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-größte Aufsehen, zumal Filomannow auf Grund des Geschauten die berechtigte Ver­mutung aufstcllt, daß das Elend weit ver­breitet sei. Von demMassensterben," wie «rs nennt, giebt er nur einzelne Züge:

Vorgestern trat ick eine Wanderung durch das Dorf Naredey an. In der ersten halben Stunde begegnete ich sechszehn Leuten, die mit dem Tode rangen. Ein altes Müttcrlein starb vor meinen Augen. Die meisten von de» Verhungerten hatten seit mehr als acht Tagen kein Stückchen Brot gesehen. Wahlen Angefickts, mit trüben Augen blickten mich die Unglücklicken an, und manche derselben batten nur nock die Kraft, die Hände nack dem ersehnten Brot auszu­strecken. Nur die wenigsten sind so glück­lich, diesen ihren Wnnsck erfüllt zu sehe». Sie sterben, ebc die Hilfe kommt. Und je weiter ick in das Dorf ging, desto mehr Elend bekam ich zu sehen. Vor den einzel­nen Häuser», am Straßenrain, vor der Kirche und an anderen Plätze» erblickte ich zahlreiche bleicke, abgemagerte, krankhafte Gestalten. Aus jeder Miene dieser Leute sprach Hunger und Entbehrung. Ein Teil derselben zeigte sich ganz teilnahmlos. Mit einer dumpfen Gleichgültigkeit stierten die Armen vor sich hin, ergeben m das Schick­sal. Andere gebärdete» sich wieder wie rasend und verzweistnngsvoll. Sie sprangen wie sinnlos von einem Platze auf den andern, lobten und schrieen krampfhaft:Brot! Brotl Laßt uns nicht sterben!" Die Müt­ter, deren Kinder sckon zum Teil der Hungers­not zum Opfer gefallen sind, hörten nicht auf zu jammern. Als ich Ihnen etwas Nahrung reickte, da gaben sie vorerst von dem Brot den hungerkranken Kindern zu essen, und erst dann suchten sie ihren Hunger zu stillen. Alles was eßbar ist, ist sckon längst aufgezehrt. So lange es noch Kräu­ter und Beeren gab, da ging es leidlich gut. Endlich waren auch dieseNahrungsmittel" aufgezehrt. In der Not verfielen die Oörfier auf neue Ideen, ihren Heißhunger zu stillen. Sie trockneien Lindenblätter, zerrieben die­selben in Küchenmörsern und bereiteten dann einen Brei daraus. Ein solcher Brei bildete

durch vierzehn Tage die ausschließliche Nah­rung der ganzen hiesigen Bevölkcruug. Auf die Dauer konnte diese Speise nicht das mangelnde Brot ersetzen. Hilfe war nur svärlrch vorhanden und es begann das große Sterben Die Hungersnot machte im hiesigen Kreise während der letzten ackt Tage solche Fortschritte, daß in einer einzigen Ortschaft von hundertfünfzig Familien siebennndvierzig ganz ausgestorben sind. Schleunigste Hilfe ist das dringenfte Gebot der Notwendigkeit damit diesem unbeschreiblichen Elende wenig­stens teilweise Einhalt gemackt wird. Zwar haben sick sckon einzelne Gesellschaften zur Unterstützung der Notleidenden gebildet. Die Mittel derselben sind jedoch bei weitem un­zureichend.

Daß sich im Gefolge der Hungersnot auch verheerende Krankheiten eingestellt haben, ist leider auch Gewiß. Kurz, Rußland lei­det im Inneren schwerer, als man bisher ang »oinme» hat. Dafür aber floß in Kronstadt, Petersburg und Moskau anläßlich des Besnches der fianzösischen F.otte der Champagner in Stiömen »nd unier der Last der ausgesuchtesten Delikatesse» ans aller Welt bogen sich die Tische. Benei­denswertes Rußland!

Vermischtes.

(Ein teurer Hund.) Es giebt Pferde, die einen Wert von 500 000 Mk. haben sollen, es giebt Postmarken von denen das Stück 2000 Mk. kostet, aber daß ei» Hund es auf 6500 Mk., bringt das dürfte denn doch noch nickt dagewesen sein. Dieser Preis wurde unlängst von dem Engländer Green dem Amerikaner Lears für einen Bern­hardiner gezahlt, der auf den NamenSir Bedivere" hört. Das Tier ist 89 cm hoch und wiegt 100 so daß immerhin 325 Mk. für das Pfund Hnndefleisch bei diesem Geschäftsabschluß bezahlt worden sind.

(Ein liebender Gatte.) Richter: Sie sind von Ihrer Frau angcklaqt, ver­sucht zu haben, sie mit Arsenik zu vergiften." Angeklagter:Was? Nee so'ne Ver­leumdung ! Ich stehe auf sofortige Obduk­tion !"

(Das Reklamewesen treibt immer schönere' Blüthen). Nachdem seit einger Zeit die Pferde­bahn- und andere Wagen in höchststilvoller" Weise dazu benützt wurden, fährt neuerdings eine Riesenflasche, noch größer als das Tinten­faß des Niklas, im Struvelpeter, durch die Straße der Residenz, um ein A.e<zua OsZfliostr» zu empfehlen, welches zur Entfernung der Tintenklekse dienen soll.

Der »Kausdoktor" Nr. 82, II. Jahrg. (Preis vierteljährlich l j, Wochenschrift für Naturgemäße Lebens- und Heilweise, herausgegeben von den Gesund­heitlichen Mitarbeitern der Wochenschrift Fürs Haus", begründet von Dr. Arthur v. Studnitz, enthält als Wochenspruch:

Der Wildbach, der aus dunkler Schlucht Mit festem Mul den Sprung versucht Und dann durch heitre Fluren rinnt,

Er murmelt leis: Wer wagt, gewinnt.

Die vorliegende Nummer enthält an der Spitze den sehr zeitgemäßen AufsatzDie Lungenschwindsucht ist nicht erblich" von M. Canitz, welche wir der allgemeine» Be­achtung empfehlen. Es > folgen dann die ebenfalls sehr interessanten AufsätzeDer weibliche Teint",Lungenentzündung durck Naturgemäße Behandlung geheilt",Das Hochheben der Kinder am Kopfe",Wohl- ihätige Wirkung der Nasenbäder",Okren- katarrh". DerRatgeber" erteilt diesmal trefflicke Belehrungen in den folgenden Krank­heitsfällen:..Rachenentzündung",Bruch oder Geschwulst am Unterleib",Geschwulst bez. Wucherung im Halse",Krämpfe",Chro­nischer Magenkatarrh",Krampfaderbnich", Rachenleiden",Schwangerschaft". Den Schluß bildet derBriefkasten" undEin­gegangene Schriften". Ein Abonement auf vieles wertvolle Blatt sei jedermann warm empfohlen. Probenummern giebt jede Buch­handlung, sowie auch die Geschäftsstelle des Hausdoktor" zu Dresden gratis ab.

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Revier Wildbad.

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Die Besitzer von Fabriken, sonstigen größeren gewerblichen Anlagen und wertvollen Gebäude im hiesigen Gemeindcbezirk werden hiemit aufgefordert, hieran eingetretene Neu­bauten und Aenderungen unverweilt und spätestens bis IO. ds. Mts. bei der Unter­zeichneten Stelle anzumelden.

Den 3. September 1891.

Stadtschultheißenamt.

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