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27rv. 12S.
Donnerstag, 22. Oktober 189 t
27. jsiii'gsng.
Württemberg.
— Nach einer Bekanntmachung des Kgl. Ministeriums des Inner» werden u. A. nach- gcnannte Angehörige des K. Landjägerkorps wegen vorzüglicher Dienstleistungen öffentlich belobt: der Landjäger Schuster, Wildbad, der Stationskommandant Schwarz, Neuenbürg und Landjäger Albrecht,Herrenalb.
Stuttgart, 16. Okt. In seiner bevorstehenden Tagung wird sich, wie berichtet, der Landtag in der Hauptsache mit der Verabschiedung der königliche» Zivilliste für König Wilhelm II. zu befassen haben. Die Landstände von 1820 und 1864 setzten die jährliche Zlvillistc für die Könige Wilhelm I. und Karl auf je 850 000 Gulden fest, worunter 777 800 Gulden bares Geld und das übrige in Naturalien. Mit Rücksicht auf die gestei- gertc Lebenshaltung und namentlich auf die hohen Getreideprcise (1864 galt z. B. der Ztr. Kernen, welcher in der jetzigen Finanzperiode den Staatsdienern mit 10 Mk. vergütet wird, 6 fl. 30 kr. — 11 Mk. 15 Pf. sollte schon beim Regierungsantritt König Karls die Zivilliste erhöht werden, allem derselbe erklärte sich mit der früheren Summe zufrieden. Durch Gesetz vom 7. Febr. 1874 erfuhr die Zivilliste eine Neuregulicrung dergestalt, daß das bare Geld aus 1 600 000 erhöht wurde. Für Naturalien ist pro 1891/93 die Summe von 199 458 Mk. 99 Pf. normiert worden. In Preußen beträgt die Zivillffte 15,7 Millionen, in Bayern 5,4 Mill., in Sachsen 2,85 Millionen, in Hessen 1,23 Mill., in Baden 1,2 Mill. in Anhalt 887 000 Mk. Coburg-Gotha 668 000 Mk., Schwarzburg- Sonvershausen 500000 Mk. u. s. w. In Württemberg sind von der Zivilliste zu bestreiten 11 das Erfordernis für die Dispo- sitionskafscn des Königs und der Königin, 2) die Unterhaltung und Erziehung der königl. Kinder, 3) die Unterhaltung der königl. Hofstaaten, 4) der gesamte Aufwand für die Verwaltung des Hofes, Gehalte und Pensionen der Hofbcamtcn u. s w. 5) Der Aufwand für die Hofhaltung und die Unterhaltung des Inventars, 6) die Kosten der Hofjagd mit Unterhaltung der Tiergärten, Parke und Fasanerien, 7) der Bauaufwand für zur Krondo- dation gebörige Gebäude, Gärten, Anlagen, 8) der Gesamtaufwand für den Marstall und das Inventar desselben, 9) der Aufwand für die zur Krondodation gehörigen Institute, Hausbibliothek u. s. w., 10) Aufwand für das Hoftheater und Orchester, 11) für das Kgl. Kabinett.
— Herzog Wilhelm von Württemberg, welchem in Folge des Ablebens des Königs Karl in der königlichen Familie nunmehr die Stellung eines ersten Agnaten zukommt, wird
sich in Zukunft mehr als bisher mit den An° gelcgenheiten Württembergs beschäftigen. Hic- mit sind die Meldungen über den Austritt des Herzogs aus dem aktiven Dienste in der östcrreichen Armee in Verbindung zu bringen.
Stuttg«rt, 17. Okt. In der Königl. Münze lagern 5 Ztr. Silber, mit deren Ausprägung vorige Woche begonnen werden sollte. In Folge Ablebens des Königs unterbleibt dies, bis die Stempel mit dem Bilde des neuen Königs Wilhelm II. fertiggcstellt sein werden. Auch die Zivilverdicnstmedaillen, welche das Bild des jeweiligen Königs zeigen müssen neu angefertigt werden.
