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Uro. SS.

Donnerstag, 16. Juni 1892

28. lalii'gLng.

Württemberg.

In Unterlengenhardt bei Liebenzell wurde am Pfingstmontag das neuerbaute Wasserwerk eingeweiht; es ist eine Hochdruck- Wasserleitung aus einer im Lengenbachthale entspringenden Quelle, dem Glasbrunnen. Die Hebung des Wassers um ca. 86 Meter wird durch Anwendung einer von dem In­genieur C. Kröber (Stuttgart) erfundenen durch die Wasserkraft der Quelle selbst be­wegten Wassersäulcnpumpe bewerkstelligt. Durch das Pumpwerk werden täglich 13 000 Liter Wasser gefördert, wobei an Triebwasser nur 2*/s Liter in der Sekunde bei einem Gefälle von 8 Meter verbraucht werden. Doch kann die Leistung des Werks ohne Anstand auch bis auf das Doppelte gebracht werden. Sie­ben Hydranten sind mit der Leitung verbun­den; öffentliche Brunnen wurden nicht ange­legt, dagegen sind sämtliche Häuser durch Pri- vatleitung mit der Wasserleitung verbunden

Schömberg, O.-A. Neuenbürg, 13. Juni. Gegenwärtig herrscht hier rege Bauthätigkeit; es gilt den größten Teil der am 6. April abgebrannten ITsWohnhäuser und 12 Scheunen wieder neu zu erstellen, um namentlich die Feldfrüchte unter .Dach bringen zu können. Letzten Samstag wurde von Brötzinger Geschäftsleuten das erste neue Gebäude auf­geschlagen.

Altensteig, 12. Juni. In Martinsmoos ist die Diphteritis in jüngster Zeit aufs neue aufgetreten. Dem Bauern Hamann starben innerhalb 10 Tagen von seinen 6 Kindern drei, 12, 7 und 10 Jahre alt. Nur die drei jüngsten Kinder sind der Familie bis jetzt geblieben.

Zhakheim, O.A. Tuttlingen, 10. Juni. Zur allgemeinen Freude der hies. Einwohner wird am 18. d. M. S. Hoheit der Prinz Hermann von Sachsen-Weimar am Sarge des Dichters der Wacht am Rhein, unseres Land- mannes, einen Kranz niederlegen. Diesem hohen Besuch zu Ehren wird gegenwärtig die Gruft, worin die Gebeine Schneckenburgers in einem eisernen Sarge ruhen, in würdiger Weise hergerichtet. Leider ist es nicht gelungen, die Einfassung der ausgemauerten Gruft, sowie das eigentliche Grabdenkmal bis zum 18. Juni d. I. fertig zu stellen. Von den Deutschen Burgdorfs in der Schweiz, sowie aus Colo­rado in Nordamerika sind in der Gruft Lorbeerkränze niedergelegt worden. Der hoch­betagten Witwe des Dichters, sowie dessen einzigen direkten Nachkommen, Kaufmann Max Schneckenburger, gereichen die Ehrungen des Dichters zu hoher Freude.

Rundschau.

In Aarmstadt ist der Franks. Z. zufolge das Gerücht verbreitet, Prinz Heinrich von

Hessen habe sich vorgestern in Groß-Umstadt mit der Hofsängerin Milena vermählt. Prinz Heinrich ist der Oheim des jetzigen Großherzogs Ernst Ludwig. Er steht im 54. Lebensjahre und war in erster Ehe morganatisch vermählt mit Karoline Willich gen. v. Pöllnitz, welche zur Freifrau v. Nidda erhoben wurde. Aus dieser Ehe, die der Tod nach kaum einjähriger Dauer löste, stammt ein Sohn, Graf Karl zu Nidda, geb. 1879.

Aerkiu, 14. Juni. Der König von Schweden und Norwegen, begleitet vom Ober­hofmeister Rosen, Flügeladjutant Falkman und Leibarzt Egsberg, traf Abends 8 Uhr 10 Min. in Berlin ein und fuhr alsbald nach Wildpark. Dort begrüßte ihn der Kaiser allein und be­gleitete ihn sodann nach dem neuen Palais zur Begrüßung durch die Kaiserin. Dann fand Abendtafel statt; nach dieser fuhr der König ins Stadtschloß zu Potsdam. Heute ist Kavalleriebesichtigung auf dem Bornstädter- felde, hierauf Frühstückstafel im neue» Palais; Nachmittags Besichtigung der Sehenswürdig­keiten Potsdams, abends größere Tafel im neuen Palais, sodann verabschiedet sich der König von den Majestäten und begibt sich nach Berlin, wo er incognito beim Gesandten Lagerheim noch bis zum 15. Mai bleibt und dann abends in aller Stille abzureisen gedenkt.

