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Monaco 200,000 Franks gewonnen, ist mit der Frau eines Geschäftsfreundes in Breslau nach Amerika durchgebrannt. Er hinterläßt hier Frau und 3 Kinder, sowie viele Schulden.

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München, 28. Nov. Der am 22. ds. auf dem Zentralbahnhof wegen betrügerischen Konkurses und Wechselfälschung verhaftete Kaufmann Ekelmann aus Grohbuchlitz besah zwei Kassettenschlüssel und eine Wand­bildskizze, welche letztere den Ort darstellte, an dem das unterschlagene Geld vergraben war. Ein sächsischer Polizist namens Hammer recher­chierte auf Grund, dieser Skizze im Wiener Wald, dem letzten Aufenthalte Eckelmanns, und fand daselbst, trotz der Schneedecke, beide Kassetten, in welchem sich 5 bayrische Staats­obligationen ü 10 000 und 6 italienische Staats-Rentenscheine L 10 000 Lire befanden.

Düsseldorf, 2. Dez. Die Häfen des Niederrheins, namentlich des rheinisch-westfä­lischen Kohlenbezirks, haben die Verladungen fast ganz eingestellt, sowohl des Hochwassers als auch des späteren Frostes wegen.

Berlin, 3. Dezbr. Die Fraktionen des Reichstages haben sich bei Wiederbeginn der Arbeiten wie folgt gestaltet: Deutsch-Konser­vative 70, Reichspartei 19, Centruin 113, Polen 16, Nationalliberale 41, Deutschfrei­sinnige 65, Volkspartei 10, Sozialisten 35, Fraktionslose 27.

Bei der zweiten Lesung der Helgoland- Vorlage wurde der Antrag, Helgoland Preußen einzuverleiben, unverändert angenommen, da eine Verwaltung der Insel als Reichsland zu kostspielig märe.

Die Zentrumspartei des Reichstags hat den Antrag auf Aufhebung desIesuitem gesetzes eingebracht.

ImReichsanzeiger" macht der Staats­sekretär des Reichspostamtes, Dr. v. Stephan, folgendes bekannt: Vom 1. Dez. 1890 an werden nur Postwc-rtzeichen neuerer Art ver­kauft, diejenigen älterer Art können bis zum 1. Januar 1891 verwendet weroen, verlieren vom 1. Februar !891 ab ihre Gültigkeit, können aber noch bis spätestens den 31. März 1891 umgetauscht werden. Vom 10. Dezbr. 1890 an werden gestempelte Briefumschläge und gestempelte Streifbänder nicht mehr ver­kauft werden.

Zwischen dem preußischen Kultusmini­ster und Herrn Geheimrat Koch ist ei» Ver­trag zum Abschluß gekommen, nach welchem der preußische Staat den Vertrieb des Koch'schen Heilmittels gegen die Tuberkulose übernimmt. Die oberste Aufsicht und Leitung, der staatli­chen Lymphe-Bereitungsanstalt behält Hr. Koch, dessen geistiges Eigentumsrecht an dieser seiner Erfindung auch nicht angetastet wird.

Berlin, 2. Dezbr. Professor Dr. Koch hat, wie dieNalionalzeitung" hört, die An­nahme einer Ehrengabe, wie sie als äußeres Zeichen der nationalen Anerkennung in weite­sten Kreisen für selbstverständlich erachtet wor­den ist, abgelehnt.

Die neue Marinewaffe, der Dolch, wird nächstens an die Seekadetten verteilt. Der Dolch ist 50 cm lang und wird an einem wollenen Gehänge getragen.

Merlin, 3. Dez. Die kirchlichen Für­bitten für eine glückliche Entbindung der Kai­serin nehmen, einer kaiserlichen Bestimmung zufolge, am 7. Dez. ihren Anfang.

