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Amts- und Anzeige-Natt für Wildbad and Umgebung.

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Ars. 131.

Donnerstag, 5. Wovemöe^ 189t

27. tatii-gang.

Württemberg.

Se. Maj. der König hat dem Rittmeister im Ul.-Reg. König Karl (1. württ ) Nr. 19 Herzeg Albrecht von Württemberg K. H. dienach- gesuchte Erlaubnis zur Annahme und Anlegung des demselben von Sr. Maj. dem Kaiser von Oesterreich verliehenen Großkreuzes des St. StefansordcnS erteilt.

Stuttgart, 3. Nov. In der heute Nachmittag stattgefundcucn L-izung der Kammer der Standesherren erstattete Staats- minister a. D. Frhr. v. Linden Namens der Finanzkomm. Bericht über den Entwurf eines Gesezes, betr. die Zivillistc für die Negierungszeit Sr. Maj. des Königs Wil­helm II. Der Entwurf wurde ohne Erör­terung und einstimmig von der Kammer an­genommen.

Marienwahl, 3. Nov. Heule Morgen begaben sich Se. Majestät »ach Stuttgart und nahmen im Wilhelmspalast die Vor­träge der Staatsminister des Innern, des Kirchen-uvd Schulwesens und der Finanzen, sowie des Kabinetschcfs entgegen. Nachm. 2'/, Uhr empfingen AllerhöchstDiesclben im Thronsaale des k. Residcnzschlosses die aus 20 Mitgliedern bestehende Deputation der Kammer oer Abgeordneten behufs Ucber- reichung der von letzterer beschlossene» Ad­resse auf die K- Thronrede. Ihre Maj. die Königin begab Sich heute Mittag nach Stutt­gart, stattete Ihrer Maj. der Königin-Witwe einen Besuch ab und verweilte daraus einige Zeit im Wilhelmspalast.

Stuttgort, 31. Okt. Infolge der Vor­fälle bet der Generalversammlung der Ak­tionäre der Deutschen Vcrlagsanstalt (vormals Hallbcrger) haben der Kommerzienrat Moser und der Direktor Kleinlogel gegen den Pri­vatier Beck von Cannstatt Strafklage erhoben, weitere Strafklagen sollen bevorstehen. Zur Sache selbst verlautet von beteiligter Seite, daß die unter den Aktionären zum Teil herrschende Erregung zu scharfen Auseinander­setzungen führte. Es wurde insbesondere dem bekannten Professor Kürschner der Vorwurf gemacht, daß seine Fabrikation von Taschen­büchern mit seiner Stellung und dem Ansehen des ganzen Instituts nicht vereinbar sei. Des­gleichen wurde betont, daß die Erwerbung des bloßen Verlagsrechts des ,N. Tgbl." um 1500 000 Mk. viel zu teuer sei. Ferner wurdeausgeführt, daß der Verwaltungsrat, da er den Kauf, ohne eine allgemeine Aktionärver­sammlung ein;ub<:rufen, abgeschlossen habe, sich einer Verletzung der Statuten schuldig gemacht habe. Diederbcn Anschuldigungen endlich, die Hr. Privatier Beck gegen den früheren Direktor der Papierfabrik Wildbad, Herrn Kleinlogel, erhob, führten zu den genannten Strafklagen,

wodurch die Verhältnisse der Gesellschaft vor Gericht und damit vor die Ocffentlichkcit ge­langen.

N uudscha u.

Baden-Baden, 31. Okt. Der König von Sachsen ist heute zum Besuch des badischen Hofes hier angekommen. Er wurde am Bahnhof vom Großhcrzog empfangen und zum Schlosse geleitet, woselbst der König Wohnung genommen hat.

Karlsruhe, 2. Nov. Die Buchdrucker- Bewegung in hiesiger Stadt wegen Einführ­ung des Neunstundentages und der in Aus­sicht gestandene Streik sind beigelegt, indem sich die Gehilfenschaft noch rechtzeitig von der Aussichtslosigkeit ihres Verlangens überzeugte und insbesondere ältere, in festen und guten Stellen sich befindliche Gehilfen dieselben nicht aufs Spiel setzen wollten. Für beide Teile ist dieser friedliche AuSgang der beste.

Kanau. Ei» hiesiger wohlhabender und bisher in allgemeiner Achtung stehender Kaufmann wurde wegen Sittlichkcitsvcrgehen, an seiner neunzehnjährigen Tochter verübt, verhaftet. Die Anzeige gegen de» Kauf­mann winde von Seite seiner eigenen Frau infolge häusliche» Zwistes erstattet.

