pflegt! Von der Stärk« meines Heinrich machen Sie sich jedoch keine Vorstellung, niit Rücksicht hierauf habe ich ihn aber auch nur aus dein Grunde in meine Dienste genommen, weil ich ihn für einen durchaus braven und zuverlässigen Menschen halte."
„So ist er wohl seit langen Jahren von Ihnen angestellt?" frug der Gutsbesitzer Schorn.
„Nein ganz und gar nicht, er hat sich erst vor wenigen Tagen bei mir gemeldet, als ich eben im Begriffe stand, nach hier abzureisen. Ich ging auf sein Anerbieten vorzüglich deshalb ein, weil er erklärte, daß er erst vor Kurzem diese Gegend durchreist lhabe und mit derselben ziemlich bekannt sei."
Bei diesen Worten des Barons schien in dem nämliche» Augenblick ein und derselbe Gedanke die verschiedene Anwesenden zu durchzucken. Sie sahen sich zuerst vielsagend an und warfen dann einen scheuen Blick nach dem Riefen an dem Nebentischchen hinüber, der ruhig und anscheinend mit ungeteilter Aufmerksamkeit in einer Zeitung las. Eine kurze Zeit wagte Niemand ein Wort zu reden, bis auch diesmal wiederum der Bürgermeister das peinliche Schweifen unterbrach. Er winkte den übrige» Tisch- -genossen bedeutungsvoll mit den Augen, und sprach hierauf, indem er seine Stimme möglichst dämpfte: „Offen gestanden, Herr Baron, finde ich — nehmen Sie mir meine Freimütigkeit nicht übel — es zum wenigsten unvorsichtig, daß Sie einen ganz fremden Menschen zum Reisebegleiter erwählen konnten. Wer weiß, was für eine Vergangenheit dieser unbekannte Mann hat."
Der Baron lächelte ironisch bei dieser Bemerkung.
„Erstens, Herr Bürgermeister, traue ich mir einen ziemlich sicheren Blick zu, wo es gilt, aus dem Aeußere» eines Menschen auf sei» Inneres zu schließen. Sehen Sie doch selbst, ob hinter diesen gutmütigen Augen das geringste Falsch sich verstecken kann! Sodann aber besaß der Mann auch sehr gute Zeugnisse und erklärte mir, er sei gewillt, seinen Beruf als Circus-Athlet für immer an den Nagel zn hängen und auf anständige Art sein Brot sich zu verdienen.
„Was mich jedoch am meisten von seiner Gediegenheit überzeugte, war der Umstand, daß er mir eine hübsche Summe, die er
sich erspart hatte, etwas über 6000 sofort zur Aufbewahrung übergab. Das gewährte mir die beste Garantie für seine ehrlichen Vorsätze."
„Sechstausend Mark hat Ihnen dieser Mann übergeben," rief hier der Chef der Polizeibehörde von K. außer sich vor Erstaunen, „sechstausend Mark spart sich kein Circuskünstler zusammen, sage einer dagegen was er will."
Auch der übrigen Stammgäste hatte sich eine hochgradige Erregung bei dieser Nachricht bemächtige, man merkte ihren gespannten Gesichtszügen an, daß man allgemein auf sehr interessante Mitteilungen sich gefaßt machte. Aber die Sache sollte anders kommen,als man erwartet hatte. Der Baron schien über die Bemerkung des Bürgermeisters pikirt, denn er erwiderte in einem ziemlich schroffen Tone, es sei ihm bis dahin noch nicht vorgekomme», daß man Jemand, dem er Vertrauen schenke, ohne positive Gründe zu verdächtigen gesucht habe. Er übernehme jede Garantie für seinen Diener und bitte daher, mit dieser Erklärung sich zufrieden zu geben. (Forts folgt.)
Vermischtes.
— Der millionste zahlende Besucher der Frankfurter Ausstellung wurde gestern abend feierlich empfangen. Es harrte ein starkes Publikum in wachsender Spannung. Um 8 Uhr 20 Min. passierte der Erwartete: ein auf der Urlaubsfahrt durchreisender Soldat des mecklenburgischen Jägerbataillons. Der junge Kriegsmann war nicht wenig erstaunt ob des brausenden Hurrahs, das ihm enl- gegenschallte. Doch fand der wackere Vaterlandsverteidiger alsbald seine Fassung wieder und Hörle in militärisch strammer Haltung die kurze, joviale Ansprache an, mit der ihm der stellvertretende Vorsitzende des Finanzausschusses im Namen des Ausstellungsvorstandes bewill- kommnete. Sodann nahm der Jäger die Medaille aus Aluminium mit der Aufschrift: „Dem millionsten Besucher" ferner den Anteilschein (10 Tickets nebst Loos) und ein kombiniertes Billetbüchlein für die Ausstellungs- Sehenswürdigkeiten entgegen. Der Wirt zum Bürgerbräu ließ es sich nicht nehmen, in halbmeterhohem Jubiläumsschoppen einen Ehrentrunk zu kredenzen. Vom Publikum geleitet und vom Scheinwerfer beleuchtet begaben sich
die anwesenden Vorstandsmitglieder mit dem Gefeierten zum Verwaltungsgebäude, wo derselbe durch Namensunterschrift das Protokoll des Vorgangs bekräftigte. Im Bürgerbräu wurde dem „Millionsten" das Abendessen seitens der Wirte serviert.
