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Versicherung durch die genannten Krankenkassen mit den Krankenversicherungsbeiträgen einge­zogen. Auch ist Anordnung getroffen, daß für alle diese Personen die Quittungskarten, in welche die Beitragsmarken von den Ein­zugsstellen eingeklebt werden, von Amtswegen ausgestellt und den Beteiligten behändigt werden. Die Arbeitgeber und Dienstherrn dieser Personen haben also die Mühe und Verantwortlichkeit der Erwirkung von Quit­tungskarten, des Ankaufs und Einklebens von Marken und der Berechnung der Beiträge nicht, sie brauchen nur auf ergehende Auffor­derung die schuldigen Beiträge in Geld an die einziehenden Beamten zu bezahlen. Ueberdies wird bei der erstmaligen Zustellung der Quit­tungskarten jedem Versicherungspflichtigen eine kurze Belehrung über die aus dem Reichs­gesetz folgenden Rechte und Pflichten von Amtswegen zugestellt werden.

Dem Vernehmen nach ist der 8. oder S. Januar als Tag des Zusammentritts der Stände in Aussicht genommen.

Füliingeu. In den Universitäts-Kliniken werden die Versuche mit Koch'scher Flüssigkeit fortgesetzt. In der medizinischen Klinik werben die Einspritzungen seit 14 Tagen angewendet und zwar hauptsächlich bei Schwindsüchtigen jeden Grades; jedoch muß vorerst die Anzahl der Kranken beschränkt werden. Bisher sind 26 Kranke mit Einspritzungen behandelt worden. Um Anhaltspunkte über die Wirkung der Einspritzungen zu erhalten, müssen nach den­selben die Reaktionserscheinungen besonders sorgfältig beobachtet werden. Bei den Lungen­kranken wird mit der Dosis von 12 mg;r. begonnen und je nach dem Grad des Reak- tionsbfiebers und der Allgemeinerscheinungen in Zwischenräumen von mehreren Tagen mit langsam steigender Dosis fortgesahren. Die Reaktionserscheinungen stellen sich in der von Koch angegebenen Weise ein, doch sind in den einzelnen Fällen je nach den besonderen Um­ständen mancherlei Verschiedenheiten zu beo­bachten. Ein Urteil über die Heilwirkung der Injektionen bei Lungenschwindsucht läßt sich noch nicht adgeben, da die Zeit der Beobach­tung zu kurz ist; es dürfte wohl erst nach Wochen oder Monaten möglich sein, eine zu- ammenfassende Veröffentlichung über die Heil­wirkung des Mittels zu machen. Beide Klini­ken werden täglich von zahlreichen Aerzten des Landes besucht, denen das Verfahren und die Einwirkung der Injektionen an den verschie­densten Fällen bereitwilligst vorgezeigt wird.

ßalw, 8. Dez. Gestern Abend wurde im Saale des evang. Vereinshauses bei gro­ßem Andrange der hies. Einwohnerschaft von Mitgliedern des Jünglingsvereins unter Lei­tung seines Vorstandes Helfer Eytel das Lu­therfestspiel von Hans Herrig in durchaus befriedigender Weise zur Aufführung gebracht.

tzakw, 10. Dez (Viehmarkt.) Zufuhr zum heutigen Markt 610 Stück Rindvieh, 47 Pferde. Handel anfänglich flau, zum Schluß lebhaft mit sinkenden Preisen. Höchst erlöster Preis für 1 Paar Ochsen 1200

Aagold, 11. Dez. Unsere Metzger über­raschten uns vorgestern mit einem Abschlag sämtlicher Fleischgattungen, und kostet das Rindfleisch, Schweinefleisch und Kalbfleisch nun­mehr je 60

Giengen, 3. Dezbr. Ein Bauer von Bechingen hatte gestern eine fette Kuh auf dem Markte, konnte sie aber nicht verkaufen. Er schlug das Tier dann im Wirtshaus los an einen Schuhfabrikanten um 100 Paar Schuhe, wobei er sich die Auswahl unter 1000 Paaren vorbehielt. Er wird sich aber doch etwas

täuschen, denn er hat nicht ausbedungen, daß es Lederschuhe sein müssen.

Rundschau.

Bforzheim, 8. Dez. Am Freitag hielt Or. Perrot aus Mainz imKaufmännischen Verein" einen Vortrag überZonentarif." Redner verbreitete sich über die Einwirkung des Eisenbahnverkehrs im Allgemeinen und erwähnte seine Bemühungen um ein besseres Tarifwesen. Dieses sei im Güterverkehr zum Teil getroffen worden, allein betr. der Perso­nentarife sei erst in Ungarn und Oesterreich etwas geschehen. Die weiteren Ausführungen gingen dann dahin, daß zwei Zonen gebildet werden sollen und zwar eine Zone von 1 bis 10 Meilen zu 30 für 3. Kl., 50 für

2 und 3 für 1 Klasse, und eine Zone

von mehr als 10 Meilen ä 1 Ille und 6

Karlsruhe, 10. Dez. Das Kriegsgericht hat den ehemaligen Vizewachtmeister Kurt Abel zu 14 Tagen Arrest verurteilt, den

derselbe sofort antreten muß

Berlin, 10. Dez. (Reichstag). Die Ein­verleibung Helgolands wird in dritter Lesung genehmigt Erste L sung des Etats. Staats­sekretär v. Maltzahn schätzt den Ueberschuß für die Reichskasse auf 10, für die Einzel­staaten auf 68 Millionen Mark. Trotzdem müsse das Reich aus die Vermehrung der ei­genen Einnahmen bedacht sein Richter meint, daß der politische Nachlaß Bismarck's bald­möglichst beseitigt werde, auch das Alters- u. Jnvaliditätsgesetz. Reichskanzler Caprivi tritt ihm scharf entgegen. Bebel begrüßt genann­tes Gesetz, obwohl unvollkommen, als erster Schritt einer sozialistischen Gesetzgebung. Hierauf Vertagung.