Kirschöerg (Schles.), 2. Dez. Aus Herms­dorf am Kynast wird über eine entsetzliche Blutthat berichtet. Chemiker Hänsel, früher in Berlin, wurde vergangene Nacht samt seinen beiden Dienstmädchen, wovon die eine aus

Potsdam gebürtig, anscheinend vom eigenen 19jährigen Sohn überfallen und durch Beil­hiebe tötlich verletzt. Alle drei Personen sind nicht vernehmungsfähig; der Thäter, dessen blutige Kleider sich im Schlafzimmer vorfan­den, ist nach dem Hochgebirge entflohen.

Karlsöad, 1. Dez. Herr Rudolf Hertzog in Berlin spendete für den Hülfsfonds der durch die Ueberschwemmuug in Karlsbad Be­schädigten 10 000 Mark.

Fliest. Nach 3tägiger sensationeller Ver­handlung wurde Gräfin Baldini wegen Tod­schlags ihrer vierzehnjährigen Stieftochter zu 16 Jahren schweren Kerkers verurteilt.

Amsterdam, 2. Dez. In der Fabrik­stadt Enschede wurden aufrührerische Mauer- anschäge angeheftet, welche zur Ausrufung der Republik auffordern. Die Polizei entfernte heute zahlreiche Plakate, die lauteten:Nieder mit dem Staat, auf dessen Thron ein Kind sitzt. Es lebe die Republik!"

Maris, 2. Dezbr. In der Klinik des Prof. Corneil wurde demT." zufolge bei einem Kranken, welcher 4 Milligramm Koch'sche Lymphe erhielt, Albumin-Urin konstatiert und Hämatie mit Fragmenten von roten Blutkör­perchen vorgefunden. - Dem Soir zufolge ist den Aerzlen, welche Einspritzungen mit Koch­scher Lymphe vornehmen, die Verpflichtung auferlegt worden, dieselbe nur für Spital­kranke zu benutzen.

Wom, 1. Dez. Der Papst hat das Vor­gehen der deutschen Ultramontanen zu Gunsten des Jesuitenordens vollständig gebilligt. Ueber- haupt gilt im Vatikan die Rückkehr des Ordens nach Deutschland als sicher. Sofort nach Auf­hebung des Gesetzes soll eine Anzahl jesuiti­scher Erziehungsanstalten deutscher Sprache man spricht von zwölf ins Leben ge­rufen werden.

Aus Madrid wird gemeldet, daß über ganz Spanien von Norden her furchtbare Schneestürme hinwegbrausen und ganz unge­wöhnliche Kälte herrscht.

Aus Grenburg (an der russisch-asiatischen Grenze) wird telegraphisch gemeldet: Infolge des plötzlichen Uebergangs der Temperatur von 3 Grad Wärme mit Regen auf 30 Grad Kälte sind 35 durch die Steppe reitende Kir­gisen buchstäblich erstarrt. Der außerordent­liche Temperaturwechsel tötete ferner eine An­zahl Pferde, Schafe und Kamele; schließlich sollen in der Steppe noch Menschen und Vieh einer ganzen Warenkarawane umgekommen sein.

LokaLes.

Wildöad, 4. Dezbr. In dankenswerter Weise hat gestern Abend Herr Geh. Hofrat llr. v. Renzauf mehrfachen Wunsch, nochmals, vor weiteren Kreisen, im Lokal z.Löwen" über seine Reise nach Berlin und über das Koch scheHeilverfahren in einem längeren Vor­trag gesprochen. Derselbe war in klarer und po­pulärer Form gehalten und durch Vorzeigen von Photographien und Abbildungen belebt. Von denselben erregte das meiste Interesse das Bild eines mikroskopischen Präparats, in welchem die Krankheitserreger der Tuberkeln, die Bazillen, durch Behandlung mit einer Anilinfarbe sicht­bar gemacht waren. Ebenso belehrend für Laien waren seine Erklärungen über Tuberkeln und den weiten Kreis der tuberkulösen Erkran­kungen. Dem Redner wurde zum Schlüße von der Versammlung in einem dreifachen Hoch der wohlverdiente Dank ausgebracht, sowohl für die erhaltenen Belehrungen und Mittei­lungen, als auch für die Vorschläge, welche er in vieser Sache, zum Wohle Wildbads, dem

