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Uro. 3S.

Samsiag, 3. Wcri 1890

26. ^alii'gLng.

Württemberg.

Se. Maj. der König haben den Bahn­hofverwalter l. Kl., tit. Bahnhofinspektor Borel in Wildbad wegen durch körperliches Leiden herbeigeführter Dienstunfähigkeit seinem An­suchen gemäß in de» Ruhestand versetzt; ferner auf die erledigte Stelle eines Bauinspektors in Mühlacker den tit. Bauinspektor Veigele be­fördert.

Stuttgart, 25. April. Herrn v. Münch ist die Mitgliedschaft des hiesigen Adelklubs gekündigt worden, was ihn veranlaßt hat, mehrere Personen fordern zu lassen.

Ein Versuch des Reichstags-Abge. Frhr. v. Münch, die Staatsanwaltschaft zur Klage- Erhebung gegen den Freiherrn v. Gültlingen

u. A. zu veranlassen, ist gescheitert und auch eine Beschwerde an die Oberstaatsanwaltschaft von dieser zurückgewiesen worden. Nun bleibt Hrn. v. Münch nur noch der Weg der Privat- klage offen und auch dieser würde sich als Holzweg" erweisen. Dagegen erfahren mir aus guter Quelle, daß die Wahl des Freiherrn

v. Münch beim Reichstag selbst angefochten ist und zwar auf Grund der eigenen Geständ­nisse des Frhr». v. Münch betreffs seiner Wahl- auslagcn für Unterstützungen und Freibier. Man darf begierig sein, wie sich der neue Reichstag zu dieser Frage stellen wird. Am Ende wird gar die Wahl umgestoßen und dann giebt es für gewisse durstige Kehlen im 8. Wahlkreis vielleicht nochmals Freibier zu trinken.

Stuttgart, 1. Mai. Gestern früh hat sich ein Mann im Herdweg durch einen Re­volverschuß das Leben zu nehmen versucht Er wurde noch lebend in das Katharinenhospi­tal verbracht.

Stuttgart, 2 Mai. Der Generaldirektor der württembergrschen Staats - Eisenbahnen, Präsident v. Hofacker, beabsichtigt, im Laufe des Sommers seine Versetzung in den Ruhe­stand nachzusuchen und hat sich bereits eine Privatwohnung gemietet. Seine im vorigen Winter leider schwer angegriffene, wenn auch wieder inzwischen etwas gebesserte Gesundheit nötigt diesen um das württcmbergische Ver­kehrswesen verdienten Beamten zu diesem Schritt.

(Württemb. Landtag ) Die Frage des Baues der Gürtelbahn von Unrertürkheim nach dem Hasenberg zur Entlastung des Stutt­garter Bahnhofs und einer kleinen Strecke der Hauptbahn hat ihre Erledigung im Sinne der Regierungsvorlage gefunden, nachdem auf Grund der Bekämpfung des Antrags Göz durch den Ministerpräsidenten dieser Antrag, welcher in der Hauptsache eine in einem viel größeren Kreise, nämlich von Tübingen bis Vaihingen a. E. gezogene Gürtelbahn wollte, mit 56 gegen 30 Stimmen abgelehnt worden war. Dieser Linie, von welcher sich ihre An­

hänger große Vorteile für den Verkehr be­sonders mit der Rhcingegend versprechen, wies Minister v. Mittnacht lediglich eine lokale Be­deutung zu, soll sie doch nicht einmal >m Stande sein, mit der Linie Pforzheim-Jmmeu- dingen zu konkurrieren.

Vom 13. Juni bis 7. August findet bei den Truppenteilen des königl. Armeeko.ps die Uebung ehemaliger Einjährig-Freiwilliger statt. Es werden zu jedem Jnfanterie-Regt. durchschnittlich 45, zur Kavallerie im Ganzen 9, zur Feldartillerie 5, zum Pion.-Bat. 2 und zum Trainbat. 3 Mann einberufen werden.

(Enzthalbah n.) Die in den Vor­jahren während des Monats Mai eingelegten Schnellzüge 141 und 142 werden Heuer erst mit Eintritt des allgemeinen Sommerfahrplans vom 1. Juni ab, ausgeführt.

Vom 1. Mai ab wird morgens ein Lokal­zug ausgekührt. Derselbe geht als Leerzug 136g. früh 4.40 ,n Wildbad ab, trifft in Neuenbürg 5.07 ein und geht von da als Lokalzug III Kl. 5.12 nach Pforzheim ab; Ankunft daselbst 5.38. Dagegen hört aus der seit 24. März ausgeführte Lokalzug ab Pforzheim 6 30 an in Neuenbürg 6.55 abends. (Dieser Lokalzug soll in der Zeit vom 1. Juni bis 31. August d. I. ab in Pforzheim 5.20, an in Neuenbürg 5 46 nachmittags ausgeführt werden.)

