Nr. 238.
83. Jahrgang.
Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.
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Donnerstag.
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den 10. Oktober 1918.
verugSpreiSr 9» der Stadt mit Lrögerlohrr Mk. oierteN^hrltt
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Eixe Mestimte Mmrt i>« MiMWii Regimoz.
Zur Antwort Wilsons.
Ein« vostäufige Antwort der amerikanischen -l egier»»I «nf de» deutsche« Fstedensvorschlag.
(MTB.) Washington, 8. Oktbr. In einer heut« »am Staatssekretär dem schweizerische, Geschäftsträger übergebene» Rote heißt es:
Ehe er aus das Ansucheu der Kaiserlich Deutsche» Regierung antwortet, ond damit di« Antwort so aufrichtig und gradsinnig erteilt wird, wie di« wichtige« Interessen, di« darin eingeschlossen stad, es erfordern, hält der Präsident der Vereinigte« Staate« es für notwendig, stch des genauen Sinnes der Note des Reichskanzlers zu versichern. Meint der Reichskanzler, daß die Kaiserlich Deutsch« Regierung die Bedingungen, die von de« Präsident«« in seiner Botschaft «n den Kongreß der Bereinigte« Staate» vor» S. Januar and in den folgenden Botschaften «iedergelegt worden find, »«nimmt, und daß der Zweck beim Eintritt in die Diskussion nur der s,in würde, sich über die praktischen Einzelheiten ihrer Anwendung zu verständige«? Der Präsident der Vereinigten Staate» fühlt sich verpflichtet, zu dem Vorschlag »in«» Waffenstillstandes zu erklären, daß er sich nicht berechtigt fühle» würde, den Regierungen, mit denen die Regierung dA Vereinigten Staaten Mgen die Mittelmächte verbunden ist, «inen Waffenstillstand vorzuschlagen solange die Heere dieser Mächte auf ihrem Boden stehen. Der gute Glaube bei dieser Diskussion würde offensichtlich von der Zustimmung der Mittelmächte abhängen, sofort die Truppen überall aus den besetzten Gebieten zurück zu ziehe«. Der Präsident glaubt auch z>> der Frage berechtigt zu sein, ob der Kanzler nur für diejenigen Gewalten des Reiches spricht, die bisher den Kries geführt haben. Er hält die Antwort auf diese Frage vo» diesem Standpunkte aus für außerordentlich wichtig.
Zusatz des WTB.: Die Antwort des Präsidenten Wilson liegt hier in einem amtlichen Text noch nicht vor. Line genaue Prüfung des Wortlautes ist vorerst noch nicht möglich. Immerhin ergibt sich aus dem Text, daß weitere E^ klärungen von seiten der deutschen Regierung notwendig sein werden. Dazu sind sorgsame Erwägungen der Regie cung erforderlich. Die Antwort auf die Schlußfrage des Präsidenten ist durch die Rede de« Präsidenten Fehrenbach in der Reichstagssitzung vom 5. Oktober gegeben, der im Namen des deutschen Volkes und des Reichstages erklärt., daß der Reichstag das Friedensangebot billige und sich zu eigen mache.
Die Möglichkeit einer Weiterführung des Friedensschritts.
Berlin, 9. Okt. Die Antwort Wilsons ans den Friedensschritt ist, wie die Nordd. Allg. Ztg. hört, bei 0en hiesigen amtlichen Stellen heute bekannt geworden und wird tu Kürze mitgeteilt werden. Das Blatt eikHirt, Grund zur Annahme zu haben, daß sich eine Weiterführung des Friedensschrittes ermöglichen wird.
Eine ruhige Auffassung über Wilsons Antwort.
Berlin, 10. ^Okt. Die „Germania" glaubt, der Hoffnung Raum geben zu dürfen, daß . die Morgenröte des Friedens im Anzug ist. Die Tatsache, daß Wilson das deutsche Friedensangebot ganz anders behandele, als noch vo'- wenigen Wochen das Oesterreich-Ungarns, gibt ihr zu dieser Auffassung Berechtigung. Wer aus den ausländischen Zeitungen die öffentliche Meinung der Stimmungsmache in der Union, sowie in Eügland und Frankreich kenne, werde Wilson seine Unabhängigkeit und Selbständigkeit als hohes Verdienst anrechnen. Na- Brlich seien wir noch sehr weit von einer Verständigung entfernt. Eins ist sicher, sagt las Blatt, nämlich daß dem deutschen Reich sein Besitzstand unter allen Umständen gewährleistet fein itlyß und daß jetzt sein Heer iüm hierin die einzige Sicherheit bietet. Die Antwort
Sin erstes Zeichen seiten» der Türkei.