Irankfurt a. M., 31. Okt. Der Vor­sitzende Lindley der Prüfungskommission der Frankfurter elektrotechnischen Ausstellung teilte soeben der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesell­schaft mit, daß auf die gcsammte Länge der Lausten - Frankfurter Kraftübertragung 175 Kilometer mit 27 000 Volts Spannung er­folgreich gearbeitet worden ist. Damit hat dieser Versuch auch die letzte Probe glänzend bestanden.

Arnstorff (Baiern), 28. Okt. Einen entsetzlichen Vorfall berichtet der ,Rotth. A."; Soeben erfahre ich aus sicherer Quelle, daß die schon längere Zeit an Geistesstörung leidende Ehefrau des L., Förster in Gründen, ihr drei­viertel Jahre altes Kind in der Bratpfanne gebraten und Mittags den Leuten zum Schrecken Aller zum Essen vorsctzte.

Merlin. Kürzlich war hier ein bayerischer Volksschullehrer Namens Mayer, der mit dem Auswärtigen Amt einen Vertrag abschloß, wonach er sich verpflichtete, auf 3 Jahre als Lehrer einer im deutschen Schutzgebiete, in Ost­afrika zu gründenden Schule thätig zu sein. Wie es heißt, würde er einen Jahresgehalt von 4800 Mark beziehen. Der neue ost- afrikanische Volksschullehrer wird sich bereits in den nächsten Wochen über Brindisi nach Ostafrika begeben.

— Die Verhandlungen, die zwischen der deutschen, österreichischen und ungarischen Re­

gierung wegen der Herabsetzung des Telegr«- phcn-Tarifs geführt worden sind, haben in diesen Tagen einen befriedigenden Abschluß gesunden. Es steht nun fest, daß vom 1. Januar 1892 ab auf den gesamten Ge­bieten Deutschlands, Oesterreichs und Ungarns eine einheitliche Telegraphen-Worttaxe von 5 Pfennig bezw. 3 Kr. mit der Forder ung eines Tax- minimums von 50 Pf. bezw. 30 Kr. in Geltung treten wird. Mandarf von dieser Neuerung eine bedeutende Zunahme des telegraphischen Ver­kehrs zwischen dem Deutschen Reich und Oester­reich-Ungarn warten.

<^tipjig, 28. Okt. Der Raubmörder Wetzel, der am 23. August den Kaufmann Hirschfeld in Spandau ermordet und der sich seit vorigen Sonntag, von Chemnitz kommend, hier aufgehalten hat, ist gestern festgenommen worden. In dem Augenblick, als 2 Kriminal­beamte an ihn herantraten, wurde sein Gesicht aschfahl durch die Erregung, welche sich seiner bemächtigte. Sein Reisebegleiter von Chem­nitz, ein Velozipedreisender, ist ebenfalls ver­haftet worden. Wetzel leugnet seine Schuld keineswegs, doch behauptet er, daß er mehrere Komplizen gehabt habe. Der Mörder hat sich nach eigener Aussage in Stralsund, Ham­burg, Hannover, Lübeck, Magdeburg, Dresden, Halle, zuletzt in Chemnitz aufgehalten. In seinem Koffer haben sich 670 und die Mehrzahl der geraubten Wertpapiere vorge­funden.

Breslau, 1. Nov. Die Ausbreitung der Influenza in der ganzen Provinz Schle­sien erregt schwere Besorgnisse. Das Stein- auer Lehrerseminar mußte geschloffen werden.

Brüssel. Ueber Boulanger kommen neue Enthüllungen, welche ihn als einen ganz gemeinen Betrüger hinstellen. Es ist nämlich bewiesen, daß die Erbschaft der Frau Bonne­main, der Geliebten Boulangers, mit Schul­den überlastet ist und daß der General nach deren Tode eine falsche Erbschaflsdcklaration ge­macht hat, um die Gläubiger der Bonnemain zu hintergehcn. Boulanger griff zum Revolver und erschoß sich, um seinem vollständigen Ruin und einer Anklage wegen Betruges zu entgehen.

London, 3t. Okt. Nach hier einge- troffenen Privatdepeschcn hat in Japan ein furchtbares Erdbeben stattgefuuden. In der Provinz Nagoya sind 18,000 Häuser zer­stört, 2000 Personen getötet worden. In der Sladt Gifu wurden 5000 Gebäude zerstört und 5000 Mensche» getötet; die Städte Ogaki, Kono und Kasawutso mit 50,000 Einwohnern und die dortige Eisen­bahn sind zerstört.

Der in Wußkaud in einem großen Ge­biet herrschende Notstand wird durch die ein