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D5rs. 20.

Donnerstag, 18. Asbruar 1892

28. lakngsng.

Württemberg.

Stuttgart, d. Febr. Der Kohlenverbrauch Württembergs hat sich in de» letzten Jahren in ganz überraschender Weise erhöht, so daß eine neue Krastgewinnung durch die Elektrizität sehr am Platz erscheint. Während in den Jahren 1863/64 noch 101241 Tonnen Kohlen genügten, hob sich der Konsum schon 1869/70 auf mehr als das Doppelte und nach den letzten amtlichen Zahlen stieg der­selbe 1890 auf gegen eine Million Tonnen Dies tr fft auf den Kopf der Bevölkerung einen Verbrauch von 416,08 Kilogr. Den Löwenanteil nehmen die Staaiseifenbahnen, welche zugleich auch die Beförderung der Kohlenmassen in der Hauptsache übernehmen. Nur 8,7 Prozent, weist Ruhrkohlen, werden zu Wasfir befördert, nämlich auf dem Neckar bis Heilbronn, und auf dem Bodensee. Unter den württembergischen Städten nimmt, was den Kohlenverbrauch anbelangt, Stuttgart mit etwa 170 000 Tonnen die erste Stelle ein. Tann folgt Heilbronn mit 93 000, Eßlingen mit 44000, Ulm mit 42 000, Reutlingen mit 26 000 Cannstatt mit 24 000, Göppingen mit 23 500, Ludwigsburg mit 22 600, Heiden­heim mit 21700, Wasseralfingen mit etwa 20 000 Tonnen u. s. w. Man rechnet de» Brennwert von 273 Kilogramm Kohlen gleich einem Festmeter Tannenholz. Müßte daher der ganze heutige Bedarf an Kohlen aus den Waldungen genommen werden, so wären hiezu 2 Drittel des ganzen Landes mit Wäldern anzupflanzen.

Stuttgart, 11. Febr. Der greise Staats­minister a. D., Freiherr von Li nd en, lang­jähriger Minister des Innern unter König Wilhelm I, »st auf seinem Gute Neunthausen, Oberamts Sulz sehr schwer erkrankt.

Stuttgart, 12. Febr. Auf Veranlassung des Vereins der Jmpfgegner hielt heute abend im Saale der Dinkelacker'schen Brauerei vor einer sehr zahlreich besuchten Versammlung Hr. Sanitätsrat Dr. Bilfinger einen Vortrag über Diphteritis dem die Anwesenden vomAnfang bis zum Schluß mit unverminderter Spann­ung lauschten. Der Redner bemerkte eingangs daß in Preußen dieser tückischen Krankheit in den Jahren 1882-86 ca. 240 000 Menschen­leben zum Opfer gefallen seien, zwar habe er bezüglich Württembergs keine statistischen No­tizen zur Hand, es sei indessen zu befürchten, daß auch hier der Prozentsatz kein günstiger sei. Soweit die Diphtentis nicht einver­steckter Scharlach" sei, könne man ihre haupt­sächlichsten Ursachen in schlechter Nahrung und verdorbener Luft erblicken, durch welche eine Vergiftung des Blutes herbeigeführt würde. Da genüge oft eine geringfügige Erkältung,

um die Krankheit znm Ausbruche zu bringen. Als ein Uebelfland müsse auch die Kuhpocken- Jmpsung betrachtet werden, durch welche der Diphteritis unzweifelhaft Vorschub geleistet werde. Die Krankheit würde einen weit gün­stigeren Verlauf nehmen, als dies thatsächlich der Fall sei, wenn die Patienten richtig be­handelt würden. Sie sei eigentlich gar nichts anderes als einakuter Gesundungsprozeß", und es müsse darauf Bedacht genommen werden, den im Körper angesammelten Gift­stoffen einen Ausweg zu verschaffen. Dieser werde ermöglicht durch eine richtige Hautpflege, die 2Ve Millionen Poren des Körpers müsse man stets offen halten durch häufige Waschung cvent. auch durch Dampfbäder. Gute Venti­lation sei unerläßlich, ebenso fleißiger Wechsel der Leib- und Bettwäsche. Von besonderer Wichtigkeit seien ferner eine angemessene Diät, die eine fieber- und fäulniswidrige sein solle. Das Gurgeln mit Wasser, welchem man Wein­geist zugesetzt habe, sei sehr zu empfehlen. Die zweckdienlichsten vorbeugenden Mittel seien Ab­härtung des Körpers, insbesondere des Halses, gleichmäßige Wärmeverteilung, endlich Ver­meiden kalter Füße und vor allen Dingen ge­sunde Wohnungen und genügend Luft und Licht.

