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Priester und nahm 17 Verhaftungen vor; 13 der Verhafteten wurden sofort hingerichtet. Am 5. Juni griff die Menge in Kinyang die christliche Mission an. Englische, französische und amerikanische Kanonenboote landeten darauf Truppen und vertrieben die Meuterer. Am 9. Juni griffen die Chinesen die Missions- kirche in Jundshow an, brannten die Gebäude nieder und töteten 2 Missionare; die übrigen flüchteten. Die Bande zog darauf gegen Soochow, um die vortige französische Mission anzugreifen. Der Aasstand verbreitete sich in allen Distrikten zwischen AangTse und Wahu. Die europäischen Frauen fliehen sämtlich nach Shanghai. Französische und russische Kanonen­boote sind nach Soochow abgegangen. Im AangTse liegen jetzt 9 europäische Kanonen­boote zum Schutze der bedrohten Europäer Die Regierung erließ eine Proklamation, in welcher sie jeden Angriff auf Missionare mit dem Tode bedroht.

Was Wildbad hat. - Was Wildbad schlt.

(Eingesandt von L. F>, Mannheim.)

Was Wildbad hat, darüber zu schreiben, hätte ich eigentlich gar nicht nötig, die Ein­heimischen sowohl, wie die zur Kur hier weilen­den Fremden, wissen das ebenso gut und viel­leicht besser, als ich dies zu sagen vermag und wenn ich dennoch kurz auf die Vorzüge Wild­bads als Kurort Hinweise, so geschieht dies in der Hoffnung, daß vielleicht der eine oder andere Kurgast dieses Blatt mit nach Hause nimmt und eine ihm befreundete Zeitung zum Abdruck dieser Zeilen bewegt. Damit wäre errungen, was W i l d b a d fehlt:die Reklame."

Seit mehreren Jahren verlebte ich hier in dem stillen und schönen Schwarzwaldthal meine Berufsferien. Hcrgeführt hat mich ein rheu­matisches Leiden und Wildbads heilkräftige Quellen haben dieses Leiden, wenn auch nicht gerade vollständig gehoben, dann doch be­deutend gemildert. Ich habe mich dabei, der journalistische Berus bringt es ja mit sich, daß man etwas schärfer beobachtet, als andere Menschenkinder, genau umgesehen und Wild­bad seine Quellen, Umgebung, seine Bewoh­ner rc., leider aber auch seine Schwächen ziem­lich genau kennen gelernt, so daß ich mir ein Urteil schon erlauben darf und wenn ich dieses Urteil der Oeffentlichkeit übergebe, so geschieht dies im Interesse des mir lieb gewordenen Kur­ortes, sowie seiner Bewohner und im Interesse der Leidenden, die Wildbad noch nicht kennen.

Ueber die Heilkraft der Wildbader Quellen mich in Details einzulassen, halte ich für über­flüssig, denn darüber existiren Werke hervor­ragender Autoritäten auf medizinischem Ge­biet. Auch über die Erfolge kann ich kurz hinweggehen. Man frage einen beliebigen Leidenden, vor, während und nach der Kur und man wird darüber nicht im Zweifel sein, daß Wildbad zu den Heilbädern ersten Ranges gehört. Was ich besonders hervorheben will, das sind mehr Aeußerlichkeiten, die aber aller­dings beim Erfolge Mitwirken.

Wildbad hat nicht nur eine geschützte, son­dern geradezu eine entzückende Lage, es hat eine Promenade, die als einzig in der Welt dastehen dürfte. Es hat eine vortreffliche Kurkapellc, die sowohl bezüglich der Auswahl der Piecen, wie der Ausführung derselben auch den verwöhntesten Musikenthusiasten befriedigen kann, es hat ein Kurtheater, wie es kaum reizender gedacht werden kann.

