Amts- und Anzeige-Mt sie Wildbad und Umgebung.
Erscheint jeden Mittwoch und Samstag. — Der Abonnements-Prdis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Allustrirten Sonntagsklatt für Wildbad vierteljährlich 1 10 monatlich
40 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 15 ; auswärts 1 ^ 45 ^. Be
stellungen nehmen alle Postämler entgegen.
ULM-
dH
^ Der Jnsertionspreis beträgt für die kleinipaltige:
! Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 8 Pfg., l bei auswärtigen 10 Pfg. Dieselben müssen spä- ! testens den Tag zuvor Abends 4 Uhr aufgegeben !
§ werden. Bei Wiederholungen entsprechender Ra- !
ba t. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. — z A» onqme Einsendungen werden nicht berücksichtigt. -- - - ^ ^
Nro. 3S.
Mittwoch, 30. Apr-it 1690
26. ilatingang.
Württemberg.
Stuttgart, 29. April. Am kommenden Samstag wird Prinz Wilhelm mit hoher Familie zum Sommeraufenthalt nach Villa Marienwahl bei Ludwigsburg übersiedeln.
Stuttgart. (Württ. Landtag.) Das Gesetz, betr. dieKommunalbesteuer.ungderHausie- rer ist von der Kammer erledigt worden, im allgemeinen nach dem Entwürfe und nur mit einer Verschärfung in steuerlicher Beziehung versehen. Art. 1 des Gesetzes spricht aus, daß die ausländischen Hausierer verpflichtet sein sollen, neben der Staatsgewcrbesteucr für Rechnung der Kasse desjenigen Amtsbezirks, in welchem sie ihren Betrieb beginnen, eine Abgabe zu entrichten, welche dem auf den steuerbaren Betrag ihres Gewerbe-Einkommens treffenden Amtsschaden und durchschnittlichen Gemeindeschaden dieses Amtsbezirks gleichkommt.
— Von der Pferdemarkt-Lotterie ist der erste und dritte Gewinn in die Kollekte von Uhrmacher Leimgruber in Ravensburg gefallen; derselbe halte sich ein Loos in Stuttgart gekauft, auf welches der dritte Gewinn siel, während ihm aus seiner Kollekte mehrere Loose liegen blieben, unter denen das, welches den ersten Gewinn erhielt. Der zweite Gewinn fiel nach Laichingen.
Asperg. Auf dem hiesigen Friedhofe wird gegenwärtig die Ausgrabung der Gebeine der in den Jahren 1870/71 auf Hoheuasperg verstorbenen und hier beerdigten französischen Soldaten vorgenommen. Die Totengebeine, die seither in 50 Einzelgräbern ruhten, werden nun in einem von der französischen Regierung gekauften gemeinsamen Grabe Aufnahme finden. Die Unkosten für die neue Anlage werden wie seither von der französischen Regierung bestritten.
Tübingen. Die „Tüb. Kr." schreibt: Der Reichstags-Abgeordnete v. Münch hat gegen den Reichstagsabgeordneten Freiherrn v. Gülrli ngen, die Redaktion der „Tüb. Kronik", den Landtags-Abgeordneten Schosser von Sulz und Andere wegen eines vermeintlich gegen ihn erhobenen Vorwurfs der Wahlbestechung Klage angestrengt. Wie vorauszusehen war, ist Hr. v. Münch mit seinem Klageantrag von der Staatsanwaltschaft abgewiesen worden
FÜöiuge», 22. April. Der Streik der Wirke anläßlich der von der hiesigen Bäckerinnung um 4 pro Kilo hinaufgcschraubtm Brotpreise hat die Wirkung gehabt, daß der alte Preis von 26 pro Kilo wiederhergestellt wurde, wofür das hiesige Publikum den Wirten sehr dankbar ist. In der hiesigen Bäckerinnung hat es infolge der Angelegenheit eine große Deroute abgcsetzt. Der Vorstand
und sämtliche Ausschußmitglieder haben „demissioniert."
Hmünd, 26. April. Die Vorbereitungen zum Landesiurnfest werden hier emsig betrieben. Man rechnet auf einen Besuch von er. 4000 fremden Turnern. — Die Erhöhung der Hundesteuer von 8 auf 20 und die polizeiliche Verordnung, daß Hunde hier weder in Wirtschaften noch Wirischaftsgärten mitgebracht werden dürfen, hat die Zahl der Hunde hier von 715 auf 336 vermindert.
Weckarsulm, 29. April. Unter strömendem Regen entlud sich gestern Abend in und in der Umgegend von Heilbronn das erste Gewitter des Jahres. Zwischen Neckarsulm und Heilbronn fiel der Hagel so dicht, daß die Felder weiß überzogen waren; allein die Körner waren so klein, daß kein Schaden verursacht wurde.
