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Tllttrchattkndks.
Werfehmt.
Nach amerik. Motiv frei bearbeitet v. A- Geiser.
(Fortsetzung.)
„Und dock möchte ich mich der Ansicht Herrn Jenkins anschließen, daß die kleine Leiche nicht diejenige Lilly's war," sagte Herr Wapping ernst.
„Hm — das ist wieder so ein Advokatenkniff, uns um die Belohnung zu bringen," murmelte Frau Jenkins erbittert.
„Nein, Frau Jenkins," entgegnet« der Advokat gelassen, „mein Zweifel gründet sich auf den Umstand, daß ich eine junge Dame kenne, deren Schicksale mit denen des vermißten Kindes genau übereinstimmen und —"
„Aber ich habe Lilly mit diesen meinen Augen tot vor mir gesehen," unterbrach Frau Jenkins den Advokaten heftig.
Taubert hatte während der ganzen Verhandlungen kein Wort gesprochen, dagegen unausgesetzt die Thür im Auge behalten. Jetzt erhob er sich und flüsterte dem Advokaten einige Worte ins Ohr, Herr Wapping blickte ihn erstaunt und verständnißlos an, schien sich aber endlich, wenn auch mit Widerstreben, der geflüsterten Bitte des Detektiv zu fügen; er ging in das Nebenzimmer, schloß die von demselben auf den Korridor führende Thür ab und überreichte den Schlüssel kopfschüttelnd Herr Taubert, der ihn dann schmunzelnd einsteckte.
„Herr Jenkms," sagte der Advokat jetzt, „würden Sie die goldene Kette mit der Haselnuß wiedererkennen, wenn Sie dieselbe sähen?"
„Unbedingt — jederzeit."
„So warten Sie einen Augenblick."
Der Advokat schloß seinen Schreibtisch auf, nahm aus einem Fach desselben die Kette, welche Fräulein Maitland ihm anvertraut, und legte das ^kleine Schmuckstück in die Hand des Zwerges.
Jenkins stieß einen Ruf der (Überraschung aus und die Haselnuß leise drehend, sagte er dann triumphierend:
„Nun — hatte ich Recht?"
In der kleinen Höhlung lag ei» zusammengerolltes Papier. Herr Wapping entfaltete dasselbe hastig und erkannte sofort
das aus dem Register des Gefängnisses zu Wansmore gerissene Biat», das den Eintrag über die Geburt von Pauline Rockwald, geborene Dane, und des verstorbenen Jerome Rockwald enthielt und damals zugleich mit der Gefangenen verschwunden war.
19. Kapitel.
Vor Herrn Wapping's innerem Auge stieg das strahlende Gesicht Fritz Willons auf; wie würde der gute Junge jubeln, wenn er erfuhr, wer Lilly Maitland war, und ein Widerschein des Glücks lag auf dem Gesicht des alten Herrn, als er lebhaft sagte:
„Frau Jenkins — ich glaube, ich kann Ihnen die 20 000 Dollars zusprechen:"
Frau Jenkins stieß einen Freudenschrei aus, Herr Taubert aber sagte gelassen!"
„Ick erhebe Einspruch!"
„Wie so — was soll das heißen?" fragte der Advokat überrascht.
„Nicht Mehr und nicht weniger, als daß Frau Jenkins nicht Anspruch auf die volle Summe hat."
„Und weshalb nicht, wenn's beliebt?" rief Frau Jenkins scharf.
„Weil die 20 000 Dollars für die Ermittelung von Katharina Rockwald und ihrer Tochter ausgesetzt worden sind."
„Ganz recht — wenn aber Katharina Rockwald tot ist, wie wir annehmen müssen, und ich sichere Beweise Habe, daß Pauline Rockwald lebt —(Fortsetzung folgt.)
Vermischtes.
(Ein th euerer Schluck.) Eine große Rarität wurde letzter Tage durch den Bürgermeister von Erbach im Rheingau verkauft. Nämlich ein Halbstück Steinberger Kabinet aus dem berühmten Weinjahr 1868. Bezahlt wurde für das Halbstück — 600 Liter — der enorme Preisvon 20 000 Mark. Demnach stellt sich die Flasche — dreiviertel Liter — dieses edlen Tropfens im Einkauf auf 25 M. Käufer war eine Mainzer Weinhandlung.
