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Nro. IVO.

Dienstag, 30. August 1892.

28 . jlakngsng.

Württemberg.

Stuttgart, 27. Aug. Behufs Teilnahme an der heute im Reichsamt des Innern statt­findenden Cholerakonferenz ist Obermedizinal­rat Dr. v. Landenberger nach Berlin abgereist.

25. Aug. Gestern erkrankte hier, wie die EßlingerSchw. Rundschau" berichtet, leider eine Dame unter den Anzeichen von Ebolsra noetras, so daß ärztlicherseits die Verbringung der Kranken in das Hospital angeordnet wurde. (Stuttgarter Blätter be­richten hierüber nichts.)

Stuttgart. Infolge des Auftretens der asiatischen Cholera in Hamburg werden die Kgl. Oberämter und Oberamtsphysikate und die Gemeindebehörden angewiesen, ohne Ver­zug die in Z 8 der Ministerial-Verfügung vom 2. Aug. 1884, betr. Maßregeln wider die Cholera (Reg.-Bl. S. 157) vorgesehenen Maßregeln zu treffen und außerdem den Aerzten und dem Publikum die für den Fall des Ausbruchs der Cholera bestehende An­zeigefrist (Z 33 der Ministerial - Verfügung vom 2. August 1884) durch öffentliche Be­kanntmachung einzuscharfen. Auch werden einer Weisung des K. Ministeriums des In­nern zufolge jüngere Aerzte, weiche bereit sind, für den Fall des Ausbruchs der Cholera im Lande sich dem Ministerium des Innern zur Verfügung zu stellen, aufgefordert, sich beim Medizinalkollegium zu melden.

Stuttgart, 26. Aug. Gestern verstarb nach langer Krankheit im Alter von 77 Jahren Baudirektor Dr. Christian v. Leins nach einer 40jährigen, überaus regen und fruchtbaren Thätigkeit als Baumeister und Lehrer der Baukunst. Die Nachricht seines Todes wird in der ganzen Welt von seinen Schülern mit Schmerz ausgenommen werden; unserem württemdergischen Vaterland und der Stadt Stuttgart wird eine Persönlichkeit ent­rissen, deren Hingang nicht bloß für unsere baulichen und öffentlich künstlerischen Ange­legenheiten, sondern auch für allerlei sonstige gemeinnützige Unternehmen, im Vereinsleben und in geselligen Kreisen eine schmerzliche Lücke reißt. Seine Werke werden noch in ferneren Jahrhunderten von seinem Wirken zeugen und seinen Namen an die großen Baumeister der schwäbischen Vergangenheit anreihen. Seine Hauptbauten sind: das! russische Gesandtschaftshotcl in Stuttgart, die Villa Berg, ein Juwel moderner Fürsten­wohnungen unter Verwendung von an oie heitern Vorbilder Italiens angelehnter Renais­sance, das Jagdschloß Katharinenhof, das Palais des Prinzen Weimar, der Königsbau und die Liederhalle in Stuttgart, der Riedinger'sche Bau in Augsburg, ver­schiedene Villen und Kirchen, darunter auch

die St. Johanniskirche in Stuttgart, diese Perle neuer Gotik. Auch die unvergleichlich schönen Anlagen des Stuttgarter Schloßplatzes sind Leins' Werk. Als sein Nachfolger an der technischen Hochschule gilt Architekt Neckel- mann, der Erbauer des Landesgewerbemuseums. (Christian Leins ist ein Stuttgarter Kind; sein Vater, ein Steinhauermeister, erteilte ihm den ersten Unterricht, die weitere Ausbildung erhi.lt er in der Vorgängerin der technischen Hochschule, die ihn hernach zu ihren ersten Häuptern zählte, der damaligen Gewerbeschule. Ein Studienaufenthalt in Paris bei Labrouste, einem Meister desNeo-Grec", und mehrere von fleißigen Studien ausgefüllte Reisen in Italien, Frankreich, England und Spanien (letztere in Begleitung von Hackländer und Horschelt) vollendeten seine Ausbildung.

Ilagotd, 26. Aug. Endlich hat auch die hiesige Bäckergenossenschaft sich bequemt, das Publikum mit einem Brotabschlag zu erfreuen und kostet nunmehr der 4pfündige Laib Schwarzbrot 45 Pfg., 2 Pfund Weißbrot 38 Pfennig.

Aus Kohenlohe, 26. Aug. Die fürstl. Hohenlohe - Langenburgische Forstverwaltung bezieht derzeit aus Westfalen das Material zu einer Waldeisenbahn, welche in der Nähe vom Schloß Thierberg, O.A. Künzelsau, gelegt werden soll.

