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zu Rat gezogen, und da dieser kein wirkliches Uebel entdecken konnte, verordnte er auf alle Fälle eine Seebadekur, so daß das würdige Paar sich in wenigen Tagen schon am Strande der Nordsee befand, hoffend, für das kranke Herz da Heilung zu finden.
Aber auch das junge Paar war nicht so glücklich, wie man es bei so liebender Vereinigung denken sollte. Auch an Marias Herzen nagte der Gram und die Sehnsucht nach den Eltern; sie konnte es nicht überwinden, aus ihrem Herzen und Hause so vollständig verbannt zu sein. Durch die überstandene schwere Krankheit war ihre Kraft nachhaltig erschüttert und wollte bei dem beständigen Seelenleiden sich durchaus nicht wieder befestigen. Endlich folgte der Gatte, der mit namenlosem Kummer Maria hinwelken sah, dem Rat des Arztes und schickte sie mit dem fünfjährigen Töchterchen ins Seebad, demselben, das zur nämlichen Zeit von seinen Schwiegereltern ausgesucht worden; nach Beendigung der notwendigsten Geschäfte wollte er Frau und Kind Nachfolgen und einige Wochen bei ihnen verweilen.
Es war an einem sehr heißen Tage. Wie er es seit seiner Anwesenheit im Bade gewohnt war, saß van Buren auf einer schattigen Bank im Strandwäldchen, während seine Gattin ihr Mittagsschläfchen hielt. Ein allerliebstes kleines Mädchen, das täglich mit der Bonne während der Siesta der Eltern hieherkam, leistete ihm auch heute Gesellschaft. Die beiden, der alte Herr und das Kind, waren innige Freude geworden; ein gewisses Etwas in den heitern Zügen der Kleinen erinnerte van Bursa an seine Maria und gerade deshalb scheute er sich, sie nach ihrem Namen zu fragen; doch war ihm das Spiel und Geplauder mit ihr zu einer lieben Gewohnheit geworden. 'Die Zeit seines Aufenthaltes ging zu Ende, — wie würde er, in sein stilles Haus zurückgekehrt dies Kind, dies silberhelle Lachen, dieses süße Getändel, das sein altes Herz wundersam erwärmte, entbehren können? — Die Kleine hatte es ihm angethan, ganz verjüngt fühlte er sich in ihrer Gesellschaft; wahrhaftig, der Mantel wurde ihm, dem allezeit Frostigen, schon lästig; nun, ihn selbst wagte er nicht abzulegen, aber den Pelzkragen konnte er wohl müssen. Bedächtig hakte er ihn ab und legte ihn auf die Bank. „So recht, Onkel," rief das kleine Mädchen, „Du sollst nicht immer mit dem garstigen Kragen gehen, alle Leute lachen Dich aus, weil es doch Sommer ist und keiner so geht; sie sollen aber mein gutes, liebes Onkelchen nicht auslachen." Kosend hing
sich das Kind an seinen Hals, dann sprang es plötzlich zur Erde, ergriff den Mantelkragen und lief pfeilschnell mit ihm davon. „Da, jetzt nehm ich ihn Dir weg, fange mich, wenn Du ihn wieder haben willst," rief der Wildfang lachend und sprang weiter, ohne auf den Zuruf der Bonne zu achten. Langsam und gleichfalls lachend war der alte Herr aufgestanden, um wenigstens zum Schein die Verfolgung des Flüchtlings aufzunehmen, dessen freiwillige Rückkehr er sicher erwartete; aber bald sah er, daß von anderer Seite seine Flucht abgeschnitten wurde. Ein Herr kam der Kleinen gerade entgegen und fing sie in seine Arme auf; eine Dame gesellte sich dazu, man sprach eifrig auf das Kind ein, das mit dem Finger nach der Bank zeigte, endlich nahm die Dame den Kragen aus seiner Hand, augenscheinlich um ihn dem Besitzer wieder zuzustellen, aber nach einem Blicke auf den