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adjudant des Königs von Württemberg Generallieutenant Frhr. von Falkenstein te l.

Die Offiziere, so schreibt disK. B." waren fast alle über die erwartete Ein­führung der 2jährigen Dienstzeit sehr froh. Sie selbst wagten bisher daserlösende Wort" daß 3 Jahre genügen, nicht zu sprechen, Thatsächstch besteht für die besten Soldaten jetzt schon die 2jährige Dienstzeit. Die we­nig r brauchbaren Elemente müssen allerdings 3 Jahre dienen. Den Offizieren lag aber sehr wenig daran, gerade diese Leute noch 1 Jahr in der Kompagnie zu behalten und von dem Muster und Vorbild, als welches der im dritten Jahre dienende Soldat leuch­ten soll, kann, wie aus dem Vorstehenden klar ersichtlich, bei diesen Leuten gar keine Rede sein.

Araukfurt, 26. Aug. Auch seitens der hiesigen Behörden sind nunmehr Vorkehrungen getroffen, um die Einschleppung der Cholera von Hamburg zu verhindern. Seit heute morgen geschieht die Ausladung der Passa­giere der von Hamburg kommenden Auge im Hauptbahnhof unter ärztlicher und unter po­lizeilicher Aufsicht. Die Reisenden passieren einzeln die Absperrkeile, ,das Publikum hat keinen Zutritt zu dem Perron der Hambur­ger Züge, deren Personal sofort Rapport über etwaige Krankheitsfälle erstatten muß. Im nahen städtischen Krankenhause sind Räume zur Aufnahme etwaiger Kranker bereit gestellt, der Krankenwagen ist ständig in Bereitschaft, um sofort auf telephonisches Anrufen nach dem Bahnhofe zu eilen. Seit gestern läßt auch die Postverwaltung alle von Hamburg ein­laufenden Sendungen nach den Bestimmungen des Reichsgesundheitsamts desinfizieren.

Hamburg, 24. Aug. Dir Oliolsra asiatiea wurde amtlich konstatiert. Professor Koch hat die Leitung der Sanitätsmaßregeln übernommen.

Hamburg, 24. Aug. DemHamburger Korrespondenten wird authentisch gemeldet: Vom 17- bis 23. August erkranken hier 219 Personen unter choleraartigen Symp­tomen; 75 sind gestorben.

Hamburg, 25. Aug. Die Packetführt- gcsellschafl beschloß, angesichts der sanitären Lage in Hamburg, die großen Schnelldampfer nicht in die Elbe komme» zu lassen, sondern den Dienst dieser Schiffe auf den Verkehr zwischen Southamhton und Newyork zu be­schränken und die Beförderung von Zwischen­deckpassagieren bis auf weiteres ganz einzu­stellen. Die Helgoländer Dampfer fahren von Freitag an nur zwischen Kuxhafen und den Nordseebädern.

Hamburg, 27. Aug. Bis gestern abend 9'/z Uhr sind aus Altona seit vorgestern 28 Choleraerkrankungen und 12 Todesfälle ge­meldet. Die nach Angabe Kochs gebaute Cholerabaracke wird am Montag mit Kranken belegt. Dis Seuche ist nunmehr auf die Elbinsel übertragen, die Angehörigen des besseren Mittelstandes verlassen zu Hunderten Hamburg. Es tritt Mangel an Aerzten ein; e nzelne Hilsskrankenwärter sind gestorben. Die Schulen werden nur von 40°/» der Schul­kinder besucht. Nach amtlicher Mit­teilung betrugen am Donnerstag die Er­krankungen 295, Sterbefälle 130, am Freitag bis mittag 183 Kranke, 78 Gestorbene. Sämtliche Schulen sind geschlossen, die Börse war heute am schwächsten besucht. Zahlreiche Familien verlassen die Stadt. Der Geschäfts­verkehr ist beeinträchtigt.

ßhristiania, 25. Aug. Die Regierung erklärte sämtliche französische Häfen am Kanal als von der Cholera angesteckt.

Warschau, 25. Aug. Unter der Gar­nison in Skierniewice ist in den letzten Tagen die Cholera ausgebrochen; es sterben durch­schnittlich täglich 15 Soldaten.

ZLombay, 26. Aug. Die Russen drangen bis Lanqar am Oxus vor, 40 Meilen von Kilipsndi, dem wichtigsten afghanischen Fort des Wakhanaebiets. In Somatasch befinden sich 2000 Russen mit 6 Kanonen. Die Be­völkerung von Kost im nördlichen Afghani­stan erhob sich gegen den Emir. Die Auf­ständischen schnitten die Verkehrswege ab.

Nntki-Haltkndks.

Dolorosa.

Roman v. A. Wilson. Deutsch v. A. Geisel.

(Nachdruck verboten) (Fortsetzung.)

Hettie entfernte sich und Regina warf sich auf's Bett und versuchte das Chaos ihrer Gedanken zu ordnen. Sie vermochte sich nicht vorzustelle», daß der schreckliche Mann ihr Vater 'ein solle, und doch hatte er so zuversichtlich gesprochen! Ob sie Herrn Palma fragte? Sie hegte unbedingtes Vertrauen zu ihm, nnd wenn er ihr sagte, der Mann hatte gelogen, durfte sie ruhig sein, aber ob er es sagen würde, sagen konnte? Und dann sic hatte ja Schwei­gen gelobt sie durfte höchstens an ihre Mutter schreiben und sie bitten, das traurige Rätsel zu lösen in sonstiger Hinsicht waren ihr die Hände gebunden .... Jetzt ward an ihre Thür gepocht sie gab kerne Antwort und hoffte, man werde sie schlafend glauben, allein sie hatte sich getäuscht. Die Thür ward leise geöffnet und Frau Palma's Stimme fragte erstaunt:

Regina warum sind Sieim Dunkeln?"

