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Ars. 1OO.

Dienstag, 18. Wovernber 1890

26 . lati^gang.

Württemberg.

Stuttgart, 13. Noo. Laut heutigem Staatsanzeiger ist dem Premierlicutenant Siger und den Sekondelieutenants Freiherr v. Valois, Kaupe und Erbgraf Georg v. Waldburg-Zeil- Trauchburg im Ulanen-Regiment König Karl Nr. 19 in Stuttgart der Abschied erteilt. Damit sind unliebsame Vorkommnisse in der hiesigen Ulanenkaserne, von welchen schon vor geraumer Zeit Mitteilungen, teilweise in über­triebener Form, in die Oeffentlichkeit gelangt waren, gesühnt.

Stuttgart, 8. Nov. (Umtausch von Geld­scheinen.) Die Württ. Notenbank tauscht ihre seit dem 1. Jan. 1874 und 1. Jan. 1875 imsUmlauf befindlichen Hundertmarknoten, weil dieselben durch den langen Gebrauch sehr ge­litten haben, gegen neue Hundertmarknoten um. Letztere unterscheiden sich von den erste- ren durch ein kleineres Format, während die Ausstattung in der Hauptsache dieselbe geblie­ben ist.

Stuttgart. (Strafkammer.) Wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz saßen gestern Abenv Bäckermstr. Ernst Kuhnle, 34 Jahre alt, und sein 15jähriger Lehrling Joh. Schwarz, beide von hier, auf der An­klagebank. Der Lehrling verkaufte für den Meisfir Brot und Wecken auf dem Wochen­markt; darunter befanden sich kürzlich Brote und Wecken in halb verschimmeltem Zustande; die Brote waren außerdem auch um 14 Proz. zu leicht. Der Lehrling verkaufte das Brot statt um 32 für 25 ^s, die Wecken statt um 3 für 2 und setzte 4 Brote und einige Wecken ab, welche der Polizei übergeben wurden. Kuhnle erhielt eine 2wöchentliche Gefängnisstrafe und 25 Geldstrafe. Der Lehrling wurde freigesprochen.

Gaunstatt, 15. Nov. Allgemeines Auf­sehen erregt die gestern Abend erfolgte Ver­haftung eines hiesigen Arztes und seine Ein­lieferung 'an das k. Landgericht Stuttgart, sowie zweier weiterer Personen, die eines ver­suchten Verbrechens im Sinne des Z 218 des Str.G.B. beschuldigt sind.

Aakw In dem Weiler Kenntheim werden seit zwei Monaten durch Stuttgarter Künstler iiw Aufträge des Altertumsvereins die im dor­tigen uralten Kirchlein des hl. Kandidus an der nördlich«, Innenwand befindlichen, mit Kalk bisher überstrichenen Fresken aufgedeckt und vollständig wiederhergestellt. Dieselben stammen aus dem 13. Jahrhundert und sind für Altertumsfreunde sehr anziehend.

Wagsld, 13. Nov. In vergangner Nacht '/rl Uhr brach in Walddorf in dem Hause mit angebauter Scheuer des Bäckers Walz bei der Kirche Feuer aus, das so schnell um

sich griff, daß die Bewohner kaum das nackte Leben retten konnten, daher das Inventar auch fast gänzlich zugrunde ging.

Knittlingen, 13. Nov. Der 33jähr. ledige Schäfer Heinrich Lorenz von Musberg bei Stuttgart, welcher bei Schafhalter Pfeifer von Derdingen im Dienste stand und solchem eine Heerde Hämmel hieher führte, erhängte sich hier gestern abend. In sein Notizbuch schrieb er:Das habe ich gethan, weil ich sehr leichtsinnig war unterwegs."

Wöerach, 13. Nov. Im Gasthaus zu den drei Königen, einer vielbesuchten Hand­werkerherberge, übernachtete gestern eine größere Zahl Handwerksburschen. Als dieselben heute früh erwachten, waren allen die Kleider ge­stohlen. Mitleidige Nachbarn und andere Leute erbarmten sich, lautN. T.", der Be­stohlenen und sorgten für Ersatz, so daß sie endlich morgens 11 Uhr das Bett verlassen konnten.

Mergentheim. Sehr streng ist man mit dem Rabbiner Oe. Gunzenhäuser ins Gericht gegangen, der gelegentlich einer Visitations­reise am Sonnabend eine Zigarre geraucht hatte und deßhalb öffentlich angezeigt worden war. Er ist auf 3 Monate vom Amt sus­pendiert und hat sich auf eigene Kosten einen Stellvertreter zu halten. (Dfz.)

Rundschau.

