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Amts- und Anzeigk-Dtatt für

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Nro. 14S.

Donnerstag, 17. Dezember 189 t

27. laki'gang.

Württemberg.

Rundschau

Hestoröen: 11. Dez zu Heilbronn Friedrich Kern, Musiker; zu Bühl bei Eß­lingen Schullehrer Gottlob Frick, zu Echler- dingen res. Postverwaltcr Friedrich Bayha, 73 I a.; 14. Dez. zu Herrenbcrg Schullehrer a. D. Michael Müller, 69 I. a

Stuttgart, 14 Dez. Nunmehr ist auch das hiesige Ulanenregiment mit dem neuen Kavalleriesäbel, ausgerüstet worden; der neue Kavalleriesäbelistein wenig kürzer als der frühere, etwas geschweifte Säbel; der neue Säbel ist gerade und ist auf den Stoß gerichtet, während der alte, etwas gebogene Kovallcriesäbel auf den Hieb berechnet war.

Die Norddeutsche Allgemeine Zei­tung erfühlt zuverlässig, der König und die Königin von Württemberg treffen nächsten Monat znm Geburtstag des Kaisers in Ber­lin ein.

Wruenburg, 13. Dez. Gestern abend hielt Rechtsanwalt Jakob aus Pforzheim im hiesigen Gewerbeverein vor zahlreicher Ge­sellschaft einen Vortrag über die Reform der Personentarife auf unfern deutschen Eisenbahnen. Der vorzügliche Vortrag fand reichen Beifall.

ßakmöach, 14. Dez. Schon seit gerau­mer Zeit herischt i» hiesiger Gemeinde der Typhus. Bis jetzt sind 24 Erkrankungs- darunter 3 Todesfälle vorgekomme». Die Zahl der gegenwärtig Erkrankten beträgt etwa zehn. In einem von 4 Familien bewohnten Hause brach abermals Feuer aus. Dasselbe wurde jedoch durch rasche Hilfe auf seinen Heerd beschränkt. Ohne Zweifel liegt Brandstiftung vor.

Altenstadt b. Geislingen, 11. Dez. Der Sozlalistcnführer Stern hielt hier eine Ver­sammlung ab. Als Stern sich erlaubte, den Namen Bismarcks in den Kot zu ziehen, brach ein solcher Sturm der Entrüstung los, daß Stern das Wort entzogen werden mußte. Als Werkführcr Roll nun kurz ausführte, wie bei der französischen Revolution sich das irrege­leitete und aufgehetzte Volk zuletzt gegen sein- Aufhetzer gewendet habe und daraus hinwies daß die heutigen Hetzer und Wühler bei einem von ihnen heraufbeschworenen Kampfe auch die ersten Opfer des Aufruhrs werden könnten, erwiderte Stern, daß ihm der Tod am Galgen ehrenvoller dünke, als der Tod auf dem Schlachtfelds, wenn sich 2 Völker miteinander balgten. Auf solche beispiellose Frechheit er­hob sich ein solcher Tumult, daß der Vor­sitzende Stern zum Verlassen des Saales auf­fordern mußte, da er sonst für nichts einstehen könne. Nach dreifach donnerndem Hoch auf das deutsche Vaterland wurde sodann die so­zialdemokratische Versammlung geschloffen.

Nforzheim, 12. Dez. Nach Vernehmen ist eine Kollektiv-Ausstillung der deutschen Ede'metallindustrie auf der Chicagoer Welt­ausstellung sicher gestellt. Dies soll haupt­sächlich dem Entgegenkommen des deutschen Reichskommissärs zu verdanken sein. Der hie­sige Platz wird bei der Ausstellung in reichem Maße vertreten sein.

Aaden-ZLaden. 15. Dez. Bei dem Neubau des Hotels zumDarmstädter Hof" wurde dieser Tage eine Höhle entdeckt, welche etwa 10 Meter tief unter dem Rathaushof in den Berg hineinführt. Die Höhle, seit Jahrhunderten unbekannt, dürfte von natür­licher Anlage und später durch Menschenhand erweitert worden sein. Dieselbe hatzwischen 3 bis 10 Meter Höhe unv zwischen 35 Meter Breite. Bei der Auffindung war diese Höhle vollständig mit Wasser ungefüllt, welches aus­gepumpt wurde. Dasselbe diufte mit den warmen Quellen nicht direkt in Zusammenhang stehen, obwohl dasselbe ziemlich bedeutende Quantitäten Kalk und Kochsalz enthält. Die Funde beschränkten sich bisher auf Tierknochen und Thonscherben, welch' letztere wahrscheinlich römischen Ursprungs sind. Nach Wegräumen des Schuttes dürften vielleicht noch weitere Funde gemacht werden.

