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Sarge zur Bahn getragen, begleitet von nur wenigen Freunden u. Anverwandten. Der Leichnam wird zur Feuerbestattung nach Gotha überführt. Die Verstorbene wurde ihrem Manne auf seiner Reise durch Arabien geraubt. In der mehrjährigen Gefangenschaft wurden ihr die Finger und Zehen alle abgebrochen und die Nase abgeschnitten, weshalb sie sich auch stets nur verschleiert sehen ließ. Als sie die Freiheit erlangte, kehrte sie zu ihrem Manne zurück und lebte mit der ihm unterdessen zur linken Hand angetrauten dritten Gemahlin bis zu ihrem Tode zusammen.
Alm, 21 . Sept. (Münsterbau.) Am Aufbau der Pyramide ist nunmehr auch das j vierte Feld versetzt; damit sind nahezu zwei Stockwerke des neuen Gerüstaufbaucs erreicht. Mit der Aufstellung der großen Orgel ist man gegenwärtig an der Stimmung der Register; es ist diese Tonarbcit ziemlich umfangreich.
Wiöerach, 23. Sept. In Boflitz, Gemeinde Eberhardzell, sind gestern Abend zwei große Bauernhöfe vollständig niedcrgebrannt.
Leutkirch, 22- Sept. In den Allgäuer Alpen ist diese Nacht tiefer Schnee gefallen. Rindalphorn, Stuiben, Daumen und alle Vorberge sind ganz herab mit Schnee bedeckt. Gestern vernahm man zweimal Donner. Bei dem Gewitter am Abend fiel Hagel. Man erinnert sich schon seit längerer Zeit nicht mehr solch unfreundlichen Herbstanfanges.
Rundschau
Aurlach, 17. Septbr. Ein großartiger Leichenzug gab gestern in hiesiger Stadt den irdischen Ueberresten des seinen Verletzungen von eigener Hand erlegenen Soldaten Hänel, 17. preuß. Infanterie-Regiments, das Geleite, um zu zeigen, wie sehr die Einwohnerschaft die Handlungsweise verdammt, die den Mann in den Tod trieb. — Wie wir hören, wird beabsichtigt, für die hinterlassene arme Mutter des Verstorbenen eine Sammlung zu veranstalten.
— Die Naturforscher-Gesellschaft in Keidekkerg hat den neuen Statuten-Entwurf mit einigen Aenderungen angenommen. Zum ständigen Sitz der Gesellschaft wurde Leipzig, zum Vorstand der Professor A. W. Hofmann in Berlin und zum nächstjährigen Versammlungsort Bremen gewählt.
Hlürnöerg, 23. Sept. In dem bekannten Schukcrtschen Elektrizitätswerk streiken 150 Arbeiter, die sich wegen der Entlassung eines Arbeiters solidarisch erklärten.
Wegensöurg, 19. Septbr. Die 24. Wander'versammlung deutscher und österreichischungarischer Bienenwirte, welche dieser Tage Hierselbst zusammengetreten, nahm einen in jeder Beziehung glänzenden Verlauf. Die mit der Versammlung verbundene Ausstellung war reichhaltiger als die im Jahr 1887 in Stuttgart abgehaltcne. Unter den ausgestellten Geräten waren zwei neue, recht praktische: 1) ein Schwarm-Automat, der das Durchgehen der Schwärme verhindern soll, und 2) eine neue Kunstwabenpresse. Die Verhandlungen selbst nahmen fast drei Tage in Anspruch. Altmeister Dr. Dzierzon sprach über „das Heizen der Bienenstände" und verwarf dasselbe; Pfarrer Baetz über „die Körbs'sche Kunstwabe", welche ebenfalls verworfen wurde. Lehrer Heck aus Dudenrod bei Büdingen über „Wanderung mit Bienen"; Pfarrer Hergen- röiher über das Thema: „Ist der Besitzer des beraubten Stocks immer der schuldige Teil?" Die Antwort ging im Wesentlichen dahin: größtenteils, aber nicht immer; Pfarrer Benda: „Sind die Eingriffe des Bienenzüchters in die Thätig« eit des Bienenvolks durchaus schädlich?" Antwort: Nein, oft sehr notwendig.
Werksn, 24. Septbr. De» Ausfall der Wahlen in Frankreich zu Gunsten der gemäßigten Republikaner betrachtet man hier als ein die Friedensaussichten vorläufig verstärkendes Ereignis. — Der Besuch des Zaren ist jetzt auf den 9. Oktober angesagt.
— Es ist nunmehr endgiltig entschieden, daß der Kaiser zur Verwählungsfeier seiner Schwester nach Athen reisen wird. In Athen hat man übrigens schon seit längerer Zeit auf die Anwesenheit des deutschen Kaiserpaares mit voller Sicherheit gerechnet. Der Staatssekretär der auswärtigen Angelegenheiten, Graf Herbert Bismarck, wird den Monarchen aus seiner Fahrt nach Athen begleiten.
— Für das deutsche Bundesschießen in Berlin sind an Geldmitteln bisher 100 000 zusammengebracht. 3—400000 wird man gebrauchen, falls die geplanten großartigen Baulichkeiten auf dem Festplatz, dem bei Plan- kow belegenen Grundstück des Lieutenants Schwarz, vollständig zu Ausführung kommen sollen.
— Aus vielen Gegenden der Alpen, sowie der böhmisch-schlesischen Gebirge werden Schnee- fälle geschrieben.
Waris, 23. Sept., vorm. Bekannt sind 535 Wahlergebnisse. Hievon Republikaner 222, Monarchisten und Boulangisten 152, Stich- Wahlen 161, wovon 117 für die Republikaner günstig sind.
