Amis- und Anzeige-Matt für Wil-bad und Umgebung

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DiensLcrg,

. Woveinber 1890

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Württemberg.

Stuttgart, 21. Nov. Am letzten Mitt­woch veranstaltete Se. kgl. Hoheit Prinz Wil­helm mit mehreren Hofkavalieren eine Fasanen­jagd imHerdle" bei Weil im Dorf, wobei über 60 Fasanen geschossen wurden.

Mit Ermächtigung S. M, des Königs ist dem Verein für die Restauration der Kirche zu St. Sebald in Nürnberg die Erlaubnis zum Absatz weiterer 10 000 Lose der 2. von diesem Verein veranstalteten Geldlotterie inner­halb Württembergs erteilt worden.

Stuttgart, 22. Nov. Herr Medizinal­rat Dr. v. Burckhardt, hat, nachdem derselbe während sechstägigem Aufenthalt in Berlin Gelegenheit gehabt hat, nicht nur zahlreiche mit dem Koch'schen Mittel behandelte Kranke zu untersuchen und zu beobachten, sondern auch mehreren Demonstrationen der leitenden Aerzte in den betreffenden Krankenanstalten, na­mentlich auch derjenigen v. Bergmanns, bei­zuwohnen, über das Koch'sche Heilverfahren an den Stuttgarter Gemeinderat einen sehr klaren, interessanten Bericht erstattet. Im Laufe des gestrigen Tages ist bei Hrn. Dr. von Burckhardt eine kleine Sendung Koch'scher Impfstoff aus Berlin eingetroffen. Mit den Impfungen, welche sich aber vorerst noch auf die Kranken im Katharinenhospital beschränken müssen, soll am Montag begonnen werden.

Maukörou». Für die Bewohner der hies. Gegend ist von Wichtigkeit ein interessanter Ar­tikel in Nr. 47 derGartenlaube". Darin heißt es: Aus Maulbronn, Knittlingen u. Umgebung stammt bekanntlich der Kern derRäppler", jener Kommunisten-Gemeinde, die 1804 nach Amerika ausgewandert ist und nach manchem Wechsel des Aufenthalts schließlich in Economy eine blühende Kolonie gegründet und große Neichtümer erworben hat. Jetzt ist die Ge­meinde im Aussterben begriffen und es wird sich fragen, was aus ihren angeblich zwölf Millionen Dollars werden soll.

cüeonberß, 13. Nov. Gestern ging mit dem Schnellzug ein prächtiger Bernhardiner­

hund über Wien nach Konstantinopel; er wurde durch die türkische Gesandtschaft für den Sultan hier angekauft.

Klkwangen, 18. Nov. In mehreren Riesorten haben leider Scharlach und Diph- theritis wieder ihren Einzug gehalten, so daß die Schulen geschlossen werden mußten. In dem Orte Kreut verlor ein Bauer in dem kurzen Zeitraum von 8 Tagen vier Kinder im Alter von 2, 4, 8 und 22 Jahren.

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Karlsruhe, 17. Nov. In der Jnfan- teriekaserne hat sich am Samstag der Rekrut Bauer von Abelsheim entleibt. Nachdem er sich mit einem Rasiermesser die Kehle durch­schnitten, wollte er noch zum Fenster hinaus­springen, wurde jedoch von seinen Kameraden zurückgehalten. Aerztliche Hilfe war unmöglich, da der Tod alsbald eintrat. Der Unglückliche war der einzige Sohn wohlhabender Eltern und hat die That wie seine Kameraden annehmen wegen allzugroßem Heimweh ausgeführt.

München, 22. Nov: Hofmusikus Kind- ler durchschallt sich in einem Anfall von Gei­stesstörung die Ädern des Handgelenkes, um nicht mehr Cello spielen zu müssen. Sein Leben wurde gerettet.

Wiesbaden. Staatsminister a. D. von Lucius wird diesen Winter hier Aufenthalt nehmen und in der Villa seiner verstorbenen Schwiegermutter, der Frau Souchay, wohnen; Letztere hinterließ 40 Millionen Mark.

