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Amts- und Auzeige-Dlatt für Vildbad und Umgebung.

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27ra. 1OS.

Samstag, 6. Dezember 1890

26 . talisgang.

Wocherr-Run-schau.

Wildbad, 5. Dezember.

Nicht um eine Gegendemonstration gegen den Ulm er Katholikentag zu veranstal­ten, wozu übrigens lange Vorbereitungen und ein einiges Zusammengehen hervorragender Männer evangelischer Konfession in allen Lan­desteilen nötig wäre, sondern um gegen die Aufhebung des Jesuiten-Auswei­sungsgesetzes zu protestieren, findet am nächsten Sonntag in der Tuchhalle zu Ulm eine Protestanten-Versammlung statt, welche sich ausschließlich mit der Jesuitenfrage beschäf­tigen will. Die Veranstalter derselben wollen auch ihrerseits den konfessionellen Frieden nicht stören. Die württ. Eisenbahndirek­tion ist eifrig bemüht, Verbesserungen einzuführen. Eine große Anzahl von Perso­nenwagen ist bereits für die Dampfheizung eingerichtet und auch die übrigen Personen­wagen sollen baldmöglichst die nötigen Dampf­heizungsröhren erhalten. Auch das schrille Pfeisfen der Locomotiven auf den Rahnhöfen und die lästige Raucherzeugung der Lokomo­tiven in bedeckten Bahnhofhallen soll möglichst eingeschränkt werden. Mit der am 26. Noü. erfolgten Eröffnung der hauptsächlich aus stra­tegischen Gründen erbauten und deshalb größ­tenteils aus Reichsmitteln bezahlten Bahn von Tuttlingen nach Sigmaringen ist der Weg von Oberschwaben nach dem Schwarzwald bedeutend abgekürzt worden. Der Eisenbahnbau in Württemberg, der eine Zeit lang als gänzlich abgeschlossen galt, nimmt in neuerer Zeit wieder zu. Nächstes Jahr wird mit den Strecken Reutlingen-Honau und Waldenburg-Künzelsau begonnen. Die Bewoh­ner des unteren Jagsttales und diejenigen des Bottwarthales bewerben sich gleichfalls um sog. Sekundärbahnen und eine Bahn von Honau bis Münsingen ist in sicherer Aussicht. Der württ. Hauptfinanzetat wird gegen Mitte Dezember gedruckt sein. Der Landtag wird wahrscheinlich in der ersten Hälfte des Januar einberufen werden. Viel Aufsehen erregen die mehrfachen Duelle zwischen Stuttgarter aktiven und kürzlich ver­abschiedeten lllanen-Ofsizieren, welchen noch weitere Duelle folgen sollen.

In Preußen scheint die Stellung des Kultusministers Goßler einigermaßen erschüt­tert zu sein. Der von ihm vorgelegte Schul­gesetzentwurf findet in Abgeordnetenkreisen schon vor der Beratung vielfachen Widerspruch, namentlich weil alle noch bestehenden konfes­sionslosen Schulen in Preußen aufgehoben werden sollen. Bezüglich einer Reform des höheren Schulwesens in Preußen (Verminderung des Unterrichts im Griechischen

u. s. w.) ist eine Kommission von 44 Mit­gliedern eingesetzt. Die Mehrheit derselben ist gegen eine wesentliche Umgestaltung des Gymnasialunterrichts. Der am 2. Dezbr. wi der zusammengetretene Reichstag hat seine Arbeiten mit der Beratung der Vorlage betr. der Insel Helgoland begonnen. Die Insel soll Preußen einverleibt werden, auf eine Reihe von Jahren Zollfreiheit geniesen u. s. w. Ob und in wieweit die Insel be­festigt werden soll, ist späterer Erwägung Vor­behalten. Die Vorverhandlungen bezüglich eines neuen Handelsvertrags zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn sind (in Wien geführt) schon ziemlich weit gediehen Nächstens sollen die förmlichen Ver­handlungen in Berlin beginnen.

Das österreichische Ministerium Taaffe ist in nicht geringe Verlegenheit geraten. Graf Taaffe hatte sich für die Annahme bezw. Durchführung des deutsch-czechischen Ausgleichs verbürgt und nun ist so ziemlich die letzte Hoffnung geschwunden, daß der böhmische Landtag den Ausgleich annehmen wird. Was nun weiter geschehen soll, bleibt einer dunkeln Zukunft Vorbehalten. Durch einen Rücktritt des Grafen Taaffe werden die Schwierigkeiten nicht gehoben, sondern eher noch vermehrt.

