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Nro. 34.

Samstag, 26. Aprit 1890'

26. taiingang.

Württemberg.

Stuttgart, 25. April. Als die Kammer -er Abgeordneten heute Vorm. zusammentrat, war der Platz des Prälaten v. Georgii mit einem prächtigen Lorbeerkranz geschmückt. Präsident v. Hohl begrüßte den Senior der Prälatenbank vr. von Georgii, ihn beglück­wünschend zu seinem 80. Geburtstag, den er heute feiert. Prälat von Georgii erwiederte dankend.

Im Anschluß an das in den betr Kreisen lebhaft befürwortete Eisenbahnprojekt Tübingen - Böblingen - Renningen - Vaihingen a. E. (Mühlacker) wird jetzt in einem Eingesendet im Schw. Merkur die Herstellung einer direkten Eisenbahn von Pforzheim durch das Würm­thal nach Weilderstadt und Renningen em­pfohlen. Es heißt darin, diese Linie würde, außer der Aneignung des Transitverkehrs von Nord nach Süd und umgekehrt, noch dem außer­gewöhnlich starken Lokalverkehre von Pforzheim nach den umliegenden Grenzorten mit entsprech­enden Arbeitszügen dienen, an guten Bau­steinen und Hölzern das beste liefern und den Grenzorten Württembergs und Badens, des Würmthals und der Umgegend die endliche Hincinziehung in den Verkehr gewähren und schließlich ber Arbeiterwelt billigen und leich­teren Verkehr nach Pforzheim verschaffen. Im Enzthal wird man beiden Projekten besonderes Interesse zuwenden.

(Pferdemarktlotterie). Bei der heute Nachmittag 2 Uhr begonnenen Ziehung der Stuttg. Pferdemarktlotterie fielen die ersten 50 Gewinne auf nachstehende Nummern: Der 1. Gewinn auf Nr. 19 101, der 2. auf 40027 3. 2952, 4. 19 554, 5. 59 819, 6. 4184, 7. 3922, 8. 40 951, 9. 45104, 10. 10tz3, 11. 57 876, 12. 18 589, 13 14524, 14. 42 824, 15. 8285, 16. 1355, 17. 20 537, 18. 59 098,19. 57 961, 20. 89, 21. 30402 22. 1775, 23. 36 677, 24. 30 231, 25. 30 589, 26. 2967, 27. 49 728, 28. 36 616, 29. 54 678, 30. 2540, 31. 15631, 32. 975,33.33173,34.5632,35.23858,36.9211 37. 1198, 38. 6810, 39. 37 386, 40. 5155, 41. 44222, 42. 13 708, 43. 21800, 44. 34 159, 45. 31 674, 46. 35 756, 47. 26 350, 48. 12 799, 49. 548, 50. 31363

Aeuenvürg, 24. April. Im Garten des Herrn Helber beim Turnplatz wurde heute der erst. Spargel und zwar ein selten großes Exemplar gestochen.

Non der mittleren Nagold, 21. April. Die gegenwärtig sehr stark auftretenden Streik­bewegungen scheinen sich auch in den entlegenen und einsamen Schwarzwald fortzupflanzen. In einem einsamen Dörfchen, 1 Stunde von der Oberamt^ckdt N. wird schon seit vorigen Herbst an einer neuen Straße gearbeitet, welche nun

bald ihrer Vollendung entgegengehen sollte. Nun was geschah? Letzten Samstag abend nun entschlossen sich fast sämtliche Arbeiter, die Arbeit einzustellen; aber nicht wegen zu langer Arbeitszeit oder zu wenig Lohn, sondern weil einfach der Zahltag schon längere Zeit (mehrere Wochen) ganz ausblieb. Die Arbeiter wollen nun so lange streiken, bis Zahltag eintritt.

Korst, 24. April. Gestern abend ist eine Frau in dem Zuge, der um halb 5 Uhr hier eintraf, vom Schlage gerührt umgesunken und plötzlich gestorben. In Eutingen hat dieselbe anscheinend gesund, noch ein Glas Wasser ge­trunken. Die Frau ist im Alter von 4050 Jahren, schwarz gekleidet und besaß ein Billet von Karlsruhe nach Tübingen.

Hmünd, 20. April. Heute wurde bei den Restaurationsarbeiten am Aeußern der hiesigen Heiligkreuzkirche der letzte Stein ver­setzt. Volle 3 Jahre dauerte die Wiederher­stellung, deren Kosten sich, lautSt.-A., auf ca. 130 000 M. belaufen sollen.

HeHringen. Das Gustav-Adolf-Fest wird dieses Jahr am 24. und 25. Juni in hiesiger Stadt abgehalten werden.