Meöerlingen, 26. August. Wieder hat der unverantwortliche Leichtsinn, Petroleum ins Feuer zu gießen, zwei Opfer gefordert. In dem benachbarten Owingen wollte die Frau des Gendarmen Greiner bügeln. Da die Kohlen nicht recht brennen wollten, goß sie etwas Petroleum hinzu, das jedoch sofort explodierte und die Kleider der Frau in Flammen setzte. Auf ihr Hilfegeschrei eilte ihr Mann herbei, der sich beim Löschen gleich­falls schwere Brandwunden zuzog. Die Frau, deren jüngstes Kind erst 14 Tage alt ist, liegt hoffnungslos darnieder, der Mann dürfte, trotz schwerer Verwundungen, mit dem Leben davonkommen.

Rundschau.

* Mörzheim, 26. Aug. (Zur Eisen­bahnreform.) Wie sehr unsere General­direktion irrt, wenn sie annimmt, die Ein­führung der lOtägigen Giltigkeit der Rück­fahrkarten habe einen Ausfall an Ein­nahmen zur Folge, dies ergiebt sich aus dem soeben erschienenen Rechnungsausweis der kgl. bayer. Staatsbahnen, den wir einer Korrespondenz der Augsburger Abendzeitung vom 23. d. Mts. entnehmen. Hiernach hat sowohl die Frequenz als die Einnahme aus dem Personen-Verkehr im Monat Iulidieses Jahres im Vergleich zu dem gleichen Monat

des Vorjahres sich um ein ganz Erheb­liches gesteigert, obwohl die lOtägige Giltigkeit der Rückfahrkarten erst kurz vorher, nämlich am 25. Juni d. I. ins Leben getreten ist. Die erwähnte Korrespondenz lautet wörtlich: München, 22. Aug. Der heute erschienene Rechnungsausweis der kgl. Staatsbahnen für den ersten Monat der 2. Hälfte dieses Jahres bringt wieder eine nicht geringe Mehrung der Einnahmen, gegenüber den Einnahmen des Vorjahres. Personen- wie Frachtgüter- Verkehr haben sich im Monat Juli be­sonders gehoben. Es wurden 87340 Personen mehr, nämlich im Ganzen 1 878 886 Personen befördert und dafür 4 013 947 Mark, also 86 459 Mark mehr gegen den gleichen Monat des Vorjahres vereinnahmt. An dieser letzteren Summe ist der hoch entwickelte interne Verkehr allein mit 72 049 Mark becheiligt." Möchten deßhalb doch unsere Herren Eisenbahnräts diese Thatsachen sprechen lassen und für die lOtägige Giltigkeit der Rückfahrkarten ein­stimmig eintreten.

Aus Mörzheim, 25. Aug., wird uns geschrieben: E>ne heute verübte Schreckensthat hält die gesamte Einwohnerschaft in Aufregung Ein hiesiger angesehener Geschäftsmann, Me­chaniker Klein, suchte heute nacht das in einer engen Straße gelegene Haus seines Nach­bars, welches sehr viel brennende Stoffe ent­hält, in Brand zu setzen, wodurch bei dem Sturme dieser Nacht und bei dem gegenwär­tigen großen Wassermangel hier namenloses Elend hätte entstehen können, wenn Klein nicht an der Ausführung seines Vorsatzes ge­hindert worden wäre. Heute vormittag wurde Klein verhaftet. Im Gerichtsgebäude feuerte er auf den ihn beaufsichtigenden Schutzmann B. mehrere Revolverschüsse ab, ohne denselben erheblich zu verletzen; hierauf kehrte er die Waffe gegen sich selbst und machte seinem Leben durch einen wohlgezielten Schuß ein Ende. Der Vorfall bildet selbstverständlich in der ganzen Stadt das Tagesgespräch.

Karlsruhe, 26. Aug. An maßgebender Stelle hat man in Anbetracht des bedrohlichen Fortschreitens der Cholera Beratungen ge­pflogen, welche Maßregeln zu ergreifen seien, falls auch unsere Stadt von der verderben­bringenden Seuche heimgesucht werden sollte. Man hat sich dahin schlüssig gemacht, in dem im Südosten die Stadt begrenzenden Durlacher Walde Baracken zu erbauen.

Karlsruhe, 27. Aug. Die hiesige Han­delskammer hat ihren Vertreter im Eisenbahn­rat beauftragt, für die lOtägige Gültigkeit der Retourbillete zu stimmen.

Berlin, 27. Aug. An der heutigen kai­serlichen Frühstückstafel nahm der General-