Der Abgeordnete Paper hat zu Be­ginn der ersten Session des Reichstags, unter­stützt von der Volkspartei und einer Anzahl Freisinniger, einen Antrag auf Einführung der 2jährigen Dienstzeit bei der Infanterie im Reichstage eingebracht. Dieser Antrag ist jetzt der nächste zur Verhandlung. Wie verlautet, halten indessen die Antragsteller den Augenblick zur Beratung nicht für geeignet und werden deßhalb den Antrag zurückziehen, mindestens aber noch zurückstellen.

LuremSurg, 10. Dez. Gestern nachm leistete der Großherzog den verfassungsmäßigen Eid in der Kammer.

Baris, 11- Dez. Holland ist dem Pro­tokoll der Antisklavereikonferenz beigetreten. In Nancy sind 6 Personen wegen Verführ­ung von Kindern verhaktet worden. Viele angesehene Einwohner sind blosgelegt.

Aizza. DerTimes" wird gemeldet, der Zar habe allen Rüssen verboten, nach Monaco zu gehen. Grund des Verbots soll sein, weil so viele Russen dort sich durch das Spiel ruinieren. Hiesige Russen behaupten sie wüßten nichts von dem Verbot, und der russische Generalkonsul giebt auf ihr Anfragen keine Antwort. Der Entschluß des Zaren soll durch einen neuerlichen Fall veranlaßt worden sein, wo ein Russe, nachdem er unge­heuer verloren, durch einen Schlaganfall starb.

In schroffem Kontrast zu der Juden­verfolgung m Wußkand steht das Bestreben der Regierung, die Auswanderung der Bauern mit allen Mitteln zu verhindern. Dieser Tage wurden 20 russische Bauernfamilien, welche die gab zische Grenze passieren wollten, um auszu­wandern, von Gendarmen unter Anwendung von Gewalt zurückgehalten. Die russische Regierung hat angeordnet, daß Landleute ihre

wegen beabsichtigter Auswanderung verkauften Grundstücke ohne Rückerstattung des Kauf­schillings zurückerhalten, und die Käufer über­dies mit Arrest bestraft werden sollen.

Die Mac Kinley-Aill räumt unter de» Einfuhrfirmen in den Vereinigten Staaten auf. Wie aus Newyork gemeldet wird, haben Robert Cushmann und Company, die größten amerikanischen Importeure von Materialien für Hutmacher, ihre Zahlungen eingestellt. Die Passiva werden auf eine Million Dollars geschätzt; in Philadelphia haben ebenfalls zwei Hulfirmen falliert.

Vermischtes.

Bei der Bürgermeisterwahl in Offen - bürg gaben sämtliche Wähler (67) weiße Zettel ab.

Die Schüler des französischen Gym­nasiums in Berlin erhielten vor einigen Tagen unerwartet drei Stunden frei. Die Lehrer ver­kündeten dies mit der Aufforderung, die Zög­linge möchten Schlittschuh laufen. Das ist entschieden eine Wirkung der kaiserlichen Rede, zumal Direktor Schultze vorher bei dem Kaiser ur Tafel geladen war Von den anderen Gymnasien wird ähnliches gemeldet.

Gegenwärtig weilt der Großvezier von Persien in Begleitung seines Bruders in Wörishofen (Bayern.) Anfangs der letz­ten Woche traf er von Berlin dort ein, um den, wie man sieht, bereits weltberühmten Wasserdoktor wegen eines eigentümlichen Au­genleidens zu konsultieren. Obwohl die Be­handlung nur wenige Tage währt, fühlt sich der Patient bereits auf dem Wege der Besse­rung.

Der Breslauer Polizei ist es dieser Tage gelungen, auf dem Oberschlesischen Bahn­hof dortselbft den berüchtigten Warschauer Mädchenhändler Kantor auf der Durchreise nach Hamburg zu verhaften. Mehrere Mäd­chen, welche er nach Buenos Aires verhandeln wollte, wurden befreit. Man sieht hieraus, daß der Menschenhandel immer noch blüht und nicht blos im schwarzen Erdteil.

Ein Genfer Ingenieur will einen elek­trischen Spazierstock erfunden haben, der in Ernstfällen große Dienste leisten könnte. Ein Druck auf den Knopf an gewisser Stelle genügt, um mit dem Stock ganz empfindliche elektrische Schläge austeilen zu können, die den Gegner kampfunfähig machen. Die Stärke der elektrischen Ladung sei so bemessen, daß keine Tötung, oder Körperverletzung des Geg­ners herbeigeführt werden kann.

(Adelsstolz.) Kleine Baronesse: Wenn der Mensch stirbt, so kommt er in Himmel, nicht war? Und wenn ein Kind stirbt, so kommt es auch in den Himmel" Baronin (ergänzend):Und heißt dann Engel." Kleine Baronesse:Aber Mama, nicht ivar, wenn Unsereins stirbt, so heißt es doch von Engel."

Sinnsprüche

Nach dem Spiel will jeder wissen Wie man hätt' ausspielen müssen.

Wer redet was ihn gelüstet Muß hören, was ihn entrüstet.

Einsamkeit ist eine Schule der Weisheit.

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