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Straße. Meine rechte Seite war verbrannt, aber ich war sonst nicht verletzt, hatte auch bei dem Sprunge nichts gebrochen. Mein erster Blick war nach meiner Frau. Sie war nicht da. Ich wollte ins Hotel zurück, aber die Feuerwehr hielt mich fest. Unterdessen war meine Frau vom Treppenhaus« zurückgelaufen, hatte sich, von den Rauchwolken fast erstickt, durch eine offenstehende Thür in ein Fremdenzimmer gerettet, das nach der Straße zuging, i»nd war vor, da durchs Fenster auf die Straße gesprungen. Sie wurde aufgefangen, ebenso eine junge Dame, die ihr unmittelbar nachsprang. Ich habe bei dem Brande mein ganzes Vermögen und in der That all mein Hab und Gut verloren. Nur das Hemd, die Unterhosen und die Pantoffeln, die ich am Leibe hatte, kamen heraus, alles andere, was ich besaß, ist verbrannt/' Die Polizei forderte heute Morgen durch öffentliche Bekanntmachung alle, welche im „Hotel Royal" gewohnt hatten, oder dort angestcllt oder beschäftigt gewesen wären, dringend auf, sie möchten sich sofort bei der Zentral-Polizer-Direktion melden, damit man eine Uebersicht über die Verluste an Menschenleben, Besitz u s. w. aussrellen könne. Man rechnet, daß über 200 Menschen >m Hotel waren. Bis zum Abend meldeten sich nur Ä5, indessen glaubt man doch, es seien noch viel mehr gerettet worden. Dem Star wird gemeldet, es seien etwa 125 Personen in ven Flammen umgekommen oder beim Springer! verunglückt. Da>Iy News schätzt den Menschenverlust auf 65—80, die T mes auf 80, der Standard auf etwa 100. Die letzte Depesche des Daily Telegraf meint, es stehe fest, daß ungefähr 100 Personen verunglückt seien Von einer Familie, die mit 6 Kindern im Hotel wohnte, ist nur 1 Säugling mit seiner Amme gerett t.
Gemei nnütziges.
— Eine weiche, weiße Haut der Hände erzielt man durch Vermeidung des Einflusses von Sonnenlicht und Luft, Tragen von Handschuhen und abendliches Waschen mit Wasser, worin etwas Glycerin gelöst ist. Grobrot und dunkelhäulige Hände werden weiß durch Waschen mit warmem Wasser, dem man etwa 60 Ccnti- Aramm Chlorkalk zugesetzt hat.
(Haarkräusel-Flüssigkeit.) 7x Pottasche, reinste, 3,5 x Ammoniakwasser, 15 x Glycerin, 42 x Alkohol, 350 x Roien- wasser. Die Flüssigkeit wird eventuell noch parfümiert. D e locker gebundenen oder freigelassenen Haare werden mit dieser Flüssigkeit befeuchtet, worauf sie sich nach dem Trockne» kräuseln.
B e rm i s ch 1 e S
Illm. (Strafkammer.) Ein umfangreicher Wucher-Prozeß kam Dienstag spät abends vor dem hiesigen Landgericht zum Abschluß. Angeklagt war der „Privatier" Ehr. Mayer von hier, bereits wiederholt vorbestraft darunter wegen Wuchers schon einmal mit 6 Monaten und 1020 Geldbuße. Der Angeklagte ist ein stadtbekannter Geldmensch; er machte seine Geschäfte zumeist mit einem „kleineren Publikum und zwar bevorzugte er dabei besonders kleinere Beamte. Vor Erlaß d s Wuchergesetzes nahm er durchschnittlich 40 Prozent und machte unter Anderem von 1876/77 einen Geschäftsgewinn von über 14000 M. Seit Erlaß des Wuchergesetzes betrieb er sein Geschäft vorsichtiger; er verlangte nicht mehr, aber jeder Kunde wußte, daß er sich bei Mayer jedesmal mit einem Geldgesch nk einzuführen halte, von dessen Höhe es abhnrg, ob der Angeklagte sich >n eine Geschäftsverbindung einließ H rausgegriffen sind Fälle aus den Jahren 1887 bis 1891, die sich größtenteils mit Verkehrs beamten ereigneten. Die Provision wurde zum Kapital geschlagen, wobei sich unter Berücksichtigung der Prolongationen