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20 von dessen Soldaten, welche er allmählich heranzog. Der Brand des von den Feinden angezündeten Grases gestaltete die Lage sehr bedenklich. Bis 4 Uhr nachmittags sammelten die Signale 60 Soldaten und 70 Träger. Tettenborn zog sich auf Tembe zurück, be­festigte dieses und trat am 18. August den Rückmarsch an. Er gelangte am 29. August an den Mjombofluß, von der Bevölkerung freundlich empfangen. Mehrere Schwarze er­zählen, Dr. Buschow, sowie die Lieutenants Pirsch und Thiedemann, seien auf Eseln rei­tend, durch viele Speerstiche niedcrgemacht worden. Von mindestens 3000 Feinden sind 700 getötet worden, darunter der Häuptling Kuawa und der Führer Murawata. Herr von Thiedemann erlag am 17 August nachts seinen schweren Speerstichverletzungen. Der Verlust beläuft sich auf 10 Europäer (vier Offiziere, sechs Unteroffiziere) etwa 230 Sol­daten, ebensoviel Gewehre und 2 Geschütze, 23 Esel nnd 96 Träger und den Hauptteil des Gepäcks.

Aus Petersburg bringt das W. Tgbl über den Notstand folgende Nachrichten. In den deutschen Wolgakolonien sei infolge einer gänzlichen Mißernte großer Notstand ausge- brochcn. An tausend Menschen liegen am Typhus danieder. In der im Gouvernement Taurien gelegenen Stadt Berdnansk sei die sibirische Pest ausgebrochrn.

Unkrhalkndks.

Entdeckt.

Kriminalerzählung von G. Strudel.

(Fortsetzung.)

Die überlegene Art nnd Weise des Frem­den verfehlte ihren Eindruck auf den Bür­germeister nicht, der sich sofort zu entschul­digen suchte, indem er bemerkte, man sei in dem sonst so harmlosen Städtchen deshalb sehr mißtrauisch geworden, weil vor Kurzem ein grauenhafter Mord hierselbst sich ereignet habe. Auf die Bitte des Barons berichtete er nun ziemlich ausführlich Alles, was man über jene That bis dahin in Erfahrung zu bringen vermocht hatte.

Der Baron war bei der Erzählung des Bürgermeisters sehr aufmerksam geworden. Er warf jetzt einen eigentümlichen Blick, in dem sich offenbar Plötzlich erwachendes Mißtrauen abspiegelte, auf seinen Diener und rief dann laut:Heinrich Sie können zu Bette gehen, wenn Sie wollen. Sie sind jedenfalls müde und ich werde wohl noch längere Zeit mit den Herren mich unter­halten."

Sehr wohl, Herr Baron," entgegnete der herkulische Mann mit tiefer Stimme. Ruhig leerte er sodann sein Glas und schritt gleichmütig zur Thüre hinaus in den Haus­gang, von wo er, wie man drinnen hören konnte, mit dröhnenden Schritten die Treppe hiuaufstieg."

Was Sie mir soeben erzählten, Herr Bürgermeister", ergriff nunmehr der Baron das Wort,hat mich seltsam berührt, und ich kann Ihnen jetzt auch gestehen, daß mir manches in dem Wesen und Benehmen mei­nes Dieners ausgefallen ist, was ich mir bei einem Manne mit ruhigem Gewissen nicht wohl erklären konnte. Sollte Ihr Verdacht in der Folge nur den kleinsten, ihn bestärkenden Momenten begegnen, so seien Sie überzeugt, daß ich der Erste bin, der dazu beitragen wird, den entsetzlichen Ver­brecher zu entlarven und ihn der Gerechtig­keit zu überliefern. Nach meiner Ansicht

dürfte es sich vorläufig jedoch empfehlen, ihm gegenüber nicht das geringste Mißtrauen an den Tag zu legen, um ihn ganz nnd gar sicher und sorglos zu machen. Damit Sie aber am Ende auch nicht gegen mich Ver­dacht hegen, erlaube ich mir einen Brief des Regierungspräsidenten von C. Ihnen vorzu- zergen, der mich speziell Ihrem Wohlwollen empfiehlt."