(WTB.) K-nstanttnopel. 8. Ott. Wie das Blatt „Bakit" erfährt, hat Großwestr Talaat Pascha de« Sultan dt« Demission des Kabinett» überreicht, die angenommen worden ist. Di« Leitung der Geschäfte bi» zne Bildung de» neue« Kabinett» ist de« früher«, Botschafter in London, Lewfik Pascha, übertragen worden.
(Lus dem Kabinett scheidet auch der türkisch« Kriegs- miuister Euver Pascha, dem das Bündnis mit Deutsch land zu verdanke« ist. Tewfik Pascha und der neue Kriegs- mtnifter Jzzet Pascha gelten als deutschfreundlich. Jedenfalls aber find st« dazu bestimmt, der Türkei de« Frieden zu bringen.)
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auf die Frage Wilsons, ob der Kanzler nm für die- jenigen Gewalten im deutschen Reich sprach, die bisher den Krieg geführt haben, findet sich klar und unzweideutig in der Versicherung des Reichstagspräsidenten Fehrenbach, daß das ganze Volk hinter dem Friedensangebot stehe.
Ludenbor fs t« Berlin.
(WTB.) BerN«, S. Ott. (Amtlich.) Der Erste General- quartirrmeister, General Ludendorfs, traf aus de» Großen Hauptquartier zu Besprechungen in Berlin ein.
Die Konservativen für Einberufung des Reichstags.
(WTB.) Berlin. 10. Okt. Die konservative Fmk- tion des Reichstags hat beim Präsidenten beantragt, sofort eine Sitzung des Reichstags zur Besprechung der Wilsonschen Antwort auf das Friedensangebot anzuberaumen.
Die 14 Punkte Wilsons.
1 Die erste Bedingung ist der öffentliche Abschluß gegenseitiger Friedens vertrage, nach denen irgend welche geheime internationale Abmachungen nicht mehr abgeschlossen werden dürfen; >ie Diplomatie muß zu allen Zeiten offen arbeiten.
2. Die zweite Bedingung ist die vollständige Freiheit der Seefahrt außerhalb der Hoheitsgewässer sowohl zur Friedcnszeit als im Kriege (ausgenommen der Fall, daß sie ganz oder teilweise durch internationale Unternehmungen zur Aufrechterhaltung internationaler Abkommen geschloffen wird.) '
?. Soweit möglich, sollen alle wirtschaftlichen Hindernisse beseitigt werden und die Gleichheit der Handelsbedingungen unter allen Nationen, (die sich zur Ausrechterhaltung des Friedens verpflichten sollen), festgelegt werden.
4 Die nationalen Rüstungen sind auf ein Minimum zu beschränken, das die Sicherheit im Innern verlangt.
5 Unparteilichkeit aller Forderungen, die auf der strikten Durchführung des Prinzips basieren, daß die Zntereffen der Völker gerade so schwer wiegen, wie die Ansprüche der Regierungen, die sestgelegt werden sollen.
8. Räumung aller ruffisch«« Gebiete und eine solche Regelung aller Rußland betreffenden Fragen, daß das beste Zusammenwirken mit anderen Nationen gesichert wird.
7. Belgien muß geräumt und seine Souveränität wiederhergestellt werden.
2. Alle französischen Gebiete müsse» befreit und die eroberten Gebiete wiederher^estevi werden. Das Unrecht, das Frankreich im Jahre 1871 zugefügt worden ist, muß derart wieder in Ordnung gebracht werden, daß der Friede im Interesse aller gesichert wird.
9. Äie Aendcrung der italienischen Grenze auf klar erkennbaren Zielen der Nationalität.
