Amts- uud Anzeige-Matt für Wildbad und Umgebung.

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Donnerstag, 1t. Dezember 1890

Nro. 11O.

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Achtungsvollst

Redakion n. Verlag der Wildbader Chronik.

Württe mberg.

Se. Majestät der König hat unterm 8. Dez. verfügt: Freih. v. Lupin, General­lieutenant und Kommandeur von Stuttgart, wird in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension zur Disposition gestellt und von der Stelle des Vorstands des Oberrekrutierungs­rats enthoben unter Verleihung des Kommen­thurkreuzes 1. Kl. des Friedrichsordens. Er­nannt wird: v. Gleich, Generall. und Komm, der 26. Kav.Brig. (1 K. W.) zum Komman­danten von Stuttgart und zugleich zum Vor­stand des Oberrekrutirungsrats. Wie Nord­deutsche Blätter melden soll General Graf v. Zeppelin seinen Abschied eingereicht haben, weil er keine preußische Division erhalten habe. Graf Zeppelin war früher Militärbevollmäch­tigter in Berlin, später Kommandeur der 30. Kavalleriebrigade in Saarburg.

Nach der letzten Volkszählung beträgt die Einwohnerzahl Stuttgarts 125,230 Per­sonen. Am 1. Dez. 1885 betrug dieselbe 113 976 Pers.

Für den gesteigerten Postpacket- Verkehr vor Weihnachten sind wie in früheren Jahren die erforderlichen Vorkehrun­gen durch Vermehrung der Besörderungsgele- genheiten und der Arbeitskräfte rc. getroffen worden. Im Zusammenhang damit muß den Aufgebern von Postpacketen, wenn sie auf die rechtzeitige und unversehrte Ankunft der letz­teren rechnen wollen, dringend empfohlen werden, die Einlieferung nicht erst in den letz­

ten Tagen, sondern möglichst frühzeitig zu bewirken, auch die Sendungen möglichst fest und dauerhaft zu verpacken und mit einer deutlichen, vollständigen und haltbar befestig­ten Aufschrift zu versehen.

Die Stadtgemeinde Keiköronn und die sehr bevölkerten und reichen Orte des Bott- warthales haben auf ihre Koste» die Vorar­beiten für einen Bahnbau von Marbach über Großbottwar, Beilstein, Jlshofen und Flein nach Heilbronn vornehmen lassen und haben durch eine Deputation unter Führung des H ilbronner Oberbürgermeisters vergangenen Dienstag den Herrn Ministerpräsidenten um die Förderung des Projekts bezw. um die Kreditvorlage an die Stände behufs Erbau­ung der Bottwarthalbahn gebeten.

AÜöingen, 7. Dez. In der Augenklinik befand sich der verheiratete S. aus Altheim, O.-A. Rottweil, welcher, fast blind, vor eini­gen Tagen glücklich operirt wurde. Der Pa­tient, an welchem man außerdem Anfälle von Geistesstörung bemerkte, wurde sorglich über­wacht, und als er auf den Abort verlangte, gab man ihm einen Wärter mit. Dieser, vor der Thüre harrend, bemerkte ein ungewöhnli­ches Geräusch und sah beim Oeffnen derselben gerade die Füße des Kranken an dem engen Fenster verschwinden, durch welches sich derselbe gezwängt und hinabgestürzt hatte. Der Un­glückliche hatte durch den Sturz den Fuß mehr­fach gebrochen und sich innere Verletzungen zugezogen, an welchen er noch am gleichen Tage starb.