Die Kaiserin wird sich in den letzten Tagen des Juni oder in den ersten des Juli mit den sechs Prinzen zum Sommeraufenthalt nach Schloß Wilhelmshöhe begeben, dort einige Zeit verweilen und dann, während die drei älteren Prinzen mit ihrem Gouverneur nach Norderney sich begeben werden, mit den drei jüngsten Kindern nach Potsdam zurück­kehren, um während der Nordlandfahrt für einige Zeit das Marmorpalais zu bewohnen, das früher von dem Prinz Wilhelm'schen Paare durch mehrere Jahre als Sommerrcsidenz be­wohnt worden und seitdem vollständig einge­richtet geblieben war.

Fürst Bismarck empfing am Pfingst­sonntag eine Abordnung des Kriegervereins zu Osten a. d. Oste, dessen Ehrenmitgliedichaft der Altreichskanzler im vorigen Jahre ange­nommen hat. Der genannte Ort gehört mit zu dem vom Fürsten Bismarck vertretenen hannöver'schen Neichstagswahlkreise, und es war daher erklärlich, daß der Schloßherr von Friedrichsruh der Deputation gegenüber auf seine Eigenschaft als Reichstagsabgeordneter zu sprechen kam. Er erklärte, er habe sich vor seinen Wählern wegen der bisherigen Nichtausübung des ihm übertragenen Reichs­tagsmandats zu entschuldigen, der Fürst meinte indessen launig, was nicht sei, das könne noch werden, und wies er darauf hin, daß das

Mandat ja noch drei Jahre dauere. Weiter hob er hervor, wie schwer es ihm werden müsse, an demselben Orte, wo er 40 (?) Jahre die Politik der Regierung vertreten habe, sie jetzt zu bekämpfen, da, wo er Bundes­genosse gewesen sei, nun als Gegner auftreten zu müssen. Roch betonte der Fürst, daß von der Entwickelung der Dinge sein Verhalten abhängen werde, und wünschte er, daß sich ihm eine Möglichkeit darbieten möge, die Pflichten gegenüber seinem Wahlkreise zu er­füllen. Schließlich beauftragte Bismarck die Abordnung, seinen Wählern seine herzlichsten Grüße zu überbringen.

Kflen, 18. Juni. Laut Rhein.-Westf. Ztg. wurde der Unglücksfall in Bochum durch einen mit 6 Schlächtergesellen besetzten Wagen ver­ursacht. Zahlreiche Personen wurden verletzt. Bis gestern Abend wurden 16 Personen er­mittelt, die wegen mehr oder weniger schwerer Verletzungen in das Krankenhaus gebracht werden mußten. Ein Schneiderlehrling ist bereits gestorben. Die Insassen des Wagens wurden sofort verhaftet.

In Aarcekona, dem Mittelpunkte der sozialistischen Bewegung in Spanien und dem Hauptindustrieplatze des Landes, ist es zu bedenklichen Ruhestörungen gekommen. Zahl­reiche Arbeiter streiken, offenbar unter dem Einflüsse sozialdemokratischer Agitationen, und hat der Streik ein so ernstes Aussehen ge­nommen, daß der Belagerungszustand über Barcelona verhängt werden mußte. Man fürchtet, daß der Streik noch weiter greifen und namentlich die Arbeiter der zahlreichen Hüttenwerke Barcelonas erfassen werde. Zwischen dem Militär und den feiernden Arbeitermassen ist es schon wiederholt zu blutigen Zusammen­stößen gekommen.

Aus Stadt uuv Umgebung.

Wildöad, 15. Juni. Folgendes von der großen Leutseligkeit und Herzensgüte unseres Königs, Wilhelm II. zeugende Vorkommnis anläßlich seiner letzten Anwesenheil im Enz- thale zur Jagd in Rehmühle wird derzeit hier allgemein erzählt. In Pforzheim, wo der den kgl. Salonwagen mit sich führende Zug einige Augenblicke Aufenthalt hatte, verließ eine Frau aus Gräfenhausen den Zug; hiebei hatte sie das Mißgeschick, daß ihr eines der Pallete, die sie mit sich führte, zu Boden siel. Eben wollte sich die Dame anschicken, das Päckchen wieder aufzuheben, als schon ein stattlicher Herr von hocharistokratischem Aeußern herbeigekommen war, das Packet erhoben hatte und ihr nun einhändigte. Auf ihre »ach- herige Nachfrage, wer der freundliche hohe Herr sei, wurde ihr erwidert: Seine Majestät, der König von Württemberg.