Amts- und Anzeige-Katt für Wildbad nnt> Umgebung.

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Uro. 127.

Dienstag, 27. AAtober 189 t

27. taki-gang.

Württemberg.

Stuttgart, 23. Okt. In der 1. Abgeordne- tenhammcr-Sitzung rühmte in längerer warmer Rede der Präsident Hohl die Verdienste des verewigten Königs Karl und betonte die Freude de« württembcrgischen Volkes über das Kommen und die innige Teilnahme des Kaisers. Auf Antrag Hohls wählte die Kammer eine sieb- zehnglicdrigc Kommission für die Abfassung einer Adresse an König Wilhelm II. als Ant­wort auf die Thronrede.

Am Schluffe einer längeren Betrach­tung über die Th?dnrede sagt derMer­kur" : Kurz und knapp, in markigen Zügen, hebt die Thronrede die Aufgaben hervor, sie geht nicht zu weit ein auf Einzelheiten, deren Lösung noch so sehr von der Zukunft abhängt, um sie bestimmt als Ziel aufstellen zu können. Die Richtung ist klar vorgezeichnet, sie liegt in der Pflege eines stetigen besonnenen Fort­schritts in den Aufgaben der engeren Heimat, wie in treuer Erfüllung unserer Pflichten zum großen deutschen Vatcrlcknde. So bildet die Thronrede eine erfreuliche Kundgebung des Königs und seiner"Regierung, die ihres guten Eindrucks sicher ist.

Stuttgart, 19. Okt. Der Herzog Wilhelm von Württemberg, welcher bisher Kommandierender des 3. österreichischen Armee­korps in Graz war, ein Sohn des aus dem Feldzüge gegen Napoleon I. berühmten russischen Generals Herzog Eugen von Württemberg, ist am 20. Juli 1828 zu Karlsruhe geboren. Vom Kaiser Nikolaus von Rußland zum

Lieutenant im Preobrachcnskischen Garderegi­ment ernannt, legte er sein Osfiziersexamen in Preußen ab und trat hierauf in österreich­ische Kriegsdienste. Erwähnenswert ist, daß

der junge Prinz von dem Kriegsminister

Grafen Latour zum Lieutenant im ersten In­fanterieregiment am 6. Okt. 1848 ernannt wurde, diese Ernennung jedoch nicht in Kraft trat, weil Latour am selben Tage ermordet wurde. Am 16. Okt. von Radetzky zum

Oberlieutenant ernannt, machte der junge Offizier den Feldzug in Italien von 1849 mit. Bei Novara wurde er schwer verwundet, erholte sich aber und diente weiter. Im Jahr 1859 war er bereits Oberst des 27. Infan­terieregiments. Im Feldzüge von 1859 zeichnete er sich bei Magenta aus und erhielt das Ritterkreuz de» Maria Theresia-Ordens. 1866 nahm er an dem Feldzüge gegen Preußen teil und erhielt für seine Leistungen bei Königsgrätz und Blumenau die kaiserliche An­erkennung ausgesprochen. 1869 machte erden Feldzug in Bosnien mit und wurde nach der Pacificierung" zum Feldzeugmeister und kom­mandierenden General in den okkupierten

Ländern ernannt. 1881 wurde -r Komman­dierender des 13 Korps in Lemberg und übernahm dann das Grazer Korpskommando. Außer dieser geschilderten Thätigkeit unter­nahm der Herzog von Württemberg zahlreiche Reisen in den Orient und in die Balkan­staaten behufs militärischer Studien.

Stuttgart, 23. Okt. In einer gestern bei Paul Weiß stattgehabten Versammlung von über 800 Buchdruckern wurde einstimmig folgender Beschluß gefaßt: Infolge der in den letzten Tagen in Hamburg vorgcnommenen Kündigungen der Gehilfen von seiten der. Prinzipale wird nächsten Samstag in sämt­lichen Druckereien gekündigt und nach Ablauf der gesetzlichen Frist von 14 Tagen die Ar­beit eingestellt." Das gleiche geschieht in allen Städten Deutschlands. Der Streik soll am 7. November beginnen, welcher sich auf gegen 20 000 Gehilfen erstrecken würde. Ein Strikcfonds von mehreren Millionen so ll vor­handen sein.

