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AnirrlMtlidrs.
Dolorosa.
Roman v. A. Wilson. Deutsch v. A. Geisel.
(Fortsetzung.)
(Nachdruck verboten)
O'Brien, ein kräftiger Irländer, dessen Mütze ihn ais angestellten Gepäckträger kennzeichncte, „ahm den Schein in Empfang und verhreß schleunigste Besorgung, worauf Roscoe in den Wage» stieg und dem Kutscher zurief: „vorwärts, Farley."
„Halt," sagte Regina bittend, „wir müssen meinen Hund auch mitnehmen."
„Ihren Hund?" wiederholte Roscoe erstaunt, während er Farley anwies, noch zu warten, „wo ist denn das Thier?"
»Im Hundckoupeel — hier ist das Billet."
„Geben Sie her," sagte Roscoe, „O'Brien mag den Hund mitbringen. Jst's ein Pudel oder ein Windspiel?"
„Ein weißer Neufundländer,«' erwiderte Regina, aber ich möchte ihn lieber selbst mitnehmen."
„Doch nicht im Wagen?
„Weßhalb nicht — es fehlt doch nicht an Platz."
„Nein — aber —"
„Wenn die Hunde Ihnen unangenehm sind, könnte der Kutscher Ajax vielleicht auf dem Bock mitnehmen?"
„O wenn Farley das thun will."
„Der Kutscher vermochte der süßen Stimme und dem bittenden Blick der dunkelblauen Augen nicht zu widerstehen, als Regina ihr Anliegen vorbrachte, und nachdem er sich bereit erklärt hatte, den vierfüßigen Passagier aufzunehmen, begab sich Roscoe mit der Hun- demare nochmals auf den Perron und kehrte bald in Begleitung des Neufundländers zurück. Ajax schaute sehr finster drein unv folgte Herrn Roscoe, der die Kette erfaßt hatte, ziemlich widerwillig, als er jedoch seiner jungen Herrin ansichtig ward und ihren Zuruf vernahm, eilte er auf den Wagen zu und bellte laut und freudig.
Ajax wurde auf dem Bock installirt, und während das Koupee- durch die beschneiten Straßen rollte, sagte Herr Roscoe freundlich:
„Ihr Ajax ist ein Prachexemplar, und ich begreife sehr wohl, vaß er Ihnen ans Herz gewachsen ist. Ich habe noch nie einen weißen Neufundländer gesehen, der sich mit ihm hätte messen können — besitzen Sie den. Hund schon lange, Fräulein Orme?
„Ajax wurde mir vor einigen Jahren geschenkt und seitdem ist er mein steter Begleiter."
„So will ich Ihnen wünschen, daß er cs bleiben darf," meinte Roscoe zweifelnd; „mein Vetter Palma macht sich nichts aus Hunden" — hier flog ein leises Lächeln über Regina's Gesicht — „und seine Mutter hegt eine wahrhaft lächerliche Furcht vor diesen Haus- thieren, die ihrer Meinung nach früher oder später Alle der Tollwut anheimfallen und somit gefährlich sind."
Regina schwieg eine Weile und fragte daun:
„Wohin mußte denn Herr Palma reisen?"
„Nach Philadelphia, er hofft indes heute oder morgen zurückzukehren. Sie kennen natürlich meinen Vetter, Fräulein Orme?"
„Ja, ich sah ihn vor mehreren Jahren."
Jetzt bog der Wagen in die fünfte Allee ein und hielt bald darauf vor einem jener
palastähnlichen Gebäude, welche die elegantesten Straßen Newyorks zieren. Herr Roscoe half Regina aussteigen und zog die Hausglocke, während Ajax vom Bock sprang und seine Herrin bellend und wedelnd umsprang. Regina dankte dem Kutscher, daß er Ajax mitgenommen und Farley sagte gutmütig:
„Wenn der Hund sie in Verlegenheit bringen sollte, gnädiges Fräulein, wenden Sie sich nur an mich — ich will schon für Ajax sorgen."
Die Hausthür wurde jetzt von einem gallonierten Diener geöffnet und Herr Roscoe geleitete seine Begleiterin in ein behaglich durchwärmtes, luxuriös ausgestattctes Wohnzimmer und beauftragte den Diener, den Damen zu melden, daß Fräulein Orme angekommen sei.
Regina hatte verwundert aufgesehen, als Roscoe von den Damen sprach und sobald der Diener das Zimmer verlassen hatte, beaniwortete der junge Mann ihren fragenden Blick, indem er bemerkte:
„Außer meines Vetters Stiefmutter ist auch deren Tochter hier im Hause anwesend und —"
Das Oeffnen der Thür und ein Rauschen seidener Gewänder unterbrach Noscoe's Mitteilung; eine Dame mittleren Alters, deren Züge einen hochmütigen Ausdruck trugen, trat ins Zimmer und Roscoe sagte hastig:
„Gnädige Frau — darf ich Ihnen Fräulein Orme, die ich eben an der Station abgeholt vorstellen?"
