Amts- und Anzeige-Matt für Wilddad vnd Umgebung.
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Uro. 27.
Wochen-Rmrdscharr.
Den Unteroffizieren, welche ihre untergebenen Soldaten mißhandeln, wird neuerdings sehr scharf auf die Finger geschaut. Erst neuerdings ist in Ulm ein Unteroffizier der Artillerie wegen Beohrfeigens seiner Untergebenen zu 3 Wochen Mittelarrest verurteilt worden und 2 Unteroffiziere des Ulmer Dragonerregiments wurden gleichfalls wegen Soldatenmißhandlung in den Untersuchungsarrest abgcführt. Dian wird kaum irrgehen in der Annahme daß ein Befehl des Kriegsministeriums oder des Korpskommandvs vorliegt, wodurch die Offiziere zu scharfer Ueberwachung der Unteroffiziere bezüglich etwaiger Soldatenmißhandlungen aufgefordert werden. Wenn, wie mit Sicherheit zu erwarten ist, diese strenge Aufsicht seitens der Offiziere dauernd ausgeübt wird, dann werden auch die Soldaten- Mißhandlungen ganz aufhören. — Dem Oberbürgermeister Hegelmaier von Heilbronn ist die über ihn verhängte Amtssuspension amtlich mitgeteilt worden. Bis zur gänzlichen Durchführung des auf definitive Entlassung gerichteten Disziplinarverfahrens bezieht Hegclmaier die Hälfte seines bisherigen Gehalts, dessen andere Hälfte ihm nachzuzahlen ist, falls der Disziplinarhof nicht auf Absetzung erkennt.
Der deutsche Reichs ta g beriet in letzter Woche das Telegraphengefitz, machte erhebliche Abstriche im Marine-Etat und leidet wieder einmal an Beschlußunfähigkeit. Die Herren Reichstagskandidaten haben es stets sehr wichtig, gewählt zu werden, sind sie aber gewählt, so verlegen sie sich gerne aufs „Schwänzen". Sind erst noch die Einzellandtage versammelt und die Reichstagsabgeordneten auch in einen Landtag gewählt, dann ist die „gute Ausrede" der Reichstagsschwänzer nicht blos „3 Batzen wert" sondern 9^/r —15 Mark pro Tag Ern Spionengefitz und ein Gesetz gegen das Zu- hältertum ist dem Reichstag nunmehr vorgelegt, ebenso ein Gesetz betreffend die Verhängung des Belagerungszustandes über Elsaß- Lothringen im Falle einer Kriegsgefahr. — Die Rede, welche der Kaiser auf dem brandenburgischen Provinziallandtag gehalten hat, wirbelt »och immer etwas Staub auf, namentlich deshalb, weil einerseits nicht klar ersichtlich ist, ob der Kaiser unter den Nörglern die Gegner des preußischen Volksschulgesetzentwurfs oder die Oppositionsparteien im allgemeinen hat bezeichnen wollen. In einem konstitutionellen Verfassungsstaat muß der Monarch auch die erwählten Volksvertreter zum Wort kommen lassen und die Volksrechte überhaupt achten. Andernfalls gewinnen d e Republikaner allzuviel Anhänger. — In den
Sarnstag, 5. März 1892
letzten Tagen der vorigen Woche 'kam cs in Berlin zu einigen bedenklichen Straßenkundgebungen seitens der sog. Arbeitslosen, unter welchen sich aber viel arbeitsscheues Gesindel befand. Mehrere Läden wurden geplündert, doch wurde die Polizei allein Herr über den raublüsternen Pöbel. Der Kaiser zeigte sich ohne Furcht zu Pferde unter zahlreichen Arbeitermassen, wofür ihm diese nun ihren Dank und ihr Gegenvertrauen in Adressen aus- drücktcn.
Auch in der Hauptstadt Oesterreichs giebt es zahlreiche Arbeitslose, welche durch Brotspenden unterstützt werden muffen. Zwölftausend Brotlaibe werden jeden Tag verteilt. Da in Wien niemals ein Kornzoll bestand, so ist es geradezu lächerlich, wenn einige Freihandelsorgane für den Berliner Notstand die Kornzölle verantwortlich machen.
Die Franzosen haben nun endlich wieder ein Ministerium unter dem Vorsitze eines gewissen Loubet, der an Stelle des beseitigten Constans auch das Ministerium des Innern übernimmt. Die Mehrzahl der früheren Kabinetsmitglieder ist auch in dem neuen Ministerium, so namentlich die Minister des Kriegs, des Aeußeren und der Finanzen, Freycinet, Nibot und Rouvier. Dem neuen Kabinet prophezeit man aber kein langes Leben.
