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A?rv. SS.
Samstag, 27. August 1892.
28 . takiMng.
Wochen-Rundschau.
Unsere Kzl. Majestäten (die Königin ist vom Besuche ihrer Eltern zurückgekehrt) empfingen letzter Tage in Villa Seefeld bei Rorschach den Besuch des Großherzogs von Oldenburg. Den Schweizern imponiert das schlichte menschenfreundliche Auftreten unseres Königs der jüngst auch mit seiner Dampfbarkasse auf der Rückkehr von einer Lustfahrt auf dem Bodensee ein vom Sturm schwer bedrohtes Segelschiff in den Norschacher Hafen bugsierte. — Die Stadt Wildbad ist nunmehr auch an das württemb. Telephonnetz angrschlofsen, binnen kurzem wird auch die Stadt Hall an die Reihe kommen. Die Zahl der Telephonteiluehmer nimmt überall, wo eine Telephoneinrichtung überhaupt besteht, fortwährend zu, ein deutlicher Fingerzeig für unser Verkehrsministerium, daß es auf dem richtigen Wege ist, nicht nur die Verkehrsbedürfnisse zu befriedigen, sondern auch der Staatskasse nicht unbeträchtiiche neue Einnahme» zuzuführen. — Die dem Vorstand der Stuttgarter Landesproduktenbörse zugegangenen Ernteberichtc von hervorragenden Landwirten aus allen 4 Kreisen des Landes lauten im allgemeinen sehr befriedigend. Nur der Ertrag in Heu, Oehmd, Klee sowie in Haber ist geringer als im Vorjahr ausgefallen. Dinkel, Roggen, Weizen, Gerste liefern einen höheren und dabei an Qualität ausgezeichneten Ertrag, das Gersten- und Haberstroh blieb kurz. Kirschen gab es in Menge, Aepfel ergeben eine Mittelernte, Birnen und Zwetschgen giebt es Heuer nicht viel, dagegen Baumnüffe in Menge, der Wein verspricht sehr feurig zu werden, wird aber kaum einen Halben „Herbst" liefern. Die blauen Trauben haben durch die tropische Hitze der vorigen Woche arg gelitten. Der vorletzte Donnerstag soll der heißeste Tag des ganzen Jahrhunderts gewesen sein.
Der deutsche Kaiser weilt noch in Potsdam, wo seine Gemahlin ihrer dem- nächstigei! Entbindung entgegensicht. Dem Feste eines Garderegiments, welchem die beiden Söhne des Fürsten Bismarck als Landwehroffiziere angehören und demselben beiwohnten, blieb der Kaiser fern. Bei einem ander» militätischen Feste sprach sich der Kaiser recht zuversichtlich über die Erhaltung des Friedens aus. Ferner sagte der Kaiser, bezüglich der Einführung einer 2järigen Dienstzeit i» der Armee sei noch nichts beschlossen. Eine solche Neuerung würde erhebliche Mehrauslagen erfordern, um die Armee stets tüchtig ausbilden zu können. Eine kleinere gut disziplinierte Armee sei ihm aber lieber als ei» undisziplinierter großer
Haufe. Die kaiserlichen Worte waren anfangs etwas entstellt in die Oeffentlichkeit gedrungen, so daß man glauben konnte, der Kaiser sei einer Herabminderung der Präsenzzeit grundsätzlich abgeneigt. Dies scheint aber nicht der Fall zu sein; die in verschiedenen Oppositionsblättern erschienenen Artikel, welche die Worte des Kaisers bemängelten, erweisen sich als überflüssig. — Von den Verhandlungen mit Rußland wegek eines Zollvertrages hört man bis jhtzh nur soviel, daß die deutsche Industrie -zw gutachtlichen Aeußerungen ausgefordert wordeü' ist, damit wir unsere Bedingungen deir Russen gegenüber formulieren können. Die Nuffen, welche letzter Tage auch das Rog- genausfuhrverbot vollends aufgehoben haben, wollen von uns außer einer Ermäßigung der Kornzölle auch eine solche für russische Forslprodukte. Es gewinnt aber den Anschein, als ob im Reichstag Centrum und Konservative, welche zusammen die Mehrheit bilden, den Russen gar keine Konzessionen gemacht werde» sollten. Ein unheimlicher Gast, die Cholera, ist nun leider auch in Deutschland eingekchrt; die Seuche fordert in Hamburg und Altona bereits zahlreiche Opfer. Unter solchen Umständen sehnt man sich nach einer kühlen Witterung, weil die Hitze der Ausbreitung der Cholera ungenrein förderlich ist.
