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spielig zu gestalten. Dem überhandnehmenden Luxus müsse mit allem Ernst und Nachdruck entgegentreten werden.

DieGerm." erklärt, daß Se. M. der Kaiser über den Zweikampf folgende neue Be­stimmungen erlassen habe: Ein Duell soll nur zulässig sein mit Zustimmung des Ehrenrats, an dessen Spitze zwei Obersten stehen, und zwar 1) wegen thätlicher Beleidig­ung, für welche eine Entschuldigung verweigert ist; 2) wegen Beleidigung einer Dame, Ver­wandten oder Braut eines Offiziers. Niemals darf ein Duell stattfinden 1) wegen Streites in einem Verein, Kasino, Cafs oder ähnlichem Lokal; 2) wenn einer derselben verheiratet und Familienvater ist.

Der Kaiser hat als Ehrenpreis zum 10. deutschen Bundesschicßen eine silberne Kanne mit Hirschgeweih und Diana gestiftet.

Nach denN. N." soll in nicht zu langer Zeit eine Zusammenkunft der leitenden Minister der deutschen Mittelstaaten mit dem neuen Reichskanzler General v. Caprivi statt- findev.

Eine neue Aera der Kolonialpolitik scheint mit der Wiederaufnahme der deutschen Aktion in Ostafrika zu beginnen. Den An­fang macht die Thatsache, daß Emin Pascha in deutsche Dienste getreten ist.Was dieser Mann," schreibt dieN. Z. Z.", in 15 Jahren in Afrika unter den ungünstigsten Verhältnissen als Organisator und Zivilisator geleistet, bis er wieder den eigenen Willen und mit Gewalt von Stanley gerettet wurde, wird immer als eines der glänzendsten Werke gepriesen werden, das ein Europäer im schwarzen Erdteil verrichtete, und einen berufeneren Be­rater und Förderer zugleich auch einen uneigennützigem konnte Deutschland für seine Ziele in Afrika wohl nicht gewinnen. Ein weites Feld für die Kulturarbeit ist in Deutsch Ostafrika eröffnet und vieles ist bereits geschehen.

In Kamburg ist der Lehrermangel an den Volksschulen so groß, daß er vom dorti­gen Seminar nicht mehr gedeckt werden kann. Man zieht Lehrkräfte von auswärts herbei.

Wien, 5. April. Die Maurerstrikes wäh­ren fort, sind aber aussichtslos bei dem be­stehenden Arbeitsmangel. Bisher verließen über 6000 Wien. Die .Polizei verbietet alle Ar­beiterversammlungen.

San Memo, 7. April. Seit etwa 8 Tagen weilt Generalquartiermeister Graf Wal- dersee mit Gemahlin hier. Er hat in der Villa Quisisana Wohnung genommen welche früher auch Se. Mas. der König von Würt­temberg bewohnt hat. Dieser Tage erhielt Graf Waldersee den Besuch des italienischen Ministerpräsidenten Crispi.

Kannes, 5. April. Obwohl die Aerzte bei ihrer gestrigen Erklärung über den Krank­heitszustand Dom Pedros verharren, erbat sich der Kranke seines großen Schwächezustan­des wegen die Sterbsakramente. Er empfing heute dieselben.

London, 5. April. Jack, der Aufschlitzer scheint entdeckt zu sein. Ein Chinese ermor­dete und verstümmelte auf der Straße eine Prostituirte genau wie bei den früheren Jack­morden. Die Polizei verhaftete 30 Chinesen, ist aber unfähig die Person des Mörders selbst festzustellen.

Petersburg, 3. April.Daily Teleg." berichtet aus Petersburg von neuen Studenten­unruhen. In Petersburg umgeben Kosaken und Gendarmen die Universität, die umliegen­den Häuser und Ställe sind von Soldaten gefüllt. Es wurden 175 Studenten verhaftet, im technologischen Institute fanden sogar 380

Verhaftungen statt. Die Aufregung in der Stadt ist größer als jemals seit 8 Jahren. Das Publikum ist der Unterdrückung müde und sympathisirt mit den Studenten.

