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Amts- und Anzeige-Dlatt für Witdbad und Umgebung.

Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Samstag.

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Urs. 92.

Donnerstag, 6. August 1861

27. talii-gang.

Württemberg.

Stuttgart, 3. Aug. Am Samstag wurde ein 18 Jahre altes Mädchen wegen Kinds­mords festgrnommen. Die Kindsleiche wurde gestern in der Nähe von Berg im Gebüsch gesunden, wo sie vergraben war. Die Fest­genommene hat die That nach anfänglichem Leugnen zugcstanden. Die Mutter des Mäd­chens wurde wegen Verdachts der Beihilfe ebenfalls festgenommen.

(E i s e n b a h n s a ch e.) Die Ausrüstung der Lokomotiven und Wagen der württem- bergischen Staatseisenbahncn mit der Luftdruck­bremse, System Westinghouse, ist so weit vor­geschritten, daß zur Zeit, mir Ausnahme eini­ger, nur an gewissen Tagen laufenden Züge und mit Ausnahme der Züge auf den nach d«r Bahnordnung für Bahnen untergeordneter Bedeutung betriebenen Linien, bei sämmtlichen fahrplanmäßigen Schnell-, Personen- und Lo­kalzügen diese Bremse angewendet wird.

iW e i n - A u s s i ch t e n.) Die Zahl der von der meteorologischen Zentralstation Stutt­gart bis jetzt notirten Sommertage (20 Grad Reaumur und darüber bei regenfreiem Ver­lauf des Tages) beträgt 13, ein gewiß be­scheidenes Sümmchen, wenn man bedenkt, daß unsere Weingärtner für die Reife des Weins von der Blüte ab 3536 Sommertage als * erforderlich betrachten. Es müssen also die Monate August und September sich noch ganz bedeutend anstrengen, wenn die Qualität des Heurigen eine annehmbare werden soll. Mit guten Aussichten auf die Quantität ist es bei uns längst vorbei, da nicht allein die Winter­fröste die Ertragssähigkeit der Reben beein­trächtigten, sondern auch die Blüte für die späteren Sorten (und diese bilden bei uns die Mehrzahl) einen sehr ungünstigen Verlauf nahm. Nur die drei ersten Tage während der Blüte waren heiß und regenlos und brach­ten den Prozeß bei den Frühsorten günstig zu Ende. Dann aber behinderten Kälte und Regen den Fruchtansatz dermaßen, daß bei uns die Trauben nur sehr dünne stehen. In andere» Weingegenden des Landes, wo die Frühsortcn vorherrschen, sind die Aussichten nach Qualität und Quantität ziemlich gute, mährend bei uns alle Hoffnungen einzig auf die Qualität gesetzt werden.

Iriedrichshafe», 1. August. Durch die Ankunft der Prinzessinnen Elia und Olga von Württemberg am K. Hof kam et­was mehr Lebe» in die diesjährige Stille; im allgemeinen ist infolge des Gesundheits­zustandes des Königs, welcher der größten Schonung bedarf, keine Aenderung cingctrcte».

ßraiksheim, 2. August. I» den letzte» Wochen ist im Weichbild unserer Stadt und in unserer Nachbarschaft die Halsbräune

wieder mit großer Heftigkeit zum Ausbruch gekommen und hat da und dort schmerzliche Lücken in den Kinderkreis mancher Familien gemacht. Zwar ist es der ärztlichen Kunst gelungen, der Krankheit da und dort Herr zu werden, aber ganz bewältigt konnte sie ihrer Ansteckungseigenschaft wegen nicht wer­den, die Leute sind eben sehr unvorsichtig und sondern die gesunden Kinder nicht strenge von den kranke» ab, was stets sihr üble Folgen hat. Einige Kinder hat man auch einer Operation unterworfen, bis jetzt an­scheinend mit gutem Erfolg.

!li U U S j ch a u.

Im Großherzogl. badischen Amtsbe­zirk Pforzheim ist wegen Vornahme von Räu­mungsarbeiten und von Ausbesserungen an den Usern und Wehrbauten die Flößerei auf der Enz und Nagold für die Zeit vom 9. August ds. Js. in der Frühe bis zum 20. Sept. ds. Js. abends gesperrt.