I König!. Finanzministerium gemacht hat. Herr Or. Haußmann teilte den Anwesenden seine Beobachtungen mit, welche er im Stuttgarter Katharinenhospital gemacht, woselbst er meh­rere an Tuberkulose erkrankte und seit einigen Tagen nach Koch behandelte Personen ge­sehen hat.

Wildöad, 4. Dez. Bei herannahender Weihnachtszeit richten wir an die hiesige Einwohnerschaft den freundlichen Wunsch, bei l ihren Einkäufen so weit thunlich die Geschäfts­welt in hiesiger Stadt zu berücksichtigen. Mancher ist schon durch verlockende Anpreisung veranlaßt worben, seinen Bedarf auswärts zu decken und hat dabei schlimme Erfahrungen gemacht. Der fremde Geschäftsmann kümmert sich wenig ob eine Sendung befriedigt, er kennt seine Abnehmer nicht und will eben nur ein augenblickliches Geschäft machen. Man­chesNichtkonvenierende" wird schließlich be­halten, da es bezahlt ist, Retoursendungen mit Frachtausgaben und Schreibereien verbunden sind und keine Garantie geboten ist, daß ein befriedigender Umtausch erzielt wird. Der ortsansäßige Geschäftsmann dagegen hat ein lebhaftes Interesse daran, seine Kunden zur Zufriedenheit zu bedienen. Er wird und kann zu den gleich günstigen Preisen absetzen, wie die auswärtigen Geschäfte. Dies wird sich in der Regel ergeben wenn die Qualität der Ware richtig gewürdigt wird. Es w rd hier des Guten so viel geboten, daß es in den meisten Fällen nicht nötig ist, sich auswärts umzusehen Dann ist dem Käufer wie dem Verkäufer gedient und die Gesamtheit hat ihren Nutzen davon.

Vermischtes.

In Württemberg wird seit 2 Jahren ein nicht unbeträchtliches Quantum mehr Bier getrunken als gebraut, früher überstieg die Erzeugung den Verbrauch. Die Biereinfuhr nach Württemberg ist im letzten Jahrzehnt gestiegen. Der größte Anteil füllt auf Bayern, welches im letzten Jahrzent 367,143 Hektl. in Württemberg einführte, 185,983 Hektl. mehr als alle übrigen Länder zusammen; sein Anteil belief sich auf 67 pCt. der Ge- sammteinfuhr.

(Kaufmännisch). Der seiner Zeit ebenso sehr wegen seines Reichtums, als seiner Ge­nauigkeit bekannte Pariser Bankier Bouvet ver­heiratete seine Tochter und gab ihr eine Mit­gift von 400 000 Franken. Am Tage nach der Hochzeit schrieb er an seinen Eidam:Mein Herr Schwiegersohn! Ich habe Ihnen mit der Hand meiner Tochter 400 000 Franken ge­geben, jedoch oie Geldsäcke mitzurechnen ver­gessen. Wollen Sie mir daher dieselben sogleich zurückschicken, oder mir den Betrag dafür zu­kommen lassen."

(Neue Physiognomik). Erster Student: Ist hier ein Zimmer zu vermieten? Frau: Jawohl, bitte nur einzutreten. Zweiter Student (leise zum ersten): Komm, hier ist's nichts, die hat ja ein furchtbares Pränumerandogesicht.

Deutsche Sinnsprüche.

Der Mensch ist auf der Welt mit nichts zufrieden, als mit seinem Verstände, und je weniger er hat, desto zufriedener.

Wer nicht zuweilen zu viel und zu weich empfindet, der empfindet gewiß immer zu wenig.

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