Auch in Frankreich scheint sich eine Ministerkrisis vorzubereiten. Der Finanzmini­ster Rouoier, mit dem sich das Gesamtmini­sterium solidarisch erklärt hat, hält an seinem Finanzprogramm fest, namentlich an der höhe­ren Besteuerung des Alkohols, obgleich die Deputirtenkammer dieses Programm verworfen hat. Einen wirklich gangbaren Weg zur Be­seitigung des französischen Defizits wissen aber auch die Deputaten nicht anzugeben, eine neue Anleihe soll nicht gemacht, an den Heeresaus­gaben nicht gespart werden. Wie groß die Verlegenheit ist, geht daraus hervor, daß ein Deputirter vorschlug, man solle gegen alljähr­liche Zahlung hoher Sporteln Jedemann ge­statten, den Titel eines Barons, Grafen, Her­zogs u. s. w. zu führen.

In England beschäftigt die Parnell- frage alle Zeitungen und Politiker. Parnell will nicht zurücktreten, obgleich ein Teil seiner bisherigen Parteigenossen dies verlangt und Gladstone will von Parnell nichts mehr wis­sen, weil letzterer vertrauliche Vorschläge Glad- stones, Parnell ins nächste liberale Kabinet zu berufen, und zwar als Minister für Irland, rücksichtslos ausgeplaudert hat. Die Wähler Parnells (in Cork) scheinen diesen halten und gegen alle Angriffe schützen zu wollen. Um so erbitterter sind die englischen Liberalen gegen Parnell. Die englischen Konservativen reiben sich über diesen Zwiespalt ihrer Gegner ver­gnügt die Hände.

Das italienische Parlament soll am nächsten Mittwoch mit einer Thronrede des Königs Humbert eröffnet werden, worin auch die Notwendigkeit des Festhaltens Italiens am Dreibunde betont werden soll. Crispi will ven Führer der italienischen Conservativen, den Marquis Rudini in sein Kabinet aufneh­men und dieses so noch mehr befestigen.

Das belgische Ministerium hat sich bereit erklärt, das allgemeine Stimmrecht ein­zuführen und hofft, damit seine Amtsdauer zu verlängern. Den größten Gewinn aus dieser Neuerung werden aber die in Belgien überaus zahlreichen Sozialdemokraten ziehen.

Württemberg.

Stuttgart, 3. Dez. Gestern Nachmittag besuchte Ihre Kaiser!. Hoh. Frau Herzogin Wera nebst den Prinzessinnen Olga und Elsa die Grabstätte der beiden Grafen von Taube, welche bei Champigny den Heldentod starben. I. K. Hoh. legte einen prächtigen Lorbeerkranz auf dem gemeinschaftlichen Grab nieder.

Stuttgart, 2. Dez. Als Nachfolger des in den Ruhestand tretenden Grafen Linden, ist der einzige Sohn des verstorbenen früherer» württembergischen StaatsMinisters v. Varn- büler, der vr. jur Frhr. Axel Varnbüler von und zu Hemmingen, als württembergischex Gesandter in St. Petersburg in Aussicht ge­nommen.

Maulbronn, 2. Dez. Wie verlautet, ist der Plan einer Sekundärbahn im Wurf, die Breiten mit unserem durch seine Harmoni­kaindustrie weithin bekannten Nachbarstädtchen Knittlingen verbinden und von da über Ver­dingen, Großvillars und Sternenfels nach Güg­lingen und weiter nach Lausten a. N. führen würde. Die Ausführung dieses Gedankens würde einer größeren Zahl von Ortschaften, welche bisher von der Bahn ziemlich entfernt waren, die Wohltat einer Bahn bringen, und wie verlautet, ist die Mehrzahl der beteiligten Gemeinden der Ausführung des Planes nicht abgeneigt.

Illm, 29. Nov. O>. moä Fischer voiz hier, welcher sich bei einer Operation verletzte und bald darauf erkrankte, ist letzte Nacht an Blutvergiftung gestorben.

Alm, 3. Dez. Bei der evangelischen Ver­sammlung am Sonntag den 7. Dez. werden Pfarrer Weitbrecht aus Mähringen:lieber die Geschichte des Jesuitenordens" und Pfarrer Eisele aus Neipperg:lieber Jesuitenmoral, sowie die Stellung der Jesuiten zur sozialen Frage" sprechen.

Khingen a. D., 3. Dezbr. Fabrikant Trunz von hier, welcher kürzlich das Gerücht verbreiten ließ, er habe an der Spielbank von