Karlsruhe, 4. Aug. Der sehr wohl­habende Tapezier Fetzner, der eine ganze Reihe von Häusern mit finanziellem Erfolg erbaut, in letzter Zeit jedoch durch den Rück­gang der Häuserpreise und die Unmöglichkeit, alle Wohnungen zu vermieten, erhebliche Ver­luste erlitten hatte, mußte den Konkurs an­melden. Weitere Katastrophen stehen noch in Aussicht, da auf den letzten Umzugstermin (23. diesen Monats) allein 80 Wohnungen im Tageblatt zur Vermietung ausgeschrieben waren und im Ganzen mindestens 150 Woh­nungen in allen, auch den besseren Stadttei­len, leer stehe». Auch stehen, was seither noch nie der Fall war, viele Wirtschaften leer, für welche Pächter nicht zu erhalten sind. Es rächt sich eben auch hier die über­große Vermehrung neu errichteter Wirtschaften.

ZLerkin 3. August. Dem Kaiser ist der Nordb. Allg. Ztg." zufolge vor einigen Tagen der erste Verband abgenomme» wor­den. Die Schwellung des Knies war be­deutend vermindert, lv daß ihm in einigen Tagen eine das Gehe» gestattende Bandage angelegt weiden kann. Der Unfall passirte auf einer mit Linoleum belegten Verdeckstelle.

ILerlin 2. August. Minister Thielen teilte einer Abordnung des Vereins für den Zonentarif mit, es sollten Versuche mit dem Zonentarif gemacht werden, und zwar sei Berlin als Mittelpunkt des neuen Systems in Aussicht genommen. Zunächst seien nur kürzere preußische Linien ins Auge gefaßt.

Werlin, 31. Juli.' Bei der Deutschen Bank ist ein großartiger Vertrauensmißbrauch seitens eines Beamten entdeckt worden. Der­selbe, welcher mit Abstempelung der Schluß­scheine betraut war, spekulirte mit einem hie­

sigen Börsenmakler in Rubelnoten, er stempelte die Schlußscheine als Engagement der Deutschen Bank und verdeckte das betrügerische Verfahren durch Fälschung der Bücher. Die Engage­ments betragen 5,270,000 Rubel, der Ver­lust für die Bank bei Anerkennung der En­gagements 1,100,000 Mark.

Altcnburg, 28. Juli. Wegen fahrlässi­ger Tötung einer Wöchnerin wurde der Na­turheilkundige Köhler aus Chemnitz vom hiesi­gen Landgericht zu einer Gefängnisstrafe von 6 Monaten verurteilt.

Kamöurg, 1. Aug. Die Sängcrreise des Stuttgarter Liederkranzes nach Berlin fand eine Fortsetzung in einem Besuch der Stadt Hamburg; an dem noch etwa 80 bis 90 Sän­ger des Liederkranzes teilnahmen. Am Frei­tag 31. Juli, früh 6*/» Uhr, also wenige Stunden nach Beendigung des glanzvollen Ab- schiedsconzertes im Tivoligarten fuhren die Sänger vom Lehrter Bahnhof in Berlin ab. Bei der Ankunft in Hamburg um ^/s12 Uhr Vorm, wurden die Liederkranzsänger durch einen unerwarteten Empfang seitens eines be­sonders hiezu gebildeten Komites von Ham­burger Schwaben überrascht. Ein gemein­schaftliches Mittagessen vereinigte hierauf die Teilnehmer im Dammthorpavillon. Es folgte eine Rundfahrt durch die Stadt in 7 großen Gesellschaftswagen, die Besichtigung derJnnen- und Außenalster und des Hafens, sowie eine Fahrt mittelst Dampfschiff nach Blan­kenese. Am Abend fand zu Ehren desLieder- kranzcs eine große gesellige Vereinigung auf der Ludwigslust in Sk. Pauli statt. Für Samstag ist eine weitere Besichtigung des Hafens und ein Ausflug nach Uhlenhorst an der Außenalster vorgesehen. Am Sonntag begibt sich ein großer Teck der Gesellschaft mit einem Vcrgnügungsdampfer nach Helgoland und zurück. Damit wird dann die Reihe der gemeinsamen Vergnügungsunternehmungcn ein Ende erreicht haben.

Schwyz, 1. Aug. Bei aufheiterndem Wetter fand der Festzug zur Feier des 600- jährigen Jubiläums der Eidgenossenschaft nach der Kirche, darnach zum Festplatz statt, wo in mehreren Reden die Bedeutung des Tages hervorgehoben wurde. Das von 600 Mit­wirkenden auf offener Bühne aufgeführte Fest­spiel, welches Scene» aus der Schweizer Ge­schichte darstellte, wurde trotz mehrfacher Regen­schauer abgehalten und dauerte 3 Stunden. Einzelne Teile wurden begeistert von der ge­waltigen Menge ausgenommen. Morgen findet Wiederholung statt, dann die Fahrt nach dem Rütli.

Wrüjsel, 3. Aug. Aus Paris wird ge­meldet: Der Kommandeur des 17. Armee­corps, Warnet, hielt in Gegenwart der Mi-