ein Zinsfuß von 30—240 Prozent, ja in eimm Fall tue ganz exorbitante Zinshöhe von 450 Prozent ergab. Einen eigentümlich.» Eindruck machte es, daß die Zeugen übereinstimmend bemüht waren, den Wucherer zu entlasten und einzelne ihn gar noch als ihren „Wohllhäier" bereich- neten. Der Angeklagte bestritt, von der Not« läge seiner Kunden Kenntnis gehabt zu haben, doch wurde ihm nachgennesen, daß er von den drückende» Nahrungssorgen derselben wohl informiert gewesen sei» muß. Der Staatsanwalt schätzte den jährlichen Umsatz Mayers mindestes^ uuf 20 000 Mark und war der
Ansicht, daß derselbe „Schlepper" gehabt haben müsse, daß er ferner seine Kunden in schauderhafter Weise gedrückt und gepreßt haben müsse. Er beantragte 1 Jahr Gefängnis und 5000 Mark Geldstrafe. Der Verteidiger betonte, er wolle die Handlungsweise des Angeklagten nicht beschönigen, allein es sei der Beweis nicht erbracht, daß seine Schuldner sich in einer Notlage befunden haben, oder daß er deren Unerfahrenheit ausgebeutet habe. Er mißt die Hauptschuld den sozialen Verhältnissen bei; Arbeitergesetze habe man gemacht, aber der Staat weigere es, seinen Beamten, wenn sie in eine Notlage geraten, mit kleinen Darlehen beizuspringen. Das Urteil lautete auf 4 Monate Gefängnis, 1500 Mark Geldstrafe und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren.
(Etwas Seltenes.) Sonntagsjäger: „Mein Fräulein, ich möcht' Ihnen zu Ihrem Geburtstag gern etwas recht Seltenes schenken!" Fräulein: „So! Dann bitte ich um einen von Ihnen selbst geschossenen Hasen!"
Deu griitzte» Erfolg halte Apotheker Ri varv Branot in Lch.iffuauieii im Monat Juli und Ang ist 1891 zu verzeichnen, wählend welcher Zeit ihm 400 Anerkennungsschreiben über den Gebrauch seiner ächten Zchweizerpillen, welche sämtlich amtlich beglaubigt, zug-gang-n sind. Alle Oi-je- nigen, welche gczwnng i, sinü, wegen Ver- üopkung, schlechter V.'idaunng Magen-, Le- be>- und Gallenleicen et uns zu lhnn, sollten dwie Briefe lese., und sich übe>zengen, daß die Apolh.ter R chaid Brandk's 2 Yweizerpillen (e häitiich L Schachte! M 1. — in den Apotheke») von keinem anderen Mittel über- t>offen werden. Mr» achte genau aus das weiße Kreil! in rot IN Grunde.
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Das K. Amtsgericht Neuenbürg hat am 14. l. Mts. gegen Christian Bolz jr., Schreinermeister hier, die Zwangsvollstreckung in das ihm gehörige Grundstück:
Parz. Nr.: 744 11 ar'51 gm Acker,
_ 25 „ Oed«,
11 ar 76 gm im Löwenberg neben Wilhelm Nothfuß und Jakob Mundinger. Anschlag 260
angeordnet.
Zufolge Beschlusses des Gemeinderats als Vollstrcckungsbehörde vom 14. l. Mts. kommt diese Liegenschaft am
Samstag den 20 Jebruar 1892,
vormittags Vel2 Uhr
auf dem hiesigen Rathaus im ersten Aufstreich zum Verkauf, was mit dem Bemerken bekannt gemacht wird, daß als Verwalter Gemeinderat Schmid und als Verkaufskommission Stadtschultheiß Bätzner und Gemeinderat Eitel bestellt sind.
Den 19. Januar 1892.
Gemeinderat als Vollstreckungsbehörde. Namens derselben:
Vorstand: Stadtschultheiß Bähner.
Wildbad.
Zwangs-Versteigerung.
Nächsten Donnerstag den 18. d. Mts. nachmittags 1 Uhr
kommt beim hiesigen Pfandlokal gegen bar Bezahlung zum Verkauf:
1 einspännige Drotschkc,
1 Dungwagen,
1 einsp. Leiterwagen (dessen Räder bereits noch neu),
1 Bauern-Roßgeschirr,
1 Drotschken-Noßgeschirr,
1 Roßschlitten,
6 Diele,
4 Ketten,
wozu Kaufsliebhaber eingeladen werden.
Den 12. Febr. 1892.
Gerichtsvollzieher Gutbub.
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