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Amts- und Anzeige-Dtt stk Wildbad und Umgebung.

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Nrs. SO.

Donnerstag, 9. Juki 18S1

27. talingang.

Württemberg.

tSestoröen: 4. Juli zu Aalen Privatier Enßlin, 44 I. a.; zu Frendenthal Wund­arzt und Gemeindepfleger Bacher; 5. Juli zu Stuttgart Hermann Schiedmayer, Hof pianofortesabrikant, Teilhaber der Firma Schiedmayer und Söbne.

ßalw, 6. Juli. Der Thälesbach, über den der große Damm der Stuttgarter Bahn­linie hinführt und der bei Hirsau in die Na, gold mündet, schwoll heute Montag Abend 7 Uhr, nachdem ein wolkenbruchartiger Regen gefallen war, plötzlich zum rechenden, wilden Strom an. Mit donnerndem Getöse stürzten die Wogen in ihrem steilen Bette unter dem Bahndamm hervor, Felsblöcke, ja gewaltige Stämme mit sich führend. Das Bett des Baches, erst im vorigen Herbst mit schweren Sandsteinquadern neu ausgemauert, wurde von dem wütenden Element aufgerissen; die Wogen versperrten sich dadurch selbst den Weg, und in dampfendem Gischt mit gewal­tigem Strahl bäumten sie sich auf, die Brücke der Staatsstraße von Hirsau in hohen Bogen überspringend. Der Schaden, der an Wiesen und Feldern und in dem Bette des Baches angerichtet wurde, ist ein beträchtlicher.

Kakw, 3. Juli. In Stammheim gerie­ten gestern 2 Männer, welche eine gemein­schaftliche Scheuer besitzen, wegen Aufstellens eines Heuwagens in Wortwechsel, welcher schließlich in Thätlichkeiten überging, so daß einem derselben durch einen Hammer die Hirnschale so stark beschädigt wurde, daß der Verletzte nun schwer krank darniederliegt.

Ireudenstadt. In Kniebis, dieseitigen Oberamts, wird eine Telegraphcnanstalt mit Telephonbetrieb errichtet, die am 10. Juli für den Verkehr eröffnet wird.

Wottivrik 5. Juli. (Schwurgericht). Gestern kam die Anklagesache gegen de» Bierbraner Johannes Straßer von Balingen wegen Mords zur Verhandlung. Straßer hatte am 8. Nov 1882 in Mühringen, O. A. Horb, den Kaufmann und Hopfenhändler Bnß von Rottenburg erstochen, um ib» seines Geldes zn berauben. Der Verbrecher hatte sich damals geflüchtet und wurde erst im Mai ds. Js. in Thun wegen dort be­gangenen Diebstahls verhaftet und zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 23. Mai wurde er ausgeliefert. In der gestrigen Sizung wurde Straßer zum Tode verurteilt.

Keilöronn, 5. Juli. Die Hauptver­sammlung des württembergischen Volksschul- lchrervereins wird zur Zeit der Ernteferien hier abgehalten werden. Hauptgegenstand der Beratung wird sein:Was kann die Volks­schule zur Heilung der Gebrechen unserer Zeit

beitragen?" Referent Schullehrer Wink-Stutt­gart. Dos Programm wird wie folgt festge­setzt: Erster Tag. Vorversammlung im Theater- saal, Besichtigung der Stadt, des Hafens, Besuch der Sammlung des Kunstvereins, der Altertumssammlung w. Bankett mit Lieder­vorträgen. Zweiter Tag. Besichtigung der großen, mit Musterbetrieb neu eingerichteten Orgel unter Führung des Herrn Orgelbauer Schäfer. Kirchenkonzert zu Ehren der Fest­gäste, unter Mitwirkung des Vereins für klassische Kirchenmusik. Hauptversammlung in der festlich dekorierten Turnhalle. Festkonzert durch die vollständige hiesige Militärkapelle. Gesellige Vereinigung in verschiedenen Lokalen. Dritter Tag. Ausflüge ins Salzwerk, aus den Wartberg, zur We>bertreu, nach Weinsberg. In Aussicht genommen ist eine Neckarsahrt nach Heidelberg.