Wildbad besitzt eine Jahrhunderte lange Vergangenheit. In der Trinkhalle sind in Erz gegossen Namen zu lesen, von Fürsten und hervorragenden Männern, welche sich um Wildbads Entwicklung verdient gemacht haben. Von Graf Eberhard dem Greiner (1307) bis König Karl; von Hans Volz (1480) bis Nik. Thouret (1839) sagen sie uns, daß Wildbad keine Schöpfung neueren Datums ist, wie jetzt so viele entstehen, die vielleicht einige Zeit, künstlich gezüchtigt, ein anscheinend glänzendes Dasein führen, um nach kurzer Zeit, da sie schließlich doch nicht halten können, was sic versprochen, der Vergessenheit anheimzufallen. Bei Wildbad ist dies nicht mehr zu fürchten, es hat seine Probe bestanden und ich glaube gut bestanden.

Wenn wir weiter gedenken, was Wild­bad hat, so müssen wir neben seinen biedern Bewohnern auch seiner Gasthöfe und Logir- häuscr gedenken, die sich so harmonisch den Geldbörsen der Kurgäste anlehnen. Wildbad hat Raum für Alle. Arm und Reich findet hier ein angemessenes Plätzchen. Wer an raffinirten Luxus gewöhnt ist, er wird ihn in den großen Hotels nicht vermissen, und wer ein bescheidenes Heim verlassen muß, um seine gestörte Gesundheit wiener zu erlangen, er kann ohne Bangen nach Wildbad gehen, denn er findet auch hier seinen bescheidenen Ansprü­chen entsprechende Aufnahme und Verpflegung. Genau dementsprechend sind die Preise für die Bäder und ist dies ein Vorteil Wildbads, der meines Erachtens in der großen Welt viel zu wenig gewürdigt und anerkannt wird. Man nennt Wiesbaden, Baden-Baden, Karlsbad, Ems rc. Weltbäder. Nach meiner Ansicht sehr mit Unrecht, denn dies sind schon mehr Bäder für Leute mit wohlgefüllten Geldbörsen, ein eigentliches Weltbad aber ist Wildbad, denn auch der Minderbemittelte kann hier Heilung suchen und finden.

Auch gesellschaftlich steht Wildbad einzig da. Während man in andern großen Bädern der Gesellschaft nicht auszuweichen vermag und während cs in den modernen Sommerfrischen zuweilen etwas gar zu einsam ist, kann man in Wildbad ganz nach Belieben seine Zeit ein­teilen. Will ich die Einsamkeit, so genügt ein kurzer Weg und stunden- und tagelang kann ich mich einsam in den herrlichen Waldungen ergehen, suche ich Gesellschaft, so finde ich sie, sobald ich mich ins Städtchen zurückbegebe.

Ich wäre wohl in der Lage, noch weit mehr über die Vorzüge Wildbads zu schreiben, insbesondere wenn ich Wildbad mit anderen Badeorten vergleichen wollte; doch ist dies nicht meine alleinige Aufgabe- Wo viel Licht ist, da ist auch Schatten und hat notwendiger­weise auch Wildbad seine Schattenseiten, die zu besprechen, in der Hoffnung, daß dieselben nach Thunlichkeit abgestellt werden, der zweite Teil meiner Aufgabe sein soll.

Wenn ich von Schatten spreche, so füllt mir eine Zeitungspolemik, die sich vor einigen Jahren hier abspielte, ein. Damals rief ein Kur­gast nachmehr Licht" und wurde ganz gehörig abgekanzelt. Es ist nun durchaus nicht meine Absicht, irgend Jemand persönlich nahe zu treten. Habe ich ja als Fremder weder persönliches Interesse, noch persönliche Freunde oder Feinde; allein der Ruf nach mehr Licht ist nirgends so gerechtfertigt als hier in Wildbad. Als man hier die Gas­fabrik erbaute, mag sie vielleicht genügt haben, heute ist dies nicht mehr der Fall, dieselbe bedarf dringend der Erweiterung, oder was noch mehr zu empfehlen wäre, Wildbad sollte elektrisches Licht einrichten, was hier um so leichter wäre, als genügend Wasserkraft vor­

handen ist, eine elektrische Lichtanlage zu be» treiben.