Frau Palma betrachtete Regina, welche sich verbeugt hatte, prüfenden Blickes und ihr die beringte Rechte nachlä'ffg entaegen- steckend, sagte sie kühl:
„Fräulein Orme hat schlechtes Reisewetter gehabt — sie siebt ganz erfroren aus."
Jetzt erst gewahrte die Dame Ajax, der seine Schnauze an Regina's Gewand rieb und sich hastig zurückziehend, rief Frau Palma heftig:
„Ein Hund in meinem Wohnzimmer — das übersteigt denn doch alle Begriffe — wie ist das Thier denn hereingekommen?"
„Es ist mein Hund, Frau Palma," sagte Regina entschuldigend, indem sie die Hand aus den Kopf ihres Lieblings legte; „Ajax ist gutartig und wird gewiß keinerlei Unruhe und Störung veranlassen."
„Aber er darf nicht hier bleibe» — Hunde sind meine Aversion," rief die Dame lebhaft; „das Thier muß sofort aus dem Hause — ich würde Krämpfe bekommen, wenn es mir unversehens in den Weg liefe."
„Das soll niemals der Fall sein," rief Regina beteuernd, „ich werde Ajax beständig unter Aufsicht und —"
„Unsinn, wollen Sie den Hund vielleicht in Ihrem Zimmer einsperren?" unterbrach Frau Palma das junge Mädchen lachend; „nein, ich werde den Diener sogleich beauftragen, das Tier fortzuschaffen," und damit drückte die resolute Dame auf den Kopf der elektrischen Schelle.
Regina blickte so verzweifelt drein, daß Roscoe sich ins Mittel legte.
„Gestrenge Tante," sagte er lustig, „lassen Sie Gnade für Recht ergehen. Erfahrungsgemäß werden die Hunde nur im heißen Sommer toll und für die nächsten Tage ist nichts zu fürchten."
„Einerlei, Eduard — ich mag keinen Hund im Hause haben — Sie sollten meine Antipatie doch längst kennen. „John," wandte
sich Frau Palma za dem rintretenden Diener, „sagen Sie Farley, er müsse in einer halben Stunde angespannt haben und schaffen Tie hernach mit Farley's Hülfe diesen Hund aus dem Hause — wir haben keinen Platz für derartige Gäste. Schicken Sie aber zuerst Hettie herunter — sie soll die junge Dame auf ihr Zimmer führen und ihr beim Auspacken behülflich sein.
Der Diener verschwand und Frau Palma fragte gleichmütig:
„Fräulein Orme — haben Sie schon gefrühstückt?"
„Nein, aber ich danke, Frau Palma — ick bin nicht hungrig." (Forts, folgt.)
Bermischtes.
— Treffender Vergleich. Ein Studiosus befindet sich in großer Geldverlegenheit und schreibt deshalb seinem Vater folgende Zeilen: „Lieber Vater! Da ich Gelegenheit habe, mir eine Münzsammlung, für vie ich schon so lange schwärme, anzuschaffen, so bitte, schicke mir zu diesem Zwecke 30g Mk. Dein Max."
— Nach Empfang des Briefes schreibt der Vater folgendes an seinen Sohn: „Lieber Max! Die 300 Mark kann ich Dir nicht senden, denn erstens habe ich sie nicht und zweitens kommt mir das gerade so vor, als wenn sich ein Mops eine Wurftsammlung anlegen wollte» Dein Vater."
— Doppelsinnig. A.: „ . . . Also, Sie heiraten die Tochter des reichen Bankier Mend- ler? . . Wie ging denn das zu?" — B.: „Sie fiel bei einer Wasserpartie in den See
— ich rettete sie und bekam dafür ihre Hand."
— A.: „Nun, da haben Sie also Ihr Schäfchen in's Trockene gebracht.
Gemeinnütziges.
(Luft in die Betten.) In vielen Haushaltungen ist es hergebracht, daß em jedes, gleich nachdem es aufgestanden und angezogen, das Bett zu machen hat. So hübsch ein auf, geräumtes Zimmer auch aussieht, so ist es doch nicht richtig. Ein Bett, in dem der Mensch sechs oder acht Stunden steckt, da muß vor allem erst gelüftet sein. Darum des Morgens gleich das Bett weit auf! Wer in einem Seitengäßchen wohnt, thut ein übriges und legt Kissen und Betttücher aufs Fensterbrett, natürlich nicht so, daß dies alles lang und breit herunterbaumelt. Wo man dieses aber nicht kann, da muß das Bett wenigstens eine Stunde bei weit geöffnetem Fenster aufgedeckt liegen, damit die Luft überall durchstreicht. Wer besondere Schlafzimmer hat, kann und wird die Betten zwei volle Stunden und mehr lüften, je länger, desto besser.
— Für angegriffene uud ermüdete Augen empfiehlt ein italienischer Augenarzt folgendes Augenwasser: Zu einem Liter Wasser füge man einen Eßlöffel guten Branntwein (Franzbranntwein) und eine Messerspitze Kochsalz zu. Hiemit wasche man jeden Morgen und Abend die Augen mittels eines Leimläppchens aus, nachdem man die Mischung vor jedesmaligem Gebrauche gut gerührt hat. _
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