150
Aaris, 34. April. Die Nachrichten aus Dahome Briefen große Erregung in Paris hervor. Mehrere Zeitungen fordern von der Regierung Aufklärung. Hauptmann Terrillon, der Kommandant der französ. Truppen, verfügte über 8 Kanonen; trotzdem erfolgte ein wütender Angriff der Dahomeer. Die Franzosen, in großer Gefahr, eingeschlossen und vernichtet zu werden, bildeten eine Karre. Die Dahomeer verloren 300 Tote, 300 Verwundete.
Madrid, 27. April. Auf der Promenade explodirte am Sonntag Abend eine Petarde, wodurch ein Vorübergehender verletzt wurde. Der Urheber der Ausschreitung ist unbekannt.
Aewyork. Anläßlich einer Massentaufe von Baptisten, welche am 20. in Springfield, Ohio, vollzogen wurde, hatten sich 2000 Menschen auf einer Brücke versammelt, um das Schauspiel mit anzusehen. Die Brücke stürzte plötzlich ein. 150 Personen fielen in den Fluß hinunter, von denen 5 aus der Stelle getötet wurden, während über 50 mehr oder weniger erhebliche Verletzungen davontrugen.
Mewyork, 25. April. Bei dem Großbrande der Unicorn-Seidenfabrik in Catasanga <Pensylvanien) blieben 8 Personen tot, viele wurden verwundet. Das Feuer verschloß den Hauptausgang, die Opfer sind teils verbrannt, teils wurden sie durch Trümmer zerschmettert und verletzt. Der Verlust beträgt 100 Mill. Dollar. — Bei Maysielt hat ein Erdriß die kalifornische Eisenbahnbrücke schwer beschädigt.
Unterhaltendes.
Zwei Spieler.
Von Lothar Hort.
Ich war 18 Jahre alt, als ich meine Ernennung zum Leutnant erhielt. Das Regiment, dem ich einverleibt wurde, stand in Verona in Garnison und ich erhielt Befehl, bei meinem Abgehen dahin einen Transport von 400 Mann mitzunehmen. Angenehm war mir das nicht, denn nun hieß es marschieren, und es gab einige sehr anstrengende Märsche bis an die Bahn; wir fuhren mit Separat- Militärzug, der langsam dahinrollte und nicht endenwollende Aufenthalte machte.
Ich war froh, als wir endlich in Venedig eintrafen, wo wir einen Rasttag machen sollten; für mich war das um so wichtiger, als mein Geldvorrat zur Neige ging und ich dadurch Gelegenheit fand, ihn zu ergänzen.
Ich hatte mich durch ausgiebigen Schlaf von meinen Strapazen erholt, legte meine nagelneue Uniform an und schickte mich an, die märchenhafte Lagunenstadt zu besehen, oder, besser gesagt, mich von den gepriesenen Venetianerinnen bewundern zu lassen.
Natürlich war ich von meinen Erfolgen ganz befriedigt, denn mit 18 Jahren ist man nicht anspruchsvoll, und die Einbildung ersetzt gern das Fehlende.
Gegen Mittag sprach ich im Kriegscom- missariate vor und präsentirte meine Papiere; alles fand sich in bester Ordnung, und ich erhielt für die Weiterfahrt 1000 Gulden angewiesen, zu deren Behebung man mich an einen höheren Beamten wies, es war dies Oberrechnungsrat M . . . .
Ich habe Alles noch so lebhaft vor mir, als wären nicht zwanzig Jahre seither verflossen, sondern nur ebenso viele Tage. Das kleine Zimmer mit der großen schwarzen eisernen Kasse und insbesondere den Mann, der hier waltete. Es war ein schöner, großer Mann, nur sein Teint war fahl, wie das Stubenhockern und vornehmlich Menschen, die zeitlebens mit Ziffern arbeiten, eigentümlich
ist. Die ausdrucksvollen Augen lagen tief, das graumelirte Haupthaar und der Bart waren ungepflegt. Das ganze Wesen dieses Mannes aber war einnehmend und Vertrauen erweckend.
Bei meinem Eintreten erhob er sich, erwiderte meinen Gruß durch eine höfliche Verbeugung und nahm mir die Papiere aus der Hand, die er flüchtig, aber mit Kennerblick besah. Hierauf schellte er und ein zweiter Beamter betrat das Zimmer. Die ganze Manipulation währte keine 5 Minuten, und ich erhielt den mir zugedachten Betrag, es waren acht Noten zu 100, der Rest zu 10 Gulden. Ich entnahm meiner Brusttasche eine gelbe Wachsleinwand, die ich im Vollgefühle meiner Wichtigkeit eigens zur Aufbewahrung der ärarischen Gelder angeschafft hatte, überzählte sorgfältig das Geld, hüllte es in den Umschlag und verwahrte meinen Schatz mit großer Vorsicht, dann empfahl ich mich kurz.
Zwischen M . . . . und mir war nicht ein Wort gesprochen worden.-
Abends saß ich mit einigen Kameraden auf dem Marcusplatze vor dem Cafe Austriaca, das fast ausschließlich von Offizieren und Fremden besucht war. In der Mitte des Platzes concertierte eine Militärkapelle und es herrschte reges Leben. Die Einheimischen hatten in einem gegenüberliegenden Etablissement ihr Hauptquartier aufgeschlagen denn uns Oesterreicher haßten sie. Die Männer hüteten sich wohl, ihren Groll allzusehr zur Schau zu tragen; um so auffälliger thaten es die Frauen doch diesen verzieh man gern, wußten doch ihre Herzen nichts von Haß.
Es mochte zehn Uhr sein, als einer der Offiziere fragte: „Mer kommt mit zu Luigi?"
