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Samstag, 4. Juki 1891

27. takk'grmg.

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Inserate haben bei der allgemeinen Verbreitung des Blattes in hiesiger Stadt und Umgebung besten Erfolg.

Die Redaktion.

Wochen-Rundscharr.

Unser Königspaar hat letzten Mittwoch wieder seine gewohnte Sommerresidcnz in Friedrichshafen bezogen, der König ist direkt von Bebenhausen - Tübingen über Sigma­ringen, die Königin von Cannstatt über Ulm nach Friedrichshofen gereist. Nachdem der Staatsanzeiger eine halbamtliche Erklärung veröffentlicht hat, daß bezüglich der Behaup­tung eines Bochumer Blattes, der Bochumer Gußstahlverein habe der württemhergischen Eisenbahnverwaltung geflickte mit falschen Stempeln versehene Schienen abgeliefert, Er­hebungen im Gange seien, ist den Drohungen der regierungsfeindlichen Presse mit Interpella­tion im nächsten Landtag der Boden entzogen worden. Eine weitere Behauptung derselben Presse, die badische Eisenbahnverwaltung ver­weigere die Durchfahrt der von der württem- bergischen Eisenbahndirektion bestellten allzu schweren Lokomotiven, hat sich als eine Er­findung herausgestellt. Die Last der wenigen bei einem belgischen Werke bestellten Expreß­zug-Lokomotiven bewegt sich noch erheblich unterhalb des zugelassenen Maximalgewichts, ist also unsern Schienen nicht gefährlich. Dagegen werden vor deren Ingebrauchnahme einige kleinere Eisenbahnbrücken verstärkt, be­ziehungsweise umgebaut. Durch die Beförde­rung des Herrn Oberbaurats v. Leibbrand zum Direktor der Straßen- und Wasserbau- abteilung im Ministerium des Innern, womit eine Gehaltserhöhung verbunden ist, erlischt gemäß Z 146 der Verfaffungsurkunde dessen Mandat als Abgeordneter des Bezirks Obern­dorf. Seine Wiederwahl ist unter allen Um­ständen gesichert, da Herr von Leibbrand zu den geachtetsten und einflußreichsten Abgeord­neten gehört und sich nicht nur um seinen Bezirk, sondern auch um das ganze Land ver­dient gemacht hat. Auch der Abgeordnete für Gaildorf, v. Bockshammer, hat eine Rang-,'

aber keine Gehaltserhöhung erhalten, weshalb nach bisherigem Brauch sein Mandat nicht erlischt. Bei der heißen und trockenen Witterung der letzten Tage konnte die Heu­ernte, welche größtenteils recht ergiebig ausge­fallen ist, unter Dach und Fach gebracht werden. Der Stand der Fruchtsaaten berech­tigt zu größeren Erwartungen als man sie noch vor wenigen Wochen gehegt hatte. Die Kornpreffe sind deshalb auch allenthalben im Weichen begriffen.

Das deutsche Kaisecpaar ist am Mitt­woch Nachmittag in Amsterdam eingetroffen und von der Bevölkerung stürmisch bejubelt worden. Bon hier aus begiebt sich das Kai­serpaar nach London, woselbst auch die kaiser­lichen Kinder auf einem besondern Schiffe ein- treffen. Die Verlängerung des Dreibundes auf weitere 6 Jahre hat der Kaiser noch wäh­rend der Fahrt von Hamburg nach Cuxhafen dem Direktor der Hamburger Packetfahrt- Aktien-Gesellschaft mitgeteilt; diese Nach­richt, welche am gleichen Tag auch von dem italienischen Ministerpräsidenten Rudini in der Deputiertenkammer zu Rom bekannt gegeben wurde, erregt bei allen Friedensfreunden Eu­ropas große Freude; um so mehr ärgern sich die Russen und Franzosen darüber. Die Berliner Regierung hat die Veranstaltung einer Lotterie für kolonialpolitische Zwecke genehmigt. Hierüber rümpfen am meisten diejenigen die Nase, welche keine solche Lose kaufen oder welche lieber für ihre Privatzwecke eine Lotterie gewünscht hätten wie z. B. die Einwohner von Köln, welche gar zu gern noch etliche 10 bis 20 Dombaulotterieen veranstalten möchten um nach und nach die ganze alte Stadt be­hufs Freilegung des Domes zu Apothekerpreisen an die Dombaukommission zu verkaufen.