Der Deutschenhaß der Czechen in Böhmen kennt keine Grenzen und hat kürzlich wieder zu einem schmählichen Ueber- fall deutscher Studenten und Turner durch von ihrem Fabrikherrn aufgehetzte Glasarbeiter geführt. Es ist geradezu traurig, daß das österreichische Ministerium Taaffe den Mut nicht hat, endlich einmal Ruhe und Ordnung in Böhmen wieder herzustellen.
Eine ärgerliche Blamage ist den Franzosen wiederfahren. Zu „Gunsten der Notleidenten in Rußland und Frankreich" wurden von einigen zweifelhaften Persönlichkeiten in Paris ein großartiges Fest veranstaltet. Dasselbe endigte aber mit einem Defizit von 80 000 Frcs., das die Unternehmer nicht decken können. Schließlich wird der russische Botschafter den Fehlbetrag zahlen müssen, damit die üble Laune der geprellten Pariser Geschäftsleute gegen die Russen wieder besänftigt werde.
Das englische Parlament ist vertagt worden und wird wahrscheinlich erst im Januar wieder cinberufen werden. Die Königin Viktoria lehnte die Ernennung des Radikalen Labouchsre ab; Gladstone ließ ihn ohne weiteres fallen und nun sind die Radikalen über letzter» sehr erbittert. Wenn
sie gegen das neue Ministerium stimmen, kommt dieses sofort wieder zu Fall.
Serbien hat ein neues Ministerium Avakumowitsch bekommen, das sich liberal nennt. Das radikale Kabinet Pasitsch mußte wegen seiner elenden Finanzwirtschaft abtreten. Ob das neue Kabinet bessere finanzielle Zustände herbeiführen kann, ist freilich auch sehr unwahrscheinlich.
.7. In Rußland greift die Cholera noch immer weiter um sich und fordert jetzt auch isir Petersburg täglich sehr zahlreiche Opfer. Der Zar hat sich mit seiner Familie in Peterhof von allem Außenverkehr abge- Ichlofsen.
Das schon lange im Rückgang befindliche SMxr' hat seil kurzem so schwere weitere Entwertungen erfahren, daß in Nordamerika 39 Silberbergwerk« ihren Betrieb einstellen mußten. Unter diesen Umständen haben sich die Aussichten der von den Vereinigten Staaten von Amerika vorgeschlage- ncn internationalen Silberkonferenz sehr verschlechtert.
In Brasilien ist der vormalige Präsident der Republik General Fonscca, welcher den Kaiser Dom Petro entthront hat, in Armut und Verachtung gestorben. Die Folgen seines Treubruches hat er schon in diesem Leben zu kosten bekommen.
Württemberg.
Stuttgart, 24. Aug. In dem Befinden des Rittmeisters Frhrn. v. Röder ist seit gestern abend etwas Besserung eingetreten und sein Zustand heule befriedigend, doch läßt sich noch nicht bestimmt sagen, daß alle Gefahr vorüber sei.
Stuttgart, 23. August. Die Pferdeschlächterei in Württemberg, die ihren Hauptsitz im Bezirk Heidenheim hat, weist auch im verflossenen Jahre einen kleinen Zuwachs auf; geschlachtet wurden im ganzen 280 Pferde von 3 Gemeinden, gegen 255 im Vorjahre. Obenan steht die Gemeinde Schloßberg mit 174 geschlachteten Pferden. Der höchste Preis für das Pfund war 20 Pfg., der niederste 6 Pfennig.
Leonöerg, 22. August. Gestern Abend vor 11 Uhr schlug der Blitz in die Scheuer des Ad^erwirts in Heimsheim, und im Nu standen 3 Gebäude in Flammen; das Feuer verbreitete sich rasch weiter, und im ganzen sind acht Wohnhäuser und fünf Scheuern nebst Nebengebäuden abgebrannt. Der Schaden ist groß, da die Scheuern mit Getreide gefüllt sind.
Aalen, 24. Aug. Abermals sind zwei freche Einbruchsfälle von hier zu verzeichnen.