— (Treffend.) Weinhändler (zum
Kunden): „.Daß Sie nur reine
Weine von mir erhalten, geht daraus hervor, daß alle meine Weine von einem Chemiker untersucht sind!" — Wirt: „Das sagt gar nichts — der Chemiker kann noch mehr geschmiert sein als der Wein!"
(Ein feinfühlender Spitzbube.) Richier: „Sie geben also zu, in der Küche dieser Dame einen Braten gestohlen zn haben?" — Angeklagter: „Jawohl; aber ich habe der jungen Frau damit nur eine Bla- mage bei ihrem Mann ersparen wollen!"
Marktberichte.
Stuttgart, 10. Okt. (Kartoffel- und Krautmarkt ) Zufuhr 1000 Ztr. Kartoffeln. Preis 4 Mk. bis 5 Mk. per Zentner. — Zufuhr: 5800,Stück Filderkraut, t4—15 Mk. per 100 Stück.
Stuttgart, 10. Oktober (ObstpreiszettelH Zufuhr auf dem Wilkelmsplaz: 1400 Ztr. würti. Mostobst, Aepfel und Birnen zu 5 Mk. bis 5 Mk. 50 Pfg. (Luiken 6 Mk.) pr. Ztr. — 9. Okt. Güterbahnbof. Zufuhr: 23 Waggon — 4600 Ztr. meist östr. Mostobst, Preis per Waggon 980 bis 1020 Mk., pr. Ztr. 5 Mk. bis 5 Mk. 30 Pfg.
Akm 9. Oki. Die Preise für Most- obst haben trog starker Zufuhr um 50 Pfg. pr. Ztr. angezogen. Der Zwischenhandel ist sehr lebhaft. Durchschnittlich treffen hier täglich 30 Waggon Obst ein, wovon über die Hälfte nach auswärts weiter geht. Die Preise notiren sich heute: wagenweise 4 Mk. 30 Pfg. bis 4Mk. 60 Pfg., per Ztr. 4 Mk. 80 Pfg. bis 5 Mk. _
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i l d b a d.
Bekanntmachung.
Nachdem die Kapitalwerte (Steuerkapitale) der in ihrem Bestände veränderten Gebäude in der Gemeinde Wildbad durch das Bezirkssteueramt gemäß Art. 84, Abs. 3 des Gesetzes vom 28. April 1873 betreffend die Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer, festge- stellt sind, wird das Ergebnis dieser Einschätzung gemäß Art. 84 Schlußsatz, Art. 79, Abs. 1 und Art. 61, Abs. 1 dieses Gesetzes 21 Tage lang
vom 3V. September bis 20. Oktober
zur Einsicht der Beteiligten auf dem Rathaus aufgelegt sein.
Dem Eigentümer oder Nutznießer eines Gebäudes steht bezüglich des SteueranschlagS .(Steuerkapitals) desselben das Recht der Beschwerden zu. (Ges. Art. 79, Abs. 2)
Etwaige Beschwerden, welche die Beteiligtengegen die Einschätzung Vorbringen wollen, sind an das K. Steuerkollegium Abt. II zu richten und längstens bis zum 23. Oktober bei dem Ortsvorsteher zur Weiterbeförderung (schriftlich) anzubringcn Die Versäumnis dieser Frist zieht den Verlust des Beschwerderechts nach sich. (Gesetz Art. 61, Abs. 2 und Art. 79, Abs. 3)
Den 28. September 1891.
Ltadtfchultheitzenamt.
H. V. Rometsch.
Soeben erschien:
«Ll-l I.
Köuig von Württemberg
1823—1891.
Mit Porträt.
DßM"" Preis T5 Pfennig Diese aus berufener Feder stammende gut ausgestattete Schrift bietet ein vortreffliches Charakter- und Lebensbild des hohen Entschlafenen. Wegen des billigen Preises eignet sich dieselbe vorzugsweise auch zur Verteilung in Schulen. Vorrätig bei
Kleine
Kartoffeln
werden zu kaufen gesucht.
Von wem? sagt die Redakt. ds. Bl.