Jetzt ist mit Einbruch der Dunkelheit in ganz Wildbad eigentlich Finsterniß, denn das wenige Gas wird vom Theater, den Hotels und Gasthäusern aufgebraucht und der Straßen­laternen sind es zu wenige und diese machen einen trüben Eindruck. Den herrlichen An­lagen fehlt aber die künstliche Beleuchtung gänz­lich und das ist ein Fehler. Für Kranke mag dies nützlich sein, wenn sie keine Veranlassung haben, sich der schädlichen Nachtluft auszu­setzen; allein nicht alle Besucher Wildbads sind krank und muß es für Gesunde peinlich sein, so frühzeitig in das Quartier getrieben zu werden und zwar aus dem einfachen Grunde, weil es nicht rätllch erscheint, für Damen so­gar ganz unmöglich ist, in späten Abendstun­den in den Straßen oder gar den Anlagen zu promeniren. Hier ist Abhilfe dringend geboten.

Ferner kann ich mich nicht einverstanden erklären mit der allzugroßen Bescheidenheit der Wildbadener.Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr". Dieses Sprich­wort sollten sich die Bewohner Wildbads wohl merken und berücksichtigen, daß auch anderwärts nach diesen Grundsätzen gehandelt wird. Be­trachtet man sich z. B. jetzt in der Saison eine größere Zeitung, da wimmelt es von Bäder- und Sommerfrischen-Anzeigen und auch der redaktionelle Teil derselben ist reichlich bedacht. Nur von Wildbad ist absolut nichts zu ent­decken. Wir lesen von Luftkurorten, von herr­licher geschützter Lage, gesunder Luft rc. und wenn wir uns einen so herrlich angepriesenen Luftkurort in der Nähe betrachten, so finden wir oftmals nichts anderes kurmäßig als die Pensionspreise. Sie sind aber besetzt diese Luftkurorte und zwar unter Zuhilfenahme der Werbetrommel. Wildbad sollte dies allerdings nicht nötig haben, Reklame zu machen, ist doch seine Vergangenheit selbst Reklame genug; aber unsere schnelllebige Zeit vergißt gar schnell und so ist eigentlich auch Wildbad in der großen Welt vergessen. Die Welt aus dieser Vergessenheit zu reißen, wäre Sache der Wildbader Bürger und sie könnten dies, ohne in den Ruf schwindel­hafter Reklame zu kommen. Neue Generationen wachsen heran, die auf die Vorzüge Wildbads vor Bädern und Sommerfrischen neueren Da­tums aufmerksam gemacht werden müssen. Dies dem Einzelnen zu überlassen, ist schon des Kostenpunktes wegen unmöglich; hier muß gemeinsam gehandelt werden. Die Bürger müßten zu einem Kur-Verein zusammen­treten, um Staat und Gemeinde in ihren Be­mühungen zu unterstützen. In erster Linie wäre für einen genügenden Preßfonds zu sorgen, um v o r und während der Saison auf Wildbad und seine Vorzüge aufmerksam zu machen. Sparsamkeit in dieser Richtung ist falsch; gänzliche Unterlassung geradezu ein Ver­brechen. Ich bin überzeugt, von einer einfluß­reichen Persönlichkeit den Bürgern vorgetragen, würde wohl Jeder gern sein Scherflein opfern, denn es handelt sich um das Interesse der Allgemeinheit und damit um das eines jeden Einzelnen. In zweiter Linie wäre dann für Verschönerungen und Verbesserungen am Ort selbst Sorge zu tragen, besonders wäre Reme- dur in der schon besprochenen Beleuchtung zu schaffen; auch die Anlagen sind ausdehnungs­fähig und in dritter Linie wäre die Abschaffung der Kurtaxe in Erwägung zu ziehen. Bezüg­lich dieses Punktes sehe ich schon bedenkliche Gesicher machen; allein ich halte gerade diese Maßregel am hiesigen Ort für sehr notwendig. Vielleicht an keinem Ort der Welt ist die Ge­sellschaft der Kurgäste so gemischt wie hier