Berlin, 20. Nov. Die Deutsch-ostafri­kanische Gesellschaft genehmigte heute in ihrer imKaiserhos" abgehaltenen Generalversamm­lung den zwischen der Reichsregierung und dem Vorstande der Gesellschaft abgeschlossenen Vertrag zur Hergabe von 4 Millionen behufs Entschädigung des Sultans von Sansibar und zur Verwendung des Restes für wirt­schaftliche Anlagen, Betonung und Beleuchtung des Küstengebiets und für Beförderung des Verkehrs. Die Reichsregierung übernimmt die Verwaltung des Küstengebiets, erhebt und vereinnahmt alle Zölle, Steuern und sonstigen Gefälle und zahlt dafür an die Gesellschaft jährlich 600,000 Mark. Der Versammlung wohnten auch der Fürst von Hohenlohe-Langen- burg und Dr. Peters bei.

Bei der gestrigen Vereidigung der Re­kruten hielt dir Kaiser eine Ansprache, wo­rin er die Rekruten vor jeder Art von Ver­führung warnte, welcher die jungen Leute in großen Städten ausgesetzt seien. Es gehe ein Geist der Unbotmäßigkeit durch die Menschheit, um so mehr müsse die Armee ein Beispiel der Zucht und des Gehorsams geben.

Kaiser Wilhelm hat seinem Schwager, dem Prinzen Adolf von Schaumburg-Lippe, dessen Vermählung mit der Prinzessin Vikto­ria letzten Mittwoch stattfand, den Schwarzen Adlerorden verliehen. Das junge Paar wird eine längere Hochzeitsreise unternehmen, auf welcher auch Egypten und Indien besucht werden sollen. Der Braut sind von den fürstlichen Verwandten außerordentlich zahl­reiche und kostbare Geschenke dargebracht wor­den. Ein Brillantschmuck, welchen die Kaiserin Friedrich ihrer Tochter verehrte, soll einen Wert von 100,000 Thalern haben.

Die Zahl der Aerzte, welche zum Studium des neuen Koch'schen Heilmittels nach Berlin geksmmen sind, dürfte wohl ziemlich 2000 erreichen. Die provisorischen Kliniken, welche in verschiedenen Teilen der Stadt eingerichtet wurden, sind durch den plötzlichen gewaltigen Krankenandrang schnell überfüllt. Es wird alles aufgeboten wer­den, so schnell wie möglich für weitere Patienten Raum zu schaffen. Nach der Allg. Ztg." ist man in medizinischen Kreisen, namentlich unter den auswärtigen Aerzten, sehr enttäuscht über den vollständigen Mangel an Koch'scher Lymphe. Koch und seine Mit­arbeiter sind unausgesetzt beschäftigt, neue Vorräte herzustellen, doch ist das Verfahren sehr kompliziert uud macht nur sehr langsame Fortschritte. Man hört jetzt sogar don Personen, die gefälschte Lymphe gegen hohes Geld verkaufen.

Kamönrg, 12. Nov. Seeräuber über­fielen Donnerstag Nacht den auf der Unter­elbe ankernden Elbfahrer ,,Immanuel", welcher 6000 an Bord hatte. Kapitän und Steuer­mann wurden niedergeschlagen und sind tät­lich verletzt.

Morn, 21. Nov. Auf der Bahnstation Warschau-Thorn, zwischen Lowicz und Pniewo, sind gestern Nacht einem Waggon erster Klaffe zwei Reisende, anscheinend Zuckeragenten, welche ca. 55 000 Rubel bei sich trugen, er­mordet und beraubt worden. Die mutmaß­lichen Mörder, zwei feingekleidete junge Leute, welche in demselben Waggon eingestiegen waren, wie die erstbezeichneten, sind entkommen.

Wern, 20. Nov. Im großen Rat des Kantons Äargau hat Pfarrer Burkhart vor­geschlagen, dem Kaiser von Oestereich zum Namensfeste die Habsburg zu schenken, sofern der Kaiser das Versprechen gebe, die Rhein­korrektion und den Rheindurchstich in Jahres­frist beginnen zu lassen.

Davos, 20. Nov. Dr. Turban, der Di­rektor des Senatoriums, ist aus Berlin zurück­gekehrt und hat mit Dr. Spenzler die Im­pfung von Lungenkranken unter großem Zu­drang begonnen.