Amts- und Anzeige-Matt für Nildbad nnd Umgebung.
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Wrrtrvocy, 9. ApviL 1890
U-rv. 2S.
Württemberg.
— Se. Kgl. Maj. hat den evang. Stadtpfarrer Härle in Wildbad seinem Ansuchen gemäß, wegen durch Krankheit herbeigeführter Dienstunfähigkeit, unter Anerkennung seiner treuen und tüchtigen Amtsführung in den Ruhestand versetzt.
— Se. Majestät der König hat die Stelle eines Gerichtsnotars in Nagold dem Amts- noiar Herrgott in Ditzingen übertragen.
Stuttgart, 3. April. (Schöffengericht.) „Lausbub', unverschämter Kerl" soll die Ehefrau des Postunterbediensteten R. zu Stuttgart einen Posten genannt haben als dieser ihr am 22. Febr. ds. Js., verwehren wollte, im Kasernengängle an dem Eingang zur Kaserne auf die Brot verkaufenden Soldaten zu warten. Der Posten war hierauf zur Verhaftung geschritten und das Gouvernement hatte Anklage wegen Beleidigung erhoben. Während ein Lazaretgehilfe jene Worte gehört haben will, bestreitet Frau R., unterstützt durch das Zeugnis einer Frau, dieselben gebraucht, vielmehr nur gesagt zu haben, „dees ist e Stückle vom e rechte Flegel und „dees ist e recht's Bubestückle", auch habe sie an einem Platz gestanden, den man ihr seit 3 Jahren noch niemals verwehrt habe. Der Posten habe an jenem Abende sie aber sofort angepackt und ihr dabei sogar ihre Jacke zerrissen. Die Staatsanwaltschaft erblickt in dem Verhaften der Frau R. eine öffentliche Beleidigung und beantragt 1 Woche Gefängnis. Das Urteil lautete auf 4 Tage Gefängnis und Tragung der Kosten.
Aeuenbürg, 5. April. Nachdem die Maul- und Klauenseuche in einer Anzahl von Handelsviehställen im Großh. bad. Amtsbezirk Ettlingen ausgebrochen und die Seuche auch in die Gemeinden Dobel und Loffenau einge- schleppt worden ist, wird in den der Gefahr einer Verbreitung der Seuche in besonderem Grade ausgesetzten Gemeindebezirken Neuenbürg, Arnbach, Bernbach, Birkenfeld, Conweiler, Dennach, Dobel, Feldrennach, Gräfen- hausen, Herrenalb, Loffenau, Neusatz, Oberniebelsbach, Ottenhausen, Rothensol, Schwann und Unterniebelsbach der Hausierhandel mit Rindvieh, Schafen und Schweinen, sowie das Durchtreiben von Schweineherden bis auf Weiteres verboten.
Wagold, 7. April. Gestern Nacht gegen 11 Uhr sind 2 Scheunen und ein Wohnhaus gänzlich abgebrannt, mehrere umliegende Gebäude wurden durch das Feuer stark beschädigt. Ein junger Kaufmann, welcher einem Hausbesitzer bei der Rettung seiner Tiere behilflich sein wollte, wurde von einem herabstürzenden brennenden Balken so unglücklich ins Genick getroffen, daß er eine klaffende Wunde erhielt
und bewußtlos vom Platze getragen wurde. Es ist Hoffnung vorhanden, daß derselbe noch- gerettet werden kann. Es wird Brandstiftung vermutet.
Wom Korber Hberamt, 3. April. Heute sind es nunmehr 31 Tage, daß die 16jährige Tochter des Bauern Düttling in Salzstetten ununterbrochen fortschläft. Der Besuch der Krankenstätte seitens der Aerzte aus Nah und Fern ist ein sehr starker. — Aus dem Oberamt Nagold wird ein ähnlicher Fall gemeldet, wo ein Mädchen bereits 6 Tage im Schlafe liegt.
— Eine Teilung von seltenem Umfang für einen Landbezirk kam kürzlich in Bondorf O.A. Bezirks Herrenberg, zur Abwicklung, indem ein Nachlaß von nahezu einer halben Million Mark unter mehr denn 200 Seitenverwandte als Testamentserben und 60 Legatare zu verteilen war, wobei der Staatskasse eine Summe von über 31000 an Erbschaftssteuer rc. zufiel.
Wilrerach, 4. April. Gestern Abend zwischen 8 und 10 Uhr wurde ein frecher Einbruchsdiebstahl in einem Hause verübt. Die Besitzerin desselben hatte bei ihrer etwa 200 Schritte entfernt wohnenden Tochter einen Besuch gemacht und fand bei ihrer Heimkunft Kasten und Bett durchwühlt und eine Blech- kaffe mit ungefähr 4000 gestohlen. Das Gericht ist in vollster Thätigkeit.