geraubten Gegenstand hemmte sie ihren Schritt und schien sich fest auf ihren Begleiter zu stützen, der ebenfalls den Kragen musterte. Va» Buren war der Gruppe allmählich näher gekommen, doch nicht so nahe, um die Züge der Personen unterscheiden zu können; jetzt aber betrat er die kleine Waldlichtung, auf der sie sich befanden und sah sich plötzlich einer bleichen Frau, einem schönen, jungen Mann gegenüber, deren Züge ihm nur zu wohl bekannt waren. „Vater, lieber Vater," tönte es von den Lippen seiner Tochter, die vor ihm niedergesunken war und seine Knie umfaßte; „vergieb, verzieh deiner Tochter, die nie aufgehört hat, sich nach dir zu sehnen." „Vergebung!" flehte auch der Gatt, „geben sie ihrer Tochter das Leben wieder, das vom Gram aufgerieben wird." — „Ja, Vater, verzeih'," schluchzte die Mutter, die unbemerkt dazu gekommen war und neben der Tochter niederkniete, sie zärtlich umfangend. Mit umdüstertem Blick stand der alte Mann; der tiefe Groll, den er jahrelang genährt, wollte selbst dieser Begegnung nicht weichen. Trotzig schickte er sich an, den Platz zu verlassen, — da fühlte er sich von zwei kleinen Händen festgehaten. „Onkel," rief seine Enkelin, „wer wird so böse aussehen? Es war nur Spaß von mir, daß ich dir den Kragen wegnahm, -— deshalb brauchst du meine liebe Mama nicht zum Weinen zu bringen. Wenn du sie jetzt nicht gut machst, spiele ich nicht mehr mit dir." — Hatten die Kinderhände wirklich so viel Kraft oder war sein Widerstreben nicht allzu groß? genug, im nächsten Augenblicke hatte die Kleine ihn zu den knieenden Frauen geführt und, er wußte selbst nicht wie, dahin ^
gebracht, sie aufzuheben und an sein Herz zu ziehen. — „Weiß Gott", stammelte er, „das kleine Mädel hat mich so zum Schwächling gemacht, daß ich den Groll nicht festhalten kann, ob ich auch möchte; und dann das alte Haus ist so einsam, ss kalt, mir graut davor, — und endlich, der liebe Gott muß doch seine besondere Absichten haben, daß er mich erst durch diesen alten Mantelkragen mein Kind verlieren läßt, und mich dann zwingt, dem Dinge nachzulaufen, um zwei Kinder wiederzufinden. E. Ludwig.
Ar. 361 des praktischen Wochenblattes für alle Hausfrauen „Ziürs Kaus" (vierteljährlich nur 1 Mark) enthält:
Wochenspruch:
Zwei sind der Wege, auf welchem der Mensch zu Tugend emporstrebt: Schließt sich der eine Dir zu, thut sich der andere Dir auf.
Handelnd erringt der Glückliche sie, der Leidende duldend,
Wohl ihm, dem sein Geschick liebend auf beiden geführt.
Herbstlied. (Gedicht.) „Es geht nicht!" Aufbewahrung der Nahrungsmittel. Ersatz für Zucker. Buchöl. Wie werde ich mit meinen Weihnachtsarbeiten fertig? Die armen Fische. Tante Juliens Hochzeitsgeschenk. (Erzählung). Fremdenführerinnen. Unterleibsleiden. Eiternde Wun^ Reise nach Hamburg.) Samendüten. Lunaria, Anzug für eine goldene Jubelbraut. Spitzenkragen. Grenadin-Kleid. Vergiftung durch gefärbte Kleider. Hunde auf Reisen. Gasersvarnis. Schmuck für Hängelampen. Goldrahmen aufzufrischen. Bemalen von Kachelöfen. Hohe Haartracht. Kräuseln des Stirnhaars. Das Haar Genesender zu machen. Fliedersuppen - Extrakt. Weintrauben bis zum Frühjahr frisch zu erhalten. Gedrocknete Pilze. Reicher Küchenzettel. Rätsel. Auflösung des Rätsels in Nr. 358. Neue Dichterstimmen. Fernsprecher. Echo. Briefkasten der Schriftleitung.
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