— Nach einer Mitteilung des Ministeriums des Innern sind von 576 vorzunehmenden Neuwahlen 560 bekannt. Gewählt sind 224 Republikaner, darunter 167 gemäßigte, 57 radikale; ferner 159 oppositionelle: nämlich 86 Royalisten, 51 Bonapartisten, 22 Boulangisten, 177 Stichwahlen erforderlich, wovon man bei 135 einen für die Republikaner günstigen Ausfall erwartet. Die Mitteilung schließt, die neue Kammer werde etwa 369 Republikaner, 201 Oppositionelle zählen. Aus den 10 Wahlen in den Kolonien sind noch 6 unbekannt.
Wom, 20. September. Am heutigen Jahrestage des Einmarsches der italienischen Truppen in Rom ist die Stadt festlich geflaggt. Um 11 Uhr ertönte zur Erinnerung an die Stunde, wo vor 19 Jahren der Einzug erfolgte, die große Glocke des Kapitols. Der Bürgermeister, der Vorstand des Veteranenbundes und Menotti-Garibaldi hatten patriotische Aufrufe an die Bevölkerung erlassen.
Aus Hueöec, 20. Sept. wird ausführlich über den furchtbaren Erdrutsch, der am 19. ds. startfand, gemeldet: Die Hunderttausende von Zentnern wiegende Felsmasse brach unterhalb der Königs-Bastion auf der Zitadelle ab und stürzte in die 300 Fuß tiefer gelegene Champlain-Stroße hinab. 7 Häuser wurden zerstört. Die Insassen, meistens Hafenarbei- tcrfamilien, wurden unter den Trümmern begraben. Bis Mitternacht wurden 14 Leichen aus den Trümmern hervorgezogen und 27 Personen wurden furchtbar verstümmelt aufgefunden. 100—200 Personen sind im Ganzen von der Felsmasse begraben worden. Der Verlust an Eigentum beziffert sich auf mehr als 100 000 Dollars.
Are Msterrnüyl'e.
Eine Dorfgeschichte von Hermann Robolsky.
(Nachdruck verboten.)
s2j (Fortsetzung.)
Die öffentliche Meinung bezeichnte dies Testament als gefälscht; doch war allen gesetzlichen Vorschriften bei Aussetzung des Dokumentes strikte genügt, und auch die Unterschrift
der Erblasserin schien faktisch von ihr selbst herzurühren. Das nicht fehlende Dienstsiegel und die Beglaubigung eines sehr bekannten Notars ließen darüber sogar keinen Zweifel aufkommen. Die beiden mitunterzeichneten Zeugen nun galten allerdings als zwei im Dorse gerade nicht absonderlich gut beleumundete Menschen; indessen waren sie noch nicht bestraft und befanden sich im Vollgenuß der bürgerlichen Ehrenrechte.
Als Heinrich Pahl von dem sonderbaren Vermächtnis seiner Mutter Kenntnis erhalten, stutzte er allerdings; indeß glaubte er, durch ein Zusammengehen mit seinem durchaus praktischen Stiefvater später die Mühle und die Landwirtschaft tüchtig in Aufschwung zu bringen. Leider sah er sich in seinen Voraussetzungen vollständig getäuscht. Mit dem „Alten" war wirklich beim besten Willen „nicht zu kramen", wie man im gewöhnlichen Leben zu sagen pflegt. Hartwig opponierte geradezu aus Eigensinn und Mißtrauen gegen Alles, was der junge Müller nur irgend verbessern wollte, obwohl er im Stillen sich von der Tüchtigkeit des Strebsamen vollständig überzeugte.
Es schien, als wenn der Meister fürchtete, von dem Gesellen aus seiner Besitzstellung verdrängt zu werden; deshalb betonte er auch bei jeder Gelegenheit, daß die Mühle ihm gehöre.
Wie das so im Leben geht, fehlte es nicht an guten Freunden, die sich abmühten, den jungen Pahl gegen den harten Vater in Harnisch zu bringen. Auch über das verdächtige Testament hatte man dem sonst harmlosen Jüngling alle möglichen und unmöglichen Dinge erzählt. Heinrich schüttelte zu alledem abergläubisch den Kopf und meinte, seine Mutter müsse das sonderbare Vermächtnis im Zustande nicht völliger Ueberlegung gemacht haben. Wenn sein Stiefvater des Schaffens satt und müde wäre, fiele doch das Erbgut seiner Vorfahren wieder an ihn und er sei noch jung, um warten zu können.
Die meisten Bauerslmte des Ortes wunderten sich über den „dummen Hinrik", der sich so offenbar betrügen lasse. „Warte nur. Du gutmütiges Schaf," sagte warnend der Krugwirt eines Tages zu dem einkehrenden Burschen. „Bist Du erst wieder aus dem Hause, wird sich Dein schlauer Stiefpapa wahrscheinlich nochmals verheiraten. Bekommt er dann Familie, so kannst Du später mit Deinen paar Thalern und langer Nase abziehen und Du bist auf immer herausgedrängt."
Pahl ging nach solchen Warnungen in der Regel zu dem ihm befreundeten Dorfmusikanten, dem er das Gehörte mitteilte und um Rat in der „verflixten Geschichte" fragte. Der alte Geiger war aber nicht der Mann, der Vater und Sohn gegen einander aufhetzte, wie Hartwig irrtümlich stets behauptete. Walther redete immer nur zum Besten und vermahnte den Jüngling, Alles ruhig der Zeit zu überlassen, da jetzt nichts in der Sache zu ändern sei, und wenn das Gerede der Leute auch auf Wahrheit beruhe. (Forts, f.)
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