Tettnang, 27. April. Dem Gericht wurde dieser Tage ein raffinierter Betrüger eingebracht, der schon seit mehreren Monaten ganz Oberschwaben durch seine Betrügereien Unsicher machte; es ist ein schon viel bestrafter, junger Gerbergeselle von Weingarten, mit Namen Martin. Dieser Bursche verstand es, mit Hilfe von Kameraden die Familienverhältnisse in Weingarten dienender Soldaten auszuforschen und so ausgerüstet begab er sich auf seine Streifzüge, um aus der Gutmütigkeit der Eltern' und Geschwister dieser Soldaten Gewinn zu schöpfen. Bald stellte er sich als Unteroffizier, bald als Feldwebel, bald als Lazaret- gehilse von Weingarten den Leuten vor, der die Macht habe, die Soldaten mit 2 Jahren vom Militär loszubringen, bestellte Grüße von den Söhne» oder Brüdern und gab sich als deren Abgesandter zur Empfangnahme von Geld, Kleidern und Nahrungsmitteln aus und es gelang ihm auch, durch seine Schwindeleien die Leute um Geld und Geldeswert zu bethören. Auch verschmähte er es nicht, Angehörigen von Geisteskranken gegenüber, sich als Wärter der Irrenanstalt Schussenried auszugeben, wodurch er sich gleichfalls Geld zusammengeschwindelt, was bei der Leichtgläubigkeit vieler Landleute ja nicht schwer hielt, so ließ er sich per Chaise auf die nächste Bahnstation führen, machte eine Vergnügungsreise in die Schweiz und kam erst wieder ins Schwabenland zurück, wenn die Moneten „alle waren."
Äi u u s I ch a u
Waden-Nade», 25. April. Der hiesige Stadtrat beabsichtigt der Kaiserin Augusta ein Denkmal, in Form eines Monumentalbrunnens, zu errichten.
/ Därmstadt, 26. April. Die Kaiserin Äugusta Viktoria ist heute Vormittag um 10 Uhr hier eingetroffen und wurde vom Kaiser,
dem Grvßherzog und allen Prinzen am Bahnhofe empfangen. Eine Ehrenkompagnie war aufgestellt. Bei der Einfahrt in die Stadt im offenen Wagen wurde die Kaiserin jubelnd begrüßt. (Die Nat.-Z. bemerkt : Die Zusammenkunft, die in Darmstadt zwischen der Königin Viktoria und unserem Kaiser stattfindet, trägt in hervorragender Weise die Züge einer Familienzusammenkunft. Der 25. April ist der Geburtstag der im Jahre 1843 geborenen, im Jahre 1878 verstorbenen Lieblingstochter der Königin Viktoria, der Großherzogin Alice von Hessen. So schließt sich an das Gedächtnis dieser tiefbetrauerten Fürstin diese Herr- jcherbegegnung; sie findet gleichsam um das Grab derselben statt.)
Aus Straubing, 26. April, berichtet man der „Fr. Z.:" Wegen zweier Verbrechen des Mords, eines Verbrechens des Diebstahls und eines Vergehens des Jagdfrevels verurteilte das hiesige Schwurgericht den 23jährigen Hüus- lerssohn Baumbauer von Hades nach 3tägiger Verhandlung zum Tode, 14 Jahre Zuchthaus und dauerndem Ehrenverlust.
— Fürst Bismarck über den 1. Mai. Der Berliner Berichterstatter des „New-Jork Herald" hat mit dem Fürsten Bismarck eine Unterhaltung über den 1. Mai gehabt. Fürst Bismarck erscheine als ein Bild der Gesundheit; er sprach englisch. Die. Kundgebung hielt der Fürst für so ungefährlich wie einen Aufzug der Heilsarmee. Er würde, wenn er Minister wäre, sich jeder Einmischung enthalten und die Dinge ihren Gang gehen lassen, damit die Unruhestifter nicht glaubten, die Regierung fürchte sich. , Uebrigens werde der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit nie aufhören, es sei denn, daß die Menschen Engel würden, dann aber sei jeder Fortschritt unmöglich, wie die Südsee-Inseln zeigten, wo die Menschen Tausende von Jahren wie friedfertige Tiere fortlebten. Den vom fortschreitenden Wettbewerb verlangten Kampf gegen den Sozialismus sollten alle Parteien kämpfen, denn ein sozialistisches Regierungs- systcm sei eine Art von Sklaverei und Zuchthaus und bedeute die Herrschaft ungebildeter Schwätzer. Nichts sei schlimmer für die Regierung als Nachgiebigkeit; Festigkeit dagegen sei eine ,Gewähr des inneren und äußeren Friedens. Lassalle würde heute wahrscheinlich ein Konservativer sein.
— Wie verlautet, erhält Fürstbischof Kopp in dem bevorstehenden Konsistorium den Kardinalshut. Windthorst, der in Rom erwartet wird, soll den Christusorden erhalten.
Katnburg, 26. April Eine in der letzten Nacht stattgehabten Arbeiterversämmlung hat die allgemeine Arbeitsniederlegung für den 1. Mai beschlossen. — Sämtliche Militärposten