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Beide wurden vergangene Nacht ausgcführt, und zwar der eine im Verwaltungsgebäude, der andere im Güterschuppen des hiesigen Bahnhofs. In beiden Fällen wurde der Einstieg durch das Eindrücken eines Fensters ermöglicht. Im Verwaltungsgebäude stiegen die Diebe ins Telegraphenzimmer ein, das im Parterre ist und keine vergitterten Fenster hat. Von hier gelangten sie mittelst eines Schlüssels zur Hauptkasse. Den Kassenschrank ließen sie unberührt, stahlen aber den Inhalt der Schalterkasse im Betrag von etwa 12 Mark. Im Güterschuppen stiegen sie durch die unvergitterten Fenster des südlichen Giebels ein und machten den Zimmern des Güter­verwalters und des Güterbeförderers Besuche. Vergeblich bemühten sie sich da, die Kassen­schränke zu öffnen; diese widerstanden den schwersten Brechwerkzeugen. Letztere fanden sie im Schuppen vor. Die Gier nach Geld wurde auch nicht durch das Erbrechen sämmt- licher Schreibtischschubladen gestillt, denn es fand sich keines vor. Daß die Diebe bei Licht gearbeitet haben, beweisen die vielen Ab­lauftropfen von Stearinkerzen.

Wavensöurg, 20. Aug. In dem hies. Bahnhote! wurden vorgestern nacht einem Reisenden aus Hall, während er schlief, 300 Mark aus der Hosentasche gestohlen. Er war ohne Licht zu Bett gegangen, und hatte ver­gessen, die Zimmerthüre zu schließen.

Rundschau.

Kisstnge«, 23. Aug. Eine ungewöhn­liche Erscheinung bildete unlängst ein reicher Engländer, Winans, der sich darin gefiel, auf seinen Ausfahrten in die Dörfer blankes Geld in Hunderten von Mark unter die Leute zu werfen, die oft halbe Tage lang auf die An­kunft dieses Krösus warteten.

Kamvurg, 24. Aug. Amtliches über die Zahl der Erkrankungen und Todesfälle ist noch nicht veröffentlicht. Die Zeitungs- angabcn differieren stark. Nach denHam­burger Nachrichten" kamen bisher 300 Er­krankungen vor, worunter 120 Todesfälle. Gestern starben 65 Personen. Die Gestorbenen werden von Staatswegen sofort in die Leichen­hallen transportiert und die Wohnungen «desinfiziert.

Memel, 25. August. Dem Dampfboot zufolge ordnete die Regierung für Schiffe, die aus Altona und Hamburg kommen, Quaran­täne an. Den russischen Juden wurden die Beförderungsvergünstigungen bei der Aus­wanderung entzogen.

Stockholm, 24. Aug. Die Negierung erklärte heute sämmtliche deutschen Nordsee- Häfen, sowie die deutschen Ostseehäfen zwischen Pommern und Dänemark für choleraverdächtig.

Aus der Schweiz, 23. August. (13 Millionen Francs verloren.) Die eidgenössische Bank in Bern hat in einem Zeitraum von kaum 18 Monaten die stattliche Summe von 13 Millionen Francs eingebüßt. Die letzten Samstag stattgehabte Generalversammlung be­schloß, die Verwaltungsräte hiefür haftbar zu machen und gleichzeitig den Sitz der Bank von Bern nach Zürich zu verlegen.

London, 23. Aug. Nach einer Draht­meldung desStandard" ams Zanzibar wur­den nach Berichten aus guter Quelle Baron Paul und 4 andere leitende Mitglieder der deutschen Strafcxpedition am Kilimand'charo ermordet

Vermischtes.

_ In einer württembergtschen Oberamts­stadt wurden kürzlich bei einer Schulprüfung die Kinder beauftragt, als stilistische Ausgaben

Briefe an wirklich vorhandene. Personen, Brüder, Schwestern u. s. w^ zu schreiben und darin Todesnachrichten, Unglücksfälle, Zah­lungsmahnungen und dergleichen anzubringen. Um den Schülern auch die äußere Form der Postvorschriften geläufig zu machen, ließ man die Briefe adressieren; sie legten die Briefe in die Umschläge und gaben sie dem Schulin­spektor zur Beurteilung. Der Schulinspektor nahm die Briefe, ließ sie aber aus Veisehen im Pfarrhaus auf dem Pult liegen, von wo sie wieder aus Versehen, das heißt, in der Vermutung Korrespondenzen des Pfarrers vor sich zu haben, der Amtsbote aufs Postamt trug und zur Bestellung übergab. Die Zahl ergötzlicher aber auch trauriger Folgen, die der Fall hatte, läßt sich ermessen. Alle Be­mühungen des Lehrers, die Briefe zurück zu erhalten, waren vergebens; sie hatten alle ihren Weg, einer sogar nach Amerika, ein anderer nach Australien gemacht.