Sau Kaulo (Kalifornien), 5. April. Bei Anbohrung einer neuen Petroleumquelle fand eine Explosion statt. 6 Mann blieben tot.

ßhicago, 8. April. 500 Zimmerleute stellten heute die Arbeit ein, behufs Erzielnng höherer Löhne und des achtstündigen Arbeits­tages.

Gemeinnütziges.

(Das Aufbewahren der Speisekar­toffeln im Frühjahr). Im Frühling, gehen auch mit den in Kellern und Mieten eingelagerten Speisekartoffeln gewisse Verän­derungen vor. Die zur Fortpflanzung be­stimmten Augen (Knospen) treiben aus, der Starkgehalt der Knolle vermindert sich, (es zeigen sich in ihr schwarze Flecken), welche durch das Kochen nicht mehr mehlig, sondern seifig wird und ihren angenehmen Geschmack ver­liert, so daß sie mehr und mehr von der Tafel verschwinden und daß neue Kartoffeln genossen^ werden, trotzdem sie recht oft noch geradezu gesund­heitsschädlich sind. Und doch giebt es nach Angabe desFruchtgartens" ein einfaches, unfehlbares Mittel, die Kartoffelknollen bis zur Ernte der neuen reifen Frucht in ganz vor­züglichem Zustande zu erhalten. Man fülle einen Waschkcssel zur Hälfte mit Wasser und bringe es zum Kochen, tauche in dieses Wasser die in großen runden Körben befindlichen Kar­toffeln auf 45 Sekunden so tief ein, daß alle Knollen bedeckt sind, läßt sie abtrocknen und bewahrt sie dann in gewöhnlicher Weise auf. Durch das Eintauchen in kochendes Wasser wird die Keimkraft der Augen zerstört, die Kartoffel aber sonst nicht geschädigt, so daß sie sich vollständig unverändert erhält, gewiß ein praktisches Mittel, welches allge­meine Anwendung verdient. Zur Saat sind die so präparierten Knollen natürlich vollstän­dig unbrauchbar.

Um Branntweinschnellalt" zu ma chen. Dies Verfahren besteht darin, auf je 1 Liter jungen Branntwein 56 Tropfen Ammoniak (Salmiakgeist) zuzusetzen und den­selben stark umzuschütteln. In wenigen Ta­gen wird der Branntwein seine Härte verlieren und gerade so gut wie Branntwein von meh­reren Jahren sein. Dieser Zusatz ist der Ge­sundheit durchaus nicht nachteilig.

Fleischbrühe-, Suppen- und Sauceflecke reibe man bei Wollstoffen erst mit Benzin aus und danach mit Wasser; bei Seide nehme man Benzin und alsdann ver­dünnten Spiritus, wenn nach der Benzinbe­handlung noch ein farbiger Rückstand geblieben ist. Bei waschbaren Stoffen genügt ein Aus­waschen mit Wasser oder mit verdünntem Sal­miakgeist.

Vermischtes.

(Hundertjähriger Kalender.) 9. bis 11. April schön und warm, 16. veränderlich mit Gewitter, dann rauh, 25. kalt und trüb, 30. trüb.

Das StraßburgerMünster darf sich rühmen, die erste große Kirche zu sein, welche elektrische Beleuchtung erhalten hat. Dieselbe ist, nach den Mitteilungen desElek­trotechnischen Anzeigers," als außerordentlich gelungen zu bezeichnen. Man hatte gefürchtet, oaß der durch die bisher gebrauchten Lampen hervorgebrachte Eindruck des Mysteriösen unter der Helligkeit des elektrischen Lichtes leiden würde; auch glaubte man, daß der eigenar­tige rötliche Schimmer des für den Bau ver­

wendeten VogeseNia.idsteins durch elektrisches Licht modernifiziert wer^n würde. Beide Be­fürchtungen haben sich als grundlos erwiesen. Trotz der Helligkeit der an den Pfeilern in Gruppen angebrachten Glühlampen kam die künstlerische Wirkung des Bauwerks voll zur Geltung. Von außen wird das Münster durch Bogenlampen erleuchtet.

