Amts- und Anzeige-Natt für Wildbad und Umgebung.

-'---^

Erscheint jeden Mittwoch und Samstag. Der Abonnements-Preis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Allustrirten Sonntagskkatt für Wildbad vierteljährlich 1 ^ 10 monatlich 40 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 15 ^ ; auswärts 1 45 ^. Be­

stellungen nehmen alle Postämier entgegen.

4----- ^

M«a»

V--.----

^ Der Jnsertionspreis beträgt für die kleinlpaltige Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 8 Pfg., bei auswärtigen 10 Pfg. Dieselben müssen spä­testens den Tag zuvor Abends 4 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Ra­batt. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. Anonyme Einsendungen werden nicht berücksichtigt. -

Nro. 2S.

Samsiag, 29. März 1890

26 . Islwgang.

Anläßlich des bevorstehenden Quartal- Wechsels erlauben wir uns hienüt, die verehrlichen Einwohner Wildbads und Um­gebung zum

Abonnement

auf dieWildba-er Chronik" samt Jllustr. Unterhaltungs-Blatt" ergebenst einzuladen.

Wir werden es uns stets angelegen sein lassen, durch interessante Mitteilungen auf allen Gebieten auch fernerhin das Wohlwollen unserer Leser zu erhalten.

Inserate haben in derWildbader Chronik" besten Erfolg und berechnen wir die dreispaltige Zeile bei Lokal-Annoncen mit 8, auswärtige mit IC Pfg. Bei öfteren Wiederholungen sichern wir hohen Rabatt zu.

Der Abonnements-Preis betrügt in Wildbad vierteljährlich 1 10 ; mo­

natlich 40 Pfg.

Alle nen eintretenden Abonnenten erhalte» einen Wand-Kalender für 1890

Zu recht zahlreichem Abonnement er­gebenst einladend zeichnet

Hochachtungsvoll

Hiedaktion und Werkag

öerWilöbcröer Gtzironik".

Unser Handwerk und die Grotz- Jnduftrie.

Es hat den Anschein, als wollte das Ma­schinenwesen und die mit ungeheurer Geldmacht ausgerüstete Großindustrie den Handwerkerstand vernichten. Jene kleinen Werkstätten mit Meister, Gesellen und Lehrlingen werden jetzt immer seltener. Sattler-, Tischler, Schuh-, Schlosser­und viele andere Arbeiten kommen aus Fab­riken heute so billig zum Angebot, daß der Handwerker schon lange mit letzteren nicht mehr konkurrieren kann. Die Klagen des Kleinge­werbes über jene Massenproduktion erscheinen jedoch keineswegs immer derart begründet, daß ein vernünftiger Mensch eine Rückkehr zu den alten Verhältnissen als wünschenswert hin­stellen möchte. Hat cs doch gerade die Massen­produktion der Maschinenarbeit ermöglicht, daß eine fast unzählbare Menge von Gegenständen heute in der Hütte des Aermsten das Leben würdiger machen und angenehmer gestalten helfen, Gegenstände, die früher nur in den vornehmen Häusern zu treffen waren. Tapeten, Vorhänge, Bilder, Uhren und tausenderlei andere Sachen finden wir heute überall ver­breitet, und niemand mag mehr darauf ver­zichten, weil sie eben das Dasein schöner und

menschlicher machen. Und wer wollte es nicht als einen Segen betrachten, gerade, daß so vieles heute durch die Maschinen hergestellt wird, wozu sonst die weit wertvollere mensch­liche Arbeitskraft nötig war? Die Maschine hat soweit den Menschen von mancher Sklaven­arbeit befreit, und die Entwickelung des Ma­schinenwesens wird hoffentlich fortschreitend dies immer mehr und mehr thun. Diese Macht sollte also, anstatt beklagt, freudig begrüßt werden. Haben doch auch Millionen Menschen dadurch neuen Unterhalt gefunden! Das Klein­gewerbe muß sich allerdings nach und nach daran gewöhnen, vielerlei Artikel gar nicht mehr herzustellen. So mißmutig dies freilich manchen alten Meister stimmen mag, den Mut darf er doch nicht verlieren. Aber das Hand­werk hat seinen goldenen Boden keineswegs verloren, und es ist wahrlich lebhaft zu be­dauern, wenn so mancher intelligente Sohn eines Meisters, anstatt dazu beizutragen, dem Handwerk wieder zum alten Ansehen zu ver­helfen, lieber, nachdem er ein paar Jahre eine höhere Schule besucht hat, einen, wie er glaubt, nobleren" Stand wählt, um dort vielleicht nie etwas Ordentliches zu werden, sondern nur die Zahl der Konkurrenten zu erhöhen.