München, 13. Nov. Das Todesurteil über den Schlosser Reitz, welcher im Juli eine hiesige Pfandleiherin ermordete, wurde von dem Prinzregenten bestätigt. Da sich Reitz die Gnadenfrist erbeten, fand die Hin­richtung am Samstag früh 7 Uhr statt.

Kassel, 13. Nov. Ein roher Ueberfall wurde gestern abend im Zirkus Krembser aus den hiesigen Zeitungsverleger Gosewisch aus­geführt. Die Hess. M.-Ztg. hatte aus der Feder desselben einen Artikel über den betr. Zirkus gebracht, worin verschiedenes Unzulässige kriti­siert wurde. Als nun gestern abend Hr. G. im Zirkus Platz genommen hatte, wurde er heraus­gerufen, weil ein Herr ihn zu sprechen wünsche. Der betr. Herr war der Löwenbändiger, welcher den Redakteur ins Kassenzimmer hineinkompli- mentierte, wo außer der Frau Direktor noch weitere 3 Zirkusmitglieder anwesend waren. Daselbst wurde Hr. G. mit den stärksten Schmäh­reden überhäuft und als er sich verteidigen wollte fielen alle Fünf unter persönlicher und thätiicher Anführung der Direktorin über ihn her und mißhandelten ihn in derber Weise. Die gerichtliche Untersuchung ist im Gange.

Merlin, 14. Nov. Nach dem, in der Extra-Ausgabe derDeutschen medicinischen Wochenschrift" erscheinenden Aufsatze R. Koch's

übee ein Heilmittel gegen Tuberkulose ist die wichtigste Eigenschaft des Mittels, dessen spe­zifische Wirkung auf tuberkulöse Prozesse jeder Art. Volle Heilerfolge wurden erzielt bei Lu­pus (fressende Hautflechte), Drüsentuberkulose, Knochentuberkulose, Gelenktuberkulose; begin­nende Lungenschwindsucht ist durch das Mittel zu heilen.

Kamburg, 10. Nov. Wir erhalten aus Hamburg die Mitteilung, daß die seitens der Hamburg - Amerikanischen - Packekfahrt - Aktien- Gesellschaft seit längerer Zeit geplante Reise nach Italien und dem Orient, nunmehr zur Ausführung gelangen soll und zwar mit dem Doppelschrauben-SchnelldampferAugusta Vic­toria." Die Abfahrt ist auf den 21. Januar 1891 festgesetzt und der Fahrplan umfaßt die Häfen von Southampton, Gibraltar, Genua, Alexandria, Port Said, Jaffa, Beirut, Kon­stantinopel, Athen, Malta, Palermo, Neapel, Algier und Lissabon. Die Dauer der ganzen Rundreise dürfte sich auf 52 Tage belaufen. Wohl noch niemals ist mit einem Schiffe von der Größe, Geschwindigkeit und Pracht der Augusta Victoria" eine solche Vergnügungs­reise unternommen worden, und es kann kaum bezweifelt werden, daß sich eine große Zahl von Teilnehmern einstellen wird. Eine sehr wesentliche Annehmlichkeit ist, daß nur eine be­schränkte Anzahl von Billets ausgeben werden scll. Gutem Vernehmen nach hat ein specu- lativer Unternehmer der Packetfahrt die Summe von 100 000 geboten, wenn ihm das Recht erteilt wird, dieAugusta Viktoria" in den ausländischen Häfen gegen Erhebung eines Eintrittsgeldes besichtigen und die Schiffskapclle daselbst concertieren lassen zu dürfen.

In ZLrÜffek ist dieser Tage der bekannte Luftschiffer Eugen Godard gestorben. Derselbe hat sich viele Tausend Male in das Luftm er hinaus gewagt und während des deutsch-fran­zösischen Krieges 1870 der Stadt Paris und der Nationalarmee große Dienste erwiesen. Er leitete die optische Telegraphie, oft unter Lebensgefahr und organisierte den Ballondienst, durch welchen von dem eingeschloffenen Paris aus durch Ballons Depeschen, Briefe und Brieftauben an das Heer gesandt wurden.

Das Pariser JournalFranzösisch­russische Allianz" deckt wahre Schauergeschichten auf, die beweisen, daß ein guter Teil von Pariser Zeitungslesern in politischer Beziehung doch noch gewaltig beschränkt ist. Das Blatt betont also zunächst die ja buchstäblich wahre Thatsache, daß Rußland heute weniger als je wegen Einführung einer neuen Bewaffnung an einen Krieg denken könne. Dann kommt's aber:Also im deutschen Generalstabe plant man einen Ueberfall Rußlands, um das Za-