(Ein falscher Hase.) Der arme Buckel­bauer aus dem Walddorfe hat ein Anliegen an den gestrengen Herrn Amtmann. Der Gestrenge ist grob und rücksichtslos, wird aber sehr zugänglich, wenn er irgend ein will­kommenes Geschenk wittert. Das weiß der Buckelbauer, als er sich zu dem Gestrengen begiebt. Der Amtmann fährt den Bittsteller zuerst grob an. Plötzlich fällt sein Blick auf den Rock des Bauern. Die Züge des Ge­waltigen erhellen sich, er schmunzelt und be­trachtet einen bestimmten Punkt des Rockes mit sichtlichem Wohlgefallen.Die Sache ist schon bewilligt, lieber Mann, hier habt Ihr den Schein", sagt er freundlich.Den Hasen könnt Ihr draußen in oer Küche abgebeu.!"

Welchen Hasen?" fragt der Buckelbauer recht unschuldig.Nun, den Hasen, den Ihr unter'm Rock habt!" Da knöpft sich der alte Pfiffikus ganz erstaunt den Rock auf. Richtig!" ruft er entrüstet,da haben mir meine Rackers von Jungen ein paar alte Hasenpfoten an den Rock genäht!"

(Jmbotanischen Garten.) Botaniker: Hier, mein Fräulein, das ist die Tabaks­pflanze." Fräulein:Ach, wie interessant! Und wann fängt sie an, Cigarretten zu tragen?"

Zur Feier des 50jährigen Bestandes der Briefmarke ist letzte Woche in St. Gallen eine Ausstellung eröffnet worden in der die verschiedenen Postwertzeichen vorgcführt wurden. Danach hat man die Briefmarken zuerst in England (10 Jan. 1840) benutzt, dann erfolgte deren Einführung in den Kan­tonen Zürich (1. März 1843), Genf (30. Septemb. 1843). Baselstadt (Juli 1845); bis

1849 folgten Bayern, Belgien, Frankreich; dann kamen schnell nacheinander Hannover, Oesterreich, Preußen, Sachsen, Spanien und

1850 die schweizer. Eidgenossenschaft. Die übrigen Staaten haben diese zweckmäßige Ein­richtung seither eingeführt.

Allerhand Schnurren vom alten Wrangel werden im 2. Band der Pfeilstücker- schen Bibliothek des Humors erzählt. Wran­gel inspizierte als kommandierender General ein Bataillon und war mit dessen Leistungen unzufrieden. Seine abfällige Kritik schloß er mit den Worten:Das nächste Jahr, Herr Major, hoffe ich Sie nicht mehr vor der Front zu sehen!"Excellenz sind doch noch so rüstig!" erwidert dieser in einer Art Galgen­humor. Wrangels hörts, droht lächelnd mit dem Finger und reitet ohne Groll davon. Und der Major blieb diesmal noch verschont.

Wrangel wird folgende schöne Definition des Parademarsches zugeschrieben:Der Pa­rademarsch besteht nicht nur aus der Sitzsam- keit der Hosen, der Weißheit des Lederzeuges und der Aufrichtigkeit der Gewehre, sondern vor allem im Hinblick auf mir."

(In der Schule.) Lehrer: Na, Seppel soll also mein Schüler werden. Nu, sagen Se mal, liebe Frau, stottert er aber immer?

Mutter? I Gott bewahre nur wenn er sprechen soll.

(Durch die Blume). Unteroffizier :Kerl Sie sind ein-; na, wenn es Erbsen­

suppe jiebt mit Ihre Ohren drin, dann, würde keen Mensch jloben, daß das »ich Erbsensuppe mit Schweinsohren is.