Eßlingen, I.Mai. Von den 1760 Ar­beitern, welche die Maschinenfabrik Eßlingen gegenwärtig in ihren Werkstätten in Eßlingen und Cannstatt beschäftigt, hat heute 1 Mann gefeiert, die anderen 1759 Mann freuen sich, daß sie Arbeit und Verdienst haben.

Der Verband der Gastwirte Württembergs hält seinen diesjährigen Verbandstag Mitte Juli in Eßlingen; für den Verbandstag sind zwei Tage in Aussicht ge­nommen. Der erste Tag gilt den Beratungen der Delegierten, der zweite soll zur Besichtig­ung einiger Etablissements (Bierbrauereien, Kellereien, Champagnerfabrik) benützt werden. An den Abenden ist gesellige Vereinigung und ein Festball in Aussicht genommen.

Rundschau.

Srankfurt, 30. April. Der frühere Oberbürgermeister v. Mumm, Miguels Vor­gänger, ist heute nacht gestorben.

Arankfnrt a. W., 1. Mai. Die hiesige Arbeiterpartei hat zur Feier des 1. Mai für heute Vormittag eure allgemeine Volksversamm­lung nach Schwagers Felsenkeller einberufen. Die Versammlung der streikenden Schuhmacher wurde aufgelöst, als ein Redner aufforderte, einmüthig an der Feier des 1. Mai festzu- halten.

Wiesbaden, 30. April. Die ehemalige Kaiserin von Frankreich, Eugenie, trifft heute abend von Chislehurst über Köln zu einer 5- wöchentlichen Massagekur hier ein. Sie nimmt Wohnung im Rhe»>hotel.

Derli», 1 Mai. Die in den letzten Ta­gen mehrfach aufgetauchten Andeutungen üher die Absicht der Reichsregierung zur Aushebung des Septenats, also zu einer anderen Feststel­lung des Umfangs der deutschen Heeresstärke im Frieden, sind mit Unrecht bezweifelt wor­den. Wie wir »nt vollster Bestimmtheit er­fahren, ist ein betreffender Gesetzentwurf that- süchlich in Vorbereitung und soll unmittelbar in die weiteren gesetzgeberischen Wege geleitet werden.

Werlin, 1. Mai. Der Reichsbankpräsi­dent v. Dechend ist gestern abend an den Folgen einer Darm-Operation gestorben.

Etwa 10 Proz. (30 000 von 300000) der hiesigen Arbeiter sollen heute gestreikt ha­ben.

Merlin, 2. Mai. In allen Teilen Ber­lins ist der Tag ohne Ordnungsstörnng ver­laufen. Abeiids fanden verschiedene Ansamm­lungen statt. Sie wurden aber mühelos zer­streut. Etwa I Dutz.'nd Verhaftungen wur­den wegen Bedrohung und Widerstand ver- genommen. In Charlottenburg wurde die aus dem Grunewald einziehende Schaar eben­falls ohne Widerstand zerstreut.

Wie», 30. April. In Frankstadt,fanden gestern große Tumulte unter den Arbeitern statt, die seit Montag sämtlich feiern. Die feiernden Weber aus der Umgebung zogen zu der Fabrik. Eine Compagnie Soldaten a»S Neutitschein, die um 5 Uhr eingetroffen war, fand die Fabrik von plündernden Arbeitern umlagert. Leinenstücke wurden aufgerollt und auf die Straße geworfen. Das Militär wurde mit Knütteln und Steinwürfen empfangen und ging mit gefälltem Bajonett vor, wobei viele Verwundungen vorkamen. Schließlich wurde die Menge zerstreut, ohne daß geschossen wurde.

Wien, 1. Mai. Der Prater ist militä­risch besetzt, dock herrscht bis jetzt vollständige Ruhe. Aus Galizien, sowie aus dem Ostraucr Streikgebiet wird gleichfalls Ruhe gemeldet. In Troppau und Brünn arbeitet alles. In Proßnitz (Mähren) stürmten 4000 Arbeiter das Gefängnis, um die gestern Verhafteten zu befreien. I» Pest fand eine Ausschreitung von Arbeitern statt. Vor der Walzmühle griff das Militär mit dein Bayonett an. Mehrere wurden verwundet. Die Walzmühle arbeitet weiter.' In Rom, Triest, Pola, Krakau ist bei teilweiser Arbeit alles ruhig; ebenso in Pavia, Mantua, Turin. Neapel u. s. w.

Irankliavt i. Währen, 30. April. Strei­kende Arbeiter stürmten die Fabrik der Firma