Stuttgart, 23. Okt. Gestern Abend l/»8 Uhr ist auf dem Bahnhof Cannstatt eine Rangir- maschine dem nach Stuttgart ausfahrende» Güterzug Nr. 628 in die Seite gefahren. 1 Wagen ist umgestürzt, 2 weitere sind ent­gleist. Ein Bahnhofarbeitcr» ist verletzt. Beide Geleise der Linie Caiiiistatt-Stutlgarl waren gesperrt; das eine wurde um halb 11 Uhr, das aiidere um 12 Uhr Nachts wieder fahrbar. Die in der Zwischenzeit fälligen Züge erhielten erhebliche Verspätung. Die Schuld an dem Unfall trifft den Heizer der Rangiermaschine, welcher dieselbe, ohne auf den ausfahrenden Zug zu achten, in Abwe­senheit des Lokomotivführers in Bewegung setzte, obgleich er nach seiner Dienstanweisung hiezu nicht berechtigt war.

Von hochgeschätzter und zugleich wohl­unterrichteter Seite wird derN. Ztg." zur Richtigstellung eines in verschiedenen Blättern des Landes enthaltenen Stuttgarter Artikels über die Veränderungen bei Hofe geschrieben: In Betreff I. M. der Königin Olga ist da gesagt, daß Ihre Majestät auf eine Apanage auS der Zivilliste Verzicht geleistet habe, und deshalb wohl auch auf ein Wittum vom Lande keinen Anspruch machen werde. Er ist dies insofern nicht richtig, als Ihre Majestät eine Apanage aus der Zivilliste des Königs Karl hatte. Was ferner das Vermögen I. M. der Königin Olga betrifft, so ist dasselbe aus 24 Mill. Mark in dem betreffenden Artikel bezeichnet, was um etwa das vierfache zu hoch angegeben ist, dagegen ist nicht erwähnt, daß Ihre Maj. die Königin durchschnittlich bei 200000 Mk. jährlich für die Armenanstalten des Landes giebt, ein Opfer, wie es von

keiner anderen Fürstin wohl gebracht werden dürfte und was nicht dankend genug im Lande anerkannt werden kann. Nach den großartigen Gcldopfern, die I. M. die Königin Olga bisher für ihre Unterthanen gebracht hat, wird es eine Ehrensache für die würt- tcmbergischc Abgeordnetenkammer sein, der Königin Olga diejenige Apanage zu geben, die ihr gebührt und die ihr gestatten wird, ihr segensreiches Wirken für die Armen des Landes ^Luch fernerhin fortzusetzcn.

Die Wahl des O.A.-Sparkassiers Küb­le rA'n Aeuenvürg zum Amlspfleger für den'Obecamtsbczirk Neuenbürg wurde be­stätigt.

Göppingen, 22. Okt. In der Lederfa­brik von Bader hier explodierte heute mittag ein Farbkessel auf nicht aufgeklärte Weise, wobei der Vorarbeiter Ucbele, ein braver, ver­heirateter Mann, Vater von 7 Kindern, sowie ein zweiter Arbeiter schwer verletzt wurden. Ucbele starb kurze Zeit nachher an den schreck­lichen Brandwunden; der andere dürfte trotz schwerer Brandwunden am Kopfe noch zu retten sein.

In Keidenheim erregt peinliches Auf­sehen die gestern abend erfolgte Verhaftung eines Hauptlchrercs an der dortigen Töchter­schule, welcher eines Verbrechens im Sinne des K 174 des Strafgesetzbuches beschuldigt ist.

Rundschau.

Afarzhekm Der Typhus ist in hiesiger Stadt ausgebrochen. Behördlicherseits sind an dem betreffenden Hause Vorsichtsmaßregeln an­geordnet. Bis jetzt haben 8 Personen im Krankenhause Aufnahme gefunden.

Arankfurt, 19. Okt. Nach einer Be­rechnung derFrkf. Ztg." hat die Stadt Frankfurt von der Ausstellung 4 bis 5 Millionen eingenommen. Hoteliers, Wirt­schaften, Theater, Pferdebahn, alle dürfen auf eine glänzende Saison zurückblicken. In Betracht kommen auch die großen Summen, welche für die Bauten der Ausstellung Unter­nehmern und Handwerkern zugeflossen sind. Es handelt sich um mindestens 2 Millionen, die auf die Ausstellungsverwaltung und die die Aussteller etwa zu gleichen Teilen fallen. Der Besuch der Ausstellung betrug 1 175 000 ,Personen.

WÜrzömg. Das Militärgericht verur­teilte den Sergeanten Gutgcsell vom 1. Che- vauxleger-Rcgiment, weicher den Gemeinen Gelbig derart mit kaltem Wasser waschen und übergießen ließ, daß Helbig stumm wurde zu sechs Monaten Gefängnis und Degradation