Amts- und Anzeige-Patt für Wildbad nnd Umgebung.

Erscheint Dienstag, Donnerstag u Samstag.

Der Abonnements-Preis beträgt incl- dem jeden Samstag beigegebenen Illnstrirten Sonntagsökatt für Wildbad vierteljährlich 1 10 ^ monatlich

40 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 25 ; auswärts 1 45 ^. Be­

stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

Der Jnsertionspreis beträgt für die kleinlpaltige Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 8 Pfg., bei auswärtigen 10 Pfg. Dieselben müssen spä­testens den Tag zuvor Morgens 8 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Ra­batt. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. Anonyme Einsendungen werden nicht berücksichtigt.

Nro. IS.

Dienstag, 16. Aetzrucrv 1892

28 . latlngang.

Württemberg.

Stuttgart, 12. Febr. Der König »ahm gestern morgen die regelmäßigen Vorträge und Meldungen entgegen, arbeitete hierauf mit dem Kabinetsches und empfing sodann den mit Führung der Geschäfte der Hof- theaterJntendanz beauftragten Baron v. Pntlitz zum Vortrag. Nachmittags be­besuchten der König und die Königin mit der Prinzessin Pauline nnd der Prinzessin Bat- hildis von Schaumburg-Lippe die Ausstellung des württcmbergischen Kunstvereins. Abends wohnten Ihre Majestäten der Er­öffnung der elektrischen Ausstellung in der Legionskaserne an. Dieselben wurden von dem Vorstand der Zentralstelle für Gewerbe und Handel, Regierungsdirektor v. Gaupp, dem Vertreter des Oberbürgermeisters Ge- meindcrat Dr. v. Töz, dem Stadtbaurat Kölle nnd Ingenieur Oskar v. Miller aus München empfangen und besichtigten unter deren Führung die Ausstellung in allen ihren Teilen aufs eingehendste. Bei den einzelnen Abteilungen ließen Ihre Majestäten sich die Aussteller vorstellen und unterhielten sich huldvoll nnt denselben.

Stuttgart. (Die Wünsche der Laden- besitzer betreffs der Sonntagsruhe.) Von 2252 Läden haben sich 403 oder IZ"/» jetzt schon freiwillig zum Ladenschluß verpflichtet. 407 Läden d. h. weitere 18"/» wünschen für künftig die vollständige Ladenschlicßung. Weitere 10°/o, nämlich 221 Läsen verlangen, es solle die Offenhaltung aus die Zeit vor dem Vormittagsgottesdienst beschränkt werden. Die übrigen 1221 Läden, d. h. ö40/ der Gesamtzahl, wünschen, daß nach dem Vor-- mittagsgottesdienst die Offenhaltung gestattet wird. Ueber die Dauer der Offenhaltung gehen die Wünsche auseinander; länger als 1 Uhr Nachmittags wolle» 45°/o nnd länger als 2 Uhr Nackmittags 28o/o säniilicher Läden geöffnet habe».

Ludwigsöurg, 7. Febr. Am Lichtmeß­feiertag waren es 100 Jahre, daß der Be­gründer der hiesigen Cichorienfabrik, Heinrich Frank, in Vaihingen a. E. das Luvt der Welt erblickte. Der 100jährige Geburtstag des weltbekannten Mannes wurde im Kreiie der Hinterbliebenen ganz im Sinne desselben in aller Stille gefeiert. Zum ehrenden An­denken an den Stifter des großen Etablisse­ments aber wurde jedem Angestellten und Arbeiter am Samstag gelegentlich der Aus­zahlung der Alterszulage je nach der Dienst­zeit und Dienstelefftnng der Gehalt resp. der Wochenlohn auf diesen Ehrentag in doppelter Weise ausbezahlt. Selbst die Esseuträgerineu

von auswärts wurden mit einer Krone (10 beschenkt..

Neuenbürg. Der hiesigen Stadt drohte in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch ein größeres Brandunglück. In dem besonderen Gebäude für Fruchtputzerei von Herren Genzlin u. Cie. entstand Feuer; die Maschine soll warm gelaufen sein, wodurch sich das angebrachte Holzwerk, sowie die in der Nähe befindlichen Holzutensilien entzündeten. Das Mühlenper­sonal, welches noch rechtzeitig das Feuer wahr­nahm, konnte mit vereinten Kräften dem Um­sichgreifen desselben noch Einhalt gebieten, so daß eine Alarmierung der Feuerwehr unter­bleiben konnte.