— (A »stccku»gs f ä higkeit der Tuberkulose.) Zum Beweise der Ansteckungsfähigkeit .der Tuberkulose teilt die angesehene englische Fachzeitschrift „Lancet" neuerdings einen Fall mit der geradezu frap- pirt und alles bisher in dieser Hinsicht bekannt Gewordene in den Schatten stellt. Ein Soldat hatte sich eine Trompete von einem Musiker geliehen der an der Schwind
sucht litt, und bald darnach wurde er selbst ein Opfer dieser Krankheit. Die Vermutung ob hier vielleicht eine Ansteckung vorliege, veranlaßte Dr. Maljean zur Prüfung verschiedener Blasinstrumente von schwindsüchtigen Musikanten auf ihre Uebertragungs- fähigkeit. Er wusch das Innere der Trompeten mit stcrilisirtem Wasser aus und impfte mit diesem alsdann Meerschweinchen. Ganz überraschend fand sich ein positiver Erfolg. Die Versuchstiere wurden tuberculös. Au den Wandungen der Trompete müssen also Tuberkelbazillen gehaftet haben, die aus der Ausathmungslust 'oder wahrscheinlicher noch aus dem Speichel der Musikanten gestammt haben, und angetrocknct sind. Die hygienische Schlußfolgerung ans dieser Beobachtung ergiebt sich von selbst.
— Der bekannte Münchener „Preußenhasser" Dr. Sigl hats seinen Feinden mal wieder gründlich heimgeleuchtet. Mit großem Behagen erzählt er in seinem „Bayrischen Vaterland" folgende Geschichte: „Gut abgefertigt wurde dahier unlängst ein Preuß', der wie die allermeisten seines kümmelvusligcn Stammes in seinem Hochmut von einem Süddeutschen möglichst wenig voraussetzen dürfen zu können meinte. Der Preuße schnarrte einen Münchener höhnisch an: „Sag mal, lieber Bayer, auf dem Theaterzettel steht Orpheus in der Unterwelt. Wie lesen das die Münchener, sagen sie nun Orpheus oder (getrennt) „Orphe-us?" — „Ach was, entgcgncte der Münchener trocken, Orpheus sagt man halt, wir sagen ja auch nicht Sau-Pre-uß, sondern Sau-Preuß!"
(Ein 26 stückiges Gebäude.) Charles W. Dayton, Eigentümer eines ausgedehnten Grundstückes auf der Westseite des unteren Broadway in New-Aork, will, dem „New-Aork Herald" zufolge, für 4 Millionen Dollars ein Gebäude errichten, welches alles bisher Dagewesene übertreffen soll. Dasselbe soll aus Stahl gebaut wer- drn, 26 Stockwerke hoch sein und mehr als 1000 Bureaus enthalten. Ganz oben ans dem Dach, 300 Fuß hoch, wird ein — Sommcrgarten eingerichtet.
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Revier Wildbad.
DMkkbM-Akkord.
Die Wiederherstellung der Brülle über's Löwenbächle im Eyachthal soll im Wege des schriftlichen Angebots ver- geben werden:
Der Kostenvoranschlag beträgt für
Grabarbeit
70
Betonierung
370 „
Maurerarbeit
367 „
Chaussierung
20 „
Insgemein
133 „
Das zum Oberbau nötige Eisenwerk wird von der Forstverwaltung angeschafft.
Kostenvoranschlagund Vertragsbedingungen liegen auf der Revieramtskanzlei zur Einsicht auf.
Die Verschlossenen Offerte mit der Aufschrift „Angebot auf Brückenbau im Revier Wildbad" find beim Revieramt bis pätestens
Samstag den 5. Sept. d. I.,
morgens 1/28 Uhr
einzurcichen, worauf die Eröffnung der Angebote, welcher die Anbietenden anwohncn können, erfolgen wird.
Revier Wildbad.
Mrennholz Jerkaus.
Am Mittwoch den s. Sept.
vormittags 11 */e Uhr auf dem Rathaus in Wildbad aus Abt II 66 Pflanzgarten:
3 Rm. buchene Ausschuß-Scheiter und Prügel, 91 Rm. Nadelholz-Ausschuß- Scheitcr und Prügel, 3l Rm. Nadelholz-Anbruchholz, 58 Rm. tannene Brennrinde und 30 Rm. Nadelholz-Reis- prügel.
Ferner aus Abt III Mittleren und 112 Hinteren Wanne:
355 Rm. tannene Brennrinde.
Verdingung von Danar- beiteu.
Die Maurerarbeiten für die Wiederherstellung der durch Wolkenbruch zerstörten Pflasterung des Thälesbachbetts bei Hirsau im Voranschlag von rund 2050 Mk. sind im Akkord zu vergeben.
Tüchtige Maurermeister werden hiemit ein- geladcn. Plan, Voranschlag und Bedingungen bei der Bahnmeisterei Hirsau einzuschen und ihre in Prozenten der Voranschlagspreise auszudrückenden Angebote schriftlich und versiegelt, sowie belegt mit amtlichen Bermögens- und Fähigkeitszeugnissen aus neuer Zeit, spätestens bis zum Eröffnungszeitpunkte Samstag den 5. Sept. 1891 , vormittags 9 Uhr dahier einzureichen.
Pforzheim, den 27. August 1891.
K, Bctriebsbauamt
I Schmidt.