Der Kaiser von Oesterreich ist letzter Tage eigens nach Fiume gereist, um die da­selbst vor Anker liegende englische Flotte zu begrüßen. Kaiser Franz Josef hielt hiebei eine äußerst herzliche Ansprache an den eng­lischen Admiral, aus welcher hervorging, daß die Beziehungen Oesterreichs zu England äußerst gute sind und daß man auch in Oester­reich auf die Unterstützung der englischen Flotte rechnet, falls Rußland oder Frankreich den Frieden brechen sollten. Im österreich- Abgeordnetenhaus hielt ein jungczechischer Abgeordneter eine heftige Rede gegen den Dreibund und verlangte, Oesterreich solle sich von demselben lossagen und sich an Rußland an­schließen, von dem es allein sein Heil zu erwarten habe. Um den üblichen Folgen einer solchen vaterlandsverräterischen Rede vorzubeugcn und die eigene Partei nicht gar zu sehr bloszustel- len, nötigten die übrigen Jungczechen ihren

Kollegen, der so unbesonnen aus der Schule geschwatzt hatte, sein Mandat niederzulegen.

In der italienischen Deputiertenkam­mer haben die wenigen Radikalen eine wüste Szene hervor gerufen, aber nicht verhindern können, daß der Ministerpräsident Rudini un­ter lautem Beifall der großen Mehrheit ver­kündete, daß Italien sich auf weitere 6 Jahre zum Festhalten an dem Dreibund verpflichtet habe und daß das gesamte Staatsministerium in allen Fragen der inneren und äußeren Politik vollständig einig sei.

Diese Vorgänge verursachten beiden Fran­zosen einen gewaltigen Aergcr. Sie wissen ganz genau, daß der Dreibund nur die Er­haltung des Friedens bezweckt, also keine Macht mit einem Angriffskriege bedroht; aber sie selbst möchten eben einen Krieg anfangen und der Dreibund bildet für sie eine Mauer, an der sie ihre boshaften Schädel einrennen könnten und nun raten sie ihren wenigen Freunden in Italien zu einer Absetzung des Königs Humbert, der allein die Schuld daran trage, daß Italien sich an den mitteleuropäi­schen Friedcnsbund angeschlossen habe. Mit der Errichtung einer italienischen Republik wird es aber noch gute Wege haben.

Mit ebenso großer Einmütigkeit als Be­geisterung begrüßen die englischen Blätter aller Parteien den wiederholten Besuch des deutschen Kaisers und ebenso die Verlängerung des Dreibundes, dem England zwar nicht formell beizutreten brauche, den es aber im Kriegsfall mit seiner ganzen Flotte unterstü­tzen müsse, weil es eine Verrückung der Macht­verhältnisse im Mittelmeer schon in seinem eigenen Interesse wie in demjenigen Italiens niemals dulden könne.

Während so die Fric:ensgarantien haupt­sächlich durch die Reisen unseres Kaisers ver­stärkt werden, ist eine französische Flotte un­terwegs nach Petersburg, um den Zaren zu begrüßen und so den Fuß zu küssen, der erst kürzlich oen Franzosen einen schmerzlichen Tritt versetzt hat. Ob der Zar sich nun doch zu einem formellen Bündnis mit Frankreich er­weichen läßt, bleibt gleichwohl fraglich; aber auch dann, wenn dies der Fall wäre, braucht sich Europa vor den verbrüderten Franzosen und Russen glücklicherweise nicht zu fürchten.

Württ emberg.

Aeuenöürg, 1. Juli. Heute vormittag wurde von dem Landjäger in Feldrenuach eine 60jährige Frau von da an das Kgl. Amtsgericht eingeliefert, welche heute früh an ihrer noch schlafenden Tochter einen Mordversuch verübte, indem sie ihr mit einem Hammer einen derben Schlag in's