Ach, ich war jo müde," antwortete Regina.

Frau Palma näherte sich dem Bett und fragte:

Regina fühlen Sie sich wirklich so krank, Laß Sie vom Tisch wegbleiben mußten, obgleich Sie wußten, daß wir Gäste hatten?"

Ich fühle mich zu elend, um hinabzu­gehen," sagte Regina.

Dann muß Ihr Unwohlsein sehr Plötz­lich gekommen sein," meinte Frau Palma kopfschüttelnd.

Regina blieb die Antwort schuldig was hätte sie auch sagen sollen?

Nun, hoffentlich können Sie nachher aufstehen," meinte Frau Palma freundlich;

Elliot trug mir auf, Ihnen zu sagen, er müsse Sie heute Abend noch sprechen er ist auf sein Bureau gegangen, wird aber gegen neun Uhr zruückkommen und erwartet Sie um diese Stunde in der Bibliothek."

O, Frau Palma bitten Sie meinen Vormund, mich für heute zu entschuldigen," sagte Regina flehend.

Unmöglich, Regina Erstens bitte ich meinen Stiefsohn niemals, von eurem Vor­haben abzustehen, weil ich weiß, daß er es doch nicht thut, und zweitens sehe ich ihn heute Abend erst bei Frau Tarrant. Ich werde Hettie beauftragen. Sie zu benach­richtigen, sobald Herr Palma kommt, eben ist es acht Uhr und so bleibt Ihnen noch eine Stunde Zeit zur Erholung, Können Sie sich nicht entschließen, etwas zu genießen, Regina?"

Danke, Frau Palma Ruhe ist das beste Mittel für mich. Ich wollte, Herr

Palma vergäße sein Vorhaben, mit mir sprechen zu wollen und begleitete Sie gleich nachher nach dem Ball, Frau Palma."

Das thut er nicht," lachte Frau Palma, Frau Tarrant war schon sehr geschmeichelt, daß er die Einladnng nicht rundweg abge- lehnt hat, wie gewöhnlich und sie darf zu­frieden sein, wenn er gegen elf Uhr erscheint. Gute Nacht, Regina."

Frau Palma entfernte sich und Regina, weiche sich plötzlich ihrer fehlenden Börse erinnerte, erhob sich und läutete nach Hettie, der sie auftrug, den Kutscher zu fragen, ob das Potemonnaie vielleicht im Wagen liegen geblieben sei. Hettie verschwand und Regina öffnete die kleine Kassette, in welcher sie ihr Taschengeld aufbewahrte und überzählte ihre Baarschaft. In diesem Augenblick erschien Hettie, um zu melden, Failey habe nichts gesunden, und gleich darauf schwebte Olga im vollen Ballstaat, gleich einer entzückenden Vision, ins Zimmer. Regina streß einen leisen Ruf der Bewunderuug aus und Olga sagte belustigt:

Ich bin mit dem Effekt meiner Toilette zufrieden, wenn ich sogar Ihrer Unbefangen­heit einen Ausruf des Entzückens abnötige. Betrachten Sie mich immerhin, Regina Bewunderung thut mir gut sie ist mein Lebenselement."

Regina mußte lachen und näher tretend erfüllte sie Olga's Begehren auf's Bereit­willigste. Es war auch wirklich nicht schwer, der schönen Erscheinung Bewunderung zu zollen; über das Allasgewand von Vieil- farbe fielen kostbare Brabanter Spitzen, in deren Fakten versteckt einzelne matte Theerofen lagen, während ein prachtvoller Topasschmuck seine funkelnden Lichter über den blendend weißen Hals und die schneeigen Arme der jungen Dame warf. Das in Puffen aufgesteckte Haar war reich mit Goldpuder bestreut und einzelne lange Locken fielen tief über den vollen Nacken.

Olga Sie sind wirklich bezaubernd," sagte Regina tief aufathmend.

Olga knixte und sagte dann scherzend: In erster Linie verdanke ich mein brillantes Aussehen freilich dem großen Kleiderkünstler Vorth, der mir diese Toilette aus Paris geschickt hat, aber der Umstand, daß ich heute den ganzen Tag ruhig im Bette blieb und mich pflegte, trägt sicher auch sein Teil dazu bei. Gute Nacht, Kleine schlafen Sie wohl und träumen Sie etwas Schönes," schloß sie freundlich, indem sie Regina um­armte und einen Kuß auf ihre Lippen drückte.

Ich warne Sie, Regina," sagte sie, plötzlich ernst werdend,Ihr Vormund legt Ihnen Schlingen und ehe sich das hübsche kleine weiße Kaninchen versieht, ist es ge­fangen. Gehen Sie zu Ihrer Mutter, Kleine ich rate Ihnen gut hier ist's nicht geheuer für Sie! Gute Nacht!"

(Fortsetzung folgt.)

Vermischtes.

Der Ein- und Ausbrecher Bihr, der einem Bauern in Schwabsberg 900 Mk. ge­stohlen hatte, ist in Hall auf eine seltsame Art wieder in Hast genommen worden. Der­selbe hatte in einer Wirtschast des Guten zu viel gethan und in dieser Laune allerlei Un­fug getrieben, so daß die Polizei ihn sistierte. Bei der Durcksuchung fand man über 650^- in seiner Tasche. Aus die mit dem Gerichte in Ellwangen gepflogenen Erkundigungen stellte sich bald heraus, mit wem man es zu thuu habe.