Die Influenza grassiert in Stuttgart zur Zeit heftiger als je. Die Frauenwelt wird davon besonders stark ergriffen. Die böse Krankheit tritt zuerst mit quälendem Husten, im weiteren Verkaufe sehr gerne auch in Form von sehr lange Zeit andauernder Neuralgie (Nervenschmerzen), namentlich indenArmen auf.

«Leouöerg, 12. Febr. Seit einiger Zeit weilt hier ein schwarzer Reichsbürger aus Kamerun. Derselbe ist bier bei Missionar Bizer, welcher die biblische Geschichte und den Katechismus in der Sprache der Duallas über­setzt, wobei ihm der Kameruner behilflich ist. Der Letztere erhält zugleich Unterricht im Lesen, Schreiben, Rechnen und anderen Schulfächern, um diese Kenntnisse später in seiner Heimat für seine Stammesgenvssen zu verwerten. Sein Alter ist ungefähr 21 Jahre, jedoch vermag er darüber keinen bestimmten Aufschluß zu geben.

Maulöronn, 1'-. Febr. Den vielen Freunden unseres Klosters, dürste die Mittei­lung interessant sein, daß das Areal mit den noch stehenden Grundmauern des abgebrann­ten Pfründhauses von der kgl. Staatsfinanz­verwaltung gestern käuflich erworben worden ist, für 3000 ^l. Die letzteren werden als für den Techniker und Altersfrcund beachtens­werte Ruine erhalten bleiben.

Keilöronn. Die Suspendierung des Oberbürgerm ei st ers Hegel maier, wurde von der Kreisregierung beschlossen.

lli u u d s ch a u.

Ueber neueMilitärmißhandlungen" veröffentlicht dieN. B. L." zu Karlsruhe folgende Mitteilungen : Bei der dortigen zwei­ten Ersatzkompagnie des Grenadierregiments soll Folgendes vorgekommen sein: Ein Mann machte beim Exerzieren eine falsche Wendung. Vizefeldwebel Briefer sah dies von Ferne und rief.Wenn der noch einmal eine falsche Wendung macht, so soll ihm der Nebenmann ms Gesichtspucken". Darauf ging nun der Unteroffizier Müller hin und befahl dem Nebenmann, er solle seinem Kameraden ins Gesicht spucken. Trotz Wiederholung des Be­fehls kam dieser aber demselben nicht nach; da sagt Müll-.r, Sie wissen es schemts nicht, wie man es macht. So macht mans." Bei diesen Worten, spie er nun dem Manne, welcher den Fehler gemacht hatte, in das Gesicht.

Wie in der Geschäftswelt verlautet, stehen nach den bisherigen Ermittlungen in dem Konkurs des von hier verschwundenen Ban­kiers Leopold Bloch den Forderungen mit bei­läufig 600 000 Mark, Aktiven von beiläufig 100 000 Mark gegenüber. Die Aktiven sollen sich teilweise bei auswärtigen Geschäftshäusern befinden und möglicherweise noch dritten An­sprüchen unterliegen. Einzelne Depots, wie man jedoch annimmt, der geringere Teil, seien noch vorhanden. Die thatsächliche Unterbilanz sei schon vor etwa 4 Jahren vorhanden ge­wesen. Bloch zog seine Kundschaft insbe­sondere durch günstige Kouponeinlösung und durch einen höheren Kontokorrentzinsfuß an.

Mannheim, 15. Febr. Die hiesige große landwirtschaftliche Maschinenfabrik Heinrich Lanz ist teilweise abgebrannt. Der Schaden beträgt gegen 200 000 Mark.

Die Gesamtzahl derer, die im ver­flossenen Jahre bei Pfarrer Kneipp in Wöris- hofen Hilfe suchten, beläuft sich auf 13 000. Der durchschnittliche Zuwachs beträgt gegen­wärtig 20 Personen täglich.

Eine sehr interessante Entschädigungs­klage schwebt gegenwärtig am Landgericht in Aarmflaüt, welche eine Krankenpflegerin gegen einen dortigen Arzt angestrengt hatte. Mit Einwilligung der Klägerin hatte der Arzt aus deren Körper ein Srück Fleisch in eine offene Armwunde einer alten reichen Dame ver­pflanzt, wodurch eine völlige Heilung der Pa­tientin erzielt wurde. Die Krankenpflegerin behauptet nun, der Arzt habe zu der Opera­tion mehr Fleisch genommen, als notwendig gewesen sc>, dadurch sei sie die Klägerin dauernd entstellt worden und der Arzt müsse sie ausreichend entschädige».

Merlin, 12. Febr. Der Reichstag nahm in dritter Lesung den Gesetzentwurf wegen