Alm, 7. Dez. Die heute hier in der Tuchhalle abgehaltene allgemeine öffentliche Versammlung in Sachen derIesuitenfrage, war von etwa 1500 Personen be>ucht. Prä­sident von Schad eröffnete die Versammlung. Pfarrer Eisele aus Neipperg charakterisierte in längerer Rede den Jesuitenorden als den Tod­feind des Protestantismus, der evangelischen Kirche und unserer auf protestantischen Grund­sätzen beruhenden Staatsordnung. Eingehend fetzte er sich mit den Gründen auseinander, die man katholischerseits für die Rückbeiu,ung der Jesuiten geltend macht, und untersuchte, ob die Jesuiten w rklich die Drittel besitzen, dem Zerfall der Religion, der guten Sitte, und des Familienlebens, kurz dem Sozialis- ^mus Einhalt zu thun. Das Ergebnis könne ,nur ein verneinendes sein. Die Ausführung des Redners gipfelte in dem Satze: Der jesui­tische Zukunftsstaat wäre um kein Haar besser als der sozialistische. Redner berief sich noch auf vernichtende Urteile über den Jesuitenorden von Hefele, Möhler und Wessenberg und schloß mit den Worten:Wir schlagen gerne ein in die dargereichte Friedenshand. Aber im Interesse der Selbstachtung und Selbster-

26. falingang.

Haltung müssen wir Protestanten die Beding­ung stellen: Verzichtet auf die Jesuiten, wenn es euch aufrichtigen Herzens um den Flieden zu thun ist!" Der zweite Redner, Pfarrer Dr. Weitbrecht von Mähringen, gab eine Geschichte des Jesuitenordens, seiner unheil­vollen, frieoenstörenden, jedes nationale Leben untergrabenden Thätigkeit, weshalb derselbe auch schon etliche 40mal selbst aus katholischen Ländern ausgewiesen wurde. Beide Vorträge wurden von der zahlreichen Versammlung mit dem lebhaftesten Beifall ausgenommen.

Alm, 5. Dez. Ein Rekrut des Feld­artillerie-Regiments Nr. 13, Dürr von Bei- merstetten, der einzige Sohn sehr vermüglicher Eltern, schnitt sich mit einem eigens hiezu gekauften Rasiermesser ein Ohr ab, um vom Militär wegzukommcn, und warf das Ohr in den Kasernenhof Dasselbe soll geholt und wieder angenäht worden sein.

Aalen, 6. Dez. Es wird beabsichtigt, dem schwäbischen Dichter Schubart, der hier seine Jugendzeit verlebt, ein Denkmal zu errichten. Die in der Stadt veranstalteten Sammlungen, insbesondere auch die von aus­wärts wohnenden Aalenern und sonstigen Verehrern Schubarts reichlich fließenden Bei­träge haben schon jetzt eine Summe geliefert, welche die Fertigstellung des Denkmals bis zu dem ins nächste Jahr fallenden lOOjähri- gen Gedenktage des Todes Schubarts sichern.

R uudschau.

Mannheim, 6. Dez. Mannheim ist die größte Stadt und Neckarau bei Mannheim das größte Dorf Badens; elftere zählt bei einer Zunahme von 17,718 Seelen jetzt 79,018 (Karlsruhe hat 73,413) und letzteres bei einer solchen von 904 Seelen nunmehr 6187 Einwohner.

Berlin, 7. Dez. Wie aus bewährten Kreisen des Bundcsrats verlautet, hat der Zentrumsantrag wegen der Rückkehr der Je­suiten keinerlei Aussicht auf Annahme Seitens der Bundesregierungen, selbst wenn er im Reichstag durch ein Bündnis des Zentrums mit der Linken durchdringeu sollte. Der Bun­desrat würde ihn unbedingt ablehnen.

(Leipffg, 4. Dez. Das Reichsgericht hat entschieden, daß das Sitzenbleiben bei einem Hoch auf den Kaiser als Majestütsbeleidigung zu bestrafen ist.

Wien, 7. Dez. Der Träger eines alt­adeligen Namens, Graf Franz von Sickinqen, Kämmerer und Major a. D., wurde gestern verhaftet, weil er beschuldigt wird, der Witwe eines Beamten unter der Vorspiegelung, daß er demnächst zum Fürsten von Bulgarien erwählt werde, 15,000 fl. entlockt zu haben.