Konstanz, 10. Dez. Gestern kam hier ein Weinpanschprozeß zum Austrag gegen den Weinhändler Karl Otto von Villingen. Der­selbe wurde wegen Vergehens gegen § 10 Z-ffer 1 und 2 des Nahrungsmittelgesctzes so­wie wegen Betrugs (263 R.St.G.B.) zu 12 Wochen Gefängnis, wovon 6 als durch die Untersuchungshaft verbüßt, abgerechnet werden, zu 450 Mark Geldstrafe und in die nicht unbeträchtlichen Kosten verurteilt. Otto besaß ei» schwungvolles Geschäft und betrieb dieWcinverbesserung" in großartigem Maß- stade. Er kaufte saure Seeweine oder sonstige geringwertige Weißweine und gab auf 100 Liter Wein 10 Liter Fruchtzucker und 30 oder noch mehr Liter Wasser, auch Zuckercouleur wurde benützt. In den letzten 3 Jahren brauchte er die Kleinigkeiten von 33 960 Kilo Fruchtzucker. In 9 Fällen konnte nachgewiesen werden, daß Otto verbesserten Wein statt des verlangten und alsnaturrein" garantierten Weines verkauft hatte, weiterhin ergab die chemische Untersuchung, daß 8 Stückfaß, die reinen Wein enthalten sollten, gefälscht waren. Nach eigener Bilanz erzielte Otto in den Jahren 188790 einen Reingewinn von 42 000 Mark. Sein Küfer Strobel, der Beihilfe angeklagt, wurde freigesprochen.

Berlin, 11. Dez. Im Reichstag wurde heute die Beratung der Handelsverträge fort­

gesetzt. Staatssekretär Marschall weist den Vorwurf Kanitz (dcutsch-kons.), die Denkschrift verrate den liberalfreihändlerischen Geheim» ratsstil, zurück. Wo fange der Schutzzoll an, wenn dies Freihandel sei? Der Schutz der na­tionalen Arbeit scheine für Kanitz ein über­wundener Standpunkt zu sein. In Deutschland werde das Schutzzollsystem gemäßigt sein, oder cs werde nicht sein. Die Regierung sei bestrebt, alles für die Landwirtschaft zu thun, sei aber nicht im Stande den Vorschlägen des Abge­ordneten Kanitz näher zu treten. Singer spricht sich für dieselben aus, hätte aber die Einführung des Normalarbeitstages für wirk­samer gehalten. Huene (Zcntr.) ist gegen die Kommisstonsberatung. Manteuffel (deutsch­konservativ) glaubt, der Bundesrat habe ge­nügend Herz für die Landwirtschaft. Er werde für die Verträge stimmen. Massow und 36 Konservative brachten den Antrag auf Verweisung an eine Kommission ein. Reichs­kanzler von Caprivi weist die Behauptung zu­rück, daß die Industrie vor der Landwirtschaft bevorzugt werde, er wisse nicht, wie er wohl­wollender über die Landwirtschaft sich hätte aussprcchen können. Wenn gerade die Land­wirtschaft Hauptrolle in den Verträgen spiele, so liege d es darin, daß wir mit 2 Ländern Verträge abschlossen, die hauptsächlich landwirt­schaftliche Erzeugnisse exportieren. Es habe große Mühe gemacht, den Getreidezoll auf 3Vr Mark zu erhalten. Zur Abhilfe des Arbeitermangels werde eine Aenderung des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz er­wogen. Die Vorlage sei noch im Laufe dieser Session zu erwarten. Bei Fortsetzung der Beratung über die Handelsverträge sprechen sich Oechelhäuscr (nat.-lib.) und Rickert (freist) für die Verträge aus. Rickert befürwortet auch den Abschluß von Verträgen mit andern Ländern, insbesondere im Interesse des Ostens mit Rußland. Caprivt erklärt, die Regierung strebe die Erledigung der Verträge vor Weih­nachten an. Der deutsche Reichstag möge den anderen Parlamenten ein gutesBeispiel geben.

Berlin, 14. Dez. Der Reichstag setzte die zweite Lesung des Handelsvertrags mit Oesterreich fort. Massow (dcutsch-kons.) be­hauptet, der Handelsvertrag werde schädigend auf das politische Bündnis wirken. Die Art. 1 und 2 werden mit großer Mehrheit ange­nommen. Bei Artikel 3 äußert Leuschner (Deutsche Reichspartei) Bedenken wegen der Eiscntarife. Staatssekretär von Bötticher gibt zu, daß die deutsche Eisenindustrie der öster­reichischen nicht ganz ebenbürtig sei; die deutsche Ausfuhr habe nachgelassen und die österreich­ische nach Deutschland sei gestiegen. Was der jetzige Vertrag der deutschen Eisenindustrie biete, betrage 25 Prozent, daß das Opfer notwendig