Mit einer gewissen Ehrfurcht nahm der Herr Landbürgermeister das mit einem großen amtlichen Siegel versehene Schreiben zur Hand, las es aufmerksam durch und gab dasselbe dann mit einer beinahe unterthä- nigen Verbeugung an seinen Eigenthümer zurück.

Hieraus ersehe ich allerdings, daß ich es mit einem hochangesehen Herrn zu thun habe, dessen Verbleiben in dieser Gegend für uns alle nur höchst schmeichelhaft sein kan» und dem ich meine geringen Kräfle in jeder Hinsicht bereitwilligst zur Verfügung stelle Auch der Verdacht gegen Ihren Diener ist' jedenfalls ein voreiliger und unbegründeter gewesen; derselbe wird nicht die geringste Belästigung, so lange er in K. sich aushält, erfahren."

Um alles >u der Welt möchte ich das nicht haben," rief jedoch der Baron eifrig, daß etwa mit Rücksicht auf meine Diener­schaft die Forschung nach dem Verbrecher gehemmt werden sollte. Was würde mein Freund, der Regierungspräsident, davon denken wenn er hörte, daß ich seine Empfehlung in einer solchen Weise mißbraucht hätte! Im Gegenteil, ich selbst werde mich darum be­mühen, herausznfinden, ob er schuldig ist oder nicht und da kommt mir auch gleich ein Gedanke. Morgen will ich mit ihm zu­sammen, wie zufällig im Vorbeigehen, den Schauplatz des Verbrechens besuchen nnd dann genau beobachten, welchen Eindruck dieser Anblick ans ihn macht. Was halten Sie davon, Herr Bürgermeister?"

Gewiß, der Gedanke ist gut. Wenn nur nicht dabei Ihrem Begleiter die Lust ankommt, mit Ihnen dasselbe Experiment wie mit dem Weinhändler zu versuchen."

Ich bin auf meiner Hut und immer gut bewaffnet," entgegnete der Baron ruhig; einen Hacken hat die Sach? indessen, nämlich den, daß wenn ich mir einen Führer mitnähme, meinem Diener die in dieser Maßregel sich dokumentirende Absicht am Ende auffallen würde. Auf Erfolg darf ich bei meinem Unternehmen also iiur^ rechnen, wenn Sie mir zu erklären im Stande sind wie ich allein und aus mir selbst den Ort der That herauszufinden vermag."

Nichts ist leichter als das. Sobald Sie von hier weggehend etwa 800 Meter in dem Waldwege zurückgelegt haben, sehen Sie links am Wege ein steinernes Kreuz. An diesem gehen Sie genau 30 Schritte vorüber, biegen dann rechts ab in den Wald und nach weiteren 150 bis 200 Schritten stehen Sie vor einer mächtigen Eiche, die ringsum von Dornen und Gestrüpp umgebe» ist. Der zertretene Erdboden wird Sie darüber belehren, daß Sie am Ziele auge­langt sind."

Ich bin sehr begierig, das Resultat Ihrer Untersuchung zu vernehmen, Herr Baron", mischte sich hier der Förster zum ersten Male ins Gespräch,auf mich hat, offen gestanden, Ihr Diener keinen besonders günstigen Ein­druck gemacht."

Sie sind dem armen Kerl nicht gewo­gen, weil er ebenso stark oder vielleicht noch stärker, als Sie zu sein scheint und Sie da­

her in ihm einen Konkurrenten erblicken," meinte der Gutsbesitzer Eberhard spöttisch.

Bah," sagte der Förster Baumbach verächtlich, indem er, wie zur Bekräftigung seiner Worte eine seiner gewaltigen Fäuste auf den Tisch legte,wer der stärkste ist, käme erst auf den Versuch an, ist mir aber augenblicklich sehr gleichgültig. Ich wünsche nur im Interesse der Stadt und auch in demjenigen des Herrn Baion, daß der Böse- wicht baldigst entdeckt und zur Strafe ge­zogen werde."(Fortsetzung folgt.)