Alm, 24. April. Der König und die Königin werden über die Tage des Festes, das, nun endgültig am 30. Juni und den fol­genden Tagen stattfindet, im Ulmer Rathaus Wohnung nehmen, wo bereits die königlichen Gemächer eingerichtet werden.

Rundschau

Mannheim, 22. April. Die hiesigen Schreinergesellen, wenigstens ein großer Teil derselben, haben ihren Meistern angekündigt, daß sie am Samstag über acht Tage die Ar­beit einstellen werden, wenn dieselben bis da­hin nicht die Forderungen der Gesellen (10- stündige Arbeitszeit und 35 Pfennig Arbeits­lohn pro -Stunde) bewilligt haben.

Mayer». Von den bei dem Röhrmooser Ei­senbahnunfall Verunglückten erhalten jetzt zwei Leute folgende Entschädigungen: 1) Notar Huber bekommt eine Entschädigung von 43 M. für Kleider, 800 bis 1000 M. Ersatz für Arzt und Apothekerkosten, auf Kosten der Bahnver­waltung jährlich einen dreimonatlichen Urlaub nach einem verordnten Bade, für diese Zeit eine besondere Vergütung von monatlich 500 Mark für einen aufzustellenden Amtsverweser, endlich wird ihm bis zu seinem 69. Lebens­jahre (d. i. nach 12 Jahre) ein jährliches Ein­kommen von 10 000 M. gewährleistet bezw. der Bahnfiskus zahlt die daran fehlende Summe. 2) Der Hutmacher Haberer erhält vorläufig für die Zeit vom 7. Juli 1889 bis zum selben Tage 1890 eine Entschädigung von 2800 M., und wenn sich seine Gesundheitsverhältnisse nicht bessern, auch für nie ferneren Jahre die

gleiche Summe, sowie außerdem die Kosten für Arzt und Apotheke.

Aachen, 24. April. Der Verein der Aachenen Tuchfabriken beschloß unter Festsetz­ung einer Uebereinkommensstrafe, jeden am 1. Mai ohne genügenden Grund von der Arbit wegbleibenden Arbeiter 2 Monate lang nicht zu beschäftigen.

Merlin, 23. April. Acht Feldgeschütze, welche der Kaiser für Wißmann angekauft, sollen bei erster Gelegenheit verschifft werden. Der Kaiser benachrichtigte Wißmann telegra­phisch davon.

Mcemen, 22. April. Bei der Grund­steinlegung zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal sprach der Kaiser bei den drei Hammerschlägen fol­gende Worte:Dem Heimgegangenen zum Ge­dächtnis, den Lebenden zur Erinnerung, den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung.

Wremerhave«, 22. April. Bei dem ge­strigen Diner an Bord derFulda" hob der Kaiser hervor, man solle ihm vertrauen, daß er den Frieden schützen werve. Wenn in der Presse mitunter seine Worte anders gedeutet würden, so möge man des alten Kaiserswort gedenken, daß man an des Kaisers Wort nicht drehen noch deuten solle. Sein Streben sei auf Erhaltung des Friedens ge­richtet, denn Handel und Wandel könnten nur blühen und gedeihen, wenn sie durch den Frieden verbürgt seien.

In Kamvurg hat sich bereits ein Zweigkomite zur Errichtung eines Bismarck- Nationaldenkmals gebildet. Nach einer Meldung aus Aachen zeichnete der Aachener Hüttenaktienverein 10000 für das Denkmal.

DieHamb. Nachr." teilen an der Spitze des Blattes mit, daß ihnen Fürst Bis­marck den Wunsch ausdrückte, v. Caprivi, den er wegen seiner persönlichen Eigenschaften hoch schätze, möge, seinem Karakter und der Schwie­rigkeit seiner Aufgabe entsprechend, mit Rück­sicht behandelt werden. Er (Bimarck) sei mit von Caprivi befreundet und wünsche es zu bleiben.

Wie», 24. April. Gestern Abend kam es in Biala (Glizien) zu schweren Ausschreitungen. 4000 Arbeiter durchzogen die Straßen, schlugen Fensterscheiben ein und zerstörten Branntwein­schenken. Das einschreitende Militär fand Widerstand und gebrauchte die Feuerwaffe, wobei mehrere Personen getötet und viele verwundet wurden.

Mefl, 23. April. Am erstm Mai wird die gesamte Polizeimacht aufgeboten und die ganze Garnison in den Kasernen kosigniert werden. Der Korpskommandant erteilte strenge Weisung, bei etwaigen Ruhestörungen sofort mit größter Entscheidcnheit vorzugehen.