Drei oder vier der an meinem Tische sitzenden Herren folgten dem Rufe und erhoben sich.
„Kommst mit?" wandte sich einer der Kameraden an mich.
„Was giebt's bei Luigi?" fragte ich, fast beschämt über meine Unwissenheit.
„Kleines jsn. Nun? . . . Keine Lust?"
„Die Mama hat's ihm sicherlich verboten," warf ein Zweiter lachend ein.
Mich verdroß das und ich schloß mich der Gesellschaft an.
Meine Börse war beim Abschiede aus dem Elternhause gut gespickt worden, und ich gedachte zwei Louis zu wagen, aber auch keinen Kreuzer darüber. Mit diesem festen Vorsatze betrat ich die Spielhöhle; diesen Namen verdient der Raum vollends, in den ich über mehrere Treppen und Gänge geleitet wurde. Es war ein mittelgroßes Zimmer mit gewölbter Decke, gut beleuchtet, aber so voll Rauch, daß man die Menschen darin kaum unterscheiden konnte.
10 bis 12 Herren saßen um einen großen runden Tisch, und etwa doppelt so viele umstanden denselben in zwei Reihen.
An einem Tischende saß ein alter Mann, der die Bank hielt; in schöner Ordnung lagen Gold, Silber und Papiergeld vor ihm aufgespeichert.
Ich verstand das Spiel nicht und ließ mir's erklären; eine Stunde lang mochte ich zugesehen haben, ehe ich meinen ersten Louis setzte. Ich gewann und spielte mit vielem Glück weiter. Nun wagte ich einen größeren Satz; es war ja gewonnenes Geld mit dem ich spielte. Ich gewann und ließ den Satz viermal stehen. Ein Häufchen Gold lag vor mir; ich streckte die Hand aus, um meinen Gewinnst an mich ziehen . . . „kilsn ns va plus!" ... es war zu spät, und ich hatte verloren. Ich ärgerte mich, setzte abermals hoch und verlor wiederum; nun erfaßte mich
die Leidenschaft; ich holte meiize Brieftasche hervor und spielte — spielte, bis ich keinen Kreuzer mehr übrig hatte.
Ich zitterte an allen Medern, und kalter Schweiß trat mir dann auf die Stirn . .
Ich weiß nicht, wie es geschah — ich öffnete einen Knopf an meinem Waffenrocke, dann einen zweiten, und meine Hand verirrte sich.
Ich hielt die gelbe Leinwand in den Händen.
Nur eine Zehnguldennote entnahm ich ihr — setzte und gewann. Das Glück ward mir wieder hold. Einer der Kameraden, welche mich hieher geleitet hatten, wollte nach Hause und lud mich ein, mitzugehen. Ich überzählte rasch meinen Besitz und fand, daß mir noch 100 Gulden von meiner Barschaft fehlten; noch diese wollte ich zurückerobern, dann aber nicht mehr weiter spielen. „Gleich!" rief ich ihm zu.
Ich setzte hundert Gulden leichtsinnig auf eine Karte und verlor; das wiederholte sich zweimal. Wieder geriet ich in heftige Aufregung, wieder griff ich in die Brusttasche, diesmal aber bei vollem Bewußtsein — un.din kaum zehn Minuten war die gelbe Leinwand ihres Inhaltes beraubt. (Schluß folgt.)
Vermischte s.
— Ein Muster schwäbischer Gemütlichkeit ist der Wirt E. in Waldsee. Derselbe vermißte in letzter Zeit öfter Gegenstände verschiedener Art und der Verdacht lenkte sich auf die Dienstmagd. Die Wirtin untersuchte nun den Kleiderkasten und fand dort vor: ein halbes Dutzend Paar Messer und Gabeln, einen silbernen Kaffeelöffel, 1 Senfglas, 8 Rauchstengel feinster Sorte u. s. w., welche Gegenstände sofort als die abhanden gekommenen erkannt wurden. Als die Frau nun ihrem Manne den Fund mitteilte und ihm anheimstellte, Schritte gegen die Diebin zu thun, erwiderte dieser: „Moischt in'r sott se it no bis Georgi b'halte?"
(Kasernenhofblüte.) Feldwebel (bei der Schießübung zu dem Einjährigen Meyer, welcher Kaufmann ist): So drücken Sie doch einmal los ... . oder glauben Sie, beim Schießen heißt es auch: Ziel drei Monate?
(Sehr einfach.) Frau: Ach, wissen Sie, Herr Nachbar, ich glaube, mein Mann hat mich vergiftet. — Nachbar: Na, wenn Sie es nicht genau wissen, so lassen Sie sich doch sezieren.
(Am Brunnen.) Marie: Gehst Du heut' Nachmittag mit uns spazieren — Elise: Noi, mei Feldwebel hat heute Dienscht. — Marie: Wozu sind denn dia Vizefeldwebel do?
Sinnsprüche.
Ob du auch strauchelst, nur vorwärts immer. Zaghaftes Zaudern macht es nur schlimmer. Gäb's Hindernisse auch noch so viele.
Nur Mut, so kommst du zuletzt zum Ziele.
Das Kind versagt der Konsequenz niemals den Gehorsam; immer aber der Inkonsequenz.
Die Strenge bringt oft Erstarrung über unsere Fehler und befestigt sie dadurch noch mehr in uns. Nachsicht bannt sie oft besser; und ein Freund, welcher lobt, ist oft eben so notwendig als der tadelnde.
Kammgarne, reine Wolle nadelfertig ca. 140 cm. breit a Mark 8.45 Pf. per Meter
bis 8.75 versenden direkt jedes belieb. Quantum.- Buxkin-Fabrik-DspSt <L O«.
Muster-Auswahl um-:
gehend franko. _