Ist der Biergenuß zur Zeit einer Cholera-Epidemie schädlich? Geheimrat Koch in Berlin hat bekanntlich als Ursache der Okolsra asiatiea denKomma­bazillus" erkannt. Die Lebensbcdingungen dieses kleinen, in seinen Wirkungen so schreck­lichen Organismus wurden eingelend studiert und u. a. auch gefunden, daß der Bazillus im Bier in kürzester Zeit zu Grunde geht. Die Entdeckung Kochs hat eine besondere Be­deutung. Während man früher das B,er zur Cholerazeit als schädlich, weil die Cholera fördernd ansah, weiß man jetzt, daß in dem Wassergenuß, besonders im Genuß des aus Hausbrunnen stammenden Wassers die größte Gefahr liegt, sowie in dem Genuß von der Luft ausgesetzt gewesenen, vielleicht durch Staub verunreinigten Nahrungsmitteln (besonders Obst), und daß Bier zur Cholerazeit nicht nur nicht schädlich, sondern dessen Consum sogar vorteilhaft ist. Durch das Bier kann nicht nur keine Jnfekiion stattfinden, denn das Wasser darin ist gekocht und der Bazillus stirbt im Biere, sondern durch Genuß des Bieres würde die Entwicklung von m die Verdauungsorgane gelangenden Bazillen ver­hindert. Als merkwürdig wird noch hervor­gehoben, daß im Jahre 1873, als die Cholera in Wien und Umgegend ziemlich stark auf- trat, in keiner Wiener Brauerei ein Fall von Cholera vorgekommen sei.

Eine gräßliche Haifischgeschichte wird aus Messina demN. W. T." erzählt: Gegen 7 Uhr abends näherte sich eine große kalabr-fische Barke dem Ufer, welche eine 22 Köpfe starke, lustige Hochzeitsgesellschaft an Bord hatte. Das Meer war etwas be­wegt, und plötzlich hörte man von der Barke aus Hilferufe; ein kleiner Knabe, Sohn des reichen Pächters Caruso, hatte, am Rand des Bootes stehend, das Gleichgewicht verloren und war ins Meer gefallen. Sofort stürtzte sich der Vater nach, riß das Kind an sich und schwamm wieder dem Boot zu; allein plötzlich hörte man ihn, kaum 3 Meter von der Barcke entfernt, einen fürchterlichen Schrei ausstoßen, worauf er samt dem Kinde pfeil­schnell in den Wellen verschwand, die sich blutrot färbten. Gleichzeitig sahen drei der Bootinsassen einen ungcheuren Haifisch sie bezeichnen ihn als mindestens 4 Meter lang davonschwimmen. Zweifellos sind Vater und Kind dem Tier zum Opfer gefallen, denn später fand man einige entsetzlich verstümmelte blutige Ueberreste der beiden Leichen.

Ein Dampfschiff mit Bank- noten geheizt! So unwahrscheinlich, wie das klingt, ist es doch, wie aus Marseille be­richtet wird, tatsächlich passiert. Nicht weniger

denn 4.5 große Säcke, welche mit solchem kost­barem Papier angefüllt waren, wurden vor den gierigen Blicken der Heizer, die gar zu gerne wenigstens eine Hand voll behalten hätten, in dem Maschinenofen verbrannt. Es waren Billets der Bank von Algier, welche annulliert, unter den Augen des Direktors den Flammen übergeben wurden.

Hundert Zentner Gold passier­ten am 20. d. M. die Bahnstation Teschen mit dem von Berlin mittags hier eintreffenden Schnellzuge. Die Firma Rothschild hatte diese Sendung für die Münze Kremnitz in Ungarn zur Prägung der neuen Kronenwäh­rung geliefert. Der Transport wurde von Beamten begleitet und in Krcmnitz von einem Militärkommando in Empfang genommen. Die Sendung hat einen Wert von 1415 Mil­lionen Mark.

Der Fahnenträger von Mars la Tour. Als der Kaiser am jüngsten Donnerstag dem Füssilierbataillon des 3. Garde-Regiments im Lustgarten in Berlin die neue Fahne übergeben hatte, wurde ihm, wie man noch nachträglich Mährt, gemeldet, daß bei der Fe er auch der Fahnenträger zu­gegen sei, welcher die alte Fahne in der Schlacht bei Mars la Tour getragen habe. Hierauf ließ der Kaiser den Fahnenträger zu sich Heranrufen, reichte ihm vom Pferde herab die Hand und unterhielt sich längere Zeit mit ihm.

(Beim Schwimmunterricht.) Hab' ich den Kerl immer ein Nilpferd ge­nannt, dabei kann das Beest noch nicht 'mal schwimmen.

(Verrechnet.) Tourist:Nun, schönes Alpenröschen, soll ich einen Kuß mitnehmen für den Schatz auf den Bergen?" Mäd­chen/Der hat eine Ohrfeige verdient die können Sie mitnehmen!"

Lokcrtes.

Wilclbsci, 24. August. Osr in 8ud- dsut8odland dured ssins unsrmüdliobs Agitation kür Lskorm clsr Lissubabn- Lsrsonsntariks vsitlrin dslrannts Rssdts- anvalt daeob aus LkorLbsim lüslt gsstsrn L.dsnd in sinsr auk IlünIadunA dss Olswsrbs- vsrsinsvorstandss 8tadtsodult1>si88 LütLnsr Lusammsngstrstsnsn VsrsammlunA im Oast- 1>au8 L.Lissnl,adu"disr sinon VortraZ über dis

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