10. Die Völker Oesterreichs, dessen Platz wir unter den Na tionen garantiert und gesichert haben wollen, muffen eine erste Gelegenheit zur autonomen Entwicklung erhalten. '
11 Rumänien, Serbien und Montenegro «rüsten geräumt »erden. Die besetzte« Gebiete müssen zurückgegeben werden. Serbien muß einen steten »nd sicheren Zugang zur» Meere erhalten.
12 Für dt« türkische» Teile des «ttomaaisch«, Reich» soll «ine gesicherte Souveränität garantiert werden. Aber bi« anderen, jetzt unter türkischer Regterungsgewalt be- findlichen Nationalitäten haben eine zuverlässig« Garantie für dte Eicherhet des Lebens und absolut ungehinderte Gelegenheit zur autonomen Entwicklung zu verlange«. Die Dardanellen müssen dauernd für die stet« Fahrt der Handelsschiffe aller Nationen unter internationalen Garantien geöffnet bleiben.
IS. Ein unabhängiger "polnischer Staat mutz gegründet werden, der in sich die Gebietsteile erschließen muß, die durch eine unwiderleglich polnische Bevölkerung bewohnt sind. Er muß eine« steten und sicheren Zugang zum Meer haben und seine territoriale Unverletzlichkeit muß durch ei» internationales Abkommen gesichert werden.
14. Es muß ein allgemeiner Völkerbund gebildet werde«, der bestimmte Verpflichtungen dafür übernimmt, daß gegenseitige Garantien für die territoriale Unverletzlich- krit aller großen und kleinen Staaten gegeben werden.
Die vier politischen Grundsätze lauten:
1. Jede definitive Lösung einer Frage muß basiert sein aus Gerechtigkeit und auf Girier derartigen Regelung, die die meisten Chancen für einen dauernden Frieden bietet.
2 Die Völker und Länder dürfen nicht von einem Fürsten an einen anderen Fürsten übergeben werden, als ob sie nichts anderes wären als Bauern in einem Schachspiel, selbst in dem größeren Spiele um die Macht, das füc immer in Mißkredit gebracht worden ist.
3. Jede territoriale Regelung, die in diesem Kriege in Betracht kommt, muß im Interesse und zum Vorteil der betreffenden Völker erfolgen und nicht als ein Teil der Regelung oder des Vergleichs der einander bekämpfenden Staaten betrachtet werden.
4 All natürlichen Aspirationen werden, so weit es geht, befriedigt werden, ohne die früheren Schwierigkeiten fortbestehen zu lassen oder neue hervorzurufen, die wieder den Frieden in Europa und damit der ganzen Wett stören könnten.
Die Loge auf den Kriegsschauplö^ -
^ Die deutsche a«tliche Meldung.
Line neue Schlacht zwischen Eambrai und Et. Onenr-u. — Zwischen Reim« nnd Verdun die feindl. Angriffe gescheitest.
(WTB.) Großes Hauptquartier, 9. Okt. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Zwischen Eambrai und St. Quentin ist die Schlacht von neuem entbrannt. Unter Einsatz gewaltiger Artilleriemassen und unter Zusammenfassung von Panzerwagen und Fliegergeschwader« griff der Engländer im Verein mit Frauzofen und Amerikanern unsere Front von Eambrai bis St. Quentin an. Aus dem nördlichen Anzstffsfliigel war der Ansturm des Feindes nach hartem Kampfe gegen Mittag westlich der von Eambrai aus Bohain führende» Striche gebrochen. I« den Abendstunden find hier erneute Angriffe des Feinde» gescheitert. Zu beiden Seiten der in Richtung Le Chateau führende« Römerstraße gelang dem Gegner ein tiefer Einbruch in unsere Linie.
Wir fingen seine» Stotz in der Linie valincoust— Elrncourt «nd westlich von Bohain aus. Aus dem Eüdslüget des Angriffes konnte der Gegner nur wenig Gelände gewinnen, die südlich von Montbrchaj^ kämpfenden Truppen schlugen alle Angriffe des Feindes in ihren vordere« In- f nteriestcNuno ll ab. Durch den Einbruch in der Mitte de» Schlachtfront in ihrer Flanke bedroht, mußte» sie am Abend ihren Flügel am Westrand von Fresnoy Le Grand zurück» nehmen.