Hiesiges.
s:j Wildöad, 1. April. Eine schreckliche That wurde am letzten Sonntag abend wieder in unseren Mauern verübt. Der als äußerst roher Mensch bekannte Fuhrmann Gr. hat seinen Schwager den Zimmermann Gutbub ersto ch en und dessenFrau lebensgefährlich verwundet. Der angebliche Grund zu dieser grausigen That war ein Familienzwist, welcher durch die Erbschaft ihrer kürzlich verstorbenen Schwiegermutter entstanden war. Die letztere hatte nämlich den ihrem Schwiegersohn Gr. zufallenden Anteil demselben entzogen und seinem Kinde zuschreiben lassen. Die Schuld an diesem Schritt maß nun derselbe seinem Schwager Gutbub bei. Als der Attentäter Gr. abends vom Wirtshaus heimkehrte fing er zuerst mit seiner Frau Streit an und ging, wie es dabei öfters geschah, zu Thätlichkeiten über, indem er dieselbe an den Haaren umherzog und auf sonstige Weise mißhandelte. Seinem Schwager, dem Flaschnergesellen Schmid, der ins Mittel treten wollte, biß er den Daumen durch. Dann geriet er mit seiner hinzukommenden Schwägerin Gutbub in Wortwechsel wegen der Erbschaftsangelegenheit. Dieselbe ließ nun ihren Mann herbeirufen; welcher als äußerst ruhiger und friedliebender Bürger hier bekannt ist. Kaum hatte derselbe das Zimmer betreten, als der Gr. auch schon auf ihn zustürzte und ihm zwei Stiche in den Hals beibrachte, welche dessen sofortigen Tod zur Folge hatten. Der Frau desselben versetzte er einen Stich in die Schläfe, welcher aber glücklicherweise abglitt und in den Hals eindrang. Dieselbe liegt nun schwer krank darnieder, wird aber wohl gerettet werden können. Bei der erfolgten Festnahme soll sich der Mörder noch sehr frech benommen haben. Die herbeigeeilte Volksmenge befand sich in einer solchen Aufregung über diese Schreckenstat, daß sie den Gefangenen ohne Zweifel gelyncht hätte, wenn derselbe nicht von der Polizei mit blanker Waffe beschützt worden wäre. Bei dem Verhör bezeugte der Thäter nicht die geringste Reue. Er soll schon vorher geäußert haben, er könne nicht mehr verlieren als seinen Kopf. Gestern wurde derselbe in das Amtsgerichlsgefängnis nach Neuenbürg abgeliefert. Die Untersuchung wird nun ergeben, ob der Thäter als er die That vollbrachte bei klarem Bewußtsein war. Voriges Jahr wollte derselbe seinem Leben durch Erhängen ein Ende machen, wurde aber daran noch rechtzeitig verhindert.
— Bei der am 12 . und 13. März d. I. stattgehabten Prüfung der gewerblichen Fortbildungsschule durch Hrn. Professor Baisch haben sich folgende Schüler durch Fleiß, gutes Betragen, sowie durch diesen Winter gesammelte Kenntnisse besonders hervorgethan:
1) Gg. Hauser, Buchdruckerlehrling, bei Hrn. Ehr. Wildbrett.
2 ) Karl Bätzner, Sohn d. Schlossermstr. Bätzner.
3) Gust. Kuch, S. d. Schneiderm. Kuch.
4) Ad.Martini, Lehrling b. Schreinerm. Pfau.
5) Gust. Riexing er, S. des Holzhauers Riexinger.
6 ) Gottl. Eitel, S. d. ch Holzh. Eitel.
7) Friede. Weinbrenner, Lehrling bei Sattlermstr. Eberle.
Die Betreffenden wurden hiefür öffentlich belobt.
WildbaV, 1 . April. Mit Genugthuung tonnen wir heute mitteilen, daß der hier aus-
sprochene Wunsch wegen Anbringung einer ^.uerkarte im hiesigen Wetterhäuschen, dank . -7 Fürsorge der kgl. Badeverwaltung, bereits ui Erfüllung gegangen ist. Vom 1. Mai an
wird die ganze Saison hindurch jeden Tag die graphische (zeichnerische) Darstellung der Wetterlage, verbunden mit Wettervoraussage, ausgegeben von der meteorologischen Centralstation Stuttgart, angeschlagen sein. (Eine ausführliche Erklärung dieser Karte folgt in nächster Nummer, da für dieses mal der Raum zu beschränkt. D. R.)
Tnktchattkndks. Hstern unter'm Schnee.
Erzählung von Heiar. Grans.
Machdruck verboten.^
Wenn die Schwalben ihr Nest bauen, ist es im Anfang für die Alten, wie für die Jungen groß genug; sie alle finden Platz darin, und es fällt den Ersteren nicht schwer, die nötige Nahrung zu beschaffen. Wachsen aber die Jungen mehr und mehr heran, dann wird das Nest zu eng, die Alten lind nicht mehr fähig, für die kräftige Brut genügend Futter zu liefern, flattern ängstlich und mühevoll hin und her, und nun tritt an die Jungen die Notwendigkeit, die Flügel zu entfalten, die eigene Kraft zu gebrauchen und anderswo ihr Glück zu versuchen. —
Auch das kleine Pfarrhaus zu D. . . ., einem Dörfchen am Fuße des Riesengebirges, dicht an der österreichischen Grenze gelegen, war für die Familie nach und nach zu enge geworden, und das bescheidene Einkommen des Pfarrers, welches im Laufe der Jahre keine Steigerung erfahren, genügte nicht mehr, um die inzwischen herangewachsene Kinderschaar zu erhalten. Für Friedrich, dem ältesten Sohn, der einst dem Vater im Amte folgen sollte, hatte man mit großen Opfern die Universität ermöglicht; zwei jüngere Söhne besuchten, mit Stipendien und Freitischen versehen, das Gymnasium in Hirschberg; die älteste Tochter befand sich als Lehrerin in Berlin, die zweite, die leider verwachsen war, führte mit der Mutter den Haushalt, und so blieben noch Hedwig, die jüngste der Schwestern, 18 Jahre alt, und zwei noch unerwachsene Knaben zu versorgen.