Itlm, 3. April. Das kaiserliche Artillerie-Depot erließ kürzlich eine Bekanntmachung, nach welcher dasselbe auf 1. April 20 Arbeiter zur Instandhaltung des Artilleriematerials bei einem Taglohn von Mk. 2.20 —2.50 suchte. Hierauf haben sich nicht weniger als 268 Bewerber gemeldet.
Guttlingen, 4. April. Heute Nacht 0/s Uhr wurde telegraphisch hieher gemeldet, daß in Mühlheim mehrere Häuser brennen. Als die Tuttlinger Feuerwehr kurz vor 3 Uhr in dem 8 Kilometer entfernten Städtchen eintraf, standen 8 Häuser in Flammen. Mühlheim ist sehr eng gebaut, es drohte Wassermangel; der zuweilen ziemlich starke Ostwind ließ eine Zeit lang das Schlimmste befürchten. Doch gelang es den Anstrengungen der vereinigten Feuerwehren, das Uebergreifen des Feuers auf die benachbarten Quartiere zu verhindern. 8 Häuser, darunter das Haus des Stadtschultheißen Jlg, in welchem sich auch das Post- und Telegraphenamt befand, brannten vollständig nieder. Mehrere andere Häuser wurden beschädigt.
Weutlingen, 8. April. Bei der Wahl eines ritterschaftlichen Abgeordneten für den Schwarzwaldkreis haben von 23 Wahlberechtigten 14 abgestimmt. Freiherr Hans v. Ow wurde mit 13 Stimmen wiedergewählt. i
26. ^abi-gang.
Böblingen, 4. April. Heute Mittag geriet auf der sog. alten Burg am Fußweg nach Mauren eine mehrere Morgen große Nadelholzkultur durch den Unfug des Heckenanzündens in Brand und wurde vollständig zerstört.
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Keidelöerg, 5. April. Die Kaiserin von Oesterreich siedelte nach Beendigung ihrer Kur in Wiesbaden mit der Erzherzogin Valerie hierher über und nahm im neuen Parkhotel Quartier.
München. Die meisten Wirte haben seit dem Bieraufschlag bedeutend verminderten Bierkonsum. Die Fabrikarbeiter und auch die Maurer trinken immer noch hauptsächlich Weißbier und Wein, in einer größeren Werkstätte trinken die Arbeiter Milch. Verschiedene Fabriken wollen Bier von auswärts beziehen und sind schon Verträge mit Augsburger Brauereien abgeschlossen worden.
Irankfurt a. M, 6. April. Die Aktienbrauerei von vormals Henninger Söhne wurde heute früh ein Raub der Flammen. Der Schaden soll beträchtlich sein.
Arankfurt, 1. April. Einer jener Wohl- thäter, welche bartlosen jungen und alten Leuten zu der schönsten Zierde des Mannes verhelfen, wurde heute von dem hiesigen Schöffengericht des Betrugs schuldig befunden und zu 400 Geldbuße verurteilt. Der Kaufmann Ferd. Neter war der Verfertiger von „Dr. Krells Barttinktur" deren Anpreisungen in zahlreichen Zeitungen zu lesen waren. Nach seiner eigenen Angabe hat er schon 30 —40 000 Personen mit seinem Mittel glücklich gemacht. Die Untersuchung ergab, daß die berühmte Barttinktur aus Lein- und Rici- nusöl, Holzkohle, Schwefel, Salpeter und gestoßener Brotkruste besteht, also ebenso wertlos wie wirkungslos ist. Unter diesen Umständen nahm das Gericht an, daß der Angeklagte durch Vorspiegelung falscher Thatsachen einen Irrtum erregte, um sich einen Vermögensvorteil zu verschaffen und erkannte auf obige Strafe.
ILerlin, 5. April. Eine kaiserliche Ka- binetsordre bestimmt, daß, um die Lücken im Offizierskorps auszufüllen, fortab nicht nur Geburtsadel, Söhne der Offiziere und Beamten sondern auch Söhne aus ehrenwerten bürgerlichen Häusern herangezogen werden sollen. Der Kaiser schätze besonders diejenigen Regimenter, in welchen Offiziere mit geringen Mitteln ihre Pflicht freudig erfülle». Zu repräsentieren haben nur die kommandierenden Generale. Der Kaiser mache es den Kommandeuren zur Pflicht, einen geeigneten Nachwuchs von Offizieren heranzuziehen und das Leben i bei dem Offizierscorps einfach und wenig kost-