Vermischtes.

Der einzige noch lebende L ü tz o w e r Jäger von 1813 dürfte der in Halberstadt wohnhafte ehemalige Handelsgärtner Zacharias Werny sein, der am l2. Oktober d. I. sei» 100. Lebensjahr vollenden wird. Werny war in hervorragender Weise an den Kämpfen im Befreiungskrieg 18131815 beteiligt. Schon im Jahr 1813 trat er als Freiwilliger in das Lützowsche Korps und beteiligte sich u. a. an der Belagerung der von den Fran­zosen besetzten Stadt Hamburg, sowie bei dem Entsatz von Glücksstadt, wo 10 000 Dänen kapitulierten; auch den Gefechten in der Um­gegend von Brüssel wohnte er dann bei. 1815 nahm er ferner mit dem 30. Infan­terieregiment an der Schlackt bei Bellealliance und an der Einnahme von Paris teil. Werny, der sich noch einer seltenen körperlichen und geistigen Rüstigkeit erfreut, hat zahlreiche Nach­kommenschaft.

(Aii die Niirechte gekomme n.) Richter: Wer es so hoch in die Jahre gebracht hat, wie Sie, liebe Frau, sollte doch von einer Klage auf Scheivung der Ehe absehen!" Klägerin (nach Luft schnappend, i» höchster Erregung):Hoch in die Jahre?! Na, so 'neu Mann, wie Sie, Herr Richter, getraue ich mir noch alle Tage zu kriegen!"

Fräulein, spielen Sie vom Blatt?" fragte ein junger Mann bei einer Abendunter­haltung eine am Klavier sitzende Dame.> O ja!" erwiderte diese,aber nicht aufs erste­mal."

Johann Strauß in Wien hat von einem Impresario de-r Antrag erhalten, im Laufe dieses Winters 50 Konzerte in Amerika zu dirigieren. Außer freier Fahrt für 5 Per­sonen und freiem Aufenthalt in den elegan­testen Hotels will der unternehmungslustige Impresario noch 120 000 Gulden zablen.

Marktberichte.

Hiuttgart, 10. Okt. (Obstpreiszettel.) Güterbahnhof. Zufuhr: 68 Waggon meist östr. Mostobst 13 600 Ztr, Preis per Waggon 980 bis 1020 Mk. pr. Ztr. 4M. 90 Pfg. bis 5 Mk. 25 Pfg.

13. Okt. (Mostobstmarkt.) Wilhelms- platz: Zufuhr 1500 Ztr. württemb. Mostobst (Aepfel und Birnen), Preis 5 Mk. 20 Pfg. bis 5 Mk. 60 Pfg. pr. Ztr. (Luiken 6 Mk. 20 Pfg)

13, Okt. (Kartoffel-und Krautmarkt). Zufuhr: 400 Ztr. Kartoffeln, Preis pr. Ztr. 4 Mk. bis 5 Mk. Zufuhr: 4500 Stück Filderkraut, Preis pr. 100 Stück 14 bis 15 Mk.

Eßlingen, 10. Okt. Güterbahnhof. Zu­fuhr: 21 Waggon Mostobst, Preis 5 Mk. bis 5 Mk. 30 Pfg. pr. Ztr. (Wochenmarkt.) Zufuhr 220 Zt., Preis pr. Ztr. 5 Mk. 60 Pfg. bis 5 Mk. 80 Pfg.

Mlm 12. Okt. Zufuhr am Bahnhof 60 Waggon Mostobst. Die Preise bewegen sich von 4 Mk. 80 Pfg. bis 5 Mk. pr. Ztr. Birnen kosten 4 Mk. 30 Pfg.. Tafelobst 8 Mk. bis 8 Mk. 50 Pfg. Geschäft recht lebhaft.