— (Zur Abänderung der württembergischen Waffenröckc.) Die Meldung der N. A. Z. von einer bevorstehenden Abänderung der württembergischen zweireihigen Waffenröcke in einreihige entbehrt, wie uns von kompetenter Seite mitgetcilt wird, für die nächsten Jahre jeder ernsten Begründung. Bekanntermaßen wurden die zweireihigen Röcke bald nach dem Regierungsantritt König Karls auf besondere Anregung der Königin Olga nach russischem Muster eingeführl und auch nach der Neuuniformierung der württ. Armee nach preußischem Muster beibehalten. Mas die Mehrkosten der zweireihigen gegenüber den einreihigen an- bclangt, so unterliegt es keinem fachmännischen Zweifel, vaß im Preise nur ein geringer Unterschied besteht. Der preußische Waffenrock ist bekanntlich länger als der württem- bergische und die Zahl der Knöpfe ist bei beiden annähernd dieselbe, da die des crstcren näher zusammenstehen. Und so unbequem der württcmbergische Rock im Sommer sein soll, so willkommenen Schutz bietet er bei Winterkälte und Temperarurwcchsel. Ganz abgesehen aber von Opportunitätsgründen, sollte nicht vergessen werden, daß die Neuuniformicrung des XIII. Armeekorps dem Reiche beträchtliche Kosten verursachen würde, wenn damit sofort und durchgreifend vorgegangen werden wollte. I» Württemberg hat sich das bestehende System so eingelebt, daß selbst ein Antrag, die Knopfreihen enger zu machen, vor 2 Jahren von höchster Stelle abgelehnt wurde.
Gülliugen, 17. Okt. (Strafkammer.) Gestern wurde von der Strafkammer die Marie Schramm von Stuttgart wegen Körperverletzung zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. Ihr Mitschuldiger bei der Blutthat in Dettenhausen, der Bäcker Moll von Hattenhofen, kommt vor das Schwurgericht.
— In Hroßvoltwar brachte ein Waldschütze einen Heidelbeerstrauch aus seinem Distrikte mit, welcher 22 reif- Beeren trug. Der Strauch hat so zum zweiten Male in diesem Sommer Früchte zur Reife gebracht, was ge
wiß der deutlichste Beweis für die ausgezeichnet warmen Tage dieses Herbstes ist.
Alm, 17. Okt. Seit Beginn dieses Monats hat sich der Güterverkehr in einer solchen Weise gesteigert, daß der hiesige Bahnhof im Laufe dieser Woche einige Tage lang nicht im Stande war, alle von den verschiedenen Richtungen einlaufenden Gütcrzüge aufzunehmen. Man kann sich einen ungefähren Begriff von dem ungewöhnlich starken Verkehr machen, wenn man sich 17 Geleise, jedes 1 bis 14/2 Kilometer lang, vollständig mit beladenen Wagen verstellt, vergegenwärtigt. Ein Hauptverkehrsgegenstand bildet gegenwärtig das Obst, das vornehmlich aus Ober- und Nicdcrösterrcich und aus Steiermark täglich in Hunderten von Wagen nach Württemberg eingeführt wird. Der hiesige Knotenpunkt ist infolge dessen in den letzten Jahren zu einem recht bedeutenden Obsthandelsplatz geworden; Um den starken Verkehr bewältigen zu können, verkehren bis auf weiteres täglich 5 Extrazüge in der Richtung nach Stuttgart und 5 von Augsburg.
Rundschau-
— Die Kreuzz. schreibt: Nach uns zu- gehenden Mitteilungen gedenken Ihre Majestäten der König und die Königin von Württemberg in nicht zu ferner Zeit Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin einen Besuch in Berlin abzustatten. Eine bestimmte Frist ist »och nicht in Aussicht genommen, doch wird die Reise kaum vor Ablauf der Trauer anberanmt werden.
— In Sachen der 2jährigen Dienstzeit schreibt die „Post": Die nunmehr klargestellte Mitteilung über die bei einigen Regimentern der Infanterie in Aussicht stehende Bildung von Versuchsbatailloncn aus den zwei jüngsten Jahrgängen des Ersatzes beweist, daß an maßgebender Stelle die schroff ablehnende Haltung gegenüber der 2jährigen Dienstzeit bei der Infanterie nicht mehr besteht. Es wird dadurch die Ansicht erhärtet, daß die viel bemerkten Artikel der Kölnischen Zeitung, welche eine Erhöhung unserer Wehrkraft unter einer weiter ausgedehnten Verkürzung der Dienstzeit anregten, nicht ohne Fühlung mit den Anschauungen der maßgebenden Kreise waren.
Araukfurt, IS. Okt. Anläßlich des Schlusses der Elektrischen Ausstellung, der abends 11 Uhr erfolgt, fand heute Nachmittag eine Festsitzung statt, worin Sonncmann eingehenden Bericht über den Verlauf der Ausstellung erstattete und das Ergebnis als sehr befriedigend bczeichnete. Geheimrat Hclmholtz hob die große wissenschaftliche Bedeutung der Ausstellung hervor, Finanzminister Miguel bei