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Samstag, 13. Dezember 1890

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Achtungsvollst

Redakion n. Verlag der Wildbader Chronik

Wochen-Rim-schau.

Wikdbad, 12. Dezember.

In ganz Württemberg werden gegenwärtig unter der evangelischen Bevölkerung Unter­schriften zu einer Massenpetition an den Reichs­tag gegen die Aufhebuug des Iesuiten­ges etz es gesammelt und solche sind bereits mit ca. 140,000 Unterschriften nach Berlin abgegangen. An mehreren Orten, so in Ulm, Tübingen u. s. w. wurde die Jesuitenfrage in öffentlichen, recht zahlreich besuchten Ver­sammlungen beleuchtet. Kann man es einer­seits den Katholiken nicht verargen, wenn sie nach Aufhören des Sozialistengesetzes die Auf­hebung des Jesuitengesetzes als eine Art Ehren­sache behandeln, so kann man es umgekehrt auch den Protestanten nicht verübeln, wenn sie ihren gefährlichsten Gegner nicht im Lande haben wollen. Vom Gesichtspunkte des konfes­sionellen Friedens könnten die Katholiken um so mehr auf die Rückberufung der Jesuiten verzichten, als die kath. Kirche auch ohne jene Ordensgesellschaft existieren kann. Am letz­ten Sonntag fanden auch seitens der demo­kratischen Partei in 64 Orten Württem­bergs größere Versammlungen statt, worin die volksparteilichen Redner gegen die Verwal­tungsreform Stellung nahmen.

Der deutsche Kaiser hat kürzlich vor der Kommission zur Reformierung des

höheren Schulwesens in Preußen eine Rede gehalten, welche ein hochbedeutsames Reformprogramm entwickelte und in immer weiteren Kreisen freudige Zustimmung findet. Das größte Gewicht legt der Kaiser auf eine bessere Ausbildung der an Gymnasien studie­renden Jugend in der Geschichte und im deut­schen Aufsatz, wogegen der lateinische und griechische Lernstoff entsprechend eingeschränkt werden soll. Der Reichstag hat die Wahl des Frhrn. v. M ü n ch (8. württ. Wahlkreis) beanstandet. Es werden Zeugen darüber vernommen, ob Münch vor der Wahl Geschenke gegeben und Versprechungen aus Freibier gemacht. Münch hat entgegen allem bisherigen Brauch in diese Angelegenheit sich selbst eingemischt und im Reichstag eine Rede gehalten, der niemand Aufmerksamkeit schenkte. Der Reichstag genehmigte ohne Widerspruch die Gesetzesvorlage betreffend die Einverleibung der Insel Helgoland in den preußischen Staat und trat sodann in die Beratungen des Budgets ein. Die Reichs­kasse wird nicht nur selbst einen Ueberschuß von 10 Millionen erzielen, sondern auch ca. 68 M llionen an die Einzelstaaten verteilen können. Hievon entfallen ca. 2 Millionen auf Württemberg. Von einer größeren Mehr­ausgabe für das Militär (die freisinnigen Blät­ter fabelten von 50 Millionen) ist keine Rede. Die berühmte Erfindung des Or. Koch soll verstaatlicht werden, d. h. der Staat nimmt den Alleinverkauf des Koch'schen Mittels in die Hand.

In Oesterreich hatte man bisher noch immer gehofft, Johann Orth (früher Erz­herzog Johann) werde noch am Leben sein und später wieder irgendwo auftauchen. Neu­erdings ist aber die letzte Hoffnung geschwun­den. Die Verhandlungen mit Deutschland wegen Abschlusses eines Handelsvertra­ges machen erfreuliche Fortschritte. Der ungarische kath. Clerus hat beschlossen, sich dem Gesetz bezüglich der Wegtaufungen nicht zu fügen. Es steht also in Ungarn ein Kul­turkampf in Aussicht.

Die Franzosen haben nach langem Suchen endlich einige Steuerquellen neu ent­deckt, womit sie ihr Defizit decken können. Nun ist auch von keiner Ministerkrisis mehr die Rede.

Dagegen ist eine solche, wenigstens teil­weise, in Italien ausgebrochen. Der Schatzministcr ist gegangen, aber alsbald wieder ersetzt worden, so daß das Ministerium wieder komplett vor das neue Parlament, das am 10. Dez. eröffnet wurde, treten konnte. Cris- pis unterlegene Gegner machen ihrem Aerger

26 . lalii'gang.

durch allerlei Anschuldigungen Luft, welche aber nicht bewiesen werden können.

In England dauert der Streit wegen Parnell noch fort. Ein Teil seiner Partei­genossen im Unterhaus hat sich zwar von ihm losgesagt, wobei cs zu stürmischen Auftritten kam, allein die große Mehrheit des irischen Volkes scheint hinter Parnell zu stehen und dieser hat die beträchtlichen Summen des Nationalistenfonds in seiner Verwaltung. Glad- stone weigert sich den Iren bindende Versprech­ungen zu machen, weshalb Parnell nicht übel Lust zeigt, mit seinen 24 Getreuen in das R gierungslager einzuschwenken.

Die serbische Regierung und Volks­vertretung will sich als unzuständig zur Ent­scheidung der Beschwerdeschrift der Exkönigin Natalie erklären. Das intriguante herrschsüch­tige Weib wird sich schwerlich zur Ruhe brin­gen lassen. Der Metropolit Michael von Serbien agitiert jetzt vermutlich im Ein­verständnis Rußlands für die Entthron­ung der ganzen Familie Obrenowitsch und für die Thronkandidatur Hes Prinzen Karageorge- witsch. Er hat auch die Nachricht verbreiten lassen, Exkönig Milan werde verbannt, d. h. ihm die Rückreise nach Serbien verboten wer­den ; davon ist aber wohl keine Rede, solange die jetzige Regentschaft besteht.

Württemberg.

Zur Invalid itäts- und Alt ers- versicherung schreibt derSt. Anz ": In der Presse tritt mitunter eine gewisse Beun­ruhigung zu Tage, es möchten bei der Durch­führung des Reichsgesetzes vom 22. Juni 1889 über die Jnvaliditäts- und Altersversicherung die Beteiligten ohne eigenes Verschulden durch die Schwierigkeit genügender Kenntnis der Vorschriften über ihre Rechte und Pflichten zu Schaden kommen. Auch wird darüber ge­klagt, daß es an einer gemeinfaßlichen Dar­stellung des Gegenstandes fehle. Dem gegenüber ist zu bemerken, daß durch die er­gangenen Vollzugsanordnungen des Ministeri­ums des Innern in Württemberg den Ver­sicherungspflichtigen und deren Arbeitgebern in weitestem Umfang eigene Mühe und Ver­antwortlichkeit beim Vollzug des gen. Gesetzes abgenommen wird. Nach der Vollzugsver­fügung vom 24. Okt. d. I. werden für alle vcrsicherungspflichtigen Personen, welche einer Orts- (Bezirks-) Krankenkasse, Jnnungskranken- kasse,Gemeindekrankenversicherung oderKranke«- pflegeversicherung angehören, also für den größten Teil der gewerblichen und land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter und Dienstboten di eBeiträgc für die Jnvaliditäts- und Alters-