In diesem engen, friedlichen Pfarrhause, fernab von der großen Heerstraße des bewegten Lebens, hatte sich in Hedwig eine Schönheit entwickelt, die auf jeden Fremden einen frappierenden Eindruck machte und unwillkürlich die Frage hervorrief: „Wie kommt der Glanz in diese Hütte?" — Eine schlanke, volle und doch graziöse Erscheinung, mit einem so lieblichen Kindergesicht, wie es Defregger seiner Madonna verliehen, und einer süßen, zum Herzen dringenden Stimme, waren die Gaben welche der Himmel diesem Liebling der gesamten Familie verliehen. —
Beim Beginn dieser Erzählung saß an einem schönen Herbsttag Hedwig neben ihrem Bruder, der nach überstandenem Sommersemester die Ferien im Vaterhaus zubrachte, und spielte mit ihm Klavier, während die Eltern gedankenvoll am Fenster in ihren Lehnstühlen ruhten, und die kleine, verwachsene Gertrud mit gerötetem Gesicht den soeben bereiteten Nachmittagskaffe präsentierte. — Die Stimmung war eine recht gedrückte und wurde durch das düstere Musikstück, einen Trauermarsch, nicht verbessert.
Das Loos ihrer Geschwister sollte auch Hedwig teilen, auch sie sollte das geliebte Vaterhaus verlassen und in der Fremde, jenseits des Meeres, ihren Unterhalt, ihr Glück suchen. Die Schwester ihrer Mutter, die sich in Newyork und in guten Vermögensverhält
nissen befand, wünschte nach dem Tode ihres Mannes ihre Nichte Hedwig, die sie aus der Taufe gehoben, zu ihrer Pflege und Gesellschaft zu sich zu nehmen, besten Falls wohl gar zu adoptieren. Ein überreiches Reisegeld war bereits angelangt, und mit dem Eintritt der besseren Jahreszeit, zu Ostern, sollte sie von Bremen aus die Fahrt antreten. Obwohl bis dahin noch mehrere Monate vergehen mußten, so war doch die Trauer der Frau Pastorin und ihres Gatten bei der geringsten Veranlassung, namentlich bei Anfertigung der kleinen Ausstattung, immer eine tiefschmeczliche.
Der Einzige, der diese Stimmung nicht teilte, sie vielmehr durch seinen burschikosen Humor zu verjagen bemüht war, war Friedrich; für ihn galten in seiner Sorglosigkeit Schillers Worte:
„Zeit ist's die Unfälle zu beweinen,
Wenn sie da sind und wirklich erscheinen!"
So sprang er auch jetzt mit dem letzten Accord auf und rief lachend: „Komm, Schwester, nimm Hut und Schirm und laß uns einen hübschen Spaziergang machen. Die Temperatur hier im Zimmer ist noch drückender, als Eure Gemütsstimmung. Luft, Clavigo, Luft! Komm, Hedel!"
Hedwig war nur zu gern bereit, ihm zu folgen, denn der Kummer der geliebten Eltern lag schwer auch auf ihrem Herzen, und in den wundervollen Schönheiten, die das Riesengebirge gerade auf dieser Grenzscheide zwischen Böhmen und Schlesien darbietet, zumal in der prächtigen herbstlichen Färbung hoffte sie sich zu erfrischen, — zu vergessen. Für das letztere that Friedrich das Möglichste, indem er ihr von seinen lustigen Studentenfahrten erzählte und sie sogar dazu vermochte, mit ihm ein Duo zu singen, das in dem hohen, altersgrauen Waldesdom so unendlich geheimnisvoll und feierlich erklang, als wäre Rübezahl ihr unsichtbarer Zuhörer.
So waren sie, singend und plaudernd, über die Grenze gegangen, und kehrten dort in einer böhmischen Baude ein, ein Glas Melnicker zu trinken und den Tanzenden zuzufehen, die sich nach den nationalen Weisen einer böhmischen Musikbanda drehten.
Mitten im höchsten Trubel traten aus dem Walde zwei Jäger in einfacher Joppe, den kleinen steyrischen Hut mit der SpielhahnS- feder keck auf dem Ohr, die Büchse am breiten Riemen über die Schulter geworfen und gefolgt von einem prächtigen gefleckten Hühnerhund. Die Fremden sahen sich ermüdet nach einem Platz um, und da alles bereits besetzt war, traten sie auf Friedrich und Hedwig zu und baten um Erlaubnis, sich an ihrem Tisch niederlassen zu dürfen, eine Erlaubnis, die Friedrich mit studentischer Gradheit bereitwillig gewährte. Durch die hergebrachte Form der Vorstellung, das erste, was in der Gesellschaft geschieht, wenn zwei bis dahin fremde Menschen einander begegnen, erfuhren Friedrich und seine Schwester, daß der Größere der beiden Herren Graf Eugen von Th. . - . sei, dessen Schloß unmittelbar an der schlesischen Grenze lag, und der mit seinem Begleiter, einem Offizier der Josephstätter Garnison, dem Sport der Hühnerjagd obgelegen.
(Schluß folgt).
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