Maulbronn. Das Dunkel, ui welches bisher die Entstehung des Brandes im Pfründhaus hier vom 19. Januar d. I. gehüllt war, scheint sich allmählich aufzuhellen. Durch die Nachforschungen des Landjäger­stationskommandanten Christian ist nach und nach gegen einen Bewohner des Psründhauses, den veiheiraieten Stemhauer L. Vogt, so viel Belastungsmaetrial gesammelt worden, daß seine Festnahme weg?» Brandstiftung veranlaßt werden konnte. Ob der Ver­haftete wirklich die Ruchlosigkeit besaß, das Leben und das Eigentum so vieler, zum großen Teil unversicherter und armer Mit­bewohner des Psründhauses auf das Spiel zu setzen, wird die weitere gerichtliche Unter­suchung eigeben. Bisher schien dies kaum glaublich.

Iriedrichshafrn. In seinem Testament! hat König Karl dem Maschinendircktor des' Stuttgarter Hoftheaters Georges, der in be­sonderer Gunst bei dem König stand, die hie­sige prächtigeVilla Taubenheim" vermacht. Die Hofverwaltung wollte inzwischen das schöne Anwesen durch Rückkauf wieder in königlichen Besitz bringen, worauf jedoch Maschinendirektor Georges nicht einging. Er will die ihm von ^ seinem königlichen Gönner geschenkte Villa über­haupt nicht abgeben. Die vom königlichen Schlosse nach der Villa geführte Wasserleitung und elektrische Beleuchtung siud nunmehr ein­gestellt worden.

R u » S s ch a u.

Nerlin, 10. Febr. (Reichstag.) Bei der zweiten Beratung des Eisenbahnetats bringt Abgeortneier Lingens (Cenir.) die Sonntagsruhe für die Beamte» wiederum zur Sprache Buudeskommissär Eisenbahn- minister Thielen versichert, es geschehe alles, um den Eisenbahnbeamte» eine ausreichende Sonntagsruhe zu ermöglichen. Abg. Schräder (dfr.) erklärt, die wichtigste Frage auf dem Eisenbahngebiet sei die R e form der Per­

son e nta r i fe. Mit der Reichseiseiibahn könne eine vorsichtige Reform versucht werden. Den technischen Beamten mußten auch die Kenntnisse des Verwaltungsfaches zugänglich gemacht werden. Minister Thielen betont, die Reformthätigkeit sei nicht eingestellt. In Süd- und Norddeutschlaud sei man über das vorjährige Reformprojekt nicht einig. Eine Reform der Personentarife sei noch nicht möglich. Der Personenverkehr habe sich so wie so ganz außerordentlich gehoben. Wir können uns in dem preußischen Eisen­bahnwesen mit demjenigen der hochentwickelt­ste» Völker Europas messen. Die Hoffnung betreffs der Ausbildung der Beamten könne er bestätige». Frhr. v. Stumm versteht nicht, wie man noch weitere Herabsetzung der Personentarife besonders in Preußen verlangen könne, zumal die Ausgaben dauernd steigen. Schräder bedauert, daß die Reform hi-aiisgeschobe» werde. Schalscha hält es für wichtiger, daß an die Reform der Güter­tarife herangegan.ren werde. Krause bedauert, daß durch die Verstaatlichung der Bahnen der Antrieb zur Verbesse.ring geschwunden sei. Die Reform der Personentarife sei unbedingt notwendig. Frhr. v. Stumm spricht gegen die Reform der Personentarife. Minister Thielen gibt zu, daß die Personen­tarife weder einheitlich genug, noch ein Muster wirtschaftlicher Logik seien. Das KapitelGehalt für den Chef der Reichs- eisenbahnverwaltung« wird dann bewilligt. Bei TitelGeueraldirektion" beklagt Singer daß sozialdemokratische Arbeiter ans dem Staatsbetrieb entlassen worden seien. Mi­nister Thielen stellt richtig, daß nur fünf entlassen worden seien, darunter zwei wegen Bestrebungen gegen die bestehende Slaats- und Gesellschaftsordnung. So lange er au der Spitze steht, werde er die Disziplin wahre». Nächste Sitzung morgen 1 Uhr. Tagesordnung: Verschiedene Anträge, darun­ter deijenige betreffend die Rückberufung der Jesuiten. Graf Ballestrem verliest eine Erklärung der Centrumsfraktion, worin die­selbe ersucht, die Beratung dieses Antrags wegen der Erklärung des Ministerpräsidenten im Abgeordnetenbause über die ablehnende Haltung der preußische» Regierung und mit Rücksicht auf die große und ungerechtfertigte Erregung, die das Volksschulgesetz hervor­gerufen, von der morgigen Tagesordnung zurückzuziehen. Die Eiklärung betont, das; das Centn»» bezüglich des Antrages auf demselben Boden stehe wie bisher, aber die Gegensätze jetzt nicht verschärfen wolle.

DieN. A. Ztg." veröffentlicht nach­träglich folgenden kaiserlichen Erlaß, welcher sich gegen die Soldatenmißhandluugen in der