Won der Hkems, 8. Juli (streikt man uns: Ein furchtbares Unwetter ging am Dienstag nachmittag über die Markungen Leonberg, Ditzingen, Hirschlanden und Schöck­ingen nieder. Ein wolkenbruchartiger Regen wurde von einem entsetzlichen Hagelschlag abgelöst, wodurch die ganze Gegend in einen See verwandelt und ungeheurer Schaden eingerichtet wurde. An vielen Stellen steht jetzt noch das Wasser ans de» Feldern. Was der Hagel verschonte, das ruinierten die Wassermassen, welche alles auf den Wie­sen liegende Heu fortschwemmteu und selbst die Kartoffelbüsche herausrissen. Am schlimm­sten hauste das Unwetter in Ditzingen, dort war die Glems ans ihren Ufern getreten und in die Häuser eingedrnugen. Nur mit eigener Lebensgefahr konnten die Bauern das Bieh retten. Einem Müller in der Nähe sind große Vorräte von Mehl und Früchte durch die Fluten verdorben, da ihm das Wasser bis in den Mehlkasten stieg. Heute noch sind die Leute mit dem Ans- pumpen des Wassers ans den Kellern be­schäftigt.

-Ii u u s s ck> a n.

Kausen i. Ist., 2. Juli. Heute nuttag bat ein fürchterlicher Sturm alles an den Usern der Dona» lagernde Heu in dieselbe geweht, hochbeladene Heuwagen umgeworfen und die Ladung sortgeweht. Ein zur Zeit über die Donanaubrücke fahrender geladcnener Wagen, worauf ein öjähiiger Knabe saß, wurde umgeworfen, und der Knabe mit der balben Ladung in die Donau geschleudert. Zum Glück konnte der Kleine rasch gerettet werden und trug nur eine Kopfwunde davon. Eine Maste Dachplatten wurden weit fort­geschleudert. Leute, die auf dem Felde ar­beiteten, mußten sich auf die Erde legen,

damit sie nicht mit fortgetragen wurden. Gleiche Nachrichten kommen von Neidingen.

Hkten 6 Juli Bei einer Vergnügungs­fahrt des Fahrtvercius von Olten nach Biel auf der Aare schlug bei Wangen das Schiff um, etwa 12 Personen sind ertrunken.

London, 6. Juli. DerStandart" meint, die Anwesenheit des deutschen Kaisers in London würde Gelegenheit zu fruchtbringenden Konferenzen mit der Königin biete». Es würden zwar keine Verträge zu unterzeichne» und Verständigung herbeizu­führen sein; indessen wäre es möglich, daß die in Windsor gewechselten Worte einen ebenso bedeutenden Einfluß auf die Geschichte übten, wie die in den Staatskanzleien auf­bewahrten, mit Unterschriften versehenen Schriftstücke-Daily News" sagt in einem Leitartikel, der Kaiser hat sich als würdigen Nachfolger seines Vaters und Großvaters bewiesen, auch als Friedenssürsten und als unerwarteten Freund der arbeitenden Klaffe.

London. Vor dem Gerichtshöfe zu Leeds in England stand in diesen Tagen ein neunjähriger Knabe unter der Anklage, seinen gleichalterigen Spielkameraden ermordet zu haben. Da die Beweisaufnahme ergab, daß der jugendliche Mörder den Leichnam des von ihm erschlagenen Genossen in einem mit großer Schlauheit ausgewählten Versteck zu verbergen gesucht hatte, so kamen die Geschworenen zu der Ueberzeugung, daß der Knabe mit voller Kaltblütigkeit den Mord vollsührt, worauf seine Verurteilung zum Tode erfolgte. Trotz alledem wäre in jedem andern Lande ein der­artiger Urteilsspruch unmöglich gewesen. An­ders in England. Britanien hat bezüglich jugendlicher Verbrecher geradezu die streng­sten Gesetze. Bis zum sicbeutenteu Jahre kennt das englische Gesetz keine Verantwort­lichkeit für verbrecherische Handlungen. Von da aber bis zum l4. Lebensjahre kommt allein die Frage in Betrach!, ob der jugend­liche Thäter niit voller Ueberlegung gehan­delt habe oder nicht. Wird die Frage bejaht, dann ist das Alter kein Grund, selbst von dem Verhängen der Todesstrafe Abstand zu nehmen. Dennoch ist ein Fall wie der vor­liegende von Leeds ein außerordentlich seltener. Die Vollstreckung eines Todesurteiles jedoch an einem Menschen unter 16 Jahren ist seit Menschengedenken nicht vorgenommen.

Üeber die chinesischen Ztnrnhen wird aus London gemeldet: Am 2. Juli traf in Shanghai eine Depesche ein, wonach die Kirche in Kinyana zerstört worden sei. Am 13. Juni zerstörte die wütende Menge die katholische Kirche in Honghow und versuchte sich der Priester zu bemächtigen, um sie zu töten. Chinesisches Militär befreite dix