sitte, Feuer mit Spiritus auzufachen, hat wie der einmal Unglück in eine hiesige Familie gebracht. Ein Dienstmädchen, mit einem

kleinen Kinde auf dem Arme, goß, um dem Kinde sein Esten rasch zu wärmen, Spiritus ins Feuer. Dabei singen die Kleider der Un­vorsichtigen Feuer und sie erlitt so erhebliche Brandwunden, daß sie ins Katharinenhospital verbracht werden mußte. Auch das kleine

Kind ist durch das Feuer beschädigt worden.

18. Okt. Otto Baijch, der Haupt­redakteur der ZeitschriftUeber Land und Meer", ist nach kurzer Krankheit gestern ge­storben.