Im 15. Jahrhundert war Deutschland der Mittelpunkt der Gewerbe, des Handels und aller Bildung, und dies konnte es sein ver­möge einer tüchtigen, kunstreichen, ehrlichen und rechtschaffenen Handwerkerarbeit. Der Hand­werker muß sich aber dessen wieder mehr be­wußt werden, was ihn siegreich machen kann gegen Maschinenarbeit, nämlich der Handfer­tigkeit, in der ihm keine Maschine zu folgen vermag. Die Hand, jenes feinfühlige und ge­schickte Organ des menschlichen Körpers, von so einfacher Mechanik, wird, beherrscht von einem intelligenten Kopf, nach Jahrtausenden noch nicht von Maschinen ersetzt werden können! Wenn eine Handarbeit technische Fertigkeir, Geschmack, Schönheitsgefühl und besonders praktische Brauchbarkeit verrät, so wird sie noch stets lieber gekauft werden als manche Ma­schinenarbeit, welche in ihrem gleichmäßigen Einerlei nicht überall jedem behagen mag. Zum Beispiel: Die Schuhfabriken haben ge­wiß vielerlei Leisten für jedes Alter und Ge­schlecht, aber so gleich geformt und gewachsen sind ihnen zu lieb die Füße doch nicht, daß ein geschickter Schuhmacher nicht mit der nö­tigen Fertigkeit seiner Kunst uns einen beque­meren guten Schuh machen könnte, der unserem Fuß besser paßt und ihn weniger drückt. Es geht die Forderung oft zu weit, wenn jeder Fuß dem Fabrikleisten sich anpassen soll; frei­lich oft genug wird er thörichter Weise dazu gequält! Und Aehnliches gilt von jedem Hand­werk. Sorgfältigen Fleiß, der ja, wie Benj.

Franklin sagt, die Mutter des Glückes ist, und gründliche Kenntnis seines Geschäftes wird sich freilich der Handwerker mehr als je an­eignen müssen, um den Kampf mit dem Groß­gewerbe ausnehmen zu können; davon gelau­fene leichtfertige Lehrlinge, welche selbstständig Geschäfte beginnen, werden den guten Ruf ihres Handwerks schwerlich begründen und heben helfen. Aber noch etwas! Der Hand­werker muß bei seinen Ein- und Verkäufen auch Kaufmann sein; er muß kalkulieren, d. h. er muß genau bis auf den Pfennig berechnen, ob er den Preis des eingekaufren Rohmaterials zuzüglich der Zinsen bis zu dem näher oder oft ferner liegenden Verkaufstermin seines Ar­beitsproduktes wieder löst und noch so und so viel mehr für die Arbeit selbst. Diese Be­rechnung ist nicht so leicht, als sich viele vor­stellen; sie bedarf weiser Einsicht und großer Vorsicht. Da werden bei Submissionen gar oft Angebote gemacht, die so niedrig sind, daß der Auftrag den Lieferanten ruinieren muß! Dann kommt der redegewandte Geschäftsrei­sende mit vielen schönen Plustern und der Handwerker läßt sich verleiten, mehr Material zu kaufen, als er vielleicht nach langer Frist wieder verkaufen kann; er bekommt nutzlose Ladenhüter. Hat er vielleicht gar einen Wechsel unterzeichnet, den er einlösen muß, als der vierte Teil der Ware verarbeitet und an ihn bezahlt ist, so ist das Unglück fertig. Also 1. höhere Geschicklichkeit, kunstvolle und prak­tische Produktion; 2. vorsichtiger Einkauf und wohlüberlegte Kalkulation oder Berechnung und womöglich Barzahlung, denn diese macht das Rohmaterial billiger; 3. Sparsamkeit: Das sind die Zauberformeln, die dem Gewerbe in Zukunft zum Sieg verhelfen werden.

Württemberg.

Gestorben: 22. März zu Eckartshausen Großhändler Heinrich Roth; 24. März zu Stuttgart 1)r. Karl Grosmann, Professor a. D., 63 I. a.

Stuttgart, 26. März. Se. Maj. der König hat an den Fürsten von Bismarck aus Anlaß seines Rücktritts ein huldvolles Hand­schreiben ergehen lassen, welches vom Fürsten mit wärmstem Dank erwidert worden ist.

Unter den 152 Schulaspiranien, welche infolge der vom 11.13. März abgehalte­nen Vorprüfung für den Volksschullehrerberuf ermächtig worden sind, befinden sich: Emil Bachteler von Gräfenhausen, Friedrich Pfeiffer von Dobel.

Dem Vernehmen nach steht der Ueber- tritt des L.G.R.Frhrn. v. Gül ilin gen vom Amtsgericht Stutgart in ein Landgerichtskol­legium in einiger Zeit bevor. Mögen unsere Parteifreunde sich rechtzeitig darauf vorbereiten.