In England steht für den 16. März ein großartiger Streik der Bergleute in den Kohlengruben in Aussicht. In Folge der sinkenden Kohlenpreise sehen sich die Grubenbesitzer zu Lohnreduktionen veranlaßt, während die Bergleute umgekehrt höhere Löhne fordern. Man befürchtet, daß über 300000 Bergleute sich dem Streik anschließen werden und daraufhin sind die Kohlenpreise jetzt schon im Steigen , begriffen.
Die Russen haben wieder einmal ein ^ Heldenstückchen verübt, indem sic den bulgarischen diplomatischen Agenten in Konstantinopel Herrn Vulkowitsch, der ihren Wühlereien in Bulgarien selbst wie in Konstantinopel schwere Hindernisse bereitete, einfach erdolchen ließen und den Mörder auf einem russischen Schiff nach Odessa in Sicherheit brachten. Vulkowitsch hatte von der Pforte die Auslieferung eines gewissen Mantscheff verlangt, der den bulgarischen Ministerpräsidenten Slambu- low erschießen wollte, aber den Finanzminister Beltschew traf. Dafür wurde er selbst gemordet.
Württemberg.
Stuttgart, 2. März. Die königliche Stadtdirektion erläßt eine Bekanntmachung, be
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treffend die Erlassung von Arbeitsordnungen in den Fabriken. Nach derselben muß binnen 4 Wochen vom 1. April ab für jede Fabrik in welcher in jder Regel mindestens 20 Arbeiter beschäftigt werden, eine Arbeitsordnung erlassen und dieselbe binnen 3 Tagen der unteren Verwaltungsbehörde eingereicht werden. Die vor dem 1. April 1892 erlassenen Arbeitsordnungen aller Fabriken müssen, sofern sie nicht aufgehoben werden, den gesetzlichen Vorschriften und Bestimmungen angepaßt werden.
— 29. Febr. Mit dem gestrigen Tage hat die von der Stadt im Maschinensal des K. Landesgewcrbemuseums veranstaltete elektrische Ausstellung ihren Abschluß gefunden. Unter den 1270 Personen, welche in den Abendstunden des Samstags in die Ausstellung eintraten, befanden sich die Mitglieder der Gewerbevereine zu Ludwigsburg und Altensteig, der Fachverein der Metallarbeiter zu Cannstatt und der hiesige Arbciterbildungsverein. Heute früh wird bereits mit den vorbereitenden Arbeiten zum Abbruch einzelner Abteilungen begonnen.
Sondelstngen. lieber den Dammrutsch schreibt der „St.-A." u. a.: Die Zerstörung des Bahndamms erstreckt sich auf eine Länge von ungefähr 40 Meter. Die linksseitige Böschung samt der Bahnkrone hat sich losgelöst und ist 6—7 Meter tief abgestürzt; der unter dem Bahndamm hindurchführende gewölbte Wafferdurchlaß ist an seinem oberen Eingänge verschüttet. Zwischen den durch die Rutschung getrennten Bahnteilen blieb von dem rechtsseitigen Banket ein schmaler Streifen stehen, auf welchem der Fußverkehr übergeleitet wird. Mit den Abräumungs- und Ent- wässcrungsarbciten wurde sofort begonnen und s es sind zur Zeit etwa 180 Mann damit beschäftigt. Es wird Tag und Nacht gearbeitet. Die Wiedcraufschüttung des Damms wird bei der erheblichen Zerstörung voraussichtlich mehrere Wochen in Anspruch nehmen; inzwischen wird durch Erbauung einer Holzbrücke Vorkehrung getroffen, die Bahnverbindung wieder soweit herzustellen, daß ein Umsteigen ver Reisenden nicht mehr nötig ist. Die Brücke wird in 8 —10 Tagen ausgestellt sein. Aufgeklärt ist bis jetzt nicht, wodurch die Gleichgewichtsstörung in den einzelnen Teilen des Effen- bahndamms verursacht wurde, der im Jahre 1859 erbaut worden ist und seit dieser Zeit sich standfest gehalten hat.
— Zum Stadtschultheißen in Suk; a. N. wurde am 29. Febr. Hr. Wilh. Malms- heimer von Neuenbürg gewählt.